Christian Schmid, Präsident der Schmid Group, bringt es auf den Punkt: „Seit dem Jahr 1864 bieten wir Lösungen, mit denen Kunden aus verschiedensten Branchen ihre Geschäftsmodelle nachhaltig entwickeln und für die Zukunft fit machen.“ Der Unternehmensanspruch „Expect Solutions“ soll dies entsprechend unterstreichen, kündigt er an: „Damit wollen wir verdeutlichen, dass wir Herausforderungen stets als Chance sehen und unsere Kunden das Beste von uns erwarten können.“ Dieses Credo hat die Schmid Group über die Jahre in alle Herren Länder ausgedehnt.

Freudenstadt im Schwarzwald war Quelle der schon seit Jahren weltweit aktiven Unternehmensgruppe. Noch heute hat hier die Firmenzentrale ihren Sitz. Aus einer einst mechanischen Werkstätte und Eisengießerei wuchs in über 150 Jahren ein Technologiekonzern mit über 1500 Mitarbeitern, 23 Standorten und 8 Produktionsstätten heran. Selbst heute noch sind Kanaldeckel aus der Eisengießerei in manchen Straßen Freudenstadts zu finden. Auch für Wind- und Wasserräder wurden damals bereits Bauteile hergestellt. Und über ein Jahrhundert später sollten die erneuerbaren Energien das bislang größte Wachstum in der Firmengeschichte einleiten.

Qualität von Anfang an

Goldgräberstimmung in den sechziger Jahren: Die Leiterplatte und damit die Elektronik ist auf dem Vormarsch. Und Schmid mittendrin. Dort wird die Lage rechtzeitig erkannt und Produkte, wie das erste Handlingsgerät Vacumat, entwickelt und zu einer kompletten Baureihe erweitert. Doch damit nicht genug. Schmid baute mit Neuentwicklungen das Anlagenprogramm kontinuierlich aus und trug wesentlich dazu bei, dass sich Leiterplatten auf industriellem Niveau herstellen ließen.

Heute bewegt sich das Unternehmen mit fünf Geschäftseinheiten weltweit auf Wachstumskurs. An wichtigen Standorten werden Firmen gegründet. Parallel dazu entstehen Technologiezentren, um bestehende Technologien voranzutreiben und neue Technologiefelder zu entwickeln. Auf dem Weg dorthin entstanden völlig neue Produkte und Verfahren wie zum Beispiel inlinefähige Laser- und Inkjet-Anlagen für die Leiterplatten und Photovoltaikindustrie oder Anlagen für die Vakuumbeschichtung. Diese Diversifizierung, die Christian Schmid als „Mix“ als strategische Marketingaufstellung seines Unternehmens zusammenfasst, ist aber auch das, was das Haus seit mehr als 150 Jahren am Markt hält – gepaart mit einer hohen Innovationsausrichtung und scharfen Marktbeobachtung. Immerhin beschäftigt der Familienkonzern weltweit rund 200 Wissenschaftler in Forschung und Entwicklung, weshalb Helmut Rauch, Mitglied der Geschäftsleitung, nicht ohne Stolz anmerkt: „Wir gestalten den technischen Fortschritt.“

Mit der Übernahme der Montratec AG in der Schweiz wurde der Weg in die Intralogistik beschritten. Strukturen werden den Marktanforderungen angepasst: Schmid treibt die Diversifikation zum Lösungsanbieter vehement voran. So entstehen neben Leiterplatten und Photovoltaik die Geschäftsfelder Displays & Optics, Industrial Solutions und Energy Systems. Gleichzeitig wird die Schmid Energy Systems GmbH gegründet und liefert bereits den ersten Stromspeicher mit Vanadium-Redox-Flow-Technik aus. Nahezu zeitgleich verbucht das Unternehmen den größten Einzelauftrag in der bisherigen Geschichte. Über 100 Mio. Euro umfasst der Auftrag über den Bau einer Photovoltaikfabrik in Argentinien.

Engagement in der Medizintechnik und Pharmaindustrie

Ein weiteres Beispiel von vielen, was sich bei Schmid in Freudenstadt alles tut, ist der Aufbau einer eigenständigen Sparte Medizin und Pharma. Bereits in der Vergangenheit wurden einzelne Aufträge für diese Branche realisiert und mit ihrer umfassenden Technologiekompetenz bietet die Schmid Group Lösungen für kundenspezifische Wünsche und Vorstellungen. Diese lassen sich via nasschemischen, thermischen oder Hochvakuumprozessen, Einsatz von Lasern, Inkjet-Druckern oder moderner Automations- und Intralogistiksysteme realisieren. Die jahrzehntelange Erfahrung im Maschinenbau bildet dafür die Grundlage. Daneben tragen die Verfügbarkeit vielfältiger Maschinenplattformen und deren zielgerichtete Anpassung durch qualifizierte Technologien zum Erfolg bei. So entstehen innovative Lösungen zur Produktion von pharmazeutischen und medizintechnischen Produkten. Derzeit sind beispielsweise Reinigungsverfahren für Kontaktlinsen eine große Aufgabe für den medizinischen Geschäftsbereich der Schmid Group.

Das Einhalten branchenüblicher Standards wird durch ein Qualitätsmanagementsystem nach Good Manufacturing Practice (GMP) sichergestellt. Eingeführt wurde dieser Begriff von der amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) durch die Initiative current good manufacturing practice (cGMP). Diese Richtlinien zur Qualitätssicherung der Produktionsabläufe und -umgebung kommen in der Produktion von Arzneimitteln und Wirkstoffen, aber auch bei Kosmetika, Lebens- und Futtermitteln zum Tragen. In der pharmazeutischen Herstellung spielt die Qualitätssicherung eine zentrale Rolle, da hier Qualitätsabweichungen direkte Auswirkungen auf die Gesundheit der Verbraucher haben können. Ein GMP-gerechtes QS-Managementsystem dient der Gewährleistung der Produktqualität und der Erfüllung der für die Vermarktung verbindlichen Anforderungen der Gesundheitsbehörden. Richtlinien für den Arzneimittelbereich sind beispielsweise durch die Europäische Kommission, durch das Pharmaceutical Inspection Co-Operation Scheme (PIC/S), durch die FDA sowie auf globaler Ebene durch die ‚International Conference on Harmonisation of Technical Requirements for Registration of Pharmaceuticals for Human Use‘ (ICH) (bisher für Wirkstoffe und Qualitätsrisikomanagement) erstellt worden.

Ausrichtung für die Zukunft

Mit einem Expertenforum fand im Rahmen der Jubiläumswoche neben zahlreichen anderen Veranstaltungen ein weiteres hochkarätiges Treffen statt. Fachleute aus Praxis und Wissenschaft boten einen aktuellen Stand der Technik, gepaart mit einem Blick in die nähere Zukunft. Dr. Christian Buchner, Leiter der Photovoltaik-Sparte von Schmid Group, führte durch das Programm und stellte selbst Schmid mit seinem Anspruch „Expect Solutions“ vor. Dem Unternehmen wurde in den zurückliegenden Jahren eine neue Struktur verpasst. War vor Jahren ausschließlich die spezielle Problemlösung gefragt, so sieht sich Schmid heute als Problemlöser und Anbieter von Systemlösungen zugleich. Als leuchtendes Beispiel steht besagter Auftrag über die Errichtung einer Fabrik für Photovoltaikmodule in Argentinien. Die Schritte in diese Richtung, gleichzeitig wurde die Internationalisierung intensiviert, hatten die Gliederung in Geschäftseinheiten zur Folge. Intern wurde konsequenterweise die gesamte Struktur und ihre Abläufe auf den Prüfstand gestellt und den geänderten Anforderungen angepasst.

Spitzenpositionen im Weltmarkt fußen auf weitsichtigen Investitionen in die eigene Forschung und Produktentwicklung. So bietet Schmid neben Einzelmaschinen und schlüsselfertigen Linien auch vollintegrierte Fabriken für die gesamte Wertschöpfungskette von der Herstellung des Rohmaterials Silizium bis zur Produktion von Solarmodulen an. Seit dem Jahr 2013 wird auch an der Herstellung von Großbatterien für die Speicherung erneuerbarer Energie gearbeitet. Eine der ersten Batterien wurde im Jahr 2014 an die Stadtwerke Freudenstadt ausgeliefert. Des Weiteren forscht man bereits am nächsten Hightech-Speicherprojekt: Kleinstbatterien aus Dünnschicht-Lithium für die Stromversorgung von tragbaren Geräten oder sehr dünnen Sensoren.

Produktvielfalt lautete die Devise, um zukünftige Geschäfte unabhängig vom Wachstumsmotor erneuerbare Energien stabil zu gestalten. Im Jahr 2010 wurde in die Beschichtungstechnik investiert und der Sektor Automatisierung um Lösungen der Intralogistik erweitert. Schon nach kürzester Entwicklungszeit konnte das Unternehmen Beschichtungsanlagen für die Verpackungsindustrie und für Zulieferer von berührungsempfindlichen Handy-Displays liefern. Automatisierung heißt für Schmid: Mit innovativen selbst steuernden Schienensystemen die Transportwege innerhalb einer Fabrik ökonomisch intelligent gestalten. Aktuelle Kunden kommen aus den Sektoren Elektronik und Automobilbau sowie viele kleine und mittlere Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Weitere neue Betätigungsfelder im Jubiläumsjahr sind der Anlagenbau für die Medizintechnik sowie die Reinigung und Beschichtung von Metall- und Kunststoffteilen.

In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Schmid Group durch konsequente Internationalisierung sowie durch strategische Zukäufe, Firmengründungen und Produktentwicklungen ihre globalen Erfolgschancen gesichert. Parallel wurde die Technologiekompetenz deutlich ausgebaut und in Zukunftsbranchen investiert. Für das Innovationsmanagement hat Schmid eine eigene Systematik geschaffen, die maßgeschneiderte Kundenlösungen fördert und den Unternehmenserfolg sichert. Basis ist die Arbeit in eigenen Forschungszentren, die mit dem Bedarf des Marktes abgeglichen wird. Maschinen werden als modulare Plattformen konstruiert und programmiert, um Anpassungen oder Erweiterungen in kürzester Frist realisieren zu können. Am Ende stehen marktgerechte Lösungen, die industrielle Prozesse und damit auch die Arbeit von Menschen verbessern.

Hochkarätiges Expertenforum

Neben Buchner sprachen Steven Johnston, Director of External Programs and Technology Strategy von Intel, über die Zukunft der Informationstechnologie. Demzufolge wird alles besser: mehr Vernetzung, ein Mehr an Informationen. Ob alles allerdings gebraucht wird und von Nutzen sein kann, muss sich zeigen. Nach Dr. Finlay Colville, Senior Analyst von Solarbuzz, dem führenden Institut für Marktforschung und Marktanalysen der Solarindustrie, sind China, Japan und die USA die drei aufkommenden Staaten für neue Solarinstallationen. Großräumige Photovoltaik steht als der Schlüsselfaktor hinter dem Industriewachstum, wie zum Beispiel Solar Farmen. C-Si basierte PV-Module werden sich durchsetzen und voraussichtlich einen Marktanteil von 90 Prozent erreichen. Die Kostenreduktion geht weiter, gleichzeitig wird die Ertragskraft der Module ein kräftiger Antreiber in der PV-Industrie in den kommenden Jahren darstellen. Zwar können Aufrüstungen in der Produktion kurzfristig helfen, doch neue Kapazitäten in neuen Fabriken werden um 2018 unumgänglich.

Prof. Dr. Thomas Bauernhansel, Leiter des Instituts für Industrielle Fertigung und Fabrikbetrieb (IFF) und des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart, gab Einblicke in die Automation und Intralogistik in der Fabrik der Zukunft. Demnach muss die Fabrik der Zukunft in der Lage sein, kundenspezifische Produkte mit immer neuen Varianten herzustellen. Kurze Produktzyklen und Lieferfristen, Nullfehlerproduktion bei gleichzeitig ressourcenschonender Fertigung werden die zukünftigen Kernanforderungen sein. Dazu gilt es auch das hochaktuelle Thema Industrie 4.0 in der produzierenden Industrie zu verankern. „Einzeltechnologien sind überwiegend schon vorhanden, doch die müssen jetzt industrietauglich zusammengeführt werden“, lautet Bauernhansels Fazit.

Einen Marktausblick gab der Chefdeuter der weltweiten Elektronikindustrie. Und darunter fällt auch die Leiterplattenproduktion, an der die Schmid Group Anteil hat. Phil Plonski, Geschäftsführender Teilhaber des Instituts für Marktforschung, Analyse und Beratung der Elektronikindustrie Prismark Partners, sieht deren weitere Entwicklung so: noch kleiner, noch kompakter, noch leistungsfähiger. Als Fertigungsregionen stehen weiterhin Asien, Japan und nach und nach die USA im Blickpunkt. Doch Verschiebungen sind durchaus denkbar. Versprechen, die Kalkulation der Herstellkosten an anderer Stelle zusätzliche Einsparungen, folgt die Produktion diesem Primat.

Zum Abschluss sprach Prof. Dr. Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg und Inhaber des Lehrstuhls für Physik / Solarenergie an der Fakultät für Mathematik und Physik und an der Technischen Fakultät der dortigen Albert-Ludwigs-Universität, zum Thema: Die Rolle der Photovoltaik und Energiespeichersysteme des zukünftigen Elektrizitäts- und Energiemarktes. In letzter Konsequenz müssen Wege gefunden werden, um den weltweiten Energiehunger zu stillen. Werden heute rund 16 TW (1 TW entspricht 1 Billion Watt), verbraucht, so wird der erwartete Verbrauch bis zum Jahr 2050 bei rund 30 TW liegen. Was also tun? Die Sonne als riesigen Energielieferanten weiterhin nutzen. Spätestens im Jahr 2020 sollen seiner Ansicht nach die PV-Anlagen der kostengünstigste Weg zur Stromproduktion darstellen. Wohin mit dem Überschuss? Verschenken und noch dafür zahlen? Besser sind geeignete Speicherlösungen. Zwar gibt es nicht die eine Lösung, vielmehr müssen mehrere Verfahren die Aufgabe der Speicherung übernehmen. Laut Weber ist das nur eine Frage der Zeit. Dann soll die Kilowattstunde Strom via PV plus Speicherung etwa 16 Eurocent kosten – das ist weniger als ein Wanddübel heute kostet.

Heimattreue mit internationaler Aufstellung

Seit 150 Jahren denkt die Schmid Group prozess- und zukunftsorientiert: Mit technologischer Innovationskraft entwickelt das Unternehmen kreative Ideen und integrative Prozesslösungen, von denen Kunden auf der ganzen Welt profitieren. Statt lediglich bestimmte Maschinentypen zu entwickeln, richtet sich der Blick bereits auf die Technologieentwicklung, um für aktuelle und künftige Herausforderungen gerüstet zu sein. Schmid sieht sich als Technologieführer in den Bereichen Photovoltaik, Leiterplatten und Flat-Panel-Displays. Anlässlich des Jubiläums lud Schmid zum Kundentag ein. Über 450 geladene Gäste aus aller Welt folgten der Einladung und erfuhren mehr über die Geschichte des Traditionsunternehmens. Außerdem konnten sie im Zuge einer Hausmesse Einblicke in die Fertigung erhalten und einen Blick hinter die Kulissen werfen. Eine besondere Ehre war der Besuch des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann.

Manfred Frank

ist freier Fachjournalist

(mrc)

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