Aufgrund der ständig größer werdenden Netze und der Tatsache, dass immer öfter neben Profinet weitere TCP/IP-Kommunikation abläuft, wird es künftig immer wichtiger zu was genau im Netzwerk abläuft. Zu wissen, wer wann mit wem, warum, was, zu welcher Zeit, über welchen Weg und in welcher Qualität kommuniziert hat. Im IT-Bereich gibt es hierfür bereits ausgeklügelte Monitoring-Systeme, die ein Administrator durchgängig betreut. Dieser Netzwerkadministrator existiert aber im heutigen Automatisierungsumfeld (noch) nicht und ist in naher Zukunft auch nicht in Sicht. Es ist also eine berechtigte Frage: Warum bekommen in der Automatisierung die geswitchten Netzwerke nicht die gleiche Aufmerksamkeit in Bezug auf Monitoring, wie es in der IT-Welt Standard ist? Im Moment können wir in der Praxis noch von Insellösungen ausgehen und das Thema durch einen gewissen Grad der Überschaubarkeit kleinreden. Doch die Ausdehnung der Netzwerke nimmt zu und spätestens bei der Anbindung von Querverbindungen gibt es kaum noch Unterschiede zur IT-Welt.
Qualität beginnt bei der Planung
Bereits in der Planungsphase ist es wichtig, sich Gedanken über die Netzwerkstruktur und deren Auswirkung, beispielsweise auf die Netzwerklast, zu machen. Mit Pronetplan hat Indu-Sol eine Software entwickelt, die bereits in der Vorplanung des Profinet-Netzwerkes zum Einsatz kommt. Im Zentrum steht hierbei die Betrachtung der Netzwerklast, die im direkten Zusammenhang mit der Linientiefe und der Aktualisierungsrate steht. Der Anwender kann neben der Topologie auch einzelne Parameter wie Aktualisierungszeiten, zusätzliche azyklische Netzwerklasten, Größe der Datenpakete und den Weg der Kommunikation ändern, um so deren Einfluss auf die Netzwerklast direkt feststellen zu können. Es ist damit ein einfaches Engineeringtool entstanden, das Anwender mit Sicherheit und Transparenz bereits in einer frühen Phase der Netzwerkplanung unterstützt.
Qualitative Bewertung immer wichtiger
Nach der Installation schließt sich die Phase der Inbetriebnahme an. Anzumerken ist hier, dass Anlagenfunktion nicht mit Netzwerkqualität gleichzusetzen ist. Liegt bei Profibus das Hauptaugenmerk stark auf der Bus-Physik, also der Qualität von Kabeln, Leitungen und Steckverbindern, so wird beim Profinet neben der Verbindungskontrolle die qualitative Bewertung der Kommunikation immer wichtiger. Speziell für den Fall der Netzwerkabnahme hat Indu-Sol das ‚Profinet Diagnoseduo‘ entwickelt – es besteht aus dem Kommunikations-Analyser Profinet-Inspektor und der Topologie-Software Proscan Active. Durch die Kombination von permanenter Protokollanalyse und Live-Topologie ist es möglich, die Position jedes Profinet-Teilnehmers und dessen Gesundheitszustand mittels Ampelfarben auf einen Blick sofort zu erkennen.
Als Parameter für die Kommunikationsqualität haben sich beispielsweise die Messgrößen Buslast, Telegrammjitter, Telegrammlücken oder auch Discards (verworfene Telegramme durch Überlast) herauskristallisiert. Diese Werte sind unter produktionsnahen Bedingungen messtechnisch über einen längeren Zeitverlauf zu erfassen und entsprechend zu bewerten. Richtwerte und deren Interpretationen können Profinet-Nutzer bei Indu-Sol anfragen oder aus dem ‚Profinet Planning Guideline‘ und der ‚Profinet Commissioning Guideline‘ der PNO entnehmen.
Stresstest für das Netzwerk
Darüber hinaus rückt das Thema Stresstest vermehrt in das Zentrum der Diskussionen, wenn es um Abnahme- und Prüfbedingungen für Profinet-Netzwerke geht. Die Software Pronetload beaufschlagt das Netzwerk mit Broadcast (Telegramm an alle), Multicast (Telegramm an ausgewählte Teilnehmer) sowie Unicast (Telegramm an einen bestimmten Teilnehmer) und nimmt das Verhalten der Teilnehmer in Augenschein. Der Sinn dieses Prüfschrittes ist es, mögliche Flaschenhälse im Netzwerk oder auch ein anormales Geräteverhalten bereits in der Inbetriebnahmephase zu erkennen.
Karl-Heinz Richter
(mf)