Der mittelhessische Familienbetrieb Dickert Electronic entwickelt, produziert und vertreibt Funkfernsteuerungen sowie Steuerungen für Heim, Haus und Industrie. Außerdem fertigt das Unternehmen im Auftrag als OEM-Partner zum Beispiel Mini-Handsender, Steuerungen für Gartentechnik sowie Smart-Home-Komponenten. Als zusätzliches Standbein produziert Dickert auch Ersatzteile für ältere Anlagen verschiedenster Anbieter. Mit dieser Produktpalette war und ist der familiengeführte Betrieb seit über 30 Jahren sehr erfolgreich.
Durchgängikeit
Dickert Electronic entwickelt, produziert und vertreibt Funkfernsteuerungen sowie Steuerungen für Heim, Haus und Industrie. Außerdem fertigt das Unternehmen im Auftrag anderer Firmen als OEM-Partner zum Beispiel Mini-Handsender, Steuerungen für Gartentechnik sowie Smart-Home-Komponenten. Der mittelhessische Familienbetrieb hat seine modernen Produktionsanlagen für ein durchgängiges Arbeiten mit einem ERP-System ausgerüstet. So ermöglichen unter dem Strich optimierte Produktionsprozesse extrem kurze Durchlaufzeiten und damit auch ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis.
ERP mit Produktionsplanung
Ein konstantes Plus an Umsatz und Aufträgen bringt auch neue Herausforderungen mit sich. So wurde es in der Fertigung immer schwieriger, noch den Überblick zu behalten. „Je mehr parallele Aufträge zu bearbeiten sind, umso unübersichtlicher wird es selbst für den besten Produktionsleiter mit jahrelanger Erfahrung. Dann reicht das Bauchgefühl einfach nicht mehr aus, um umsatzsicher zu planen“, erklärt Peter Jung, Leiter EDV/Organisation. Deshalb sah sich Dickert 2016 nach einem neuen ERP-System mit integrierter Multiressourcen-Planung um und wurde mit pro Alpha fündig. Seit Januar 2018 ist die ERP-Komplettlösung erfolgreich im Einsatz.
Erhält Dickert heute einen Auftrag und liegt der gewünschte Artikel nicht versandfertig auf Lager, erstellt das ERP-System direkt den Produktionsauftrag mit allen nötigen Teilaufträgen und Unterlagen und übernimmt diese in die vollautomatische Planung, lastet die Aufträge ein und bestätigt den Liefertermin. Dabei berücksichtigt das Advanced Planning & Scheduling (APS) auch die vielfältigen Varianten und bildet die vielfach verzweigte Produktionsabfolge fast nahtlos ab. Denn auf Basis einer einzigen Leiterplatte entsteht durch verschiedene Software-Versionen und Gehäuse ein breites Artikelspektrum. Insgesamt verlassen rund 300.000 Handsender in mehr als 300 verschiedenen Varianten jährlich das Werk.
Mit der Einführung des ERP-Systems ist noch einmal mehr Ruhe in der Fertigung eingekehrt, weil nichts mehr ad-hoc dazwischengeschoben wird. Durch die Planung mit einer Frozen Zone von fünf Tagen weiß jeder, wann er was zu tun hat. So gibt es weniger Nachfragen. Außerdem besteht volle Transparenz: Es ist jederzeit klar, in welchem Produktionsbereich welche Teile liegen, wie viele Aktivitäten bereits fertiggemeldet sind. Die Vorteile der Multiressourcenplanung zeigen sich auch beim Personaleinsatz, denn es fallen weniger Überstunden an.
Branchenanforderungen leicht abbildbar
Bei der Abbildung branchenspezifischer Prozesse wurde Dickert vom pro Alpha Competence Center Electronics & Hightech beraten, so zum Beispiel bei den für die Elektronik-Fertigung typischen Rahmenaufträgen. Sie schreiben zwar fest, was ein Kunde zu welchem Termin gerne haben möchte, konkrete Aufträge werden aber noch nicht erteilt. Dennoch müssen die darin festgelegten Bedarfe in der Disposition bereits sichtbar sein und berücksichtigt werden. Die kurzen Lieferzeiten der Branche erfordern häufig, den Versand bereits zu planen, noch bevor die zu versendenden Teile verfügbar sind. Diese Aufgabe löst Dickert mit dem Versandmonitor des ERP-Systems. Er bietet eine detaillierte Übersicht aller zu versendenden Positionen und ermöglicht so eine genaue Planung – unabhängig von der Kommissionierung. Ein Ampelsystem erleichtert die Übersicht, welche Positionen aus den Kundenaufträgen zum Versand nicht, teilweise oder vollständig bereitstehen.
Besonders praktisch findet Jung die Kombinationssuche. Hier muss der Anwender für eine Teile-, Kunden- oder Lieferantensuche nicht wissen, in welchem Feld oder in welcher Tabelle der zu suchende Inhalt steht. Die Teilesuche findet sogar Alternativteile, deren Bezeichnungen nicht zum vorgegebenen Suchbegriff passen.
DMS für alle Fälle
Auch bei der Suche nach Dokumenten hat sich viel verbessert. Früher lagen sämtliche Dateien auf einem File-Server. Da war es schwierig, bei Bedarf die richtige Unterlage schnell zu finden. Mit dem integrierten Dokumenten Management System (DMS) hat sich das geändert, denn die Dokumente sind direkt mit dem jeweiligen Vorgang verlinkt. Ein Mitarbeiter, der einen Handsender zu prüfen hat, kann sich direkt zu den Fertigungsunterlagen durchklicken. Bestellungen von Bauteilen werden ebenfalls gescannt und zentral abgelegt, genauso wie Angebote und Kundenaufträge. Die Entwicklung findet im DMS auch Datenblätter zu Bauteilen. „Das DMS ist ein sehr komfortables Werkzeug“, bestätigt Jung. Die Versionierung der Dokumente hilft Dickert zudem für die ISO-Zertifizierung. Denn neben der stets aktuellsten Version hält das DMS auch frühere Versionen vor. Dank der flexiblen Benutzeroberfläche finden die Dickert-Mitarbeiter stets die benötigten Informationen auf einen Blick. Ein weiteres Plus: Mitarbeiter speichern sich ihre idealen Fensterkombinationen als Szenarien ab und rufen diese bei Bedarf einfach wieder auf, um direkt darin weiterzuarbeiten. Das spart Zeit und schafft eine individuelle Arbeitsumgebung.
Pragmatische Auswahl mit Weitblick
Die Auswahl des Systems ging man bei Dickert sehr pragmatisch an. Geschäftsführer Hans Dickert stellte mit seinen Kollegen aus der Geschäftsleitung eine Liste wichtiger Anforderungen zusammen. Die Entscheidung traf das Team bereits mit Blick auf die Zukunft und Industrie 4.0. Denn künftig sollen auch die Produktionsmaschinen, SMD-Bestückungsanlagen und Drucker an das ERP-System angebunden und mit der Lagerverwaltung vernetzt werden.
So pragmatisch man bei der Auswahl vorging, so praxisorientiert war auch die Einführung. Peter Jung und sein Kollege Valerij Gallander arbeiteten sechs Monate lang quasi Vollzeit an dem Projekt. Regelmäßig trafen sich die Mitarbeiter, um in einem Testsystem Beispielfälle durchzuspielen. So machten sie sich mit der Anwendung vertraut und konnten gleichzeitig die definierten Prozesse auf Herz und Nieren prüfen. All dies sicherte einen reibungslosen Produktiv-Start. Peter Jung ist sich sicher, dass ein wesentlicher Erfolgsfaktor war, dass er und sein Kollege sich für einen abgesteckten Zeitraum ganz auf das ERP-Projekt konzentrieren konnten: „So nebenbei ein ERP einführen, das geht nicht. Man muss intensiv arbeiten und vor allem die zukünftigen Anwender mitnehmen.“
(hw)