Osram Semiconductors

Die Hälfte des Umsatzes generiert Osram Semiconductors im Automotive-Sektor, sagt CEO Aldo Kamper. (Bild: Osram)

Welche unterschiedlichen Schwerpunkte haben die Werke Regensburg, Penang und Kulim?

Aldo Kamper: Regensburg ist unser F&E-Zentrum für Chips- und Package-Technologien sowie die Chip-Produktion für LED, IRED und Laser. Am Innovations- und Produktionsstandort Regensburg vereinen sich hohes Know-how und hohe Mitarbeiterkompetenz. Hier laufen Kleinserien, Spezialprodukte und Markteinführungen, also Produkte mit hoher Komplexität und kleinem Volumen. Ausgereifte, hochvolumige Produkte werden nach Penang, Kulim beziehungsweise Wuxi in China transferiert. Dadurch vergeht wenig Zeit zwischen Entwicklung und Volumenfertigung. Der Standort Regensburg steht für eine hohe IP-Sicherheit, die gerade in der Einführungsphase neuer Technologien wesentlich ist. Die Zusammenarbeit zwischen Prozessentwicklung und Fertigung ist eng. Synergieeffekte lassen sich nutzen aus den verschiedenen Materialien und Technologien – etwa zwischen der Epitaxie, also der Kristallzucht, und der Laser- und LED-Fertigung.

Unser F&E-Zentrum für die LED-Montage Penang in Malaysia ist seit rund 40 Jahren das Herz von Osram Opto Semiconductors in Asien. Penang ist einer von zwei Standorten für das Backend  – und für das General-Lighting-Segment. Die anspruchsvollen Prozessabläufe sind auf die Volumenfertigung ausgerichtet. Hierfür wurden auch die dafür relevanten, fertigungsnahen Bereiche der F&E vor Ort aufgebaut und weiter gestärkt. Im Bereich Gehäusefertigung ist Penang auf innovative Materialentwicklung sowie modernste Fertigungsverfahren ausgelegt.

Mit dem Hochlaufen der LED-Chipfabrik Kulim wird sich Penang dann stärker auf die Rolle des Innovationsstandorts für Frontend-nahe Technologien sowie Backend-Technologien ausrichten – das heißt F&E, Kleinserien, Spezialprodukte sowie Materialeinführung – also Produkte mit hoher Komplexität und kleinem Volumen. Ausgereifte, hochvolumige Produkte werden nach Kulim beziehungsweise Wuxi in China transferiert. Die neu gestartete Chipfertigung in Kulim ist als Volumen-Fab für die Massenproduktion ausgelegt. Ihr Fokus liegt auf der Fertigung von Chips mit niedriger Komplexität und hohem Volumen.

In welchen Branchen oder Anwendungen generieren Sie die meisten Umsätze?

Aldo Kamper: Die Hälfte unseres Umsatzes generieren wir im Automotive-Sektor. Im Bereich Fahrzeug-Lichttechnik sind wir globaler Technologie- und Marktführer. Bei den Schweinwerfer-Anwendungen gibt es zwei wesentliche Trends. Zum einen werden LEDs zunehmend auch in Kleinwagen und nicht mehr nur in den oberen Leistungsklassen verbaut. Der zweite Trend ist die stark zunehmende Funktionalität. Licht lässt sich immer besser steuern und manipulieren. Dadurch wird es möglich, Segmente gezielt auszublenden, entgegenkommenden Verkehr bei Fernlicht nicht zu blenden oder den vorderen Fahrer nicht mit zu viel Licht im Rückspiegel zu stören. Ein weiteres Beispiel sind Schilder, die beim Fahren mit Fernlicht das Licht reflektieren. Auch dies lässt sich abdimmen. Ein zweiter Bereich, der im Moment zwar noch nicht sehr umsatzstark ist, für den wir aber große Umsatzsteigerungen erwarten, ist das Autonome Fahren. Infrarote Laser eignen sich hierfür sehr gut. Osram OS hat in diesem Bereich ebenfalls eine starke Position.

Beim zweiten großen Anwendungssektor, den Allgemeinbeleuchtungen, vollzieht sich ebenfalls zunehmend der Ersatz von herkömmlichen Lichtquellen durch LEDs. Dieser Markt wächst für uns weiterhin im oberen einstelligen Bereich. Energieeinsparung und die Tatsache, dass immer mehr Sensorik in Leuchten eingebaut wird, sind die wichtigsten Wachstumstreiber. Deutlich spürbar wächst beispielsweise auch die Spezialanwendung für Pflanzenlicht. Laut einer Untersuchung verderben rund 40 Prozent der Nahrungsmittel auf dem Weg zwischen Feld und Supermarkt. Das heißt, bei kurzen Transportstrecken bleiben mehr Nahrungsmittel erhalten. Mit kontrollierbaren Umgebungsbedingungen wie Licht, Temperatur und Feuchte lässt sich eine Bepflanzung in der Nähe der Endkunden wunderbar realisieren.

Der dritte stark wachsende Bereich ist die Consumer-Elektronik. Bei Smart-Watches beispielsweise strahlen die eingebauten LEDs Licht aus. Dieses wird in der Haut reflektiert und von Sensoren aufgefangen, um Pulsschlag, Blutdruck oder anderes zu messen. Das ist nur eines von vielen Beispielen. Die unzähligen Anwendungen in der Consumer-Elektronik bedeuten großes Wachstum für uns.

Wie bedeutend ist für Osram der chinesische Markt?

Aldo Kamper: Der chinesische Markt ist sehr bedeutend für uns. Wir beliefern unsere chinesischen Kunden sowohl von Malaysia aus als auch von China direkt.

LED-Chipfabrik

Eröffneten gemeinsam Osrams neue LED-Chipfabrik in Kulim: Aldo Kamper (CEO Osram Opto Semiconductors), Olaf Berlien (CEO Osram Licht) und der malaysische Wirtschaftsminister Mustapha Mohamed. (v. l. n. r.) Andrea Hackbarth

Wie sieht es mit dem US-Markt aus?

Aldo Kamper: In den USA produzieren wir selbst nicht viel. Der US-Markt ist für uns insofern bedeutend, als wir unsere Produkte in neue Produkte eindesignen. Viele Firmen haben ihre Entwicklungszentrale in den USA, fertigen jedoch in China oder anderen asiatischen Ländern. Vom Umsatz betrachtet ist der US-Markt längst nicht so groß wie der chinesische. Geht es jedoch um die Frage „Wo muss ich sein, damit mein Produkt eingesetzt wird?“, ist der US-Markt durchaus wichtig.

Wie sind die Prognosen für die Umsatzzuwächse in den nächsten Jahren?

Aldo Kamper: Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2016/17 hatten wir bei OS eine Wachstumsrate von nahezu 20 Prozent. Nächstes Jahr wollen wir wiederum zweistellig wachsen, und das in einem Umfeld das pro Jahr zirka sechs Prozent zulegt. Momentan sind wir die Nummer zwei. In den letzten Jahren konnten wir jedoch deutlich an Marktanteilen hinzugewinnen.

Auf welchen Gebieten wird aktuell geforscht?

Aldo Kamper: Unter dem Motto „Mehr Licht mit weniger Strom“ arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Produkte leistungsfähiger, robuster, kostengünstiger und langlebiger zu machen – über alle Anwendungen hinweg. Bei Consumer-Elektronikprodukten geht es auch oft noch um die Integration und die Steigerung der Intelligenz der Komponenten. Es gibt einen ganzen Strauß an Themen. Dieser Industriebereich ist R&D-intensiv. Wir investieren zehn Prozent unseres Umsatzes in R&D.

Andrea Hackbarth

ist Redakteurin bei den Hüthig-Elektronikmedien

(tm)

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