Industrie 4.0-Index im Wandel

Smart Business: Der Deutsche Industrie-4.0-Index für digitalisierte Produkte und Dienstleistungen konnte deutlich zulegen. (Bild: Staufen)

Seit 2014 erhebt Staufen regelmäßig den Deutschen Industrie-4.0-Index. Der 2022er-Index zeigt: Der deutschen Wirtschaft droht die digitale Zweiteilung. Befragt wurden dazu im Herbst 2021 insgesamt 363 Unternehmen in Deutschland, davon gut zwei Drittel aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Elektroindustrie sowie dem Automobilsektor. Nur in sieben Prozent der Unternehmen ist das „Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ schon umfassend gelebter Alltag in den Werkhallen und Entwicklungsabteilungen.

Spaltung in digitale Vorreiter und Nachzügler

Die Folgen dieser digitalen Zweiteilung der hiesigen Wirtschaft sind für den Standort Deutschland kein Ruhmesblatt: Erstmals seit seiner Erhebung stagniert der vor acht Jahren aus der Taufe gehobene Deutsche Industrie-4.0-Index bei nun 45 Punkten. Zur Einordnung: 2014 war der Index mit einem Wert von 16 Punkten gestartet.

Wenn man dann noch betrachtet, wie weit manche Unternehmen dabei fortgeschritten sind, auch digitale Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, dürfte sich diese Spaltung in digitale Vorreiter und digitale Nachzügler künftig noch verschärfen – hat unter den Smart-Factory-Unternehmen doch mittlerweile schon mehr als ein Drittel auch Produkte und/oder Dienstleistungen mit 4.0-Eigenschaften im Angebot bzw. bietet schon komplett neue Geschäftsmodelle auf 4.0-Basis an.

Dr. Lars Reinkemeyer
Dr. Lars Reinkemeyer, Vice President of Customer Transformation (Bild: Staufen)

"Um eine Spaltung der deutschen Industrie in digitale Vorreiter und Nachzügler zu vermeiden, müssen die etwas langsameren Unternehmen einen klaren Fahrplan aufstellen. Sie benötigen dafür ein definiertes Ziel, dessen Erreichung auch gemessen werden kann - idealerweise auf der Basis von Prozess- oder Transaktiondaten."

Da sich diese Entwicklung schon seit einigen Jahren abzeichnet, haben die Digital-Experten von Staufen frühzeitig zusätzlich zum ursprünglichen Smart-Factory-Index auch einen Smart-Business-Index erhoben. Mussten zunächst einige der digitalen Vorreiter – und zwar quer durch alle Branchen – Lehrgeld bezahlen und mitunter einige ihrer Neuentwicklungen zunächst wieder zurückziehen oder grundlegend überarbeiten, zahlt sich der digitale Pioniergeist mittlerweile immer stärker aus.

Dem Fachkräftemangel mit der Smart Factory begegnen

Wie groß die Kluft in der deutschen Wirtschaft aktuell ist, verdeutlicht vor allem die Indexkategorie Smart Factory. Der zugehörige Indexwert stagniert seit 2019 bei 45 Punkten. „Bislang setzt also erst knapp jedes zweite Unternehmen die Smart Factory wirklich operativ um. Die anderen beobachten und testen oder sind bisher nicht in das Thema eingestiegen“, sagt Industrie-4.0-Experte Krüger. Der Berater empfiehlt Unternehmen eine schrittweise Umstellung: „Wichtig ist eine Reduzierung unterschiedlicher Prozessvarianten, um über den Weg der Standardisierung eine Automatisierung zu ermöglichen.“

Mit deren Hilfe können Unternehmen dann einerseits ihre Transaktionskosten senken, andererseits Mitarbeitende von einfachen und monotonen Aufgaben entlasten. „Vor allem vor dem Hintergrund des immer stärker werdenden Fachkräftemangels kann eine Smart Factory damit langfristig die Produktionssicherheit in der deutschen Industrie gewährleisten“, ist Staufen-Berater Krüger überzeugt.

Digitalisierung als Kettenreaktion

Der Deutsche Industrie-4.0-Index 2022 hat damit also eine ganz klare Botschaft: Von der Smart Factory führt der Weg konsequent zu smarten Produkten und Dienstleistungen. Und das mit Macht: Der seit 2018 erhobene Industrie-4.0-Index (Smart Business) konnte in den vergangenen drei Jahren deutlich zulegen. Wandlungsfähigkeit kennt also keinen Endpunkt, sondern löst eine positive Kettenreaktion aus.

Petra Gottwald
(Bild: Hüthig)

Petra Gottwald

Chefredakteurin productronic, nach Unterlagen der Staufen AG, Köngen

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