
Trotz US-Exportbeschränkungen steigert China massiv seine Halbleiterproduktion und legt den Grundstein für künftige KI-Entwicklungen. (Bild: pattozher @ AdobeStock)
Die chinesische Halbleiterindustrie zeigt trotz anhaltender US-Exportbeschränkungen einen bemerkenswerten Aufwärtstrend. Wie Germany Trade & Invest (GTAI; Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing) in einem Bericht hervorhebt, gelingt es chinesischen Unternehmen zunehmend, ihre Wertschöpfungskette zu lokalisieren und trotz eingeschränkter Verfügbarkeit fortschrittlicher EUV-Lithographieanlagen mit Deep-Ultraviolet-(DUV)-Technologie eine Vielzahl von Standardchips herzustellen.
Vor allem in Segmenten wie DRAM oder Automotive-Chips ist China technisch konkurrenzfähig. Ein Beleg dafür ist die wachsende Bedeutung von SMIC (Semiconductor Manufacturing International Corporation) mit Sitz in Shanghai, mittlerweile der weltweit drittgrößte Wafer-Foundry-Anbieter.

Fortschritte trotz Beschränkungen
Die US-Exportkontrollen erschweren zwar den Zugang zu Spitzenchips und moderner Ausrüstung, treiben jedoch gleichzeitig den Aufbau eigener Produktionskapazitäten voran. Chinesische Ingenieure arbeiten intensiv an hochauflösenden Lithographiesystemen, darunter erste Trocken-DUV-Anlagen mit einer Auflösung von unter 65 Nanometern. Für hochintegrierte Strukturgrößen jenseits von 7 Nanometern bleibt jedoch bis auf Weiteres EUV-Technologie unerlässlich. Laut Aussagen des niederländischen Herstellers ASML liegen chinesische Hersteller hier noch rund ein Jahrzehnt hinter der Weltspitze zurück.
Boomende Nachfrage durch KI
Der rasante Aufstieg von Künstlicher Intelligenz, vor allem in Bereichen wie autonomem Fahren oder maschinellem Lernen, sorgt für eine stetig wachsende Nachfrage nach Hochleistungschips. ByteDance, das Unternehmen hinter TikTok, plant für 2025 Investitionen von über 12 Milliarden US-Dollar in KI-Infrastruktur – sowohl in chinesische als auch in ausländische Chips. Damit wollen chinesische Technologieunternehmen im globalen KI-Rennen vorn mitspielen, was jedoch die beschränkte Verfügbarkeit modernster Fertigungstechnologien zusätzlich in den Fokus rückt.
Staatliche Förderung und Kritik
Die chinesische Regierung verstärkt ihre Anstrengungen, um Unternehmen auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette zu fördern. Der National Integrated Circuit Industry Investment Fund („Big Fund“) startete im Mai 2024 in seine dritte Phase mit weiteren 47,5 Milliarden US-Dollar. Insgesamt stehen mittlerweile rund 143 Milliarden US-Dollar staatlicher Unterstützung für die Chipindustrie zur Verfügung – mehr als die 53 Milliarden US-Dollar in den USA oder 65 Milliarden US-Dollar in Japan.
Neben direkten Zuschüssen profitieren staatlich geförderte Unternehmen zudem von umfassenden Steuererleichterungen. Gleichzeitig gibt es aber Kritik an der Mittelvergabe: Private, insbesondere kleine und mittlere Betriebe, fühlen sich im Vergleich zu Großkonzernen benachteiligt. Darüber hinaus wird die Effizienz der vielen Fördermaßnahmen infrage gestellt, da lokale Regierungen zahlreiche Projekte fördern, deren Erfolg nicht immer gesichert ist.
Dennoch dürfte China in den kommenden Jahren durch die Kombination aus staatlicher Förderung, industriellem Ehrgeiz und wachsender Marktnachfrage seine Position im globalen Halbleitermarkt weiter ausbauen. Auch wenn es für hochkomplexe Fertigungsverfahren weiterhin auf ausländische Technologien angewiesen bleibt, schafft das Land bereits jetzt die Grundlage, um zumindest in wichtigen Marktsegmenten stärker zu agieren – wie GTAI in seinem Bericht treffend zusammenfasst.
Der Autor: Martin Probst

Zunächst mit einer Ausbildung zum Bankkaufmann in eine ganz andere Richtung gestartet, fand Martin Probst aber doch noch zum Fachjournalismus. Aus dem Motto „Irgendwas mit Medien“ entwickelte sich nach ein wenig Praxiserfahrungen während des Medienmanagement-Studiums schnell das Ziel in den Journalismus einzusteigen. Gepaart mit einer Affinität zu Internet und Internetkultur sowie einem Faible für Technik und Elektronik war der Schritt in den Fachjournalismus – sowohl Online als auch Print – ein leichter. Neben der Elektronik auch an Wirtschafts- und Finanzthemen sowie dem Zusammenspiel derer interessiert – manche Sachen wird man glücklicherweise nicht so einfach los. Ansonsten ist an ihn noch ein kleiner Geek verloren gegangen, denn alles was irgendwie mit Gaming, PCs, eSports, Comics, (Science)-Fiction etc. zu tun hat, ist bei ihm gut aufgehoben.