Productware_Prüfstationen

(Bild: Marisa Robles)

Qualität, aber auch das Streben nach der besten Lösung für den Kunden, haben Productware stets vorangetrieben. Jedoch immer mit Bedacht, um Kontinuität zu wahren. Zwar gehören ein hochmoderner Maschinenpark ebenso dazu wie die Fähigkeit, hochpräzise und komplexe Fertigungstechnologien zu beherrschen, doch die Firmenchefs sehen das nicht unbedingt als Alleinstellungsmerkmal oder gar alleinigen Erfolgsgarant. „Wir versprechen Kunden nichts, wo wir im Vorfeld wissen, dass wir das nicht einhalten können“, erläutert Herbert Schmid, einer der Geschäftsführer von Productware. Das ließe sich durchaus als Marketingfloskel abtun. Allerdings steckt in dieser etwas lakonischen Bemerkung etwas mehr.

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Auf Erfolg gepolt (v.l.n.r.): Marco Balling, Matthias Hunkel, Herbert Schmid und Lidia Marin von Productware sowie Maren Witt von Spea. Marisa Robles

Herbert Schmid ist ein alter Hase auf dem Sektor der Elektronikfertigung, weshalb ihn Fragen über den Werdegang von Productware genauso wenig aus der Reserve locken wie der Umstand, dass er seit über 40 Jahren in der Branche mit ihren wechselvollen Entwicklungen unterwegs ist. Was kam, das kam. Doch ging es stets darum, im engen Schulterschluss mit Kunden zu agieren, argumentiert Schmidt, Mitgründer und ehemaliger Gesellschafter von Productware: „Wichtig ist, dass man ein seriöses, kundenorientiertes und langfristig ausgelegtes Geschäft betreibt, bei dem der Kunde immer im Mittelpunkt steht.“ Die Kundenfluktuation ist daher gering: „Wir arbeiten mit vielen Kunden schon seit Jahren und auch Jahrzehnten zusammen, mit einigen sogar schon, seitdem unser Unternehmen existiert. Dieses langfristige, vertrauensvolle und partnerschaftliche Miteinander ist schon etwas Besonderes.“

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Mit dem Flying-Probe-Testsystem SPEA 4060 ist die gleichzeitige In-Circuit-Prüfung der Ober- und Unterseite einer Baugruppe im Format bis zu 604 mm x 610 mm problemlos und flexibel möglich Marisa Robles

Breites Leistungsspektrum als Basis des Erfolgs

Über die Jahre hat sich der mittelständische EMS ein umfangreiches Leistungsspektrum aufgebaut: Beginnend bei Entwicklung und Design NPI umfasst es das Materialmanagement, die Fertigung, Bestückung und Montage inklusive Test, und reicht über Logistik und Distribution bis hin zu mannigfaltigen After-Sales-Services. Allerdings ist das ein Leistungsspektrum, das weitestgehend jeder EMS im deutschsprachigen Raum auffahren kann, nimmt Marco Balling, ebenfalls Geschäftsführer von Productware, Anlauf: „Was uns auszeichnet ist, dass wir immer offen für neue Technologien waren und daher mit einer hohen technischen Kompetenz aufwarten können.“ Das liegt auch darin begründet, dass das Unternehmen schon bei seiner Gründung auf fundierte Erfahrungen bei der Verarbeitung oberflächenmontierter elektronischer Bauteile (SMDs) zurückgreifen konnte, was zur damaligen Zeit eher die Ausnahme war.

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Laufend in das Fertigungsequipment zu investieren stellt die hohe Produktionsqualität bei Productware sicher: Zu den jüngsten Investitionen gehörte die NXT-Plattform von Fuji Europe. Marisa Robles

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Für die Test-Dienstleistungen hat Productware in einen Flying-Probe-Tester 4060 investiert (v.l.n.r.): Maren Witt (Spea), Marisa Robles (Productronic), Herbert Schmid, Lidia Marin, Marco Balling und Matthias Hunkel von Productware. Marisa Robles

Überhaupt kann Productware auf eine erfolgreiche Unternehmensgeschichte zurückblicken: Im Jahr 1988 als Protronik – Gesellschaft zur Produktion von Elektronischen Geräten mbH gegründet, erfolgte 1989 die Umfirmierung in die productware GmbH. Heute, unter der Geschäftsführung von Herbert Schmid und Marco Balling, ist das Unternehmen als hundertprozentige Tochtergesellschaft der Controlware-Gruppe ein etablierter, anerkannter EMS-Anbieter. „Der Schlüssel zu einem dauerhaften Erfolg liegt vor allem auch in der Kontinuität unserer Geschäftsbeziehungen und mit solider Arbeit die Wettbewerbsfähigkeit unser Kunden sicherzustellen“, betont Marco Balling. Wie das gelingt, erläutert er ebenfalls: „Wir haben den Vertrieb massiv ausgebaut. Dadurch konnten wir beispielsweise allein im letzten Jahr acht neue Kunden gewinnen.“ Und das will was heißen: „Es muss eine gewisse Schmerzgrenze bei den Kunden gegeben sein, um den EMS-Anbieter zu wechseln“, betont er weiter. Mit großem Erfolg werde die so genannte Kalt-Akquise vorangetrieben, bekräftigt Lidia Marin. Sie hat die Leitung Marketing inne und ist auch im Vertrieb tätig: „Wichtig dabei ist, dass man den richtigen Ansprechpartner am Telefon hat. Entwickler sind im Tagesgeschäft involviert, plagen sich mit Problemen und zeigen sich daher für fundierte Unterstützung sehr aufgeschlossen.“

Hohe EMS-Kompetenz

Der Umstand, dass Productware nicht nur auf eine 30 Jahre währende Erfolgsgeschichte verweisen kann, sondern auch zahlreiche Auszeichnungen erhielt, zeigt, dass das mittelständische EMS-Unternehmen den steten Herausforderungen in der Elektronikfertigung gewachsen ist. Investitionen und der hohe Qualitätsanspruch sind der Schlüssel zum Erfolg.

Fundiertes Obsoleszenzmanagement

Eine weitere Maßnahme im Hinblick auf die enge Kundenbeziehung wird in der aufwändigen Angebotserstellung gesehen. Mathias Hunkel, Betriebsleiter und Prokurist von Productware, weiß was dranhängen kann: „Wir verwenden sehr viel Mühe in der Erstellung der Stückliste.“ Abhängig von der Komplexität der elektronischen Baugruppe können durchaus auch bis zu 100 h in die Angebotserstellung fließen. Immer prekärer werde dabei die desolate Liefersituation von Halbleitern, Bauteilen und Komponenten, klagt Hunkel: „Die bereits eklatant langen Lieferzeiten zwingen uns manchmal auch, Redesigns durchzuführen.“

Parallel dazu hat der EMS eine Obsoleszenzmanagement-Strategie entwickelt, die in iterativen Schritten die Produktverfügbarkeit sicherstellt und dadurch Qualitätsprobleme und Zusatzkosten im Bereich der Bauteilbeschaffung aus dem Brokermarkt reduziert, verspricht Hunkel: „Bereits bei der Angebotserstellung wird die Kundenstückliste des Produktes einer Bauteil-Lebenszyklus-Analyse unterzogen. Das heißt, schon in diesem frühen Stadium erhält der Kunde eine Einschätzung der voraussichtlichen Verfügbarkeit der eingesetzten Komponenten.“ Dies geschieht in Form eines Reports, der die Lebenszyklus-Faktoren sowohl der von Productware beschafften als auch der vom Kunden beigestellten Teile beinhaltet.

Auf einen weiteren Aspekt macht Herbert Schmid aufmerksam: „Die Auswirkungen von elektrostatischen Entladungen und MSL-Problemen werden zu einem immer größeren Qualitätsrisiko in der Herstellung und Verarbeitung elektronischer Bauelemente.“ Daher ersann man bei Productware mit dem eigens konzipierten System Cover2Dry einen Norm-konformen Weg zu gehen. Cover2Dry ist ein stickstoffbasiertes Trockenlagerungs- oder Aktivtrocknungskonzept für elektronische Bauteile, Leiterplatten und Halbzeuge. Es weist garantiert niedrige Restsauerstoffanteile respektive niedrige Trocknungstemperaturen auf. Es ermöglicht unter anderem die zentrale und dezentrale Lagerung mit einem System, die auftragsbezogene Lagerung am Prozessort sowie den Transport der Bauteile in definierter Atmosphäre und unterstützt (optional) auftragsbezogene Traceability- und Datenlogging-Funktionen.

Hochmoderner Maschinenpark für Testdienstleistungen

Die hauseigene Entwicklung und Konstruktion von Cover2Dry zeigt anschaulich, wie es um die Innovationskraft von Productware bestellt ist. „Die Produktqualität hat bei unseren Kunden den absolut höchsten Stellenwert. Selbstredend müssen auch in diesen Bereichen die Leistungen sehr hochwertig sein und stimmen. Daher sind regelmäßige Investionen in ein modernes Fertigungsequipment unabdingbar“, erläutert Marco Balling, der auch darauf verweist, dass sich „höchste technische und technologische Anforderungen der Kunden nur mit motivierten, gut ausgebildeten und regelmäßig geschulten Mitarbeitern realisieren lassen, die sich mit den Maschinen und Anlagen auskennen.“ Nur so ließen sich stabile Prozesse und Verfahren abbilden. Über die Jahre hat das Unternehmen laut Balling mehrere Millionen Euro in den Maschinenpark investiert, unter anderem in die Bestückplattform NXT von Fuji Europe, in SPI und 3D-AOI von Koh Young, in Dampfphasen-Reflow-Lötanlagen von Asscon und für die THT-Technologie in ein Hohlwellen-Lötsystem von Kirsten Soldering, aber auch in das Hybrid-Rework-System HR 600/2 von Ersa.

Parallel dazu hat der EMS sein Dienstleistungsangebot um Flying-Probe-Tests erweitert und hierfür in den Flying Probe 4060 von Spea investiert. „Wir bieten nun die zusätzliche Möglichkeit, Flying-Probe-Tests und Kombinationstests als reine Dienstleistung an“, merkt Matthias Hunkel an. Mit dem Flying-Probe-Tester ließe sich die Qualität von produzierten Leiterplatten schnell und zuverlässig ohne den kosten- und zeitaufwendigen Schritt einer Prüfadapterfertigung kontrollieren, und fügt ergänzend an: „Wir eröffnen den Anwendern zahlreiche Möglichkeiten, Baugruppen bereits in der Prototypen- oder Vorserienphase zu prüfen. Die Anwender können somit ihre Time-to-Market verkürzen und Herstellungskosten verringern.“ Zur Test-Dienstleistung gehört die Entwicklung einer passenden Teststrategie, die Ermittlung der Testabdeckung je Testmethode und das Aufzeigen von Optimierungsmaßnahmen zur besseren Testabdeckung. Zudem schreibt das Unternehmen Testprogramme (Flying-Probe und Boundary Scan) und dokumentiert die Testergebnisse auf Board-Level. Bei Bedarf erfolgt die fachgerechte Reparatur im Fehlerfall.

Der Flying-Probe 4060 weist eine Besonderheit auf: Es positioniert Treiber- und Messelektronik direkt an der Nadelsonde. Dabei kann das Format der Baugruppe bis zu 604 mm x 610 mm groß sein. Das System verfügt über vier hoch präzise Testnadeln, mit denen es die Messpunkte auf der zu testenden Leiterplatte kontaktiert und elektrische Tests durchführt. 384 Kanäle des Systems sind für weitere Adaptionen frei belegbar, zum Beispiel über einen zusätzlichen Nadelbettadapter von der Unterseite der Baugruppe. Die hohe Kontaktiergeschwindigkeit resultiert aus den XYZ-Achsen getriebenen Linearmotoren. Ein hochauflösendes Kameramodul ermöglicht die automatische Erkennung der Referenzpunkte und die automatische Korrektur der Testpunkt-Koordinaten. Für empfindliche Bauteile hat Spea mit der Soft-Touch-Technologie vorgesorgt: Mit dem „S“-Bewegungsprofil landet die Nadel mit nahezu Nullenergie auf dem Pad, wodurch keine sichtbare Markierung oder Beschädigung auf dem Testpunkt hinterlassen wird.

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Über den reinen elektrischen Test hinaus sind mit dem Flying-Probe 4060 auch Testkombinationen aus Flying-Probe-/In-Circuit-Test, Boundary Scan und Funktionsprüfung möglich. Spea

Maren Witt, Marketing von Spea, unterstreicht: „Der Flying-Probe-Tester bietet eine Vielzahl technischer Highlights und Finessen, weshalb es auch das Testen ohne Limits erlaubt. Ob Funktionstests, On-Board-Programmierung, optische Tests, Boundary Scan, Funktionstests mit Power, dynamisch, digital oder Clustertests – all diese Verfahren können integriert und über ein einziges Testprogramm gesteuert werden.“ Gegenüber einem klassischen ICT-Tester mit einem starren Nadelbettadapter ist das Flying-Probe-Testsystem frei programmierbar, kann feinere Strukturen erreichen und ist damit enorm flexibel einsetzbar. Über den reinen elektrischen Test hinaus sind mit dem Flying-Probe 4060 auch Testkombinationen aus Flying-Probe-/In-Circuit-Test, Boundary Scan und Funktionsprüfung möglich. Da das Gerät in dieser Kombination als Testzelle genutzt wird, sind die Flying-Probe-Testprogramme von Spea und die Boundary-Scan-Lösungen von Göpel Electronic miteinander verknüpft, sodass Doppeltests vermieden werden und eine maximale Testabdeckung erreicht wird.

„Gute Qualität ist das Ergebnis des gesamten Unternehmens über Vertrieb, Entwicklung, technischer Arbeitsvorbereitung, Einkauf, Produktion bis hin zur Logistik. Für dauerhaften Erfolg ist eine ganzheitliche Betrachtung wichtig. Dazu zählen auch der enge Kontakt und die enge technische Kooperation mit den Kunden“, bekräftigt Marco Balling. Dies gelinge nur, wenn der EMS sehr früh in Projekte eingebunden wird. „Wenn wir die Anforderungen unserer Kunden verstehen und diese wiederum sehen was wir für eine qualitativ hochwertige Produktion benötigen, haben wir eine gute Basis geschaffen, um gemeinsam mit qualitativ hochwertigen Produkten und zu marktgerechten Preisen erfolgreich zu sein“, resümiert Marco Balling.

electronica 2018:
Spea: Halle A3, Stand 225 und Halle A4, Stand 421

 

Productware in Kürze

Productware wurde 1988 neben der Digital Logic Instruments als eine von zwei Nachfolgegesellschafften der DLI Dolch Logic Instruments gegründet. Von Anfang an war das Unternehmen maßgeblich an der Realisierung der Eigenproduktpallette von Controlware, einem deutschen Systemintegrator und IT-Dienstleister, beteiligt. Productware produzierte anspruchsvolle Telekommunikationsprodukte wie Modems, ISDN-Terminaladapter und die Taxi-Produktreihe. Diese Geräte ermöglichten den Aufbau nationaler und internationaler Backup-Netze via ISDN. Anfang der 1990er Jahre wurden neben den bereits genannten Geräten weitere Gerätefamilien für das Mutterunternehmen Controlware produziert. Mitte 1991 übernahm productware die Controlware-Mitarbeiter aus Produktion, Kundenkonfiguration und Materialwirtschaft und wurde zum Exklusivlieferant für die Controlware-Eigenprodukte. Ab dem Jahr 2000 hat sich das Unternehmen einem breiten Fremdkundenmarkt geöffnet und es ist in relativ kurzer Zeit gelungen, Neukunden dauerhaft zu gewinnen.

Marisa Robles

Marisa Robles
Chefredakteurin Productronic

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