Herr Hauser, welches sind die besonderen Vorteile der Software-Plattform FabEagle Connect?
Norbert Hauser: Mit dem FabEagle connect bieten wir eine einfache und universelle Lösung zur sicheren und schnellen Verbindung zwischen OT (Fertigungstechnologie) und IT (Informationstechnologie) an. So ist die Übertragung von Daten aus der Fertigung zu Big-Data-Anwendungen über REST, MQTT oder AMQP genauso möglich wie die Anbindung von Maschinen über OPC-UA, SOAP, FTP und TCP/IP. Fabrikbetreiber schaffen mit dem FabEagle connect eine Transparenz über den gesamten Standort durch schrittweise Integration, beginnend bei den wichtigsten Prozessen.
Besondere Herausforderungen/Bedeutung von Edge-Computing für das IoT/IIoT?
Norbert Hauser: Durch die Verlagerung komplexer Aufgaben von der Cloud in das Edge, wie Artificial Intelligence, Machine/Deep Learning, Predictive Maintenance oder Visual Inspection steigen die Anforderungen an das Edge-Computing. Die Entwicklungen im Bereich High-Performance-Computing (HPC) spielen hierbei eine zentrale Rolle. Viele bereits existierende, aber vor allem auch zukünftige Anwendungen, benötigen HPC-Plattformen. Mit COM-Express-Type-7-Modulen und darauf basierenden Systemen können viele dieser Anforderungen bereits heute erfüllt werden. Die Entwicklung geht aber weiter: Einer der führenden, wenn nicht der führende Standard für HPC, könnte COM-HPC werden – sowohl für Client- als auch für Server-Applikationen, die nicht im IT-Serverraum, sondern vor Ort zum Teil in rauhen Umgebungen installiert werden müssen. Die Spezifikation für die insgesamt fünf Formfaktoren wurde inzwischen von der PICMG freigegeben. Durch die robusten und kompakten COM-HPC-Module lässt sich Intelligent Edge-Computing auf kleinstem Raum und auch in rauen Umgebungen effizient umsetzen.
Was erwarten Kunden von Kontron?
Norbert Hauser: Kontron wurde von unseren Kunden immer als Vorreiter bei Schlüsseltechnologien geschätzt. Unsere Expertise bei der zuverlässigen Einführung und Umsetzung neuer Technologien unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Anforderungen ist sehr gefragt. Dabei erwarten die Kunden neben technisch und preislich attraktiven Lösungen auch eine Betrachtung der Kosten / ROI bei größeren Digitalisierungsprojekten.
Welche Produktneuheiten stehen 2021 im Fokus bzw. welche Neuheiten sind in 2021 noch zu erwarten?
Norbert Hauser: Wir hatten bereits zu Beginn des Jahres unsere Industrial-Switch-Produktlinie erweitert um 23 leistungsstarke und kostengünstige Modelle der KSwitch-Familie für Fast- und Gigabit-Ethernet bis zu 10G. Sie wurden speziell für den Einsatz im industriellen Umfeld entwickelt und werden im Laufe des Jahres um weitere Varianten ergänzt. Mit dem AMD-Ryzen-Prozessor haben wir bereits COM-Express-Module und Motherboards eingeführt für rechen- und grafikintensive Anwendungen. Im Juni wurde ein COM Express Basic Type 7 Computer-on-Module auf Basis von AMD-EPYC-Embedded-3000-SoC-Prozessoren vorgestellt, das kosteneffiziente, hoch skalierbare Performance der Serverklasse in einem kleinen Formfaktor bietet. Ebenso im Juni brachten wir ein neues SMARC-Modul fA3399 mit Arm-Prozessor Rockchip RK3399K auf den Markt. Im Benchmark Arm-basierter Module weist das neue Kontron-Modul die höchste Performance im Vergleich zum Preis auf und bietet eine hohe Grafikleistung für 2D- und 3D-Anzeigen.
Um ein breites Spektrum an Sicherheitsfunktionen für unterschiedliche Einsatzfelder von „Functional Safety“ (FuSa) zu gewährleisten, entwickeln wir gerade eigene, hardware-basierte „FuSa-ready“-Produkte, die voraussichtlich zum Jahresende 2021 verfügbar sein werden.
Welches sind die wichtigsten Trends, denen Kontron in 2021 folgt?
Norbert Hauser: Die wichtigsten Trends aus unserer Sicht sind: High Performance Computing im Intelligent Edge, KI, 5G, der offene Standard OPC UA over TSN sowie die digitale Transformation und Schaffung digitaler Geschäftsmodelle.
Wodurch unterscheidet sich Kontron von seinen Mitbewerbern?
Norbert Hauser: Ein ganzeinheitlicher Ansatz für die Digitalisierung im Sinne unseres SUSiEtec-Toolsets ist aus Sicht der Kontron ein wesentlicher Schlüssel zum Erfolg. Durch die Kombination von Hardware, Software und Expertise können wir die Komplexität von unterschiedlichen Projekten bewältigen und individuelle Lösungen schaffen. Wichtig ist dabei auch, dass wir hier einen skalierbaren Lösungsansatz verfolgen, welcher über die Zeit auch mit den wachsenden Anforderungen des Kunden Schritt halten kann. Die aktive Mitwirkung an der Definition und die Unterstützung von offenen Standards in den Bereichen Hardware, Software und Kommunikation hilft unseren Kunden, zukunftsfähige und nachhaltige Lösungen zu etablieren.
Die S&T Gruppe, zu der Kontron gehört, ist ein multinationaler und finanzstarker Technologiekonzern mit Firmensitz in Österreich, der breit aufgestellt ist. Wir können mit über 6000 Mitarbeitern, davon über 3000 Ingenieuren, die Kunden im Bereich OT und IT aus einer Hand unterstützen. In Verbindung mit auf langfristiger Partnerschaft aufgebauten Lieferketten sind wir insgesamt ein sicherer und zuverlässiger Partner. Mit 85 Prozent des Umsatzes in Europa, also über einer Milliarde Euro, sind wir hier Marktführer im Bereich Embedded/IoT.
Was muss noch gesagt werden, bzw. was liegt Ihnen persönlich noch besonders am Herzen?
Norbert Hauser: Selbst mit fortschreitender Digitalisierung und zahlreichen virtuellen Besprechungen durch die Pandemie sind aus meiner Sicht nach wie vor gute, persönliche Kundenbeziehungen und vertrauensvolle, auf Langfristigkeit aufgebaute Partnerschaften essenziell für ein erfolgreiches Unternehmen; gerade in Krisenzeiten kann sich eine erfolgreiche Partnerschaft unter Beweis stellen.