Ein aktueller IHS-Bericht geht davon aus, dass der globale Markt für bürstenlose Gleichstrommotoren (BLDC-Motoren) in Haushaltsgeräten im Laufe der nächsten fünf Jahre von rund 430 Millionen Einheiten pro Jahr auf 750 Millionen steigen wird. In Haushaltsgeräten aller Art – Klimaanlagen, Geschirrspüler, Waschmaschinen, Kühlschränke, Pumpen, Ventilatoren – werden AC-Motoren zunehmend durch BLDC-Motoren ersetzt. Der Hauptgrund dafür ist, dass BLDC-Motoren einen höheren Wirkungsgrad als AC-Motoren haben – insbesondere, wenn sie nicht mit maximaler Leistung arbeiten – und besser steuerbar sind. Außerdem sind sie leiser, auch das prädestiniert sie für Haushaltsgeräte. Zudem haben sie über den gesamten Lastbereich eine hohe Energieeffizienz, wie sie von vielen globalen Energieeffizienzstandards gefordert wird.
Softwaregesteuerte BLDC-Motoren sind dank ihrer Programmierbarkeit besonders flexibel – veränderliche Drehzahlen und/oder Drehmomente lassen sich mit hoher Genauigkeit realisieren. Zuverlässigkeit ist ein weiteres wichtiges Thema. BLDC-Motoren benötigen keine Bürsten und Schleifringe, dadurch entfallen die damit verbundenen Leistungsverluste. Außerdem erhöht sich dadurch ihre Zuverlässigkeit und Lebensdauer. Angesichts des großen Wirkungsgrad-Potenzials von BLDC-Motoren und deren präziser Steuerbarkeit ist der wichtigste Aspekt bei BLDC-Treibern das Design des Wechselrichters und des Controllers.
Thermische Herausforderungen beim Wechselrichter
Eck-Daten
BLDC-Motoren erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, vor allem im Bereich der Haushaltsgeräte. Der wichtigste Aspekt bei BLDC-Treibern dabei das Design des Wechselrichters und des Controllers. Zusätzlich begrenzen thermische Herausforderungen die Leistung des Wechselrichters. Power Integrations stellt im Beitrag die Bridgeswitch-Architektur vor, die 600-V-FREDFETs mit kurzen Schaltzeiten, geringen Schaltverlusten in Kombination mit sehr softem Recovery-Verhalten integriert. Zusätzlich ermöglicht die Bridgeswitch-IC-Familie den Verzicht auf Kühlkörper im Thermomanagement und vereinfacht die Einhaltung internationaler Sicherheitsvorschriften, also die Zulassung nach IEC 60335-1 und IEC 60730-1.
Thermische Herausforderungen begrenzen die Leistung des Wechselrichters. Es liegt auf der Hand, dass eine erhöhte Betriebstemperatur die Lebensdauer des Wechselrichters verkürzt und die Zuverlässigkeit mindert. Erhöhte Temperaturen erschweren auch die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften und können die Verwendung eines Kühlkörpers und/oder Lüfters erforderlich machen. Dies alles verursacht einen höheren Materialaufwand und zusätzliche Kosten. Außerdem fallen die Module dadurch größer aus, wodurch ein weiterer wichtiger Vorteil von BLDC-Motoren konterkariert wird, und wirkt sich negativ auf die Zuverlässigkeit aus.
Es ist erstaunlich, wie viel Leistungsverluste und Abwärme sich schon durch eine geringe Steigerung des Wechselrichterwirkungsgrades einsparen lässt. Hierzu ein Beispiel: Wenn es gelingt, den Wechselrichterwirkungsgrad um 1 % von 97 % auf 98% zu erhöhen, sinken bei einer Wechselrichter-Eingangsleistung von 260 W die Leistungsverluste von 7,8 W auf 5,2 W – das bedeutet eine Leistungseinsparung von 2,6 W und eine Reduktion der Abwärme um satte 33 %.
Power Integrations liefert seit vielen Jahren Motortreiber-Produkte für Anwendungen in Haushaltsgeräten. Hierzu zählen die Produktfamilien Innoswitch-EP und Linkswitch. Dies sind hochintegrierte Hochspannungs-ICs für Off-line-Energiewandler, die sich wegen ihrer hohen Energieeffizienz und Robustheit in einem breiten Anwendungsspektrum einsetzen lassen. Als Power Integrations sich entschied, in den Markt für BLDC-Motortreiber einzusteigen, existierten bereits sehr gute Treiberlösungen, und es war dem Unternehmen klar, dass es einen neuen Ansatz brauchte, um Effizienz und Leistungsfähigkeit noch weiter zu steigern.
Bridgeswitch-Motortreiber
Die Bridgeswitch-IC-Familie von integrierten Halbbrücken-Motortreibern (IHB) ermöglicht Treiberdesigns mit einem Wirkungsgrad von 98,5 % – und bietet damit eine Lösung für nahezu jede thermische Herausforderung. Mitentscheidend für diese hohe Energieeffizienz ist die Integration von 600-V-FREDFETs mit einer Body-Diode, die sich durch kurze Schaltzeit im Kombination mit ultra-softem Recovery-Verhalten auszeichnet. Ein FREDFET ist ein Feldeffekttransistor mit einer Fast-Reverse- (auch „Fast-Recovery“ genannt) Epitaxial-Diode. Durch dieses spezielle FET-Design wird ein sehr schnelles Abschalten (Recovery) der Body-Diode erreicht. Bild 1 verdeutlicht die geringe Reverse-Recovery-Ladung der Bridgeswitch-FREDFETs im Normalbetrieb. Aus dem Diagramm ist außerdem der Reverse-Recovery-Softness-Factor (SSVR) ersichtlich, der in diesem Fall größer als Eins ist, was auf sehr geringe Störemissionen hindeutet.
Auf die Body-Diode kommt es an
Warum sind die Eigenschaften der Body-Diode für BLDC-Motoren wichtig? Ein BLDC-Motortreiber enthält eine antiparallel zu jedem Schalterbauteil (IGBT oder MOSFET) liegende Diode, die einen Entmagnetisierungspfad für die induktive Wicklungsenergie in jeder Phase bereitstellt. Die in der Wicklung gespeicherte Energie muss beim Abschalten abgebaut werden. Eine im leitenden Zustand befindliche PN-Diode kann bei einer Polaritätsänderung der anliegenden Spannung (das heißt beim Abschalten des Schalters) nicht abrupt in den Sperrzustand übergehen. Stattdessen dauert es eine gewisse Zeit (reverse recovery time), bis die Diode den Stromfluss unterbricht. Für die Optimierung des Wirkungsgrades ist es wichtig, das Verhalten der Diode während dieser Zeitspanne unter Kontrolle zu haben.
Die Body-Diode in einem typischen Schalter-MOSFET ist ein parasitäres, durch die Struktur des MOSFETs bedingtes „Bauteil“. Die so gebildete Diode hat im leitenden Zustand relativ schlechte Eigenschaften, weil sie dafür nicht optimiert wurde. IGBT-Strukturen enthalten keine solche intrinsische Body-Diode. Um diese Probleme zu lösen, werden bei Schalter-ICs oft antiparallele Dioden mit in das gleiche Gehäuse integriert, was erhebliche Mehrkosten verursacht. Unter der Voraussetzung, dass diese Dioden eine geringere Durchlassspannung aufweisen als die intrinsische Body-Diode, stellen sie einen wirksamen Nebenschluss zu der Body-Diode dar, reduzieren deren Wirkung und bieten einen effizienteren Entmagnetisierungs-Strompfad. Die Eigenschaften der antiparallelen Diode ist wichtig für das Schaltverhalten und die Reduktion der Störemissionen.
Schaltverhalten und Störemissonen
Die negative Flanke der Stromkurve wird durch die Schaltinduktivität bestimmt und ist unabhängig vom schaltenden Bauteil. Die Reverse-Recovery-Periode beginnt, sobald die Spannung über der Diode in den Sperrspannungsbereich übergeht und die Ladungsträger in der PN-Struktur ihre Richtung umkehren. Die Ladungsträger transportieren weiterhin Ladung (in die entgegengesetzte Richtung), bis sie aus der P-N-Verarmungszone verdrängt werden; so entsteht der Dioden-Rückwärtsstrom.
Die Diodenstruktur im FREDFET bewirkt eine schnelle Verdrängung dieser Ladungsträger und begrenzt dadurch die während der Erholungsphase transportierte Reverse-Ladungsmenge. Dadurch verringert sich sowohl die Amplitude als auch die Zeitdauer des Reverse-Recovery-Stroms (kleinere Fläche unter der Kuve = Gesamtladung in Bild 1). Zur Minimierung der Störemissionen und Optimierung der „Softness“ der Diode ist auch die Ladungsträger-Verdrängungsgeschwindigkeit (Steilheit der Recovery-Kurve) zu kontrollieren. Die Softness (SSVR) wird heute üblicherweise durch den steilsten Abschnitt der Recovery-Kurve beschrieben, ins Verhältnis gesetzt zur negativen Stromsteilheit am Beginn der Reverse-Recovery-Periode. Dadurch reduzieren sich die Schaltverluste erheblich. Die Optimierung der Soft-Recovery-Charakteristiken und der Stromsteilheit trägt außerdem zur Reduzierung der Störemissionen des Systems bei.
Der Bridgeswitch im Detail
Das Blockschaltbild in Bild 2 zeigt die Schaltungselemente eines Bridgeswitch-ICs: zwei Treiber, Controller, Pegelumsetzer und zwei FREDFETs. Bridgeswitch-ICs benötigen kein sekundäres Niederspannungsnetzteil und erlauben dadurch die Verwendung einer kleineren und einfacheren Hilfsstromversorgung. Dies würde beispielsweise den Einsatz eines Single-Output-Buck-Converters wie Linkswitch-TN2 von Power Integrations anstelle des herkömmlichen Multi-Output-Flyback-Konzepts für die Motorantriebsstufe ermöglichen. Insgesamt hat der Integrationsgrad einen signifikanten Einfluss auf Materialbedarf, Leiterplattenfläche und Zuverlässigkeit.
Ein ganz wesentlicher Vorteil dieser Architektur ist, dass sie nicht nur weniger Wärme erzeugt als herkömmliche Designs, sondern auch Hot Spots eliminiert, indem sie die Abwärme verteilt. Die Wärme lässt sich allein über die Leiterplatte abführen und es ist kein Kühlkörper notwendig. Auch das spart wieder Bauteile, Gewicht, Platz und Kosten ein. Der Vergleich der thermischen Eigenschaften des Bridgeswitch mit einer IGBT- oder anderen FET-basierten Lösungen zeigt ähnliche Vorteile. Ein weiterer Vorteil der Bridgeswitch-Architektur ist ihre Flexibilität. Ein und dasselbe Layout – dargestellt in Bild 3 – kann als Baustein für ein- oder mehrphasige BLDC-Motoren zum Einsatz kommen. Es stehen Referenzdesigns zur Verfügung, die alle gängigen Regelalgorithmen für BLDC-Motoren unterstützen.
Sicherheitsvorschriften einhalten
Die Einhaltung der internationalen Sicherheitsvorschriften kann eine Herausforderung sein. Um die Zulassung nach IEC 60335-1 und IEC 60730-1 zu erhalten, benötigen traditionelle BLDC-Motorlösungen einen Softwareschutz der Klasse B, der nicht nur teuer und zeitaufwendig ist, sondern auch eine Neuzertifizierung bei Softwareänderungen sowie zusätzliche Software-Integritätsprüfungen für OTA-Updates (Over-the-Air) erfordert. Die IHB-Systemarchitektur reduziert diese Kosten und spart Zeit, da Bridgeswitch über einen einzigartigen, fest verdrahteten, in jedem Zyklus wirksamen Low-Side- (LS) und High-Side- (HS) Überstromschutz verfügt. Bridgeswitch überwacht die Netzspannung, bietet sowohl OV- als auch UV-Schutz und misst auch die Schalter- und Wicklung/Platinentemperaturen für zusätzliche Systemalarme und eine fest verdrahtete, sichere Endabschaltung. Dies erleichtert die Softwareanforderungen (Klasse A statt Klasse B) und vereinfacht und verkürzt den Qualifizierungsprozess. Außerdem ist bei Änderungen an der Systemsoftware keine Neuzertifizierung erforderlich. Neben den fest verdrahteten Schutzfunktionen bieten Bridgeswitch-Lösungen noch einen weiteren Vorteil: die Übertragung von Fehlerinformationen über eine einzigartige, bidirektionale Eindraht-Kommunikationsschnittstelle an den System-Mikrocontroller.
Dadurch wird ein höheres Schutzniveau erreicht, weil die Hardware-implementierten Bridgeswitch-Sicherheitsfunktionen sehr schnell reagieren (etwa 150 ns). Bridgeswitch-ICs überwachen den Schaltstrom und sorgen für zusätzliche Redundanz in jeder Schaltphase. Und dank der präzisen Steuerung der Schalter-Slew-Rates (<3 V/ns beim Abschalten und <2,5 V/ns beim Einschalten) durch die integrierte HS/LS/Treiber-Kombination fallen die Störemissionen im Vergleich zu herkömmlichen Designs deutlich geringer aus.
Neben den verschiedenen technischen, regulatorischen und kommerziellen Vorteilen spart die höhere Gesamteffizienz Energie, ermöglicht eine bessere Marktpositionierung (höherwertige „Green“-Labels) und versetzt Entwickler in die Lage, bei vorgegebenem Stromverbrauch zusätzliche Systemfunktionen (zum Beispiel Displays und Schnittstellen) zu implementieren.
Cristian Ionescu-Catrina
(na)