13 Monate Bauzeit, 33.000 Haushalte, 4,5 Millionen Euro Investitionssumme: Das sind nur drei wesentliche Kennzahlen des Internet-Ausbaus im Landkreis Kassel. Realisiert hat die Infrastrukturmaßnahme die ACO Computerservice GmbH aus Kassel. Entstanden sind 200 Technikstandorte, 70 bis zu 30 Meter hohe Fernmeldemasten und 400 Kilometer neue Leitungen – überwiegend in Form unterirdischer Glasfaserkabel. „Als bei der Projektierung die Auswahl der Schaltschranktechnik anstand, waren wir schnell bei Rittal“, blickt ACO-Geschäftsführer Klaus Peter von Friedeburg zurück. Überzeugt haben die langjährigen guten Erfahrungen seines Unternehmens mit 19 Zoll Schränken für den Innenbereich sowie der schlüssige modulare Aufbau der Multifunktionsgehäuse aus der MFG-Reihe für den Outdoor-Bereich.
Wenn DSL auf Gehäuse treffen
DSL gewinnt immer mehr Nutzer. Deshalb benötigt man Verbindungen zwischen den Lichtwellenleitern der Richtfunkstrecken und den Kupferkabeln der Ortsvermittlungsstellen. Eine wichtige Rolle spielen auch die Outdoor-Gehäuse. Ihre Technik im Innenraum verknüpft die per Glasfaser oder Richtfunk ankommenden Signale mit den vorhandenen Kupferleitungen der Telekom.
Ein Schrank für alles – und der lässt sich bei veränderten Einsatzbedingungen auch noch problemlos umbauen oder nachrüsten. Rittal ist es mit der MFG-Plattform gelungen, hohe Lösungsvielfalt mit den Qualitäts- und Lieferzeitvorteilen der Serienproduktion zu verbinden. Inwieweit ein Gehäuse die wertvolle Technik im Inneren wirklich verlässlich schützen kann, hängt im Wesentlichen vom Standort und Anzahl der angeschlossenen Teilnehmer ab. Beide Aspekte sind entscheidend für die Temperatur innerhalb des Schrankes. „Wir arbeiten mit aktiver Technik. Jeder Teilnehmer mehr sorgt dabei für ein klein wenig mehr Verlustwärme die sich aufsummiert“, erklärt Stefan Finger, Key Account Manager bei ACO. Eine weitere Wärmequelle ist natürlichen Umsprungs. Stehen die kompakten Einheiten zum Beispiel an Ortseingängen ohne Chance auf Schatten in der prallen Sonne, kann der Technik ohne Klimatisierung schnell die Puste ausgehen.
Wärme beherrschen
Rittal begrenzt das Aufheizen der MFG-Schränke mithilfe eines komplett doppelwandigen Aufbaues sowie Lüftungsschlitzen in Bodennähe und unter dem Gehäusedach. Heizt sich die Außenhaut auf, erwärmt sich die Luft im Zwischenraum der beiden Aluminiumbleche, steigt nach oben und zieht durch den entstehenden Unterdruck kühle Luft aus Bodennähe nach. Diese thermische Strömung kühlt überaus effektiv und auf natürlichem Weg zum Nulltarif. „Sollte dieses Maßnahme nicht ausreichen, können wir auch lange nach der Erstinbetriebnahme im Dach des Gehäuses ganz einfach ein standardisiertes Klimamodul nachrüsten“, verweist von Friedeburg auf die Vorteile des modularen Aufbaus der Lösung von Rittal. Für ACO bringt dieses Detail Zukunftssicherheit vor allem angesichts der zu erwartenden steigenden Anschlusszahlen. „Schrauben und wenige Bleche lösen, Klimatechnik einbauen, anschließen, fertig.“ Für die Spannungsversorgung sind die Schränke in einem gesonderten Bereich mit einem Stromzähler der jeweils regional vertretenen EVUs ausgerüstet. Im Landkreis Kassel hat Rittal die Gehäuse gleich mit der anschlussfertig montierten Energieversorgung geliefert. „Wir haben Schränke erhalten, die hundertprozentig nach unseren Wünschen vorbereitet waren“, stellt von Friedeburg fest.
Lebensdauer verlängern
Die Temperatur im Griff behalten heißt, die Lebensdauer der Elektronik zu verlängern und vor allem die Verfügbarkeit sicher zu stellen – vor allem dann, wenn die Outdoor-Schränke entlang der Richtfunkstrecken mitten im Wald stehen und nur recht mühsam zu erreichen sind. Die hohen Anforderungen an die Ausfallsicherheit begrenzen sich allerdings nicht auf zu hohe Minus- oder Plustemperaturen allein. In Straßennähe platziert, können den kompakten Einheiten ganz andere Gefahren plötzlich oder auch langfristig zusetzen.
Mit einer speziellen Beschichtung aus Reinpolyester erhöht Rittal zum Beispiel den Schutz der Einheiten vor Salznebel während der Winterzeit. Die Werkstoffe Aluminium und Edelstahl leisten einen weiteren Beitrag beim Korrosionsschutz. Für Stefan Finger gehört auch der Schutz vor Feuchtigkeit zur Sicherheit. Die in der Doppelwand strömende Luft bringe bereits viel Feuchtigkeit nach außen, das Innengehäuse erreicht dann noch einmal die Schutzart IP55.
Schutz vor Verkehrsunfällen
Da Schaltschränke in Straßennähe durchaus nach Verkehrsunfällen in Mitleidenschaft gezogen werden können, hat Rittal die insgesamt 150 im Landkreis Kassel installierten Gehäuse so konzipiert, dass Reparaturen bis hin zum Austausch des gesamten Außengehäuses möglich sind, ohne die Kommunikationstechnik im Inneren abschalten zu müssen. Gerade in puncto Datenverbindung zählt heute mehr den je die Verfügbarkeit. „Wie schnell und einfach Reparaturen erledigt sein können, haben wir vor Ort erleben können, nachdem ein Bagger eine Tür beim Aufstellen völlig verbogen hatte. Ersatz war sofort verfügbar und der Service von Rittal umgehend vor Ort“, erzählt der Key Account Manager. Abseits von Verkehrsunfällen sind die Schränke zudem so konzipiert, dass sie die Widerstandsklasse 2 erfüllen und damit ausreichenden Schutz vor Vandalismus bieten.
Standardisierung punktet
Maximale Betriebssicherheit bei der Verbindung zwischen den Lichtwellenleitern der Richtfunkstrecken und den Kupferkabeln der Ortsvermittlungsstellen – darum drehen sich eine Reihe von Detailfragen in der Projektierung der geschilderten dezentralen Breitbandnetze. Diesem Anspruch folgend, kommen im Landkreis Kassel sogar Einheiten mit eigener USV und gesonderten Netzteilen zum Einsatz. „Wir fangen damit Spannungsschwankungen vor allem in unmittelbarer Nähe zu größeren Gewerbebetrieben auf“, erläutert Finger. Aus diesem Grund hat ACO den Edelstahlsockel aller Gehäuse eine Nummer höher gewählt. „Wenn wir punktuell nachrüsten müssen, ist das Trägerblech für die Batterien schon vorhanden. Bei Standardisierung gibt es eben keine Überraschungen“, fasst ACO-Geschäftsführer Klaus Peter von Friedeburg zusammen.
(rao)