Interview mit Andreas Muckes, igus

„Die Steckerfrage entscheiden die Anwender – niemand anderes.“ Andreas Muckes, Leiter Produkt-­Management Chainflex-Leitungen bei igus im Videointerview mit der IEE. (Bild: Redaktion IEE)

Herr Muckes, igus hat eine Single Pair Ethernet Leitung entwickelt. Welche Vorteile sehen Sie in SPE?

Andreas Muckes: Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Leitungen werden dünner, die Anwender sparen dadurch Bauraum und Gewicht. Bei bewegten Anwendungen ist das nicht zu vernachlässigen. Das gleiche gilt natürlich auch für die Stecker, die im Vergleich zu anderen Bussteckern deutlich kleiner und leichter sind. Damit kommen wir mit Ethernet künftig bis in den kleinsten Winkel der Maschine. Bislang sind dort die Kommunikation und der Datenaustausch stark limitiert. Denn in den seltensten Fällen eignen sich existierende Ethernet-Busse für den flächen-deckenden Einsatz bis hin zu allen Feldgeräten. Der Bauraum an den ­Sensoren oder Stellgetrieben ist dafür schlicht und ergreifend zu klein.

Ein weiterer Vorteil aus unserer Sicht ist, dass es sich bei SPE um einen offenen Standard handelt. Dadurch erwarten wir eine weite Verbreitung.

Dennoch ist igus dem SPE Industrial Partner Networks beigetreten? Was versprechen Sie sich davon?

Andreas Muckes: Wir können in dieser starken Gemeinschaft mit namhaften Firmen einen technischen Quantensprung mitgestalten. Jeder bringt dabei das ein, was er besonders gut kann. Bei uns sind das langlebige Leitungen für bewegte Anwendungen. Und langlebig heißt bei uns: getestet, qualifiziert und mit 36 Monaten Garantie versehen. So entstehen Synergien, etwa in einer Kooperation zwischen igus und der Firma Harting, mit der wir im Bereich der konfektionierten Leitungen schon lange zusammenarbeiten.

Woran arbeiten Sie gerade im SPE Network?

Andreas Muckes: Ein Ziel der jetzigen Zusammenarbeit sind passgenaue und zuverlässige Lösungen, die ihrerseits Grundlage für ein SPE-Ecosystem sind. Wir wollen Kunden künftig noch mehr passende Automatisierungslösungen bereitstellen. Jeder der Teilnehmer leistet dazu in seinem Bereich Pionierarbeit.

Wie gehen Sie mit den konkurrierenden Standards um? In dem einen Netzwerk treibt Harting die Entwicklung voran, in der SPE System Alliance beispielsweise Phoenix Contact. Beide sind Lieferanten von igus.

Andreas Muckes: Es gibt für beide Geschäftspartner gute Gründe für die von ihnen favorisierten Lösungen hinsichtlich der Steckgesichter.

Was gab denn bei Ihnen den Ausschlag für das SPE ­Partner Network?

Andreas Muckes: Das waren letzten Endes Feinheiten wie die flachere Bauform der Geräte-Buchsen. Sie versprechen eine stabilere Konstruktion speziell bei Vibrationen.

Interview mit Andreas Muckes, igus

Jeder SPE-Protagonist leistet in seiner Domäne Pionierarbeit. Redaktion IEE

In welche Richtung wird sich SPE entwickeln? Wird es bald nur noch einen Standard geben?

Andreas Muckes: Wir orientieren uns stets an unseren Kunden. Sollten diese also andere Standards für sinnvoller halten, dann richten wir uns als Leitungshersteller genau danach aus. Am Ende wird der Nutzer aufgrund der Anforderungen seiner Anwendung entscheiden, welches Konzept sich durchsetzt.

Warum erfährt SPE gerade jetzt so eine Dynamik?

Andreas Muckes: SPE steht zwar erst am Anfang, hat aber ein enormes Potenzial. Schließlich steigt die Datenübertragungsmenge in den Maschinen kontinuierlich. Und Ethernet ist bereits in den meisten Unternehmen als Basis-Standard gesetzt. Daher wird SPE ganz neue Möglichkeiten in der Kommunikation eröffnen, vor allem dort, wo eine zuverlässige Datenübertragung bisher limitiert war. Das ist ein großer Fortschritt, vielleicht vergleichbar mit der Einführung des CAN-Busses vor vielen Jahren.

Mit welchen Konsequenzen?

Andreas Muckes: Über kurz oder lang gibt es mit Blick auf die Datenübertragung keine Argumente, die etablierte Sensorik nicht durch smarte zu ersetzen. Perspektivisch wird das dann auch die Hierarchie der klassischen Automatisierungspyramide nachhaltig verändern – nicht ohne Konsequenzen für die klassischen Feldbusse: Sie werden voraussichtlich langfristig aus der Maschinen­ebene verschwinden, da diese beim Datendurchsatz begrenzt sind. Single Pair Ethernet bietet hier mehr Reserven.

Das Interview führte Chefredakteur Stefan Kuppinger übers Web.

SPE-Leitung für Energieketten

Interview mit Andreas Muckes, igus

Igus

Bedingt durch die Größe von Leitung und Stecker lassen sich bis dato Ethernet-Verbindungen nicht bis zum kleinsten Sensor führen. Mit den SPE-Steckern und Leitungen wie der CFBUS.PUR.042 ändert sich das gerade. Damit sind Übertragungsraten von bis 1 GBit/s realisierbar, was für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend ist. Gleichzeitig verringert sich der Außendurchmesser um 25 % und bewegt sich damit auf dem Niveau einer Initiator-Leitung. Die Leitung ist für die T1-Steckerschnittstelle gemäß IEC 63171-6 konstruiert. igus verwendet einen abriebfesten, kerbzähen PUR-Mantel und beim Stecker robuste metallische Verriegelungen mit PCB-Buchse. Garantiert werden 10 Mio. Doppelhübe und 36 Monate Lebensdauer.

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Igus GmbH

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