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Eine kleine Separationsanlage zur Trennung von Fest-flüssig-Gemischen: Wenn sich die Konsistenz des Gemisches ändert, dann müssen auch die Betriebseinstellungen der Anlage geändert werden - eine typische Anwendung für den Fernzugriff beziehungsweise die Fernwartung. (Bild: Börger)

Während bei großen Industrieunternehmen Fernwartungslösungen ganz unterschiedlicher Art bereits etabliert sind, gibt es bei den Landwirten noch große Potenziale für die Fernwartung. „In den Ställen hält immer mehr Technik Einzug“, sagt Mike Eiting, der bei dem mittelständischen Maschinen- und Anlagenbauer Börger aus dem Münsterland für die Geschäftsentwicklung zuständig ist. „Von der Melkmaschine bis zur Lüftung oder der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach fallen heute viele Daten oder auch Störmeldungen an. Diese visualisieren die Landwirte heute gerne über ihr Tablet und haben so rund um die Uhr immer alles im Blick.“ Der Maschinenhersteller rennt hier also offene Türen ein: „Inzwischen wird der Fernzugriff vor allem von Landwirten gezielt nachgefragt“, erklärt Eiting. Und diese Kundengruppe ist für Börger eine wichtige Säule des Geschäfts.

Auf die Schnelle

Das Wesentliche in 20 Sek.

  • Der Maschinenbauer Börger bietet für seine Maschinen kundenspezifisch passende Fernwartungslösungen an, die in die Maschine integriert werden können.
  • Die erforderlichen Router bezieht der Maschinenbauer bei einem Lieferanten, der über ein in der Leistung abgestuftes, variantenreiches Geräteprogramm verfügt.
  • Die Lösung beinhaltet auch ein Fernwartungsportal, das neben dem Zugriff auf die Steuerung weitere Services wie Alarmbenachrichtigung,Visualisierungs- und Datendienste ermöglicht.

Fernwartung – wofür?

Bei den Gerätschaften, die Börger an landwirtschaftliche Betriebe liefert, handelt es sich meist um anschlussfertige Pumpenaggregate oder kleine Separationsanlagen aus Trennapparat und Pumpe, beispielsweise ‚Bioselect‘. Dieser Apparat trennt fest-flüssig-Gemische wie Gülle. Der Feststoff-Anteil kann zum Beispiel Biogasanlagen als Rohstoff beigegeben werden. Die Technik dazu: Eine Pumpe mit Druckregelung führt das Gemisch in den Trennapparat hinein; eine Förderschnecke in einem speziellen Rohrtrog bewegt das Gemisch weiter zum Austrag. Dabei ist der Rohrtrog als Spaltsieb ausgeführt: Dadurch kann die Flüssigkeit das Sieb passieren und ablaufen. Die Förderschnecke transportiert nur den Feststoffanteil weiter, komprimiert ihn allmählich und presst ihn am Ende des Apparats gegen eine flexibel gelagerte Scheibe. Dort wird der Feststoff über eine Abschabekante ausgetragen. Über den Anpressdruck lässt sich der gewünschte Trocknungsgrad variieren.

Die Regelung von Drehzahl und Druck in der Trennanlage übernimmt eine SPS. „Den Bau des Steuerschranks und die Programmierung der Steuerung machen wir seit einigen Jahren selbst“, berichtet André Remmelt, ein Techniker aus der Elektro-Abteilung bei Börger. Die Fernwartung beziehungsweise der Fernzugriff auf die Steuerung der Anlagen und Aggregate ist hier seit dem Aufkommen dieser Technik ein Thema. Der Grund: „Die Anwendungen vor Ort bleiben nicht immer gleich. Unsere Kunden wollen, dass wir schnell reagieren und die Probleme lösen – ohne lange Fahrzeiten“, erzählt sein Kollege Dominik Finke. Beispielsweise hängt die Zusammensetzung von Gülle stark vom Tierfutter ab. Ändert sich das Futter, dann müssen Drucke und Drehzahlen der Trennanlage entsprechend angepasst werden. „Das können wir per Fernwartung schnell und einfach ändern“, sagt Finke.

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Schaltschrank der Bioselect-Anlage: Der Fernzugriff via Router eWON Cosy 131 erfolgt nicht direkt, sondern über einen geschützten VPN-Tunnel, der durch das Serviceportal Talk2M sicher gestellt wird. Wachendorff/Börger

Router für alle Fälle

Die Fernwartung der von Börger gebauten Maschinen und Anlagen läuft über industrielle Fernwartungsrouter von eWON, die von Wachendorff Prozesstechnik vertrieben werden. „Die Firma, die früher unsere Steuerungen baute, setzte bereits die eWON-Router von Wachendorff ein, und wir sind unseren Partnern treu geblieben“, erzählt André Remmelt. Der Router-Hersteller offeriert zwei Baureihen in speziellen Varianten. So kann Börger seinen Kunden jeweils den passenden Router zum gewünschten Leistungsumfang anbieten. Oft reicht das einfachste Modell Cosy 141 aus; es bringt mit einem Vierfach-Switch und MPI-/Profibus-Schnittstelle alles Wichtige mit, um sowohl die älteren Siemens-Steuerungen (S7-300) als auch die neueren (S7-1200) anzubinden. Wenn vor Ort keine leitungsgebundene Internetverbindung zur Verfügung steht, ist der Router Cosy 131 die richtige Wahl; er ermöglicht eine Anbindung via Mobilfunk.

Für komplexere Anwendungen, bei denen ein einfacher Fernzugriff nicht ausreicht, stehen Router der Flexy-Familie zur Verfügung. Sie erlauben eine Aufzeichnung von Daten und eine Alarm-Benachrichtigung des Betreibers. „Wir verwenden die Flexy-Router zum Beispiel, wenn Kunden den SMS-Versand von Status-Meldungen wünschen“, erklärt Finke. Mobilfunk wird bei vielen Aggregaten und Anlagen in der Landwirtschaft zur Datenübertragung eingesetzt, weil sie oft auf Anhängern montiert sind.

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Router eWON Cosy 131 (Mitte) im Schaltschrank. Wachendorff/Börger

Alle eWON-Router nutzen das gleiche Software-Toolkit zur Konfiguration und für den Verbindungsaufbau zu dem Fernwartungsportal Talk2M. Dieses Portal von eWON ist die Vermittlungsstelle zwischen dem Service-Techniker von Börger und der Anlage. Mit Hilfe der Software eCatcher kann sich der Servicetechniker über dieses Portal direkt mit der Steuerung verbinden, diese diagnostizieren und das Programm – wenn nötig – anpassen.

Die Vielzahl an technischen Möglichkeiten sind im Falle einer alleine stehenden Biogasanlage auf der grünen Wiese nicht unbedingt entscheidend, aber die Anwender in der Industrie schätzen die Vorzüge der eWON-Router in Kombination mit Talk2M sehr.

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Router eWON Flexy (rechts) in einem Schaltschrank verbaut. Wachendorff/Börger

Sicherheit bei den Datenverbindungen

Damit die Integration in die bestehende IT-Infrastruktur schnell und einfach gelingt, öffnen sowohl die eWON-Router als auch die Verbindungs-Software eCatcher lediglich ausgehende Verbindungen. So lassen sich sowohl Firewall als auch Proxy-Server problemlos passieren. Nur die in den meisten Fällen freigegebenen Standardports kommen zum Einsatz. Der eWON-Router und der Service-Techniker mit der Verbindungs-Software treffen sich sozusagen im Talk2M-Serviceportal – dort wird auf Anforderung ein verschlüsselter VPN-Tunnel vom PC des Servicetechnikers bis zum Router aufgebaut. Dabei greift die Verbindung auf bewährte und sichere Technologien wie OpenVPN, SSL/TLS zurück. [HH3] Auch im Schaltschrank der Bioselect-Anlage ist ein Cosy-Router installiert. Dabei sind die Börger-Techniker nicht nur von der Sicherheit des Service-Portals überzeugt. Sie schätzen auch die Möglichkeiten für die zentrale Geräte- und Benutzerverwaltung; das vereinfacht das Management zahlreicher Anlagen ohne laufende Kosten. „Für uns reicht momentan immer noch die kostenfreie Variante Talk2M Free“, erklärt Remmelt, „inzwischen haben wir aber über 100 Anlagen in der Fernwartung, sodass wir allmählich doch auf die Profiversion Talk2M Pro umsteigen wollen. Die Profi-Version erweitert den Funktionsumfang um mehrere gleichzeitige Verbindungen, das komfortable Verwalten von eWON-Routern und Benutzern in Gruppen, sowie um erweiterte Firewall- und Passwort-Regeln.

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Die mobile Fernwartungsbox mit dem eWon-Router wird bei Bedarf zum Kunden geschickt. Die Box ist so beschriftet und konfektioniert, dass man sie nur noch einstecken muss. Wachendorff/Börger

Fernwartung für Skeptiker

Mancher Landwirt will nicht gleich in die Fernwartung investieren oder hegt noch Vorbehalte. Für solche Fälle hat Börger Fernwartungsboxen mit eWON-Routern gebaut. Wenn sich Betriebsparameter zu einem späteren Zeitpunkt ändern oder wenn Betriebsstörungen auftreten, dann können André Remmelt und seine Kollegen die Fernwartungsbox per Express zum Kunden schicken. „Diese Box ist so beschriftet und konfektioniert, dass man sie nur noch einstecken muss und schon können wir die Anlagendaten sehen und schnelle Hilfestellung leisten oder ein Update aufspielen“, erklärt er. „Viele Kunden wollen die Box nach dieser Erfahrung behalten, um jederzeit wieder die Möglichkeit der Fernwartung zu haben.“

eWON-Router im Überblick

Der Industrie-Router eWON Cosy ist für Maschinenbauer, OEMs, und Systemintegratoren die einfachste Einstiegs-Lösung für die Fernwartung von Maschinen und Anlagen über das Internet. Über die kostenlose Verbindungs-Software eCatcher wird ein VPN-Tunnel zum Cosy Industrie-Router aufgebaut. Die Konfiguration erfolgt über den integrierten Webserver, die Software eBuddy oder per SD-Karte. Der Industrie-Router Cosy 131, ausgestattet mit mehreren Ethernet-Schnittstellen und einer USB-Schnittstelle zur Anbindung von Feldgeräten, kann an das Internet über WAN, WLAN oder Mobilfunk angebunden werden. Die Ethernet-zu-seriell-Gateway-Funktion beim Cosy 141 bietet die Möglichkeit, auch ältere Geräte und SPSen mit RS232, RS422, RS485 oder MPI/Profibus-Schnittstelle über Ethernet anzubinden. Das dazugehörige Fernwartungsportal Talk2M stellt eine zentrale Benutzer- und Geräteverwaltung sowie weitere Sicherheits-Funktionen zur Verfügung.

Die Router-Baureihe eWON-Flexy ist durch den Aufbau der Hardware und zahlreiche Gerätefunktionen sehr flexibel in der Anwendung. Der sichere Fernzugriff über VPN und das Routing von WAN zu LAN sind dabei festgelegt. Der Fokus liegt auf den vielfältigen Datendiensten, um Daten angeschlossener Geräte bereitzustellen, zu visualisieren und zu alarmieren oder mittels eines eigenen Anwenderprogramms zu verarbeiten. Das Verbindungsportal Talk2M ergänzt weitere Webdienste (beispielsweise Daten-Mailbox, Alarm-Relay-Funktion). Mit der Funktion M2Web gibt es die Möglichkeit direkt auf Web-Visualisierungen der angeschlossenen Geräte, von beliebigen Endgeräten einfach über Web-Browser, zuzugreifen. Mit dem Software-Tool ViewOn lassen sich ohne Web-Entwickler-Kenntnisse grafische und animierte Visualisierungen erstellen. Mit Hilfe der Software eSync lassen sich die Daten auf dem Flexy-Router im Feld an einer zentralen Stelle in einer SQL-Datenbank sammeln, um damit zum Beispiel Anlagendaten zu vergleichen, zu optimieren oder vorausschauend Wartungsarbeiten planen zu können.

Helmut Halmburger

ist Produktmanager bei Wachendorff Prozesstechnik in Geisenheim.

(dw)

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