Für Jürg Schüpbach, President von Juki Automation Systems Corporation, war die Sache klar: Auf die Frage, wo sollte Juki in etwa fünf Jahren sein, gab es nur eine strategische Antwort: „Vor drei Jahren haben wir unseren strategischen Fünfjahresplan definiert. Damals legten wir fest, wohin die Reise gehen sollte – und die sah nicht vor, sich ausschließlich im Midrangebereich auszuruhen“, erklärt der Juki-Chef für Europa. Bei den Bestückautomaten verfolgt er daher das Ziel, im Hochleistungssektor anzukommen. Gleichzeitig sieht Schüpbach mehr und mehr die Notwendigkeit, als Anbieter von gesamtheitlichen Fertigungslösungen zu agieren. Das ist auch der Grund, warum der japanische Bestückautomatenhersteller sein Prinzip des „Total Cost of Ownership“ nun mit strategischen Allianzen untermauert.

Es kam nicht von ungefähr, dass im gleichen Monat März 2013 die Ankündigung eines langfristigen exklusiven Zusammenarbeits- und Vertriebsvertrags mit Essegi System Service für den Verkauf von Lagermanagementsystemen inklusive Zubehör in weiten Teilen Europas erfolgte und im gleichen Atemzug auch die Ankündigung, selbiges mit dem aus Singapur stammenden Lötanlagenhersteller JT Universal Pte Ltd. einzugehen. Die Akzeptanz, vermehrt als Komplettlösungsanbieter zu agieren, nimmt zu. „Wir können Lösungen entlang der SMT-Linie anbieten, bis hin zur Finanzierung“, argumentiert Schüpbach. Letztere sei im mittelständisch geprägten Europa besonders interessant. Mit seiner „Line Solutions“ will Juki es seinen Kunden ermöglichen, auf eine vollumfängliche Lösung für die Leiterplattenfertigung in den Bereichen Schablonendrucker, Bestückung, Reflow-Lötanlage und Lagermanagement gepaart mit einer intelligenten Software zurückgreifen zu können.

Warum diese Konsolidierung?

Sonys hundertprozentige Tochter, Sony EMCS, hat zwar vor allem Chipshooter im Portfolio, aber auch AOI- und SPI-Systeme sowie die fortschrittlichen Highspeed-Schablonendrucker. Mutter Sony hatte beschlossen, den SMT-Bereich abzustoßen, weil die Bestückautomaten einfach nicht mehr zum Kerngeschäft passten. „Für uns war das ein absoluter Glücksfall“, erinnert sich Schüpbach. Die Zusammenlegung der Geschäftsfelder bedeutet heute mehr als nur eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Juki ergänzt sein Portfolio nicht nur sinnvoll. Mit dem Know-how- und Wissenstransfer vergrößert der Japaner seinen Kundenstamm vor allem in Asien. Die Dominanz von Sony mit seinen Highspeed-Bestückautomaten in den chinesischen EMS-Werken ist enorm. Überdies fließt nunmehr Entwicklungs-Know-how in die eigene Flotte – und das nicht zu knapp: Die neu entwickelte und hochautomatisierte Produktlinie zusammen mit 150 Mitarbeitern von Sony wurde nun zum 1. Oktober 2013 zu 100 Prozent in Jukis Unternehmensstrategie integriert: „Mit Sony fallen Juki ein paar Bonbons in den Schoß“, freut sich Schüpbach.

Benötigt aber Europa wirklich Hochleistungs-Bestückautomaten beziehungsweise eine auf extrem hohen Ausstoß konzipierte SMT-Fertigungslinie? Diese Frage beantwortet Jürg Schüpbach indem er auf seinen Fünfjahresplan zurückgreift: „Im SMT-Bereich tummeln sich heute 28 Hersteller, davon machen sechs Unternehmen – zu denen auch wir gehören – rund 85 Prozent des gesamten weltweiten Geschäfts aus. Momentan tobt ein extremer Verdrängungswettbewerb. Wenn wir auch weiterhin unter den Top-5-Anbietern bleiben wollen, müssen wir dies mit einem kontinuierlichen Umsatzwachstum realisieren.“ Dazu zähle es, die noch offenen Lücken zu schließen. Eine davon ist der Vorstoß in den Hochleistungssektor – und zwar mit Bestückautomaten und SMT-Linien, die mehr als 150.000 BE/h stemmen können.

Europa – Sprungbrett für die Welt

Also noch einmal die Frage: Braucht Europa wirklich Chipshooter? Diese Frage lässt sich doch nicht so ohne Weiteres beantworten: „Europa ist sehr anspruchsvoll“, nimmt Schüpbach Anlauf: „Die Anforderungen an Zuverlässigkeit und Qualität sind enorm, natürlich auch in allen anderen Teilen der Welt. Dennoch hat Europa sehr sicherheitsrelevante Märkte wie etwa die Automobilindustrie.“ Bestückautomaten im mittleren Segment mit einem Output von etwa 60.000 BE/h sind nach wie vor besonders nachgefragt. Jukis Bestückautomaten haben eine Bestückleistung von 80.000 BE/h. Damit ist das Unternehmen „gut dabei“, aber: „Wir müssen auch berücksichtigen, dass es sehr viele europäische Produzenten gibt, die global agieren und ihre Fertigungen in China, Mexiko oder Brasilien aufgebaut haben – also dort, wo Chipshooter durchaus ihre Rechtfertigung haben. Und diese Firmen gilt es in Europa abzuholen“, bekräftigt Schüpbach seine Strategie.

Grund zum Feiern hat Juki allemal: Seit 1. Oktober firmiert das Unternehmen als Juki Automation Systems Corporation. Während der Messe Productronica 2013 wird der Fokus daher auf die gelungene Verschmelzung beider Unternehmen gesetzt werden. Im Mittelpunkt werden die von Sony stammenden Systeme stehen, also Hochleistungs-Bestückautomaten, die dazugehörenden AOI- und SPI als auch der flotte Schablonendrucker. Um die Feierlaune zu unterstreichen, hat Juki mit Veranstalter Messe München vereinbart, am zweiten und dritten Messetag, also Mittwoch und Donnerstag, jeweils um 18:10h am West-Eingang beim Messesee ein Großfeuerwerk abzufakeln. „Wir haben wirklich Grund zum Feiern: unser 75-jähriges Bestehen und die erfolgreiche Integration von Sony EMCS.“

Seit 1. Oktober 2013 vereint

Der Zusammenschluss von Juki und Sony EMCS (Sony EMCS, eine vollumfänglich zu Sony gehörende Tochtergesellschaft) ist vollbracht: Damit ist der Grundstein gelegt, um rapide größere Marktanteile im globalen Elektronikfertigungsmarkt zu erlangen. Attraktiv ist auch das gebündelte Know-how nicht nur in Sachen Bestückautomaten: Künftig braucht Juki keine weiteren Lizenzvereinbarungen auf dem Gebiet der AOI- und SPI-Systeme und auch der Schablonendrucker mehr zu tätigen – das ist alles mit dabei.

Productronica 2013: Halle A3, Stand 141

Marisa Robles Consée

ist freie Redakteurin Productronic

(mrc)

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Unternehmen

Juki Automation Systems GmbH

Neuburger Str. 41
90451 Nürnberg
Germany