Ob für die Fertigung großer Zahnkränze für moderne Windenergieanlagen, Lenkungszahnstangen und Gelenkwellen für den Automobilbau oder große Kurbelwellen für Schiffsdiesel: Einer der Hersteller für das Härten und Erwärmen dieser hochbelastbaren Bauteile ist SMS Elotherm. Wie im Anlagenbau üblich, fertigt das Unternehmen kundenspezifische Anlagen, in denen es die benötigten Module individuell zusammenstellt. Für eine sichere Kabelführung durch diese Großmaschinen setzt der Anlagenbauer Kabelkanäle aus Stahl oder Edelstahl in verschiedenen Querschnitten ein, wie sie sich im Produktportfolio von Pflitsch befinden. Diese Kanäle vor Ort selbst zusammen zu bauen, ist SMS Elotherm zu aufwändig: Maschine für Maschine ausmessen, Kabelkanäle aus Standardteilen per Hand ablängen und die Kabelführung Stück für Stück zusammenbauen passt nicht zum Optimierungskonzept.

Auf einen Blick

Ein Kanalprogramm kombiniert mit einem Konfektionierservice vereinfachen das Handling und die Montage für den Kunden. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, das sich Zeit und damit auch Kosten einsparen lassen.

Pflitsch und SMS Elotherm gingen daher eine Partnerschaft ein. Pflitsch liefert heute individuelle Kanalkonfektionen termingerecht und einbaufertig ins Werk, wo SMS-Elotherm-Mitarbeiter alles mit kleinen Anpassarbeiten zu einem funktionierenden Ganzen komplettieren. „Neben der gleichbleibend hohen Qualität der Kanalsysteme überzeugt diese Variante durch kalkulierbare Montagezeiten und transparente Kosten“, bestätigt Ullrich Lemke, Konstrukteur bei SMS Elotherm. Ingo Müller ist bei Pflitsch Projektmanager. Er verweist auf einen weiteren Aspekt: „Dank unserer flexiblen Fertigung können wir auch kundenspezifische Kanalkomponenten realisieren, beispielsweise spezielle Anbindungen an Schaltschränke in der Anlage.“ So erfolgt die Vorfertigung verschiedener Konfigurationen nach einer Zeichnung, die ein zügiges Montieren der gesamten Kanalkonfektion zwischen Maschine und Peripherie sicherstellen.

Kanäle im Einsatz

Für eine aktuelle Elotherm-Anlage, mit der ein Automobilzulieferer Zahnstangen für Lenksysteme härten will, liefert Pflitsch stahlverzinkte Industriekanäle in den Dimensionen 100 / 100, 150 / 100 und 300 / 150 – insgesamt über 50 laufende Meter – sowie Varianten mit verstärktem Bodenblech und diversen Stützen. Da in manchen Kanalabschnitten sehr unterschiedliche Kabel wie für Energie oder Daten sowie auch Leitungen für Medien vorgesehen sind, kommen noch etwa 20 Meter Trennstege zum Einsatz, die den Kanal unterteilen. Außerdem verbaut man diverse Standard-Formteile wie Winkel, Abgänge und Reduzierungen in den verschiedensten Größen und Ausführungen.

Sonderformteile wie für die Installation von Kabeln mit großen Biegeradien wie MF-Koax-Kabel fertigt das Pflitsch-Blechbearbeitungszentrum nach Zeichnung an. Für Elotherm gibt es auch spezielle Konsolen, die sich platzsparend auf die Schaltschränke abstützen oder mit dem Maschinenkörper verschraubt sind. Sie tragen zweistöckig die Kabelkanäle und die Rohleitungen. „Zweck war es, die Tragkonstruktion so anzuordnen, dass keine Stützen außerhalb der Anlage gestellt werden müssen. Damit ist im Durch- und Zugangsbereich nichts im Wege“, erläutert Oliver Kaiser, Konstruktionsleiter für Mechanik bei SMS Elotherm. Alle Dimensionen, die Aussparungen im Kanal und die Änderungen erstellt Pflitsch nach freigegebener Gesamtzeichnung und liefert eine ausführliche Dokumentation inklusive CAD-Zeichnung und Stückliste.

Den erstellten Konfigurationen sind Bestellnummern zugeordnet, unter der der Kunde jederzeit einfach die identische, komplette Kabelführung ordern kann. Oliver Kaiser erläutert: „Dadurch können wir unseren Bestellaufwand minimieren und haben gleichzeitig die Gewähr, dass das Kanalsystem perfekt in die Maschine passt, die wir gerade aufbauen.“ Quasi auf Knopfdruck sind jederzeit Veränderungen möglich, beispielsweise wenn bei erhöhtem Kabelvolumen die Dimensionierung eines Kanals größer ausfallen muss.

Individualität in Serienqualität

Das Industriekanal-Programm besteht aktuell aus verschiedenen Kanalquerschnitten zwischen 50 x 50 mm und 600 x 200 mm, über hundert Formstücken sowie Kantenschutzteilen und mehr. Verfügbar sind verschiedene Winkel, T-Stücke, Kreuzungen, Wender, Reduzierstücke und Teleskope für eine individuelle Streckenführung. Die Kanalteile gibt es aus verzinktem oder RAL-lackiertem Stahl sowie in Edelstahl-Qualität. Da alle Industriekanal-Bauteile über einen Deckel zu öffnen sind, lassen sich die Kabel einfach einlegen. Für das sichere Verschließen der Deckel gibt es verschiedene Verschlüsse. Auf Kundenwunsch, um eventuell bestehende Werksvorschriften zu erfüllen, sind Deckelscharniere und Schließungen vom Riegel- bis Schnappverschluss möglich.

Alle Kanalbauteile sind serienmäßig gratarm gefertigt. Die Kantenschutzteile aus hochwertigem Kunststoff verhindern an seitlichen Ausbrüchen oder Kanalenden die Beschädigung des Kabelmantels oder Verletzungen des Montagepersonals.

Verschiedene Teleskopstücke erlauben es, bei auftretenden Toleranzen Längen-Differenzen bis 250 mm sicher auszugleichen. Weitere Flexibilität bringen die variablen Eckwinkel: Kanalkörper und Deckel sind zwischen 90° und 180° stufenlos einstellbar. Möglich ist es durch eine biegbare Rückwand aus hochwertigem Federstahl, die sich je nach Winkel mehr oder weniger in den Kanalkörper hineinschiebt. In stark vibrierenden Anlagen bieten Schwingungsdämpfer-Elemente deutliche Vorteile: Deren Enden verschraubt man mit den starren Kanälen. Ein hochwertiger Gummibalg entkoppelt dann die Schwingungen der Maschine. Auch dieses metallische Verbindungsstück lässt sich als flexibler Winkel nutzen, ebenso wie die Rechteckschläuche, die sich mittels Übergängen und Endflanschen mit dem Kanal verbinden lassen. Die Verbindungsstellen der Kanäle untereinander sind serienmäßig mit VDE-gemäßer Erdung versehen.

Auf den Boden kommen

Für eine bodennahe Verlegung realisiert Pflitsch den Automobilkanal in einer trittfesten Variante, wobei die Abdeckung mit rutschsicherer Tränenblech-Oberfläche versehen ist. Die Kanalabdeckung ist auch mit einer überfahrbaren Rampe lieferbar.

Außerdem lässt sich der Industriekanal mit dem kompakten PIK-Kanal kombinieren, um einzelne Kabel mechanisch geschützt zu führen. Da sich dieses Kanalsystem mit seinem durchgängigen Deckel außerdem über die gesamte Länge öffnen lässt, ist eine optimierte Leitungsinstallation unter allen Umständen gegeben – anders als bei der Leitungsführung durch ein Rohr, wo der Anwender das Kabel mühsam durchziehen muss.

Dipl.-Ing. Walter Lutz

ist Fachjournalist bei werdewelt.info in Haiger.

(rao)

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