Claudia und Michael Hannusch

Geglückter Generationswechsel – Claudia und Michael Hannusch sind ein gutes Team (Bild: Hüthig Medien)

Das EMS-Unternehmen Hannusch in Laichingen kann auf viele Meilensteine seiner Firmengeschichte zurückblicken. Um auch für die Zukunft bestens gerüstet zu sein, firmierte der Mittelständler 2021 in eine GmbH um. Ein Jahr später, Anfang 2022, hat Claudia Hannusch, die Geschäftsführung an ihren Sohn Michael übergeben. Zuvor hatte sie über 34 Jahre hinweg das EMS-Unternehmen für Industrieelektronik aufgebaut und stark aufgestellt. Das heißt aber noch lange nicht, dass die engagierte Unternehmerin sich komplett aus der Elektronikfertigung zurückziehen wird. „Noch nicht, ich mach‘ noch ein bisserl, wenn ich gebraucht werde“, verrät sie in ihrer Begrüßung anlässlich des Technologietags im Vorfeld zu den Feierlichkeiten zum 35-jährigen Bestehen ihrer Firma und überlässt dann ganz schnell das Rednerpult ihrem Sohn.

Dass der Generationsübergang so gut funktioniert, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass sich beide relativ früh Gedanken gemacht haben, welche Weichen gestellt werden müssen. Michael Hannusch schmunzelt und gibt offen zu, dass es auch diverse Diskussionspunkte gab. Nicht zuletzt konnte er sich aber in den vielen Jahren zuvor als Leiter Prozesse und Technologie sehr gut in die neuen Aufgaben eines Geschäftsführers einarbeiten.

Vorträge zum 35-Järigen Firmenjubiläum von Hannusch
Vorträge zu aktuellen Herausforderungen und Möglichkeiten im Bereich Elektronikfertigung bildeten den Auftakt zu den Feierlichkeiten zum 35-jährigen Firmenjubiläum. (Bild: Hannusch)

Die Eröffnung des Technologietags startete mit den Worten von Michael Hannusch: „Mit großer Freude und Stolz feiern wir bei Hannusch Industrieelektronik unser 35-jähriges Jubiläum. Es ist ein bedeutender Meilenstein in unserer Firmengeschichte, der uns dazu inspiriert, auf unsere Erfolge zurückzublicken und einen vielversprechenden Ausblick auf die Zukunft der Elektronikfertigungsbranche zu geben.“

Im Anschluss gab er folgendes Update zur Erwartung und Realität in der Produktion und im Einkauf bei Hannusch:

  • Distributionen sind überlastet
  • Online-Preise und Lagerbestände sind nicht verlässlich
  • Manchmal stehende Produktionslinien aufgrund fehlenden Materials oder Falschlieferungen
  • Mitarbeitermangel
  • Schlechte Verfügbarkeit von maschinell verfügbarem Material
Claudia Hannusch im Liegestuhl
Claudia Hannusch will sich noch nicht zur Ruhe setzen – den passenden Liegestuhl als Geschenk der Firma Juki gäbe es aber schon. (Bild: Hüthig Medien)

Eigentlich ein düsteres Bild, wie er sagt, aber auf der anderen Seite wurden im ersten Halbjahr 2023 bereits 218.715 Baugruppen produziert. Vergleicht man dies mit der Jahresproduktion im Vorjahr von 379.113, so ergibt sich jetzt schon ein hochgerechnetes Plus von 15 Prozent. Gleiches errechnet sich mit den verarbeiteten Bauteilen: im ersten Halbjahr 2023 gesamt 14.717.324, in 2022 gesamt 24.773.973. Hinzu kommt aber die Herausforderung, dass u.a. durch extrem viele Revisionsänderungen bereits im ersten Halbjahr 852 unterschiedliche Baugruppen (2022: 650 unterschiedliche Baugruppen) gefertigt werden mussten. Ein Plus also von 30 Prozent. Die Produktion ist also gut ausgelastet und so ist es nicht verwunderlich, dass sich das EMS-Unternehmen mit einem  Bündel von Maßnahmen für die Zukunft rüstet. So soll der neue Lackierraum bald in Betrieb genommen werden. Auch eine neue Bestückungslinie ist im Visier sowie die Integration einer vollautomatischen Markierungsanlage. In der Lagertechnik ist man auf der Suche nach einem vollautomatischen Lagersystem und das ERP-System soll bezüglich Sammelrüstung umgestellt werden. Man mache sich auch Gedanken zu Veränderungen in der Rüstung der Maschinen und denkt über flexible Rüstungskonzepte nach. In der Kabelkonfektionierung soll ein vollautomatisiertes Einzeladerbearbeitungszentrum entstehen. Das Unternehmen setzt also zunehmend auf Automation und wie so viele Branchenbegleiter sucht es auch nach geeignetem Personal für die Produktion, wie ein Blick auf die Homepage des Unternehmens verrät.

Festabend 35 Jahre Hannusch
Beim Festabend wurde es voll, sodass auch die Kasse bei der Spendentombola klingelte. (Bild: Hannusch)

Unter der Moderation von Dr. Hans Bell präsentierten im Anschluss namhafte Unternehmen sowie Sprecher der Elektronikbranche hochkarätige Vorträge zu aktuellen Herausforderungen und Möglichkeiten im Bereich Elektronikfertigung. Die Themen reichten von Leiterplatten- und Schablonendruck über Bestückung und SMD-Löten bis hin zur AOI-Inspektion und Traceability-Lösungen.

Tag der offenen Tür in der Fertigung

Parallel zu den Feierlichkeiten gab es am Produktionsstandort in Laichingen einen Tag der offenen Tür, bei dem nicht nur den Teilnehmern des Technologietags sondern auch Wegbegleitern der Familie Hannusch ein exklusiver Einblick in die hochmoderne Fertigung gewährt wurde. „Es war eine großartige Gelegenheit für uns, unsere Effizienz und Präzision in den Produktionsprozessen zu präsentieren und mit unseren engagierten Mitarbeitern in persönlichen Kontakt mit unseren Besuchern zu treten“, so das Fazit von Claudia und Michael Hannusch.

Von Herzensprojekten und sozialem Engagement

Besonders Mädchen und junge Frauen früh für die Elektronik zu begeistern, das ist ein Herzensthema bei der „Powerfrau“ Claudia Hannusch, denn sie hat nicht vergessen, wie schwer ihr Einstieg in die Branche war. Regelmäßig veranstaltet Hannusch Industrieelektronik für die Laichinger Schulen den Mädchen Technik-Tag, den Girls-Day oder die Schnupperkurse Handlöten. Sie erzählte uns, dass es durchaus interessierte Mädchen gäbe, die sich extrem geschickt beim Handlöten zeigen würden. Jedoch sei es oftmals nicht das Desinteresse der Mädchen für einen Beruf in der Industrieelektronik als vielmehr die Tatsache, dass die Eltern mit der Aussage „das sei doch nichts für Mädchen“ einem möglichen Berufswunsch im Wege stünden.

Rollstuhlbasketballer von BBU’01
Die Rollstuhlbasketballer von BBU’01 freuten sich sichtlich über die Spende. (Bild: Hannusch)

Wichtig ist Hannusch aber auch, einen Beitrag vom eigenen Erfolg an soziale Projekte in der Umgebung abzugeben. Am Festabend zum 35-jährigen Bestehen sorgte u.a. eine Spendentombola (Anm. der Red.: ohne Nieten) dafür, dass die Rollstuhlbasketballer von BBU’01 und der Bau einer neuen Skaterbahn in Laichingen unterstützt werden konnten.

Bei so viel Engagement und Herzblut wünscht auch die productronic-Redaktion viel Erfolg für die nächsten Jahre.

Hannusch-Logo
(Bild: Hannusch)

Die Autorin: Dipl. Ing. Dipl. Wirt. Ing (FH) Petra Gottwald

Petra Gottwald / Redaktion all-electronics
(Bild: Petra Gottwald)

Die Doppel-Ingenieurin (Textiltechnik und Wirtschaft) hat nur ein Ziel: Sie möchte Menschen für technische Themen begeistern - ob sie wollen oder nicht. So kommt es schon 'mal vor, dass sie ihren Freunden die komplexe Herstellung einer Leiterplatte in einer packenden Story erzählt oder wie man Elektronik in Textilien einbaut. Privat düst sie auf leisen Sohlen durch die Gegend, denn sie hat seit 2016 ein Faible für Elektromobilität und will mit ihrem Wissen Interessierten die Reichweitenangst beim voll-elektrischen Fahren nehmen.

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