Die Eigentümerfamilien Ziehbrunner und Tschumi haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht: „Das Wachstum der letzten Jahre machte es erforderlich, dass wir Essemtec finanziell auf breitere Beine stellen müssen. Die Entwicklung des Unternehmens konnten wir als Eigentümerfamilie einfach nicht mehr stemmen“, erklärt Martin Ziehbrunner. Auf der Suche nach einem Investor wurde Wert darauf gelegt, dass der Standort sicher erhalten bleibt und die Produktion auch weiterhin bei Essemtec bleibt. Um die positive Entwicklungsperspektive des Unternehmens weiter zu fördern, werden dem Management zusätzliche Eigenmittel in substantiellem Ausmaß zur Verfügung gestellt. Diese sollen insbesondere der Fertigungsoptimierung und dem Aufbau von zusätzlichen Distributionskanälen dienen.
Der heutige und auch zukünftige Verwaltungsratspräsident Alain B. Fuchs ist sehr glücklich mit der Nachfolgelösung: „Es ist uns gelungen, ein Team von zwei langfristig orientierten Investoren zu gewinnen, die nicht nur frisches Kapital bereitstellen, sondern auch über fundiertes Branchen-Know-how verfügen. Zudem wurde der Wechsel langfristig vorbereitet und die neue Geschäftsführung sorgfältig eingearbeitet. Wir freuen uns, zusammen mit unseren treuen Kunden und Lieferanten sowie den hochmotivierten Mitarbeitern einen weiteren, für Essemtec sehr bedeutsamen Schritt zu machen. Die Kunden von Essemtec können weiterhin auf die qualitativ hochwertigen Produkte und den bekannt guten Service zählen.“
Laut Branchenkennern geriet Essemtec immer mehr in unstetes Fahrwasser. Allgemein wird gemunkelt, dass sich der Schweizer Sondermaschinenbauer mit seinem Komplettlösungs-Gedanken, also entlang der SMT-Fertigungslinie die eigens entwickelten, passenden Systeme bereitzuhalten, letztendlich verhoben habe. Tatsächlich aber wurde bereits vor zweieinhalb Jahren damit begonnen, eine Produktstraffung vorzunehmen. So wurde das Engagement mit Siebdruckern für die Photovoltaikindustrie – Essemsol – genauso auf Eis gelegt wie die 3D-Pasteninspektion. Bei den Bestückautomaten habe man ebenfalls auf Synergien gesetzt und ältere Modelle eingestellt. So ausgerichtet und mit frischem Investorengeld in der Kasse, sollte dem künftigen Wachstum demnach nichts mehr im Wege stehen. Ziehbrunner selbst wird Essemtec auf Mandatsbasis unterstützend zur Verfügung stehen.
Meilenstein: Productronica 2009
Die Markteinführung der Bestücksysteme Paraquda und Cobra sowie des Dosiersystems Scorpion Jet waren für Essemtec bedeutend. Das Jahr 2009 sollte für Essemtec ein Meilenstein in der Firmengeschichte werden. Nicht nur, dass das Unternehmen nach damaligem eigenem Bekunden weitestgehend unbeschadet durch die weltweite Wirtschaftskrise kam: „Wir haben früher als andere mit kosten-reduzierenden Maßnahmen begonnen“, erklärte Martin Ziehbrunner, CEO von Essemtec damals. Zu den Maßnahmen gehörten vor allem die Minimierung und Optimierung des Lagerbestandes und die Ausschöpfung der Möglichkeiten der Kurzarbeit. Dank dieser Maßnahmen, so Ziehbrunner, habe Essemtec während der Krise kein Know-how verloren, sondern aufgebaut. Man sei jederzeit bereit gewesen, wieder durchzustarten, erklärte er weiter. Die gute soziale Infrastruktur der Schweiz habe ihre Stärken bewiesen. Zur Productronica 2009 versprach Essemtec eine neue Ära auf einem um 40 Prozent größeren Ausstellungsstand gegenüber der Productronica 2007. Der Turnkey-Gedanke werde auf dem Messestand deutlich manifest, versprach Florian Schildein, Verkaufs- und Marketingleiter von Essemtec, denn das Schweizer Unternehmen sei einer der ganz wenigen Hersteller, die komplette Fertigungslinien für kleine und große Produktionen aus einer Hand anbieten können: Drucker, Dispenser, Bestückungssysteme, Reflow- und Curingöfen, Handlingmodule, Lagermodule, Software für die Lagerhaltung und Traceability und vieles mehr.
Auf der Productronica 2009 wurde denn auch das Bestücksystem Paraquda vorgestellt, auf der Messe SMT/Hybrid/Packaging 2010 der Bestückautomat Cobra. „Beide Maschinensysteme bieten unseren Kunden hervorragende Funktionen, die so in anderen Maschinen nicht zu finden sind. Wir werden uns auf diesem Erfolg nicht ausruhen, sondern weiterhin an Innovationen arbeiten, das Maschinenportfolio weiterentwickeln und unseren Kunden ein zuverlässiger Partner sein“, versicherte Florian Schildein damals.
Productronica 2013: Smart Solutions
Zur diesjährigen Messe will Essemtec das Thema „Smart Solution“ in den Vordergrund rücken. Der Druck des Marktes zu immer kürzeren Lieferzeiten mit immer geringeren Margen zwinge viele Kunden, ihre Produktion neu auszurichten, erläutert Florian Schildein. Der Marketing- & Vertriebsmanager von Essemtec ist sich sicher, mit den Maschinen entsprechende Lösungen für die effiziente SMT-Fertigung parat zu haben: „Lean Production ist in aller Munde. Im Grunde genommen ließe sich Lean Production auf einen Satz zusammenstreichen: Vermeide Verschwendung.“ Verschwendungen schleichen sich meist ganz still und leise im täglichen Produktionsalltag in vielerlei Form ein: Überproduktionen, Warte- und Stillstandszeiten, lange Transportwege, zu große Warenlager oder auch das Nicht-Nutzen von Potenzialen der Maschinen. „Niemand möchte für diese Verschwendung aufkommen, weder der Kunde noch das eigene Unternehmen“, stellt Schildein klar.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, sind individuelle Lösungen gefragt: „Das können wir mit Smart Solution anbieten“, bestätigt er weiter. Dabei handelt es sich um Hard- und Software-Lösungen, die Kunden individuell einkaufen können, um so die Produktion auf die jeweiligen Bedürfnisse anpassen zu können. Egal ob es darum geht, die Produktivität zu steigern, die Fehlerrate zu reduzieren, getätigte Investitionen zu schützen oder den eigensetzten Kapitalaufwand zu verringern: geht es nach Schildein, dann hat Essemtec für all diese Ziele die Lösung: „Der Kunde muss bei uns kein Paket kaufen, von dem er schlussendlich nur 80 Prozent nutzen kann. Er bekommt bei uns ein Produkt, welches zu hundertprozentig seine Anforderungen erfüllt“, verdeutlicht Schildein das Konzept von Smart Solution.
Productronica 2013: Halle A3, Stand 341
(mrc)