In einem Interview mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNBC dementierte GF-CEO Tom Caulfield die Übernahmegerüchte. Stattdessen wird GF am Standort Malta (New York) eine Milliarde US-Dollar investieren, um sofort zusätzliche 150.000 Wafer pro Jahr in seiner bestehenden Fabrik zu produzieren. Damit will der Auftragsfertiger dem weltweiten Chipmangel begegnen.
Im Anschluss daran plant GF den Bau einer neuen Fabrik am gleichen Standort, die mehr als 1000 neue direkte Hightech-Arbeitsplätze schaffen wird. Wie auch die Fab 8 wird die neue Fab durch privat-öffentliche Partnerschaften finanziert, die Kunden-, Bundes und Landesinvestitionen einschließen.
So reagiert Silicon Saxony auf die Pläne von Globalfoundries
Auf die Expansionspläne von GF in den USA reagierte der Geschäftführer des Branchenverbandes Silicon Saxony e.V. Frank Bösenberg: "Die Entscheidung von GlobalFoundries in den USA eine neue Fabrik zu bauen, schafft in Europa Tatsachen im globalen Wettlauf um Produktionskapazitäten in Zeiten des Chip-Mangels. Sie ist weit mehr als ein Weckruf. Denn: Davon hat es in den letzten Monaten mehr als genug gegeben."
"Die Umsetzungsgeschwindigkeit muss sich dramatisch beschleunigen." Frank Bösenberg, Geschäftsführer von Silicon Saxony
Derzeit wird eine Stärkung der europäischen Chipindustrie breit diskutiert, aber es fehlt an konkreten Entscheidungen und an Geschwindigkeit: "Die industriepolitischen Ziele sind klar formuliert und genießen Konsens. Umso mehr gilt jedoch: die Umsetzungsgeschwindigkeit muss sich dramatisch beschleunigen", so Bösenberg weiter. Nur über verbindliche Zusagen über öffentliche Co-Finanzierung habe die Industrie Argumente, auch in Kapazitäten in Europa zu investieren. Ohne diese würden Chip-Unternehmen ihre Standorte außerhalb Europas weiter ausbauen, wo Staaten ebenfalls ein strategisches Interesse an einer starken Halbleiterindustrie haben und diese fördern.
Stand 16.7.2021
Laut Wall Street Journal hätte die Übernahme von Globalfoundries durch Intel einen Umfang von etwa 30 Milliarden US-Dollar. Intel-Chef Pat Gelsinger hatte sich auf die Fahnen geschrieben, das eigene Foundry-Business wieder zu stärken. Daher erscheint der Aufkauf von Globalfoundries, die in den USA, Singapur und in Deutschland (Dresden) produzieren, nur logisch. Gerade mit Blick auf die derzeitige Knappheit am Halbleitermarkt hätte der Deal einiges an Brisanz und könnte die Kräfteverhältnisse am Markt deutlich verändern. Weder Intel noch Globalfoundries haben sich bisher zu den Vermutungen geäußert.
2018 hatte Globalfoundries (GF) die Entwicklungsarbeiten an der 7-nm-Technologie eingestellt und konzentriert sich seitdem auf SOI-Prozesse wie zum Beispiel den 12FDX. GF-Großkunde AMD lässt seine 7-nm-Flagschiff-Embedded-Prozessoren der Epyc- und Ryzen-Serie bei TSMC fertigen. Die Chip-Knappheit speziell im Automotive-Sektor liegt jedoch nicht in diesem Leading-Edge-Technologiebereich, sondern eher bei den Zugpferd-Technologien 28 nm und 45 nm, die GF auch bedient.
Interessant könnte der Zukauf von GF für Intel auch mit Hinblick auf Automotive-Halbleiter sein, denn die Fabs von GF sind „Automotive ready“. So ging der Auftragsfertiger im März 2021 eine Partnerschaft mit Bosch ein, um die nächste Generation automobiler mmWave-Radartechnologie zu entwickeln. Dabei soll die 22FDX-RF-Technologie von GF zum Einsatz kommen.