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(Bild: Ginzinger)

Eine gute, auf tiefem Vertrauen und Respekt beruhende Kundenbeziehung lässt sich durchaus mit einer Hochzeit vergleichen: Wenn man sich am Ende entschieden hat, den Bund fürs Leben einzugehen, hofft man, dass der Satz „Bis der Tod euch scheidet“, erst nach vielen glücklichen Jahren des Beisammenseins zutrifft. Gott sei Dank tritt der Fall vorzeitigen Ablebens eines Ehepartners nicht so häufig ein, wie es bei den heimischen EMS-Anbietern in der nahen Zukunft durchaus der Fall sein wird. Glaubt man einschlägigen Expertisen, soll sich die Zahl der derzeitigen 500 EMS-Anbieter im DACH-Raum in den kommenden Jahren halbieren. Diese Entwicklung ist besorgniserregend.

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Über die Jahre hat sich Ginzinger eine hohe Kompetenz in Entwicklungs-Dienstleistungen erarbeitet und kann auf ein fundiertes Embedded-Know-how verweisen. Ginzinger

Hauptgrund für den drohenden Niedergang sind die nahezu austauschbaren Dienstleistungsprofile der Unternehmen: Der EMS-Markt ist groß und stark umkämpft. Auch unzählige ausländische Anbieter, die oft dieselbe, ja sogar höhere Qualität zu besseren Preisen fertigen, setzen die Branche unter Druck. Einen klaren Vorteil in der Umwerbung neuer Partner werden künftig vor allem Betriebe mit hoher Flexibilität und speziellen Kompetenzen haben. Auch die Konzentration auf spezielle Branchen ist genauso eine Option wie Kundennähe: Bei Problemen möchte der Kunde schnell jemanden vor Ort wissen

 

Embedded-Know-how für die Zahnmedizin

Ein Surplus ist die kundenspezifische Entwicklung im eigenen Haus. Ein logischer Schritt, denn das Hardware-Design ist der wichtigste Grundstein für eine optimierte Serienproduktion, weshalb Geschäftsführer Herbert Ginzinger betont: „Wir haben es uns auf die Fahnen geschrieben, aus Leidenschaft zur Technologie rasch auf neue Herausforderungen zu reagieren und nicht aufzugeben, bis eine Lösung gefunden ist.“ Die Kosten einer elektronischen Baugruppe werden im Prozess der Produktion durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst. Der wohl größte Kostenhebel wird beim Platinenlayout und der Positionierung von Bauelementen definiert. Ein durchdachtes Layout bedeutet wichtige Zeit- und Kostenersparnisse in der Produktion. So ist es auf alle Fälle ein Vorteil, wenn Hardware-Designer im Haus die komplette Entwicklung des Kundenproduktes übernehmen, da sie über die Abläufe und Prozesse der anschließenden Produktion der Baugruppen im Bilde sind. Ein anders gedrehter Chip oder eine verlegte Leiterbahn helfen dann oft schon, um Serienkosten deutlich zu senken. Hier bedeuten kleine Ursachen eine große, kostenintensive Wirkung.

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Die skalierbare Bestück-Plattform NXT-III von Fuji Europe weist auf die Bedürfnisse von Ginzinger abgestimmt insgesamt acht Module auf. Ginzinger

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Carina Schnaitl, Entwicklerin von W&H: „Uns war von Anfang an klar, dass wir die gesuchten Embedded-Linux-Lösungen außer Haus entwickeln lassen.“ Ginzinger

Der österreichische EDMS-Anbieter (Electronics Design and Manufacturing Service) Ginzinger Electronic Systems konzentriert sich darauf, Kosten-, Energie- und Platzvorteile intelligenter Produkte aus der Konsumelektronik für industrielle Anwendungen nutzbar zu machen. Schon vor zehn Jahren setzte das rund 20-köpfige Team aus Hard- und Softwareentwicklern in der Entwicklung den Schwerpunkt auf kundenspezifische Embedded-Linux-Lösungen. Linux als Betriebssystem für Embedded-Systeme hat heute in vielen Geräten des Alltags Einzug gehalten, von der Obstwaage im Supermarkt bis zum WLAN-Router zu Hause. Es erweist sich schon seit geraumer Zeit als zuverlässige und robuste Plattform für Industriegeräte. Ginzinger bietet für die Geräte seiner Kunden eine eigene, im Baukastenprinzip gestaltbare Hard- und Softwareplattform mit einer Gelin-Linux-Distribution. Das Unternehmen begleitet seine Kunden und deren Produkte von der ersten Idee, dem Design, über die Fertigung bis hin zur Abkündigung des Produkts über den gesamten Produktlebenszyklus.

 

Ginzingers Embedded-Know-how überzeugte auch W&H Dentalwerk Bürmoos aus Salzburg mit weltweit 1200 Mitarbeitern. W&H ist Hersteller für zahnmedizinische Präzisionsprodukte und lancierte im Jahr 2014 sein erstes Produkt mit grafischem User-Interface und Embedded Linux als Betriebssystem. „Für die eigene Entwicklung fehlte uns das technische Know-how und auch die personellen Ressourcen. Uns war von Anfang an klar, dass wir die gesuchten Embedded-Linux-Lösungen außer Haus entwickeln lassen“, erläutert Carina Schnaitl, Entwicklerin von W&H. Diese Erkenntnis war größer als die Angst, sich in eine liefertechnische Abhängigkeit zu manövrieren. Gemeinsam bemüht man sich, die Produkte laufend weiter zu entwickeln, um am Markt wettbewerbsfähig bzw. führend zu bleiben. „Wir bekennen uns zu einer eng vernetzten Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten. Damit dies wirklich funktioniert, bedarf es wesentlicher Werte wie Verlässlichkeit, Kompetenz, Fairness und eines respektvollen Umgangs“, unterstreicht Johann Eibl, Mitglied der Geschäftsleitung von W&H, die Wichtigkeit einer guten Partnerschaft.

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Für die Zukunft gerüstet: Die neue SMT-Linie, die Anfang 2018 installiert wurde ist die größte Investition der Firmengeschichte. Ginzinger

Querdenken, um Probleme zu lösen

Eine Hürde galt es beim Verlöten einer Flex-Leiterplatte des Kunden W&H zu nehmen. Das Ginzinger-Team des Prüfmittelbaus versuchte, einen Prozess zu (er)finden, damit die Serie schneller produzierbar wird. Da es nicht möglich war, Kontaktstifte mit einer Größe von 0,5 mm auf eine Flexplatine zu verlöten, wurde eine induktive Lötvorrichtung entwickelt. Die Kontaktstifte werden dabei in einem Metallblock positioniert, welcher mit dem Flexprint verbunden ist. Die Konstruktion wird dann im Lötgerät durch Induktion erhitzt, wodurch die Stifte mit dem Flexprint verlötet werden.

 

Die Spezialisierung auf zusätzliche Services wie das Layouten von Leiterplatten, die Softwareentwicklung, oder auch der Prüf- und Testmittelbau sind wichtige Faktoren sowie Qualitätsmanagement und Qualitätssicherung. Eine hundertprozentige Rückverfolgbarkeit bis hin zum einzelnen Widerstand, Einblick für die Kunden ins Produktions-Planungs- oder ERP-System des Produzenten, automatisches Generieren und Zusenden von Test- und Prüfprotokollen, sind weitere Maßnahmen, die die enge Zusammenarbeit weiter vertiefen können. Im Hinblick auf Industrie 4.0 und Big Data tun sich noch so manche interessante Technologien auf, die genutzt werden können.

Von der Idee bis zur Serienproduktion

Ein Beispiel für einen Betrieb, der den Weg der Spezialisierung konsequent verfolgt, ist der Elektronikspezialist Ginzinger Electronic Systems aus Weng im Innkreis in Oberösterreich. Das mittelständische Unternehmen existiert seit 27 Jahren. Fast genauso lange setzt Herbert Ginzinger, Geschäftsführer des Familienunternehmens, auf die Kombination von Entwicklung und Fertigung. Mit derzeit 90 Mitarbeitern realisiert das Unternehmen maßgeschneiderte elektronische Baugruppen für die Industrie-, Medizin- und Automatisierungsbranche.

Von bereits gemachten Erfahrungen profitieren Ginzinger-Kunden laufend. Ein gutes Beispiel ist der 2017 veröffentlichte „EMS-Design Guide“, ein Handbuch für Kunden und Interessenten, um diese Schritt für Schritt beim Hardware-Design zu unterstützen. Über 25 Jahre Erfahrung in der Produktion sind in diese nützliche Broschüre gepackt, die über die Website angefordert werden kann.

 

Investitionen im Maschinenpark

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, hat Ginzinger Anfang 2018 in die Produktion Investiert: Installiert wurde in eine komplett neue Produktionslinie und andere Geräte zur Modernisierung der Dienstleistungen. „Stetig steigende Qualität, Quantität, Flexibilität und zunehmende Miniaturisierung bei steigender Komplexität haben die größte Investition unserer Firmengeschichte veranlasst“, erklärt Herbert Ginzinger. Mit der acht Module umfassenden skalierbaren Bestück-Plattform NXT-III von Fuji Europe werden bis zu 70.000 BE/h auf Leiterplatten bestückt.

Zur neuen Anlage zählen auch das Inline-Lasermarkiersystem Insignum 4000 von Asys zur kundenspezifischen Seriennummern- und Codegenerierung auf Leiterplatten, der vollautomatische Pastendrucker MPM Momentum Elite, das 3D-SPI aSPIre3 von Koh Young zur Kontrolle des Pastendrucks vor der Bestückung und die 14-Zonen-Reflow-Lötanlage Centurion CT1040A von Vitronic Soltec, die auch unter Stickstoff heizt. Auch wurde in ein 3D-AOI Zenith von Koh Young investiert. Ergänzend zur neuen Linie wurden ein Lötroboter für die Produktion und ein hochmodernes Röntgengerät mit Computertomografie-Modul, das Quadra 7 von Nordson Dage, zur Baugruppenanalyse angeschafft. Es ermöglicht den Blick in das tiefste Innere von Chips und Baugruppen. Durch einen Schrägblick von bis zu 70 Grad ist es möglich, alle relevanten Lötstellen hinsichtlich Füllgrad und weiterer Qualitätsmerkmale zu überprüfen. Das Röntgengerät wird auch für eine eigene, unabhängige Dienstleistung im Bereich Qualitätssicherung angeboten. Röntgenbilder werden betreut erstellt, anschließend erfolgt die Hilfestellung bei der Interpretation der 3D-Schnittbilder.

electronica 2018: Halle A2, Stand 337

Andrea Renezeder

Marketing von Ginzinger Electronic Systems

(mrc)

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Unternehmen

Ginzinger electronic systems GmbH

Gewerbegebiet Pirath 16
4952 Weng im Innkreis
Austria