2 Arbeiter im Reinraum halten einen Wafer

Am Freitag, 17. September, feierte Infineon den Produktionsstart seiner neuen High-Tech-Chipfabrik in Villach mit dem virtuellen Eröffnungsevent "Ready for Mission Future".

Unter dem Motto „Ready for Mission Future“ eröffnete Infineon heute offiziell ihre neue High-Tech-Chipfabrik für Leistungselektronik auf 300-Millimeter-Dünnwafern am Standort Villach, Österreich. Mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Milliarden Euro setzt der Halbleiterkonzern damit eines der größten Investitionsprojekte in der Mikroelektronikbranche in Europa um. Die Fabrik eröffneten Infineon-Vorstandsvorsitzender Reinhard Ploss und Infineon Austria-Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka – mit Beteiligung von EU-Kommissar Thierry Breton und dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Infineon hat frühzeitig auf nachhaltiges profitables Wachstum durch Energieeffizienz und CO2-Reduktion gesetzt und den Bau der Chipfabrik für Leistungselektronik bereits 2018 angekündigt. „Die neue Fabrik ist ein Meilenstein für Infineon und ihre Eröffnung ist eine sehr gute Nachricht für unsere Kunden", erklärt Reinhard Ploss, Vorstandsvorsitzender von  Infineon. „Der Zeitpunkt, neue Kapazitäten in Europa zu schaffen, könnte angesichts der weltweit wachsenden Nachfrage nach Leistungshalbleitern nicht besser sein. Wie wesentlich Mikroelektronik in nahezu allen Lebensbereichen ist, haben die letzten Monate deutlich gezeigt. Angesichts der beschleunigten Elektrifizierung und Digitalisierung erwarten wir, dass der Bedarf nach Leistungshalbleitern in den kommenden Jahren weiter zunimmt. Die zusätzlichen Kapazitäten werden uns helfen, unsere Kunden weltweit noch besser zu bedienen – und das auch langfristig.“

Die globale Situation am Chipmarkt zeigt deutlich, wie wichtig Investitionen in Schlüsseltechnologien für die Zukunft sind. Die Mikroelektronik ist heute die dominante Schlüsseltechnologie, auf der alle anderen Entwicklungen, Systeme und Technologien im Bereich Digitalisierung basieren. Mit der Investition will der Halbleiterhersteller die Region Kärnten als Hotspot der Mikroelektronik-Industrie etablieren. Österreichs südlichstes Bundesland Kärnten gilt inzwischen als Innovationsfabrik für die Mikroelektronikindustrie. Der Münchner Chip- und Halbleiterhersteller Infineon beschäftigt ungefähr 4600 Mitarbeiter am Standort Villach. Neben Infineon haben sich weitere Unternehmen aus der Tech-Branche in Kärnten niedergelassen und sollen von den Synergieeffekten des gemeinsamen Netzwerks und Knowhows profitieren. Mit internationalen Konzernen wie Intel, Flex, CISC Semiconductor oder Lam Research und heimischen Unternehmen wie Ortner Reinraumtechnik, Augmensys, PMS Elektro- und Automationstechnik oder Wild Hi-Precision zählt Kärnten zu den europäischen Hotspots der Mikroelektronikindustrie. Insgesamt 277 Betriebe in Kärnten forschen und arbeiten im Bereich Mikroelektronik und Electronic Based Systems (EBS).

Jochen Hanebeck, COO von Infineon, bei der Eröffnung der 300-mm-Wafer-Fab in Villach
Jochen Hanebeck, COO von Infineon, bei der Eröffnung der 300-mm-Wafer-Fab in Villach: "Wir schließen die Fabriken in Villach und Dresden zu einer virtuellen Fabrik zusammen, sozusagen zu einer Megafabrik. [...] Beide Fabriken haben dann zusammen ein Umsatzvolumen von 5 Mrd. Euro." (Quelle: Screenshot Livestream)

Die Fabrik wurde nach drei Jahren Vorbereitungs- und Bauzeit Anfang August drei Monate früher als zunächst geplant in Betrieb genommen. Die ersten Wafer verlassen noch diese Woche das Villacher Werk. Die Chips decken in der ersten Ausbaustufe vor allem die Nachfrage der Automobilindustrie, im Bereich von Rechenzentren und der erneuerbaren Energiegewinnung aus Solar- und Windkraft. Der Infineon-Konzern verfügt mit der neuen Fabrik über ein zusätzliches Umsatzpotenzial von rund zwei Milliarden Euro pro Jahr.

Die in Villach produzierten Halbleiter kommen in zahlreichen Anwendungen zum Einsatz. So kann Infineon mit dem neuen Werk den wachsenden Markt für Leistungshalbleiter in Elektroautos, Rechenzentren, Solar- und Windenergie gut bedienen. Allein die für Industrie-Halbleiter eingeplante Kapazität reicht rechnerisch zur Ausstattung von Solaranlagen aus, die in Summe mehr als 1.500 Terawattstunden (TWh) elektrische Energie pro Jahr produzieren könnten.

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz betont die Relevanz der neuen Chipfabrik auch für Österreich: „Ich danke allen Verantwortlichen für das Engagement in unserem Land, mit dem weitere 400 Arbeitsplätze geschaffen werden. Die immense Investition von 1,6 Milliarden Euro zeigt, dass Österreich als Wirtschafts- und Technologiestandort hervorragende Rahmenbedingungen und das notwendige Mitarbeiter-Know-how bietet.“

Infineon Halbleiter-Fab in Villach
Für rund 1,6 Milliarden Euro entstand im österreichischen Villach entstand die neue Halbleiterfertigung für Infineon, in der vor allem Leistungshalbleiter gefertigt werden sollen. (Bild: Infineon)

Energieeffiziente Fabrik

Auch beim Bau der Fabrik setzt Infineon auf eine weitere Verbesserung der Energiebilanz: 80 Prozent des Wärmebedarfs am Standort werden durch intelligentes Recycling aus der Abwärme der Kühlsystemen gedeckt. Das spart jährlich rund 20.000 Tonnen CO2. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der nachhaltigen Produktion und der Kreislaufwirtschaft ist die Herstellung und Wiederverwertung von grünem Wasserstoff. Der in der Fertigung als Prozessgas benötigte Wasserstoff wird ab Anfang 2022 direkt vor Ort in Villach aus erneuerbaren Energiequellen produziert. Damit entfallen die CO2-Emissionen bei der ursprünglichen Produktion sowie beim Transport. Dieser grüne Wasserstoff soll nach der Nutzung in der Chipproduktion wiederverwertet und zur Betankung von Bussen im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden.

Zwei Standorte werden zu einer Megafabrik

Die Bruttogeschoßfläche der neuen Chipfabrik beträgt rund 60.000 m2. In den kommenden vier bis fünf Jahren wird die Fertigung sukzessive hochgefahren. Von den 400 zusätzlichen hochqualifizierten Fachkräften, die für den Betrieb der Fabrik benötigt werden, sind bereits mehr als zwei Drittel besetzt.

Die Chipfabrik setzt auf Vollautomatisierung und Digitalisierung. Als „lernende Fabrik“ kommen KI-Ansätze vor allem im Bereich der vorausschauenden Instandhaltung zum Einsatz. Infineon geht noch einen Schritt weiter. Jochen Hanebeck, Mitglied des Vorstands und Chief Operations Officer der Infineon Technologies AG: „Infineon verfügt nun über zwei große Leistungshalbleiter-Fertigungen für 300-Millimeter-Dünnwafer, eine in Dresden und eine in Villach. Beide Standorte basieren auf den gleichen standardisierten Fertigungs- und Digitalisierungskonzepten. Damit können wir die Fertigungen der beiden Standorte so steuern, als wären sie eine Fabrik." Damit will Infineon Produktivität steigern und zusätzliche Flexibilität für die Kunden schaffen, denn so ist es möglich, Fertigungsvolumina für unterschiedliche Produkte rasch zwischen den Standorten zu verschieben.

Die Fertigung der Chips erfolgt auf 300-mm-Dünnwafern. In Villach wurde die Fertigung von Leistungshalbleitern auf 300-Millimeter-Dünnwafern vor rund zehn Jahren entwickelt, die dann am Standort Dresden in den vergangenen Jahren zur vollautomatisierten Volumenfertigung ausgebaut wurde. Die Nutzung dieser Technologie bringt aufgrund des größeren Scheibendurchmessers deutliche Produktivitätsvorteile und reduziert den Kapitaleinsatz.

Auch für Betriebe aus Bayern und Baden-Württemberg sind die Rahmenbedingungen günstig. Finanziell werden deutsche Unternehmen genauso gefördert wie österreichische. Internationale Firmen können dabei die steuersenkende Forschungsprämie von 14 % in Anspruch nehmen. Darüber hinaus stellen gerade Fachkräfte hohe Ansprüche an Arbeitsumfeld und Lebensqualität für die Familie sowie Nachhaltigkeit und verantwortungsvolles Wirtschaften. In beiden Bereichen punktet Kärnten im direkten Vergleich mit den meisten europäischen Regionen.

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