Dr. Reinhard Pfeiffer, Messe München: „Man darf also gespannt sein, welche Neuheiten der diesjährigen electronica im Jahr 2064 unseren Alltag erleichtern werden.“

Dr. Reinhard Pfeiffer, Messe München: „Man darf also gespannt sein, welche Neuheiten der diesjährigen electronica im Jahr 2064 unseren Alltag erleichtern werden.“Messe München/andreas pohlmann

Ein halbes Jahrhundert Messegeschichte bietet Gelegenheit, zurückzublicken auf die Meilensteine der vergangenen 50 Jahre und den Blick nach vorn zu richten – auf Innovationen der diesjährigen electronica vom 11. bis 14. November in München. Denn ohne frühere Entwicklungen ist die Zukunft nicht denkbar, ist sich Dr. Reinhard Pfeiffer sicher: „So wurden auch die Grundlagen für zwei der diesjährigen Schwerpunktthemen – Automotive und Lighting – bereits auf einer der ersten Messen in den 1970er Jahren gelegt. Firmen wie International Rectifier oder Bourns haben schon damals Technologien vorgestellt, die als Weiterentwicklungen heute selbstverständlich sind.“ Als Beispiele nennt der Stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe München optimierte Drehmomentsensoren für Servolenkungen oder noch effizientere Halbleiter in modernen LEDs. „Man darf also gespannt sein, welche Neuheiten der diesjährigen electronica im Jahr 2064 unseren Alltag erleichtern werden“, betont er.

Senkrechtstart mit Ablegern

Die electronica hatte zu Beginn keinen leichten Stand, unter anderem fehlte die Unterstützung von deutschen Verbänden. Dennoch entwickelte sie sich schon in den ersten Jahren zum Magnet für Besucher und Aussteller aus ganz Europa, den USA, Japan oder der damaligen Sowjetunion. Die Ausstellungsfläche war komplett belegt, Spätentschlossene bekamen nur noch Vitrinen, aber keine Stände mehr. Dass die electronica die richtige Idee zur richtigen Zeit war und das Konzept dieser fortschrittlichen Branchenschau aufging, zeigte sich spätestens mit der zweiten Veranstaltung 1966. Die Ausstellungsfläche verdoppelte sich nahezu, ebenso wie die Stände und die Zahl der ausstellenden Unternehmen. Von 1964 bis 1974 verzehnfachte sich nicht nur die Zahl der Aussteller, auch die Zahl der Besucher stieg sprunghaft an – von 13.000 auf mehr als 73.000.

Die Messe entwickelte sich rasant zu der Bühne, auf der eine extrem dynamische Branche Gelegenheit hatte, ihre technischen Innovationen erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren. Diese trugen maßgeblich zu den wichtigsten Erfindungen der Elektronikindustrie in den 1960er und 1970er Jahren bei, zum Beispiel zur Floppy Disk im Jahr 1969, den ersten Mikroprozessoren Anfang der 1970er Jahre und zum Bildschirmtext im Jahr 1977.

Das enorme Wachstum der Messe führte dazu, dass einzelne Bereiche der Messe in neuen Strukturen aufgingen. Aus der electronica wurden schließlich zwei weitere Branchenhighlights ausgegliedert: Im Jahr 1973 ging die Messe „Laser World of Photonics“ erfolgreich an den Start und ist heute die Weltleitmesse der Laser- und Photonik-Industrie. Zwei Jahre später wurde die Messe „productronica“ aus der Taufe gehoben. Sie gilt als die weltweit größte Messe für innovative Elektronikfertigung und findet im zweijährigen Wechselturnus mit der electronica statt.

Elektronik im Wandel

Christoph Stoppok, ZVEI: „Der Wert der Automobilelektronik wird bis zum Jahr 2025 auf über 430 Mrd. Euro steigen.“

Christoph Stoppok, ZVEI: „Der Wert der Automobilelektronik wird bis zum Jahr 2025 auf über 430 Mrd. Euro steigen.“Messe München

„Meine erste Amtshandlung beim ZVEI war, den Verband auf der electronica-Messe zu repräsentieren, noch dazu auf dem neuen Messegelände“, erinnert sich Christoph Stoppok, Geschäftsführer der Fachverbände Electronic Components and Systems sowie PCB and Electronic Systems des Zentralverbands Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), an seine Anfänge beim ZVEI. Den Bezug zur electronica-Messe stellt er noch mit einer weiteren Erfahrung her: „Noch Mitte der 1980er Jahre habe ich bei Alcatel auf dem IBM-Computer S/360 programmiert. Diese Großrechnerarchitektur stammte aus dem Jahre 1964.“

Seither gab es viel Bewegung: „Die Mikroelektronik ist die Schlüsseltechnologie für unsere heutige Informations- und Kommunikationstechnik.“ Wichtigste Triebsfeder ist die im Jahr 1965 von G.E. Moore formulierte These, dass sich die Leistungsfähigkeit eines Integrierten Schaltkreise (IC) und die Anzahl der Komponenten auf dem Chip – bei konstantem Preis – alle 18 bis 24 Monate verdoppeln. Das so genannte Mooresche Gesetz gilt bis heute. Aus den zarten Anfängen haben sich potente Wachstumsmärkte entwickelt, die auch Chancen für den Standort Deutschland offerieren. Das sind vor allem Embedded Systems, Beleuchtungstechnologien, Informations- und Kommunikationstechnik, Intelligentes Stromnetz (Smart Grid), Cyber-Sicherheit, Automotive Elektrik/Elektronik, Industrie 4.0 und Energieeffizienztechnologien. Nach Berechnungen des ZVEI ist der globale Markt für elektrotechnische und elektronische Produkte im vergangenen Jahr um 4 Prozent auf rund 3.703 Mrd. Euro gewachsen. Gegenüber 2012 entspricht dies einem Plus von 3 Prozent. Vor allem der asiatische und der amerikanische Markt treiben dabei das Wachstum voran. Davon profitiert auch die deutsche Elektronikindustrie: Im gesamten ersten Quartal 2014 nahmen die Auftragseingänge um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

Insbesondere die Automobilelektronik treibt die Entwicklungen voran, erläutert Stoppok: „Der Elektronikanteil im konventionellen Fahrzeug wächst seit Jahren kontinuierlich. Der Trend Elektromobilität wird sich – langfristig gesehen – durchsetzen.“ Die Automobilelektronik gehört zu den wichtigsten Segmenten im Markt für elektronische Bauelemente. Schon heute verfügen Autos über Bordcomputer, Infotainment-und Assistenzsysteme, deren Funktionen immer umfangreicher werden. Darüber hinaus nehme die Bedeutung der Software zu – innerhalb und außerhalb des Autos: „Die Innovationen im Auto werden heute zu 80 Prozent von Elektronik und Software getrieben“, argumentiert er weiter. Allen voran werden die Consumer-/Kommunikationselektronik und das Internet zunehmend mit dem Automobil verknüpft. Stichwörter hierzu sind Connectivity und Smart Mobility. „Die Automobilindustrie als vormals Maschinenbaudominierte Industrie wird zunehmend zu einer von Elektronik/Software-dominierten Industrie“, prognostiziert er und merkt an: „Der Wert der Automobilelektronik wird bis zum Jahr 2025 auf über 430 Mrd. Euro steigen. Der größte Anteil wird bei der Elektrik/Elektronik der alternativen Antriebe liegen.“

Aber auch das Schlagwort „Industrie 4.0″ erobert kontinuierlich Terrain: In einer intelligenten und vernetzten Welt wird das Internet der Dienste und Dinge in vielen Feldern Einzug halten: von den Smart Grids bis hin zur Intelligenten Fabrik, ist sich Stoppok sicher: „Industrie 4.0 wird dem Standort Deutschland, das industrielles Schwergewicht mit einem Drittel der Wertschöpfung in der EU ist, helfen, seine führende Position im Welthandel zu verteidigen.“ Hand in Hand damit geht der Fokus auf Energieeffizienz, denn durch den Einsatz intelligenter Automatisierungssysteme lassen sich in der Industrie 10 bis 15 Prozent Energie einsparen, schätzen die Marktauguren des ZVEI. Das entspricht einem Einsparpotenzial von bis zu 28 Mrd. kWh oder 43 Mio. t CO2-Äquivalent. Zudem entfallen auf elektromotorisch angetriebene Maschinen rund zweidrittel des Stromverbrauchs. „Mit moderner Technik könnten 10 Prozent eingespart werden, dem entsprechen 4 Mrd. Euro geringere Stromkosten.

Darüber hinaus wird der Markt für Beleuchtungsmittel in den nächsten zehn Jahren stark wachsen: Er umfasst heute einen weltweiten Umsatz von 70 Mrd. Euro, für 2020 werden fast 110 Mrd. Euro erwartet. Die Wachstumsrate für die nächsten Jahre beziffert Christoph Stoppok mit etwa 39 Prozent. „Neue Technologien, wie die klassische LED oder OLED, haben hierbei einen erheblichen Einfluss. Liegt der Anteil heute bei etwa 20 Prozent, so wird er im Jahr 2020 bereits die 70-Prozent-Marke erreicht haben“, erläutert Christoph Stoppok.

Wissensplattform auf drei Standbeinen

Anke Odouli, Projektleiterin der electronica: „Im Rahmen des Jubiläums planen wir verschiedene Events und Aktionen.“

Anke Odouli, Projektleiterin der electronica: „Im Rahmen des Jubiläums planen wir verschiedene Events und Aktionen.“Messe München

Mit ihrem Drei-Säulen-Konzept aus Messe, Konferenzen und Rahmenprogramm hat die electronica erfolgreich eine umfangreiche Wissensplattform geschaffen. Auch in diesem Jahr informiert sie wieder über Technologien, Produkte, Services und Trends der Branche. Ein Highlight der Messe, der CEO Roundtable, widmet sich dem Thema: „Internet of Things: Possibilities, Challenges and the Question of Security“. Die Schwerpunkte der Messe sind die Themen Automotive, Embedded Systeme, Medizinelektronik und Lighting sowie die Querschnittsthemen Security und Energieeffizienz. Diese spiegeln sich unter anderem im electronica-Forum in Podiumsdiskussionen und Vorträgen wider.

Der PCB & EMS Marketplace ist für Aussteller und Besucher der zentrale Treffpunkt für die Elektronikfertigung. Damit setzt die electronica 2014 auch dieses Mal besondere Akzente. Der Marketplace ermöglicht es Besuchern, sich über aktuelle und zukünftige Fragestellungen rundum die elektronische Baugruppenfertigung zu informieren. Der Ausstellerandrang war dieses Jahr enorm, weshalb die ursprünglich angedachte Halle B1 sofort ausgebucht war, erklärt Anke Odouli, Projektleiterin der electronica: „Daher haben wir den Bereich ‚Leiterplatten und andere unbestückte Schaltungsträger/EMS Electronic Manufacturing Services‘ in die Hallen A2 und A3 verlegt.“

Die electronica 2014 ist auf gutem Wege und wird mehr Aussteller verbuchen als zwei Jahre zuvor: In diesem Jahr werden rund 2.700 Aussteller aus aller Welt ihre Produkte und Services auf einer Fläche von 142.000 m2 in zwölf Hallen präsentieren. Im Jahr 2012 gaben sich 2.669 Aussteller ein Stelldichein und 73.051 Besucher aus 79 Ländern nahmen an der Messe teil. „Im Rahmen des Jubiläums planen wir verschiedene Events und Aktionen, mit denen wir nicht nur zurück sondern vor allem auf die nächsten 50 Jahre blicken wollen. Die Elektronik ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Im November zeigen die electronica-Aussteller erneut, was zukünftig unsere Gesellschaft vorantreibt“, kündigt Anke Odouli an.

Willkommen auf Planet e!

Die electronica ist auch zu ihrem fünfzigjährigen Jubiläum wieder die Branchen-Plattform für Expertenwissen und Informationsaustausch in der Elektronik. Von 11. bis 14. November 2014 können sich die Besucher über das gesamte Produkt- und Leistungsspektrum der Elektronik informieren. Schwerpunkte sind in diesem Jahr Automotive, Embedded Systeme, Medizinelektronik und Lighting sowie die übergreifenden Themen Security und Energieeffizienz.

(mrc)

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Messe München GmbH

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