Die Aufgabe war komplex, die Testtiefe enorm. Zum Testumfang gehören der Inline-Test des Mainboards, der Inline-Test der Digital-Tunermodule sowie der Test des Komplettsystems mit DVD-Spieler, Mainboard und Digital-Tuner. Dazu kam, dass die Anlage in den Herstellerwerken in China und Ungarn in Betrieb gehen sollte. Neun Anbieter waren mit im Rennen. MCD erhielt über die deutsche Niederlassung den Kontakt zum Hersteller in Japan. Die Projektierungs- und Angebotsphase dauerte insgesamt vier Monate. „Wenn man so früh wie hier an den Tisch geholt wird, kann man noch viele Ideen einbringen. Das führte aber auch zu zahlreichen Änderungen, sodass wir am Ende Angebote im Umfang von ca. 30.000 Seiten erstellt hatten“, erinnert sich MCD-Geschäftsführer Bruno Hörter. Sein Unternehmen verfügt über internationale Experten vor Ort unter anderem in China und in Ungarn. Sie stehen für einen persönlichen, schnellen und unkomplizierten Service direkt in der jeweiligen Landessprache, denn schließlich erleichtern eine gemeinsame Wert- und Grundvorstellung hier die Zusammenarbeit maßgeblich. Bei MCD war man schon immer recht offen für die Wünsche der internationalen Kundschaft. Das Unternehmen liefert inzwischen in 42 Länder. Kein Wunder, dass es auch am Firmensitz Birkenfeld recht bunt zugeht: Die Belegschaft verzeichnet Mitglieder aus insgesamt zehn Ländern.
Der Auftrag kam, ein 13-köpfiges Team, unterstützt von einigen Zulieferfirmen, realisierte die Testlinie in der Rekordzeit von 26 Wochen. Zur gründlichen Planungsphase gehörten Versuche mit Boundary-Scan-Lösungen, Fehlerabdeckungsanalysen und zahlreiche Simulationen. Die Testlinie wurde in insgesamt acht modularen Stationen realisiert. Einige davon sind direkt in den Produktionsfluss eingebunden, andere agieren als Offline-Stationen. Jede der Stationen kann eigenständig operieren, ist aber über ein intelligentes Datenhandling in das Management der gesamten Testlinie eingebunden. Zwischenzeitlich interessierte sich ein europäischer Lizenzpartner des Auftraggebers für eine weitere Anlage für das Herstellwerk in der Slowakei. Am Ende war jede der drei Anlagen individuell auf die lokalen Wünsche der Endabnehmer zugeschnitten. Kulturelle Unterschiede sind stets zu beachten und zu berücksichtigen, die Erwartungshaltungen sind unterschiedlich, Hierarchien spielen eine wichtige Rolle, ebenso die lokalen Marktgegebenheiten. „Beispielsweise mussten wir daran denken, die Höhe der Anlagen für China an die Körpergröße des Bedienpersonals vor Ort anzupassen“, erläutert Hörter.
Präzise Umsetzung gepaart mit akkurater Dokumentation
Die Dokumentation wird im eigenen Haus bei MCD erstellt und ist die Grundlage des Aufbaus und der Verdrahtung. Änderungen während der Inbetriebnahme und Testphase werden durch IS-konforme Methoden rückgeführt. Dadurch steht bei der Auslieferung der Systeme die aktuelle und geprüfte Dokumentation in einer elektronischen Handbuchversion zur Verfügung. Ein Aspekt mit zunehmender Relevanz ist die Dokumentation der Prüfergebnisse. So will der Endabnehmer in Deutschland, dass alle Prüfdaten, egal von woher, in einer einheitlichen Form vorliegen. Für einen einfachen und standardisierten Zugriff auf die Daten ist eine Speicherung in der Cloud sehr vorteilhaft, denn die Auswertetools lassen sich global mittels Tablets oder Smartphones einsetzen. Vergleiche über mehrere Standorte können jederzeit durchgeführt werden. „Die Verfügbarkeit der Cloud-Lösungen ist sehr hoch. Kosten werden nur für die entsprechende Leistung fällig und der Bezug teurer und wartungsintensiver Hard- und Software entfällt dadurch. Die Speicherung der Daten stellt technisch kein Problem dar, eher ihre Löschung. Aufgrund der unbekannten Lokalisierung der Datenablage dürfte das kaum machbar sein“, erläutert Hörter. Meist liefert MCD integrierte Lösungen, Datenbankanbindungen und MES-Anbindungen. Es handelt sich dann überwiegend um kundenspezifische Lösungen. Für das lokale Management sind die Reports eine wichtige Hilfe. Es kann seine eigenen Auswertungen, unabhängig von der übergeordneten Dokumentation, konfigurieren. Die Messdaten stehen dann als individuelle Reports gespeichert, gedruckt oder als Online-Report zur Verbreitung im Intranet oder auch als Fernzugriff zur Verfügung.
Sehr wichtig ist es in der Prüftechnik, rechtzeitig Veränderungen zu erkennen. Gemeint ist das unmerkliche Wegdriften von Messwerten, zunächst noch so gering, dass der Prüfling den Test besteht. Die Extrapolation solcher Trends aber erlaubt Hinweise auf ungünstige Entwicklungen. Das betrifft übrigens nicht nur den Prüfling, sondern auch die Testeinrichtung selbst. Die allmähliche Drift eines wichtigen Parameters kann ein Hinweis auf Material- oder Fertigungsfehler sein. Es kann aber auch genauso sein, dass in der Prüfeinrichtung ungewollte Veränderungen ablaufen, die die Testergebnisse nachteilig beeinflussen. Die MCD-Software „Daten-Manager“ verfügt über ein solches Trendanalysetool und erlaubt das rechtzeitige Eingreifen, bevor es zu kostspieligen Produktionsausfällen kommt.
Joachim Tatje
(mrc)