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Standort mit langer Tradition: Der 1991 gegründete Elektronikfertigungs-Dienstleister BuS Elektronik Riesa resultierte aus VEB Robotron Elektronik Riesa. 2014 wurde BuS Elektronik eine hundertprozentige Tochter von Neways Electronics International und zum 1. April 2017 hörte der Name BuS Elektronik am Standort Riesa auf zu existieren. (Bild: Neways)

Es ging nicht nur um die strategische Ausrichtung der auf dem internationalen EMS-Parkett erfolgreich agierenden Neways Electronics International. Auch Trends sowie die zukünftige Ausrichtung der Arbeitswelt und des Alltags wurden an diesem Fachpodium auch anhand der Unternehmer Magnus Kalkuhl und Philip Dickmann aufgezeigt. Geschäftsführer Oliver Seifert ließ es sich nicht nehmen, die etwa 40 Gäste zu begrüßen und die wichtigsten Eckdaten des Unternehmens vorzustellen. Neben dem Hauptstandort in Riesa unterhält der 1991 gegründete EMS seit 2012 auch einen Standort im tschechischen Děčín. Damals ging der Standort mit 20 Mitarbeitern und einer Fläche von 1800 m² an den Start; heute umfasst er 150 Mitarbeiter auf einer Produktionsfläche von 3750 m². Noch unter der Ägide von BuS Elektronik wurde 2013 das Unternehmen Software + Systeme Erfurt (SSE) übernommen. Im Jahr 2014 schließlich wurde BuS Elektronik eine hundertprozentige Tochter von Neways Electronics International und zum 1. April 2017 hörte der Name BuS Elektronik am Standort Riesa auf zu existieren.

 

Mit den beiden Standorten Riesa und Děčín vermag Neways den Kunden ein lückenloses Leistungsspektrum zu offerieren, also Lösungen für den kompletten Produktlebenszyklus von der Entwicklung bis zum After-Sales-Service: sowohl von elektronischen Baugruppen als auch von komplexen elektronischen Systemen (Box-Build). Heute produziert der EMS auf einer Fläche von 21.000 m² an beiden Standorten. Für etwa 100 Kunden wurden im Jahr 2016 rund 1 Mrd. Bauelemente auf über 2500 Leiterplattentypen in Stückzahlen von 1 Stück bis 6 Mio. Stück gefertigt. Dafür sorgen die derzeit 900 Mitarbeiter an beiden Standorten. Als wichtigste Geschäftsbereiche beziffert Seifert Automotive mit 50 Prozent des Umsatzes und Industrie mit 25 Prozent des Umsatzes. Zudem betreut man Kunden aus den Bereichen Medizin und Sicherheit (11 Prozent) sowie Transport (10 Prozent).

 

Keynote: iEMS – Fit for the electronic future

Das kleine „i“ wurde vielleicht zu einem der wichtigsten Buchstaben der modernen Welt. Doch noch wird oft gerätselt, wofür es wirklich steht. Kaum andere Produkte wurden jemals so legendär, auch wegen ihrer eigenartigen Namen mit immer dem gleichen Buchstaben zum Beginn: Gemeint sind iPhone, iMac, iPad, iTunes. Mitgründer Steve Jobs legte sich auf das „i“ fest, da er Nutzer des iMac (1998) vor allem eines tun sah: Im Internet surfen. Gleichwohl kann das „i“ auch für Individuum, Instruktion, Information und Inspiration stehen.

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Verbindendes Element zwischen den Vorträgen ist die Moderation. Der Technologietag war in die Schwerpunkte Strategie, Bauelemente-Distribution, Engineering- und Fertigungs-Expertiese und Industrie 4.0 unterteilt. Neways

Nicht von ungefähr spielt das Motto des diesjährigen Fachpodiums mit dem kleinen „i“: Es steht für „intelligent“ – also intelligente Dienstleitungen rund um das Thema EMS, um den Kunden abzuholen und für zukünftige Marktveränderungen gewappnet zu sein. Wie fit Neways für die Zukunft der Elektronikfertigung gerüstet ist, erläuterte Huub van der Vrande, Vorstand von Neways Electronics International in seiner Keynote: „iEMS – Fit for the electronic future“. Für ihn steht fest, dass Basis des weiteren Erfolgs die Effizienzsteigerung ist. Daher dreht er stringent durch das gesamte Unternehmen die Optimierungsschraube und hat dabei auch seine Zulieferer im Blick, deren Anzahl er erheblich reduzieren will. Als Vorstand sieht er sich in der Pflicht, verstärkt Kundenwünschen nachzukommen. Neben hoher Flexibilität, vermehrter Systemintegration und einer weiten Engineering-Expertise ist es vor allem das Obsoleszenzemanagemt, das er intern vorantreiben will. Das Mantra für die weitere Ausrichtung summiert er auf das Akronym QLTC, sprich: Quality, Logistics, Technology und Costs vor allem in der Bill of Materials.
Die strategische Ausrichtung nimmt auch die Märkte ins Visier: „Wir sind nur in Märkten unterwegs, die Wachstum versprechen.“ Das erlaube den nötigen Spielraum, um einerseits an der Effizienzschraube zu drehen, andererseits aber auch anhand neuer Technologien das eigene Know-how und Portfolio zu erweitern. Mit großem Interesse beobachtet er deshalb den prosperierenden Markt rund um IoT: „Internet of Thinks steckt noch in den Kinderschuhen. Doch wir sind sehr zuversichtlich, dass sich daraus neue und für uns auch interessante Märkte eröffnen werden.“

 

Bauelemente-Distribution im Fokus

Nichts ist beständiger als der Wandel. In einem sich zunehmend konsolidieren Halbleitermarkt hat sich das langjährige Mikroelektronik-Marktwachstum über die letzten Jahre im einstelligen Bereich eingependelt. Marktforschungsunternehmen beziffern ein Marktvolumen im Welthalbleitermarkt für das Jahr 2016 von 339 Mrd. US-Dollar. Das ist gerade mal ein Plus von 1,1 Prozent gegenüber 2015. Gleichzeitig befindet sich – zumindest der deutsche Distributionsmarkt im Aufwind: Dieser wuchs im ersten Quartal 2017 um 6,3 Prozent, die Aufträge nahmen um 20 Prozent zu – für den FBDi ein Rekordergebnis.

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Smarte kollaborative Roboter, autonomes Fahren, Augmented Reality – noch nie war die Welt von so weitreichender Künstlicher Intelligenz umgeben wie heute. Magnus Kalkuhl, Geschäftsführer und Inhaber von Ionwalk, gab einen Ausblick in die Fertigungswelt von morgen. Neways

Da immer mehr Halbleiter-Komponenten Single-Source-Produkte werden, schränkt das die Auswahl der Kunden und damit das Verhandlungspotenzial deutlich ein. Viele Halbleiterhersteller verengen außerdem ihre Vertriebskanäle oder versuchen typische Distributionskunden selbst zu bedienen, was nicht zwangsläufig zu mehr Kundenfreundlichkeit und Service führen wird. Was müssen daher die Distributoren leisten können? Wie lässt sich in diesem Umfeld eine effiziente Bauteilbeschaffung realisieren? Elektronikfertigungs-Dienstleister müssen hier den Spagat zwischen den steigenden Anforderungen seitens ihrer Kunden – insbesondere in der Preispolitik – schaffen und gleichzeitig die eigene Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen. Daher hat Neways eine Strategie entwickelt, die nicht nur das Preismanagement im Fokus hat. In seinem Vortrag „Secrets of a changing Semiconductor Distribution Market“ stellte Gerard van der Voort die Mechanismen rundum die Bauelemente-Distribution vor. Auch bei ihm spielte das Akronym QLTC eine große Rolle. Er muss es wissen, denn er ist in der Distribution zuhause: Nach WBC führte ihn der Weg zu Memec Insight sowie Avnet Silica. Nach insgesamt 16 Jahren im Sales-Bereich und als Kundenbetreuer ist er seit Juli 2016 bei Neways Electronics International als Category Manager für Halbleiter tätig.

 

Engineering- und Fertigungs-Expertise

Basis des Erfolgs ist die Strategie des Design for Excellence. Es umfasst Methoden, Designrichtlinien und Checklisten für Produkt- und Prozessverbesserungen, die in diversen Phasen des Produktlebenszyklus Kostenvorteile bieten können. Timo Krasselt ist in Riesa in der Technischen Arbeitsvorbereitung tätig und verantwortet dort auch die Position des stellvertretenden Leiters. Er erklärte gemeinsam mit seinem Kollegen Matthias Tracksdorf, Leiter der Prüftechnik am Standort Riesa, im Vortrag „Design for Excellence – Unsere Unterstützung bei der Realisierung Ihrer Hardware-Konzepte“ worauf es ankommt.

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Geschäftsführer Oliver Seifert ließ es sich nicht nehmen, die etwa 40 Gäste zu begrüßen und die wichtigsten Eckdaten des Unternehmens vorzustellen. Neways

Was genau ist Kundenorientierung? Zu den wesentlichen Aspekten gehört sicherlich professionelle Projektplanung, verzögerungsfreie Überleitung und individuelle Beratung. Insbesondere, wenn es um Neuentwicklungen geht. Jedoch führen die stetig sinkenden Time-To-Market-Zeiten zu immer kürzeren Entwicklungsprozessen. Mit zwei Strategien will Neways dem entgegenwirken und die Brücke zwischen dem Kleinmusterbau und dem Serienanlauf mit Proto-Production elegant schlagen. Auf diese Weise lassen sich sowohl A- und B-Muster als auch erste Funktions- und Testmuster noch schneller als bisher realisieren. Anhand der anschaulichen Prototypen lässt sich erstes Feedback ermitteln. Ermöglicht wird dies durch die Neugestaltung des NPI-Teams und Kompetenzbündelung, wobei die Entwicklungskompetenzen standortübergreifend sind. Das sechsköpfige Expertenteam um Patrick George sind erfahrene Projektleiter. Aus der Praxis für die Praxis berichteten Christian Döring (im Bereich Process Engineering bei Neways Electronics Riesa tätig) und Patrick George (leitet den NPI-Prozess bei Neways Electronics Riesa und ist dabei für acht Mitarbeiter verantwortlich). Sie gaben einen Einblick, wie „Rapid Proto-Production bei Neways“ effizient umgesetzt wird.

 

Industrie 4.0: Was bringt die Zukunft?

Smarte kollaborative Roboter, autonomes Fahren, Augmented Reality – noch nie war die Welt von so weitreichender Künstlicher Intelligenz umgeben wie heute. Doch während der Weg zum selbstfahrenden Auto vor allem als Liste technischer Herausforderungen wahrgenommen wird, sorgen Roboter eher für Zündstoff: Die Entwicklungen zu noch leistungsfähigeren, sensitiveren und intelligenteren Robotern schreitet unaufhaltsam voran – und mit ihr die ewige Diskussion, inwiefern diese selbstständig Tätigkeiten ausführenden, stationären oder mobilen Maschinen den Menschen verdrängen werden, statt sie zu unterstützen. Inwiefern sich die Befürchtungen des Arbeitsstellenabbaus bewahrheiten werden und welche Zukunftsperspektiven künstliche Intelligenz uns Menschen auch im Alltag zu eröffnen vermag, erläuterte Magnus Kalkuhl, Geschäftsführer und Inhaber von Ionwalk in seinem kurzweiligen Vortrag „Wenn Maschinen unsere Arbeit machen – Entwicklung in Robotik und künstlicher Intelligenz und Auswirkungen auf die Arbeitswelt“. Die große Affinität zu künstlicher Intelligenz kommt nicht von ungefähr: Im Alter von zehn Jahren schrieb er sein erstes Computerprogramm auf dem C64 und hat seitdem nie aufgehört, sich für neue Technologien zu begeistern. Seit 2014 beschäftigt er sich in seinem eigenen Unternehmen, der Ionwalk, mit der Erforschung von Zukunftstechnologien wie dem Internet der Dinge, künstlicher Intelligenz und den damit verbundenen Sicherheitsaspekten.

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Huub van der Vrande, Vorstand von Neways Electronics International, hielt die Keynote, in der er die weitere strategische Unternehmensausrichtung vorstellte. Neways

Jedes Unternehmen steht im Wettbewerb, die Digitalisierung verkürzt die Innovationszyklen und verschärft den Wettbewerb. Gleichzeitig werden die Produkte immer komplexer und Kunden zunehmend anspruchsvoller bezüglich Funktion, Design und Preis. Parallel dazu steigt die Fragmentierung der Wertschöpfungskette zu Entwicklungs- und Produktionsnetzwerken und somit die mögliche Anzahl der Fehler- und Verlustquellen.
Um im Wettbewerb bestehen zu können, sind Differenzierungsmerkmale unabdingbar. Ist Lean-Manufacturing die Allzweckwaffe für Erfolg und Effizienz? Welche Tools sind für eine funktionierende Anbindung von Kunden und Lieferanten notwendig? Hat eigentlich die Elektronikfertigung auf dem Weg zu Industrie 4.0 aus den Fehlern der dritten industriellen Revolution gelernt? Philip Dickmann, Geschäftsführer der Unternehmensberatung für Unternehmensprozesse Lepros, gab in seinem Vortrag „Neue Ansätze zur Reduzierung von Krisen in globalen Logistikketten“ fundierte Antworten. Er muss es wissen, denn als erfolgreicher Berater, Dozent und Fachbuchautor für die Bereiche Lean Management und Lean Production, Logistik, Einkauf und Produktion hat er sich eine langjährige Expertise aufgebaut: Er war zehn Jahre als Führungskraft und Inhouse-Consultant für Logistik, Einkauf und Produktion bei Voith tätig. Zu den weiteren beruflichen Stationen gehören BMW, Nissan sowie Nokia Audio Electronics. 1999 wurde er für ein Kanban-Projekt mit dem Innovationspreis Logistik vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) ausgezeichnet.
Abschließend konnten sich die Teilnehmer praxisnah in einem Rundgang durch die Fertigung am Standort Riesa über die aktuelle Fertigungs- und Technologie-Expertise überzeugen.

 

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Rund 40 Teilnehmer folgten der Einladung nach Riesa zum Technologietag, der unter dem Motto „iEMS – Fit for the electronic future“ stand. Neways

Abschließend konnten sich die Teilnehmer praxisnah in einen Rundgang durch die Fertigung am Standort Riesa über die aktuellen Fertigungs- und Technologie-Expertise überzeugen.

Marisa Robles

Chefredakteurin Productronic

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