
Neues 3-Zero-Prinzip der SMT-Bestückplattform NXTR für automatisierte Elektronikfertigung. (Bild: Fuji Europe)
Bei vielen Unternehmen aus der Elektronikfertigung steht die Digitalisierung ihrer Prozesse auf der Agenda. Industrie 4.0 gibt es jedoch nicht von der Stange, sondern bedarf der sukzessiven Umsetzung. Lösungen für automatisierte, effiziente Abläufe – insbesondere bei wiederkehrenden Aufgaben – sind ein entscheidender Baustein bei Industrie 4.0. Die Fuji Europe Corporation bietet mit der NXTR eine Smart-Factory-Plattform an, die der schrittweisen Automatisierung und Digitalisierung dient. Die Plattform zielt auf die Optimierung von Produktionsvorbereitungs- und Wartungsprozessen sowie die Automatisierung manueller Bestückungsmontageprozesse zwecks umfassender Vernetzung und selbstoptimierter Produktion. Mit dem Manual Mode präsentiert das Unternehmen jetzt die erste Ausbaustufe. Der Manual Mode setzt auf die Optimierung der bereits in der Nutzung befindlichen Feeder und ermöglicht einen bestmöglichen Durchsatz. Für Unternehmen ergibt sich so ein hohes Einsparpotenzial.
Viele Elektronikfertiger modernisieren und erweitern derzeit ihre Anlagen, Systeme und Prozesse hinsichtlich der Industrie 4.0-Anforderungen. Ziele sind umfangreiche Erleichterungen in der Arbeitswelt, eine effizientere Produktion und erhöhte Arbeitssicherheit. Bestückungsautomaten spielen in der SMT-Fertigung eine wichtige Rolle bei der Platzierung verschiedener Teile auf Platinen, die das Herz elektronischer Geräte sind. Lösungen zur Arbeitsersparnis bei Produktionsvorbereitungs- und Wartungsprozessen sowie zur Automatisierung manueller Bestückungsmontageprozesse sind unabdingbar geworden.
Schrittweise zur selbstoptimierten Produktion
Industrie 4.0 ist jedoch kein Projekt, das einfach auf Knopfdruck realisiert werden kann. Für Fertigungsunternehmen empfiehlt es sich, sich zunächst auf die Automatisierung und Digitalisierung der Prozesse zu konzentrieren, die evident sind, sodass ein schneller Mehrwert erzielt und die Basis für die Smart Factory geschaffen werden kann.
Klaus Gross, Geschäftsführer von Fuji Europe, erklärt: „Es gibt keine schlüsselfertige Lösung für die Industrie 4.0. Wer klein anfängt, kann sukzessive automatisieren, um später einmal selbstoptimiert und autonom zu produzieren. Alle Knöpfe, die an der Linie nicht mehr gedrückt werden müssen, entlasten. Verantwortliche sollten sich daher die Frage stellen: Welche Prozesse lassen sich relativ einfach automatisieren, um damit schnell ein gutes Ergebnis zu erzielen?“
Das „3 Zero“-Konzept
Vorrangiges Ziel in der Elektronikfertigung ist es, Platzierungsfehler und Maschinenstopps komplett zu vermeiden und eine effizientere und selbstständige Arbeit zu ermöglichen. Die Smart-Factory-Plattform NXTR steht nun kurz vor der Marktreife. Sie soll den Bediener von sich wiederholenden Aufgaben befreien – bei maximaler Qualität und Produktivität. Dies ist eine Weiterentwicklung der bewährten skalierbaren Bestückplattform der NXT-Serie.
Die NXTR verfolgt die „3 Zero“-Strategie: Null Platzierungsfehler, null Maschinenbediener, null Maschinenstopps:
Null Platzierungsfehler: Die neu entwickelte Sensorik sorgt für eine stabile und qualitativ hochwertige Platzierung. Der Zustand der Maschine wird in Echtzeit überwacht und gleichzeitig die Belastung von Bauteilen und Panels kontrolliert. Der Aufnahmezustand der Teile und deren Verlagerung nach unten kann durch einen intelligenten Teilesensor für jedes einzelne Bauteil erkannt werden. Die Plattform erkennt automatisch den besten Freigabepunkt der Bauteile. Durch die Kombinationstechnologie zwischen dem intelligenten Bauteilsensor und der Verzugserkennung der Leiterplatte bietet die Lösung eine zuverlässige Platzierungsleistung bei entsprechender Belastungskraft.
Null Maschinenbediener: Das System automatisiert den Feedertauschprozess erstmals vollständig. Der Smart Loader verteilt dann vollständig automatisch die Teilebereitstellung und Umstellung auf die nächste Produktion gemäß Produktionsplan. Dadurch werden Kurzstopps von Teillieferungsfehlern und ähnlichen Problemen, die durch Verzögerungen und Fehler bei der Lieferung verursacht werden, vermieden. Die Maschinenbediener sind nun frei von Feedertausch- und Teileversorgungsarbeiten, die normalerweise den größten Arbeitsaufwand des Bedieners vor den P&P-Maschinen ausmachen.
Null Maschinenstopps: NXTR setzt das Modularitätskonzept der Maschinen der NXT-Serie fort. Bestückköpfe und andere Einheiten können ohne Werkzeug ausgetauscht werden. Die vorausschauende Wartung wird durch eine Selbstdiagnose ermöglicht, die verhindert, dass plötzliche Maschinenstopps den Produktionsplan beeinträchtigen.
Verschiedene Bestückköpfe
Neue Bestückköpfe sorgen für eine flexible Unterstützung bei der Produktion. Drei eigenständige Kopftypen wurden entwickelt: der Hochgeschwindigkeitskopf, der mittelgroße Kopf und der Mehrzweckkopf. Die neu hinzugefügte Achse verbessert die Aufnahme und Platzierung. Der Smart Loader arbeitet zusammen mit einem Puffersystem, um die richtigen Teile zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu liefern. Er entnimmt die benötigten Teile aus den Puffern und versorgt damit die Maschine. Nicht mehr benötigte Teile werden automatisch entfernt. Die Teile für die nächste Produktion können während der laufenden Produktion vorbereitet werden. „Durch diese Funktionen lassen sich Maschinenstillstände verhindern und die Maschine kann kontinuierlich arbeiten“, erklärt Sascha Frieling, Manager Customer Process Support bei Fuji.
Manual Mode als erste Ausbaustufe
Der Manual Mode setzt auf neue Multi Feeder Units, die den Feeder-Betrieb erleichtern und optimieren. „Der Manual Mode verwendet die Feeder, die zurzeit schon bei unseren Kunden in Gebrauch sind. Dies hat den Vorteil, dass kein Generationswechsel der Feeder notwendig ist und sich somit ein hohes Einsparungspotenzial ergibt“, berichtet Sascha Frieling.
Möglich machen dies die neuen Multi Feeder Units MFU-47 bzw. MFU-52. Bei der Anwendung der MFU-47 wird die gleichzeitige Abholung von zwei Komponenten und somit der optimale Durchsatz erreicht. Beim Einsatz der MFU-52 wird durch die Nutzung von nur einer Abholposition die Bestückleistung nur minimal verringert, aber die auf einem Modul gleichzeitig verwendbaren Feeder um 11 Prozent erhöht. „Die MFU erleichtert das Handling merklich. Es handelt sich bei ihr um eine Einheit, die nicht aus zwei getrennten Teilen besteht – der Feeder Palette sowie der Pallet Change Unit. Das unterscheidet sie elementar von den vorherigen Generationen“, kommentiert Sascha Frieling.
Fazit
In Zeiten von Industrie 4.0 sind Fertigungsunternehmen angehalten, sich auf die Automatisierung und Digitalisierung der wichtigsten Prozesse zu konzentrieren, um einen schnellen Mehrwert zu erzielen und die Basis für die Smart Factory zu legen. Klaus Gross erklärt: „Der Weg zur Industrie 4.0 führt von der Automatisierung kleiner Prozesse über die Digitalisierung wie M2M und IoT bis hin zur Autonomization und Prediction. Mit den richtigen Stellschrauben können wiederkehrende Prozesse schon mit wenigen Mitteln automatisiert und der Weg zur Industrie 4.0 geebnet werden.“
SMTconnect2020: Halle 5, Stand 325
(pg)