(V.l.n.r.) Daniel Dietrich (Actron), Mario Klug (Rutronik), Marc Corrigan (Densitron), Andrea Hackbarth (elektronik industrie), Konrad Szabo (Data Modul), Klaus Hagenacker (MSC Technology).

(V.l.n.r.) Daniel Dietrich (Actron), Mario Klug (Rutronik), Marc Corrigan (Densitron), Andrea Hackbarth (elektronik industrie), Konrad Szabo (Data Modul), Klaus Hagenacker (MSC Technology). (Bild: Hans Jaschinski)

(V.l.n.r.) Daniel Dietrich (Actron), Mario Klug (Rutronik), Marc Corrigan (Densitron), Andrea Hackbarth (elektronik industrie), Konrad Szabo (Data Modul), Klaus Hagenacker (MSC Technology).

(V.l.n.r.) Daniel Dietrich (Actron), Mario Klug (Rutronik), Marc Corrigan (Densitron), Andrea Hackbarth (elektronik industrie), Konrad Szabo (Data Modul), Klaus Hagenacker (MSC Technology). Hans Jaschinski

Unsere Gesprächspartner waren: Marc Corrigan, Sales Director von Densitron Deutschland, Daniel Dietrich, Vertriebsleitung bei Actron AG, Klaus Hagenacker, Managing Director Display Solutions bei MSC Technologies, Mario Klug, Product Sales Manager Storage, Displays & Boards bei Rutronik und Konrad Szabo, Prokurist Head of Product Marketing Line Management bei Data Modul.

Das Thema TFT oder farbige Displays ist sicher in den letzten Jahren zum Hauptthema geworden, darüber waren sich die Experten einig. Einen weiteren Trend sehen einige der Diskutanten bei kompletten Systemen. „Viele unserer Kunden wollen nicht mehr nur ein einzelnes Display sondern eine Komplettlösung mit ARM, x86, mit Ansteuerkarten im Gehäuse, Touchpanel, gebondeten Scheiben und mehr. Für unser Unternehmen ist dies sicher eines der wichtigsten zukünftigen Themen“, so Konrad Szabo. Auch Klaus Hagenacker beobachtet, dass immer mehr Kunden den eigenen Entwicklungsaufwand soweit als möglich reduzieren wollen und stattdessen lieber gleich auf maßgeschneiderte Lösungen zurückgreifen. „Einen technisch versierten Partner mit der nötigen Systemerfahrung vorausgesetzt, kommt diese Vorgehensweise für den Kunden unter dem Strich oft billiger, als eine selbstentwickelte Lösung, zumal er sicher sein kann, dass das Display und die Steuerung in ersterem Fall bereits optimal aufeinander abgestimmt sind und die Applikation deshalb von Anfang an problemlos läuft.“

Mario Klug, Rutronik

Mario Klug, RutronikHans Jaschinski

Dass der TFT-Markt weltweit wächst kann auch Mario Klug bestätigen: „In Lösungen bei denen früher noch passive Displays dominierten, kommen verstärkt TFTs zum Einsatz.“ Zunehmend gefragt ist auch die Touch-Bedienung. Klug sieht die Affinität vieler Anwender aus dem Consumer-Bereich als einen wesentlichen Grund für den zunehmenden Einsatz der Touch-Bedienung auch im industriellen Bereich.

Zunehmender Einsatz von Touch-Bedienung

Gibt es wesentliche Unterschiede zwischen dem europäischen und dem weltweiten Markt? Der asiatische Markt ist nach wie vor ausgesprochen Consumer-orientiert, gefragt sind hohe Stückzahlen. Das ist allgemein bekannt. Marc Corrigan: „In Europa sind wir mehr Industrie-orientiert und produzieren im Vergleich zu Asien eher homöopathische Mengen. Deshalb sind wir auch in den Bereichen TFT oder OLED, in denen kostenbedingt nicht kundenspezifisch gearbeitet wird, sehr abhängig von Asien. Aufträge mit Stückzahlen zwischen 1000 und vielleicht 50.000 Stück sind für uns schon erfreulich. Für einen asiatischen Hersteller sind dies eher kleine Mengen. Um von den asiatischen Herstellern ernst genommen zu werden, muss man sich schon behaupten.“
Mario Klug kann diese Abhängigkeit des kompletten TFT-Marktes von Asien bestätigen. „Zwar gibt es sehr viele TFT-Anbieter. Jedoch kommt die Technologie, was Auflösung, Glasgrößen und Dimensionen betrifft aus Asien und die Asiaten sind eben sehr stark vom Consumer-Markt getrieben.“ Nicht ganz so sieht das Klaus Hagenacker. Zwar kann er die Abhängigkeit von den Entwicklungen bei TFTs und großvolumigen Applikationen und damit von Asien ebenfalls bestätigen. Er betrachtet jedoch Europa als führend im Display-Markt für den Industriebereich. „Aus Europa kommen die meisten Innovationen und Deutschland als Exportland beeinflusst die Entwicklungen im Bereich der Industrie-Displays sehr stark.“

Daniel Dietrich, Actron

Daniel Dietrich, ActronHans Jaschinski

So ähnlich sieht das auch Daniel Dietrich von Actron: „In Europa sind die Anforderungen ganz anderer Art als die in Asien oder in anderen Märkten. Langlebigkeit der einzelnen Komponenten, Temperaturverhalten, Backlight sind hier die wesentlichen Themen. Im Consumer-Bereich hingegen ist der Preis eines der dominierenden Argumente.“ Für Konrad Szabo hat insbesondere der deutsche Markt einen großen Einfluss auf die Entwicklungen durch seine stark mittelständisch geprägte Industrielandschaft. „Es gibt viele Maschinenbauer, die in Stückzahlen zwischen 500 und 1000 jährlich produzieren. Wohingegen meines Wissens in anderen europäischen Ländern sehr viel kleine und ein paar große Unternehmen existieren, aber oftmals die breite Basis im mittleren Bereich fehlt.“

Europa ist führend bei Industrie-Displays

Welche Display-Technik liegt im Trend? In der Consumer-Elektronik gibt es OLED-Fernseher, allerdings zu sehr hohen Preisen. Wie sieht es mit dem Einsatz dieser Technik in der Industrie aus? Bei der Beantwortung dieser Frage sind sich die Experten grundsätzlich einig. Zwar sehen einige von ihnen in dieser Technik durchaus Potenzial, aber in naher Zukunft wird sie für den Industriesektor kein Thema sein. Eine Ausnahme wird allerdings hervorgehoben – die passiven, monochromen OLEDs. Diese sind recht stabil und weisen eine ausreichende Lebensdauer auf. Als Ersatz für TFT-Displays kommen OLEDs allerdings nicht in Frage.

Konrad Szabo, Data Modul

Konrad Szabo, Data ModulHans Jaschinski

Dazu Szabo: „Wir haben OLEDs im Programm. Zwar wird ihr Durchbruch immer wieder prognostiziert. Tatsache ist jedoch, dass TFTs zum einen durch den Preisverfall immer attraktiver geworden sind, bedingt durch die hohen Produktionsmengen und auch qualitativ inzwischen einen sehr hohen Standard erreicht haben. Für OLEDs, die immer noch Qualitätsprobleme haben, wie zum Beispiel Einbrenneffekte oder auch die verschiedenen Farblebensdauern, ist es hier sehr schwer zu bestehen.“ Szabo betont allerdings auch, dass große Firmen wie beispielsweise Samsung sehr viel in TFT-Produktlinien investiert haben und deshalb diese Technik auch sehr stark promoten. Szabo: „Neben TFT sehen wir momentan keine andere Technologie.“

Antrieb aus dem Consumer-Markt?

Für Klaus Hagenacker steht außer Frage, dass OLEDs prinzipiell für viele Applikationen sehr gut geeignet wären, beispielsweise im medizinischen Bereich, wo eine Betrachtung aus mehreren Blickwinkeln, aber kein Dauerbetrieb erforderlich ist. Einen schnellen Durchbruch für diese Technologie speziell im industriellen Bereich erwartet jedoch auch er nicht. „Ganz abgesehen von den nachwie vor noch immer nicht vollends behobenen Qualitätsproblemen sprechen hier auch die wirtschaftlichen Interessen der großen Display-Hersteller dagegen. Solange sich deren Milliarden-Investitionen in ihre TFT-Fertigungslinien nicht amortisiert haben, werden OLEDs wohl weiterhin eher ein Schattendasein führen.“ Zudem, so Hagenacker, sei die Notwendigkeit OLEDs einzusetzen, auch nur für wenige Applikationen gegeben. Für den Großteil reiche ein TFT völlig aus zumal es nach wie vor preislich deutlich attraktiver sei.

Klaus Hagenacker, MSC Technologies

Klaus Hagenacker, MSC TechnologiesHans Jaschinski

Dem preislichen Aspekt kann Marc Corrigan nur zustimmen: „TFTs werden in riesigen Mengen hergestellt. Neu aufkommende Technologien haben es bei niedrigeren Stückzahlen sehr schwer, auf dem Markt Fuß zu fassen.“ Den Antrieb aus dem Consumer-Bereich sieht auch Mario Klug: „Sobald sich eine Technologie durchsetzt, die Stückzahlen steigen und damit die Produktionskosten sinken, kommen auch irgendwann industrietaugliche Systeme auf den Markt.“ Dem hält Hagenacker entgegen, dass diese Theorie bei den kleinen OLEDs bislang nicht funktioniert habe. Diese sehr viel für Handys genutzten OLEDs werden zwar in sehr hohen Stückzahlen hergestellt, haben sich aber trotzdem in der Industrie nicht durchgesetzt, da sie die hohen Anforderungen für diesen Anwendungsbereich einfach nicht abdecken können. In diesem Punkt habe sich bei farbigen OLED-Displays auch nichts geändert.
Konrad Szabo hebt in diesem Zusammenhang nochmals hervor, dass der OLED-Einsatz von der Applikation und vom Kunden abhängig sei. „Wir haben aktive OLEDs von Sony im Programm mit einer garantierten Laufzeit von 30.000 Stunden ohne Einbrennen. Kunden, die die optischen Eigenschaften, die diese selbstleuchtende Technologie zweifelsohne hat – sie sind sehr dünn, haben einen sehr guten Blickwinkel, die Struktur wirkt äußerst brillant – wünschen, wollen diese Technik auch haben. Es gibt bis jetzt allerdings sehr wenige, die bereit sind, dies auch zu bezahlen.

Für die meisten Applikationen ist ein TFT ausreichend

Auch Marc Corrigan hat die Erfahrung gemacht, dass der Einsatz von OLEDs von der jeweiligen Applikation abhängt. „Muss das Display nicht immer angeschaltet sein, sondern nur bei Bedarf, dann ist ihr Einsatz sinnvoll. Die bereits erwähnten Vorteile dieser Technik sind für manche Applikationen durchaus sehr nützlich. Bei PMOLEDs ist der Einsatz mittlerweile sogar verhältnismäßig kostengünstig, bei AMOLED liegt die Schwelle deutlich höher.“ Im Vergleich zu TFTs sind OLEDs um den Faktor acht bis zehn teurer als TFTs. Je größer die Abmessungen werden, umso weiter geht die Schere auseinander, so die Einschätzung der Experten.

Allerdings, und hier sind sich ebenfalls alle einig, sind TFTs inzwischen auch was Blickwinkel und Kontrast betrifft so gut geworden, dass man den Unterschied zu OLEDs kaum mehr merkt. Trotz Backlight und Folie sind sie vergleichbar dünn. Daniel Dietrich unterstreicht: „Die Auflösung von TFTs wird immer höher. Displays werden zunehmend brillanter. Inzwischen ist das Backlight so dünn, sehr schmal und gleichzeitig äußerst effizient. Sehr vieles wurde optimiert.“ In diesem Zusammenhang hebt Szabo noch hervor, dass die Umstellung beim Backlight von CCL auf LED das TTF nochmals dünner gemacht habe.

Situation im Bereich E-Paper

Kurz wird noch auf ein eher etwas exotischeres Thema eingegangen: E-Paper. Diese Technik zielt in völlig neue, im Display-Bereich zuvor nicht existente Märkte. Vieles, das vorher nur mit erheblichem Aufwand realisierbar war, lässt sich mit dieser Technik einfacher umsetzen. So können beispielsweise in Krankenhäusern Zimmerbeschriftungen realisiert oder in Gebäuden die Besetzung der Räume bestimmt werden. Die Daten werden einmal per Netzwerk eingespielt und bleiben für eine bestimmte Laufzeit erhalten. Dazu Marc Corrigan: „Wir betrachten E-Paper als einen interessanten Nischenmarkt. Meist sind es Kunden, für die der Low-Power-Effekt sehr wichtig beziehungsweise Kunden, für die ein kontrastreiches, sehr gut lesbares Display vorrangig ist, das nicht aufdringlich ist und von anderem ablenkt.“

Marc Corrigan, Densitron

Marc Corrigan, DensitronHans Jaschinski

Einsatzbeispiele sieht Corrigan zum Beispiel bei Beschriftungen von Exponaten in Museen, in der Logistik oder in Supermärkten, als Ersatz für Papieretiketten. Marc Corrigan hebt hervor: „Ein E-Paper fügt sich im Gegensatz zu einem leuchtenden TFT ein wie ein Blatt Papier. Für uns wird ein E-Paper nicht wirklich Displays ersetzen, sondern eher Papier. Es bleibt sicher ein Nischenprodukt, aber bestimmt ein sehr interessantes, das Applikationen eröffnet, die mit keinem anderen Display bedienbar sind.“

Industrieller Display-Markt

Die Anforderungen an den industriellen Markt haben sich für Mario Klug von Rutronik ziemlich gewandelt. „Wenn man den richtig harten Industriebereich betrachtet, wenn es um Maschinenbau geht, um Industrieautomatisierung, um Maschinen, die auch in rauen Umgebungen bei großen Temperaturschwankungen noch funktionieren müssen, dann legt der Kunde großen Wert auf eine lange Verfügbarkeit über viele Jahre. Wir reden hier über oftmals sehr teure Maschinen, bei denen das HMI-System nur einen kleinen Bruchteil des Gesamtpreises ausmacht. Da sehe ich einen klaren Trend hin zu hochwertigen Displays. Die höheren Stückzahlen gehen zunehmend in den Digital-Signage-Bereich, POI- oder POS-Systeme und dort ist der Preisdruck höher. Dort ist auch die Langzeitverfügbarkeit nicht mehr das Hauptthema, sondern eher, dass sich ein adäquater Preis bei einer sehr guten Bildqualität realisieren lässt.“

Konrad Szabo von Data Modul ergänzt: „Das ist das, was sich die Kunden wünschen. Im Endeffekt hätten sie gerne beides, den Consumer-Preis und die Industriespezifikationen. Vor fünf bis sechs Jahren war es noch so, dass 90 Prozent der Kunden sagten: Industriespezifikation ist mir das wichtigste. Aber da hat sich wirklich etwas gewandelt. In manchen Bereichen, wie zum Beispiel POS, ist der Preisdruck immens. Die Kunden sind auch flexibler geworden. Früher war das Design für den Kunden meistens schon so, dass mechanische Änderungen für ihn eine Katastrophe waren, weil er sehr teure Werkzeuge genutzt hat. Auch diese Kunden sind zwischenzeitlich soweit, dass sie sagen, ich sehe meine Mechanik und Abstimmung so vor, dass ich verschiedene Displaytypen einsetzen kann.“

Klaus Hagenacker von MSC Technologies fügt hinzu: „Und es werden mitunter auch hinsichtlich der Spezifikationen immer mehr Kompromisse als früher eingegangen, um die Lösungen günstiger machen zu können. Ja, ohne Frage, im Industriebereich hat inzwischen das typische Consumer-Verhalten Einzug gehalten. Wer aber eine ganz spezielle Spezifikation oder einen erstklassigen Service benötigt, der ist nach wie vor auch durchaus bereit, dafür zu bezahlen.“

Konrad Szabo, Data Modul: „Auch einige Hersteller folgen diesem Trend. Früher gab es ausschließlich 50.000-h-LEDs für die Hintergrundbeleuchtung, jetzt sind auch Varianten mit 30.000-h-LEDs verfügbar, ganz einfach, um den Preis günstiger gestalten zu können. Für einige Applikationen ist das absolut ausreichend. Man akzeptiert also bei gleicher industrieller Spezifikation eine geringere Lebensdauer, um kostengünstiger zu werden.“

Mario Klug, Rutronik: „Es gibt einen sehr großen semiprofessionellen Bereich wie Wintergartensteuerung, POS/POI-Systeme, Kassensysteme, da muss es immer kostengünstiger werden. Das Problem ist, wenn sie heute in so ein System ein TFT eindesignen bei dem das TFT alleine schon 200 Euro kostet, ist damit schon der Gesamtpreis des Gerätes erreicht. Das ist natürlich ein Problem. Gerade in Asien, speziell in China, schießen neue Display-Hersteller wie Pilze aus dem Boden, die sich genau dieser Problematik annehmen. Sie kümmern sich um kleine Displays mit Diagonalen bis zu sieben oder acht Zoll. Dem Trend muss man einfach Rechnung tragen und die entsprechenden Displays im Portfolio haben.“

Dazu Marc Corrigan von Densitron: „Der Kunde muss die Anforderung auch wirklich brauchen, wie zum Beispiel hohe Anforderungen an den Temperaturbereich oder vor allem die Forderungen nach einer langen Verfügbarkeit im Medizinbereich. Wenn das nicht der Fall ist, werden bevorzugt günstigere Displays genommen.“ Die Zertifizierung kostet zum Beispiel für medizinische Geräte richtig viel Geld und deshalb will man nicht nach ein oder zwei Jahren das Display austauschen. Klaus Hagenacker, MSC Technologies, fügt ergänzend hinzu, dass gerade einmal in rund zehn Prozent der Applikationen die Kunden dazu bereit sind, für bestimmte Spezifikationen auch mehr Geld zu bezahlen.

Obsolescence-Problem?

Die Kunden sind im Laufe der Jahre sehr sensibel geworden. Die meisten haben schon schlechte Erfahrungen gemacht. Sie richten die Geräte jetzt schon bei der Entwicklung darauf aus, zum Beispiel durch ein zusätzliches Trägerelement, das verschiedene Displaygrößen aufnehmen kann.

Mario Klug, Rutronik, gibt zu bedenken, dass alles auch einen entscheidenden technischen Aspekt hat: „Die vorherrschende Schnittstelle für TFT ist immer noch LVDS. Und das Problem ist, jeder Hersteller verbaut, wenn man mal von den 15-Zoll-Typen absieht, seinen eigenen spezifischen Stecker, mit seinem eigenen spezifischen Pinning. So lässt sich nicht einfach zum Beispiel ein Samsung-Display rausziehen und ein Sony- oder LG-Display anstecken. Und dann haben sie natürlich alle spezifische Timings, die auf den Boards wieder programmiert werden müssen. Auf der Einkaufsseite möchte der Kunde natürlich auch eine Second Source haben und nicht abhängig von einem Displayhersteller aus Asien sein, von dem man nicht weiß, ob es ihn morgen vielleicht gar nicht mehr gibt. Solange sich bei dem Anschlussstandard nicht etwas durchsetzt, das plug-and-play austauschbar ist, sind dort keine großen Änderungen zu erwarten.“

Konrad Szabo, Data Modul: „Die einzelnen Hersteller bemühen sich, die Nachfolgemodelle einer Linie mechanisch und elektrisch kompatibel zu machen. Wenn ein Produkt einen gewissen Punkt auf der Lebenszykluskurve erreicht hat, kann es sich preislich auch nicht mehr stark reduzieren lassen. Dann sind zudem oftmals relativ alte Komponenten in den TFTs verbaut. Der Kunde erwartet jedes Jahr eine Preisreduzierung, möchte jedoch das TFT über einen Zeitraum von acht oder neun Jahre geliefert bekommen. Die Komponenten, die damals eindesigned und verbaut wurden, die sind nach vier bis fünf Jahren in Stückzahlen eigentlich zu teuer.“ Klaus Hagenacker, MSC: „Mit den großen Herstellern hat man in der Regel ein Last-time-buy organisiert.“

Marc Corrigan, Densitron: „Die Technik entwickelt sich ja auch rasant, man merkt schon nach zwei bis drei Jahren, um wie viel besser die Displays geworden sind. Und daher muss natürlich ein Hersteller immer wieder neue Displays auf den Markt bringen. Die Kunden fordern ja auch die besten Kontraste, die größten Helligkeiten und so weiter. Und Displays, die schon neun Jahre unverändert auf dem Markt sind, die sind ein alter Hut. Sie sind zwar langfristig verfügbar, aber nicht langfristig verkaufbar. Es ist wirklich eine Gratwanderung zwischen Verfügbarkeit und Hightech.“

Mario Klug, Rutronik: „Wobei man sagen muss, im Industriebereich werden auch viele Displays überdimensioniert eindesignt, mit Spezifikationen, die das Anforderungsprofil der Anwendung deutlich übertreffen. Wenn ich ein statisches Maschinen-Interface habe, das nur durch wenige Soft-Buttons bedient werden kann, benötigt man keine extrem schnelle Bildwiederhol-Frequenz oder höchste Auflösung.“

Marc Corrigan, Densitron, weiß aus Erfahrung: „Ein Produkt verkauft sich oft über das Display. Vor dem iPhone wollte keiner Touch, jetzt sollte es auch schon PCAP-Technik haben.“

Bedeutung von Touch im industriellen Umfeld

Daniel Dietrich: „Der Designaspekt ist durch die PCAP-Touches und die Möglichkeit, dass ich davor ein Glas mit einer speziellen Form setzen und bedrucken kann, viel größer geworden. Ich kann mich dadurch einfacher von der Konkurrenz hochwertig absetzen.“ Auch Bedienung mit Handschuhen ist heute kein Problem mehr, so die einhellige Meinung der Experten.

„Die Touch-Technologie bietet auch dem Maschinenhersteller Vorteile. Früher hatte er für unzählige Sprachversionen eine Tastenbedienung um das Display herum gehabt. Die Folien mussten bedruckt werden und so weiter. Heute macht er dies alles in Software und das ergibt den Mehrwert. Selbst kleinere Hersteller, die 100 bis 200 Geräte bauen, haben dadurch eine Möglichkeit, ihre Geräte weltweit zu positionieren“, ergänzt Mario Klug, Rutronik.
Marc Corrigan: „Ich würde niemandem mehr einen Single-Touch PCAP verkaufen wollen, weil die langsam aussterben. Multitouch-Displays beherrschen den Markt, vor allem weil Multitouch etwa das Gleiche kostet wie Singletouch und flexibler ist.“

Dazu Konrad Szabo von Data Modul: „Das Thema Touch ist auch bei unseren Kunden äußerst wichtig geworden. Wobei man in diesem Zusammenhang auch noch sagen muss, dass es Kunden teilweise noch gar nicht benötigen, weil die Software in ihrer Applikation überhaupt nicht vorhanden ist. Vor allem für die nächste Generation von Geräten geht es um Multitouch. Früher hatten die Kunden überhaupt kein Touch beziehungsweise, wenn, dann lediglich ein resistives Touchpanel. Und heute haben sie eventuell Multitouch mit einer gebondeten Scheibe und mit allen möglichen zusätzlichen Features. Das bedeutet, dieses Touchpanel ist in den meisten Fällenn teurer als ein TFT, vor allem wenn die Scheibe gebondet ist. Früher war ein TFT die teuerste Komponente, heute ist es oft das Touchpanel mit der Scheibe davor. Dies ist für viele Kunden auch ein zusätzlicher Kostenfaktor, den sie dem Endkunden verkaufen müssen, obwohl dieser eigentlich gar nicht dafür bezahlen wollte.“

Klaus Hagenacker, MSC Technologies: „Ich kann aber sehr viel mehr mit Design machen, kann mit der Frontscheibe schöne glatte Designs ohne Schmutzkanten erzielen. Und es gibt auch noch eine ganze Reihe von technischen Vorteilen, wenn man zum Beispiel Spritzwasser-geschützte Geräte haben oder Geräte generell in feuchten Umgebungen einsetzen möchte. Sowas wird dann auch im Industriemarkt bezahlt.“

Konrad Szabo, Data Modul: „Die Integration vom PCAP ist deutlich komplizierter als ein resistives Touchpanel und die Kunden wollen eigentlich auch ein Frontglas. Es gibt Kunden die zwar nur 1000 Geräte herstellen, aber mit 15 verschiedenen Scheiben: einmal in Schwarz, einmal in Gelb, in Grün mit einem anderen Logo für seinen Endkunden. Das ist ein wichtiger Faktor für uns, den wir bieten können. Wir haben die Bonding-Lösungen bei uns im Haus installiert und können den Kunden das Frontglas direkt auf das PCAP bonden, oder auch zusammen mit dem TFT. Vorteil für den Kunden: Er bekommt ein komplettes System und wir bieten die Gewährleistung.“

Gewinner und Verlierer?

Farbe wird oft von den Kunden nachgefragt, das ist ein Feature, das sich gut verkaufen lässt. Deutlicher Gewinner ist also TFT, ist die Meinung der gesamten Runde. Für Mario Klug, Rutronik, wird der Markt für passive Technologien kleiner, dafür aber spezialisierter: „Bis sie im Radiowecker mal ein Aktiv-TFT drin haben, wird es noch sehr lange dauern und wird dann wohl eher durch ein OLED ersetzt werden. Ein weiteres Beispiel ist die Batteriekapazitätsanzeige im Rasierapparat. Es gibt nach wie vor Anwendungen, in denen Passivdisplays ihre Berechtigung haben. Allerdings laufen die in sehr hohen Stückzahlen zu extrem niedrigen Preisen und sind in der Regel immer kundenspezifisch.“

Marc Corrigan, Densitron, weist darauf hin, dass: „ein paar wichtige Märkte für den Passiv-LCD-Bereich wegfallen werden. Weil einfach die TFTs durch die Massen, die über den Tisch gehen, günstiger als das monochrome Äquivalent und einfach deutlich besser lesbar sind.“

Daniel Dietrich, Actron: „Mit einem gewissen Maß an vernünftigen oder bezahlbaren Tooling-Kosten kann ein Kunde ein sehr schönes monochromes Display-Design realisieren. Bei einem TFT ist dies naürlich deutlich teurer. Zum Teil haben auch noch die alphanumerischen Displays ihre Berechtigung, sie sind recht einfach anzusteuern und sehr attraktiv im Preis.“ TFT kann Farbe anbieten, es kann dünn sein, es kann energieeffizient sein und es kann günstig sein, es kann also nahezu alles.

Klaus Hagenacker, MSC Technologies

„Entscheidend ist, dass es ungeachtet der aktuell jeweils bevorzugten Technologien inzwischen immer mehr Applikationen gibt, bei denen Displays zum Einsatz kommen. Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren eher noch beschleunigen, wobei wir uns bei MSC Technologies in unserer Doppelfunktion als Display-Distributor und Anbieter eigener Embedded-Systeme für den sich immer stärker abzeichnenden Trend hin zur Komplettlösung schon heute bestens gerüstet sehen. Ich bin mir sicher, dass uns dieses seit kurzem bei MSC Technologies unter einem Dach vereinte Expertenwissen exzellente Möglichkeiten für ein weiterhin überdurchschnittliches Wachstum bietet. Für mich persönlich ist die Touch-Technologie ein Highlight, in die wir auch weiterhin viel investieren werden, um hier in Europa Lösungen anbieten zu können. Aber auch kundenspezifische TFTs für den Industriebereich bilden einen Schwerpunkt, in den wir investieren werden.“

Konrad Szabo, Data Modul

„Wir sind auf Displays und Touches im Small- und Medium-Size fokussiert. Wir sehen dort unsere Stärken. Der Trend des Marktes geht klar zu Systemen beziehungsweise Kombinationen von TFT und Touch. Diesem Bundle-Gedanken können und werden wir mit unserem derzeitigen Produktportfolio folgen und weiterhin auch verstärkt ausbauen. Sehr spannend ist weiterhin auch zu sehen, dass diesem Trend auch tiefere Diskussionen über die Kundenapplikationen folgen. Das Design In mit den Kunden wird wesentlich intensiver. Über dieses Mehr an Wissen ist es uns gestattet, die Applikation und die Herausforderungen besser zu verstehen und somit unseren Kunden auch klare Lösungen zu präsentieren. Eine sehr gute Win-Win-Situation entsteht, und der Kunde erhält das, was er erwartet.“

Daniel Dietrich, Actron

„Actron ist auf Displays spezialisiert und im Small- and Medium-Size TFT-Bereich aktiv. Wir sehen auch in diesem Bereich unsere Stärken und den Trend in dem wir uns auch in der Zukunft bewegen werden: TFTs zusammen mit Touchsystemen, sei es resistives PCAP-Touch oder andere Touch-Technologien, und dazu natürlich die Schutzscheibe davor. Alles zusammen als Bundle, das ist das, was wir als Trend sehen. Darauf konzentrieren wir uns in den nächsten Jahren komplett.“

Marc Corrigan, Densitron

„Auch Densitron ist ein Displayspezialist. Wir wollen uns natürlich von den Me-Too-Produkten entfernen und, wenn irgendwie möglich, mit der System-Integration von Touchpanels, mit verklebten, optisch gebondeten Lösungen. Wir sehen ebenso den Trend zu E-Paper und wollen hier sogar Endgeräte auf den Markt bringen, die es einem Einzelhändler zum Beispiel ermöglichen, ein Produkt von Densitron einfach plug-and-play einzusetzen. Und ich denke, es wird ein Trend bei Densitron sein, dass wir immer mehr in Richtung Komplettlösungen für den Kunden gehen. Einfach das Engineering in den Vordergrund stellen und weniger das Komponenten-Distributionsgeschäft. Dass wir wieder zu den Tagen zurückkehren, wo Densitron fast ausschließlich maßgeschneiderte Lösungen in Zusammenarbeit mit dem Kunden realisiert hat, und gute Beratung und Kompetenz ein wesentlicher Faktor waren. Dass wir dieses Know-how im Engineering einfach für den Kunden wieder anbieten und uns so im Markt absetzen.“

Mario Klug, Rutronik

„Rutronik ist ein organisch gewachsener Broadliner, der vom Bauelement bis zu fertigen Lösungen ein breites Produkt-Portfolio hat. Daran wird sich auch langfristig nichts ändern. Trotz oder gerade mit der Breite des Produktportfolios können unsere Kunden Technologien kombinieren und eine ganz spezifische, ihren Anforderungen entsprechend, Lösung von uns bekommen. Unter Rutronik Embedded arbeiten aus allen Produktbereichen Produktspezialisten und Applikationsingenieure für die Embedded-Systeme zusammen. So verbinden wir die Stärken aus den verschiedenen Fachbereichen und führen das Know-how zusammen. Um nicht mehr nur Displays an den Kunden zu verkaufen, oder nur Sensorik, oder nur Boards, sondern eine komplette Lösung, abgestimmt auf die Kundenbedürfnisse. Rutronik ist kein Auftragsfertiger. Das wollen wir auch nicht werden. Denn wir haben ein großes Kundenumfeld im Bereich der Auftragsfertiger, Technologiepartner und Hersteller, mit denen wir nicht in Wettbewerb treten wollen. Durch die gute Verzahnung unseres Netzwerkes mit den Endkunden, den Engineering-Partnern und den Auftragsfertigern konnten wir schon viele wichtige Projekte gewinnen. Wir sehen den Trend, dass immer weniger Kunden eigene Board-Designs anstreben und vermehrt auf Standardlösungen zurückgreifen, die eine kundenspezifische Eigenentwicklung überflüssig machen.“

Hans Jaschinski

ist Chefredakteur von elektronik industrie.

Andrea Hackbarth

ist Redakteurin bei elektronik industrie.

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