Brendan Mc Kearney, Präsident Fujitsu Semiconductor Europe (FSEU)

Brendan Mc Kearney, Präsident Fujitsu Semiconductor Europe (FSEU) Fujitsu Semiconductor Europe

Seine wohl größte Aufgabe zum Eintritt in diese Position war für ihn bzw. FSEU die Bewältigung der Folgen der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan. Die beiden betroffenen Fujitsu-Wafer-Fabs in Iwate und Aizu Wakamatsu befinden sich seit dem 18. bzw. 19. April wieder auf dem Fertigungslevel vor dem Erdbeben. Die 300-mm-Fab in Mie war überhaupt nicht betroffen. Dabei haben besonders die bereits vorher eingebauten Erbeben-Schutzmaßnahmen geholfen, die nach den Erdbeben der Jahre 2003 und 2008 installiert wurden. Obwohl Fujitsu einige sehr enge Liefertermine hatte, konnte ein Fertigungsstopp bei den Kunden verhindert werden.

Möglich wurde das durch die transparente Zusammenarbeit mit Kunden und Endkunden beim Nachfragemanagement und die vorrangige Fertigung bestimmter Bauteile.

Außerdem konnte Mc Kearney verkünden, dass seit Juni Fujitsu endgültig zum Normalbetrieb mit Standard-Lieferzeiten für Neuaufträge zurückgekehrt ist. Eine Waferfab außerhalb Japans steht bei Fujitsu nicht zur Diskussion: „Mit den richtigen Maßnahmen kann man die Lieferkette aufrecht erhalten“.

Europäische Marketing-Strategie und Zielsegmente

Bei Fujitsu Semiconductor sind unter der Leitung von Mc Kearney europaweit fasst 400 Mitarbeiter beschäftigt, davon sind über 70 % Ingenieure. Langen bei Frankfurt stellt dabei größten Standort, gefolgt von München und Maidenhead bei London. Automotive und Embedded ist für FSEU der größte Bereich mit 60 % Umsatzanteil und Mitarbeiterzahl, gefolgt von Communications mit 30 % sowie der Bereich Home Entertainment (z.B. HD-Decoder für Set-top-Boxen, auch für den chinesischen Markt) dessen Kern-Entwicklungsmannschaft in Langen sitzt. 2009 wurde in Österreich eine Firma gekauft, die heute als Fujitsu Semiconductor Embedded Solutions Austria GmbH in Linz auf Embedded Software spezialisiert ist. „Die Software, die in Linz entwickelt wird, hilft uns komplette Lösungen anzubieten.“ Was ist nun die neue Strategie? Die Antwort von Mc Kearney ist einfach und eindeutig: „Die neue Strategie ist die alte Strategie, weil es der richtige Weg ist“.

An den Standorten der Fujitsu Semiconductor Europa sind zusammen nahezu 400 Mitarbeiter beschäftigt

An den Standorten der Fujitsu Semiconductor Europa sind zusammen nahezu 400 Mitarbeiter beschäftigtFujitsu Semiconductor Europe

Der Fokus liegt bei FSEU in den Marktsegmenten, wo Europa Innovationsführer ist, was aber nicht immer gleichbedeutend mit hohen Stückzahlen ist. Innerhalb der Zielmärkte konzentriert sich Fujitsu dabei auf genau definierte Applikationsbereiche und arbeitet schon frühzeitig mit anderen Marktteilnehmern des Gesamtsystems zusammen. „Wir sind zum Beispiel nicht im Motormanagement aktiv, wohl aber, und da sind wir wirklich stark, bei Cluster, Dashboard, Fahrerinformation, Infotainment, Body-Electronics und dort versuchen wir, gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern, rechtzeitig zu klären, was die nächste und übernächste Generation können muss.“ Dazu gehört auch frühzeitige Verfügbarkeit wichtiger IP, sowohl für Hard- als auch für Software und der kompetente lokale Engineering Support. „Und wie differenzieren wir uns? Durch das System-Know-how. Im Automobil-Bereich waren wir zum Beispiel die ersten, die die APIX-Schnittstelle von Inova Semiconductors in SoCs und Mikrocontroller integriert haben, oder im Kommunikationsbereich, hier waren wir die ersten die 56 GS/s schnelle AD-Wandler in CMOS entwickelt haben.“

Die CHAIS-Technik (CHArge-mode Interleaved Sampler) ist eine weltweit führende Lösung zu sehr schnellen Datenwandlung: Die Abtastraten der 8-bit-ADCs erreichen dabei 55 bis 65 GS/s. Erdacht und entwickelt von FSEU‘s Mixed-Signal Designteams in Maidenhead und Langen. Diese Wandler richten sich an den Markt für Optische Übertragungstechnik bei Datenübertragungsgeschwindigkeiten von 100 Gbit/s und mehr auf einer einzigen Wellenlänge. Für zukünftige Applikationen können damit noch höhere Datenraten erreicht werden. Die CMOS-Wandler benötigen extrem wenige Leistung (zum Beispiel ein mit 40-nm-Strukturbreiten gefertigter ADC nur 1,2 W/Kanal). Komplementäre 65 GS/s DACs sind in Entwicklung.

Im Embedded-Bereich sind die Zielmärkte Automation, Smart Grid, Weiße Ware (vor allem auch für Osteuropa) und Medical. Entwickelt werden hier, auch gemeinsam mit lokalen Partnern, fertige Lösungen (Hardware, Software, Referenz-Applikationen) auf der Basis von Fujitsu Semiconductor-Produkten. Außerdem nimmt FSEU aktiv an der Arbeit in europäischen Organisationen wie zum Beispiel CiA (CAN in Automation) und PRIME (Powerline Intelligent Metering Evolution) teil. Schlüsselprodukte sind dabei die MCU-Produktlinie FM3 (Motorsteuerung, Messtechnik und low power), PLC SoCs (zum Beispiel nach PRIME-Standard), die 8-bit-MCUs (Motorsteuerung, LCDC und low power), FRAMs und FRAM-RFID-ICs (strahlungsfest) sowie robuste kapazitive Touch-Lösungen. Mit den strahlungsfesten FRAMs zielt FSEU auch auf den medizinischen Bereich, genauso wie mit der Cortex FM3-Produktlinie.

Der Bereich Home Entertainment agiert nach dem Motto: Globales Entwicklerteam für globale Märkte. Das Kern-Know-how liegt dabei, wie schon erwähnt, in Europa mit den Zielmärkten Europa und den BRIC-Staaten. Die aktuelle H.61-Generation hat die industrieweit geringste Verlustleistung. Unterstützt werden europäische Standards wie CI+, HD+ und HbbTV. Aber auch Middleware wie zum Beispiel Ginga Digital TV für den lateinamerikanischen Markt. Zukünftige 40 nm-Produkte sind auf den weltweiten Pay TV-Markt ausgerichtet.

ASICs sind eine komplementäre Möglichkeit um kundenspezifische Silizium-Lösungen in den Schlüsselmärkten anbieten zu können. Die Anzahl von ASIC-Design-Starts gehen zwar zurück, aber der Wert steigt kontinuierlich an. So wird Fujitsu weiterhin ASICs auch in Strukturbreiten von 40 nm und darunter entwickeln und sie bis 65 nm in Fujitsu-Fabs und ab 40 nm und darunter in Partnerschaft mit TSMC fertigen. Die in-house IP Entwicklung und der Support ist für FSEU wichtigster Unterscheidungsfaktor. Das Unternehmen kann so als Komplettanbieter für alle möglichen Geschäftsmodelle vom vollkundenspezifischen ASIC bis zum Foundry Interface agieren. 

(JJ)

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