Bei Emtron stellt man sich auf eine lange Zeit mit Corona ein

„Die Logistik stellt einen Engpass dar“, berichtet Emtron. (Bild: Emtron)

all-electronics hat eine Umfrage bei einer Reihe von Elektronik-Unternehmen zum Thema Umgang mit der Corona-Krise gestartet. Die Unternehmen berichten, welche Maßnahmen sie ergriffen haben, wie sie sich auf das Hochfahren der Geschäftstätigkeit vorbereiten und was sie von der Politik erwarten. In diesem Übersichtsbeitrag fassen wir die wichtigsten Aussagen zusammen.

Wie haben Sie sich bzw. Ihr Unternehmen mit den Corona-Einschränkungen arrangiert?

Emtron: Direkt zu Beginn der ersten Nachrichten im neuen Jahr haben wir die Entwicklung sehr genau beobachtet und mit unseren Partner in Asien den Informationsaustausch intensiviert. Es wurde ein Krisenstab aus Einkauf, Vertrieb, Produktmanagement und GF eingerichtet. Der Krisenstab hält einen engen Kontakt zu allen Lieferanten, um schnell reagieren und entsprechende Maßnahmen einleiten zu können.

In unserer Konzernstruktur arbeiten wir schon immer sehr dezentral und daher hatten wir schon sehr gute Erfahrungen mit der Arbeit vom Homeoffice. Dieses haben wir zum Schutz der Mitarbeiter und der Firma weiter ausgebaut. Es arbeiten immer zwei Teams getrennt voneinander – das eine vom Headquarter, die anderen sind im Homeoffice.

Der fehlende persönliche Kontakt und die Treffen mit unseren Kunden, Lieferanten und Kollegen sind sicher nicht zu ersetzen, doch stellen Videokonferenzen eine hervorragende Überbrückung dar. Wir versuchen uns möglichst viel aus der Zeit vor Corona zu bewahren, setzen aber die Priorität ganz klar auf Gesunderhaltung von allen Mitarbeitern.

Welche Maßnahmen wurden getroffen, um mit der Situation zurecht zu kommen?

Emtron: Wir haben schon sehr frühzeitig die Mitarbeiter gebeten, die in den Krisengebieten in Urlaub waren oder Kontakt zu Personen aus den Krisenregionen hatten, vorsorglich im Home-Office, wo möglich, zu arbeiten. Gleichzeitig halten wir uns an die Verhaltensmaßregeln auf Basis des Robert-Koch-Instituts, wie z.B. Verzicht auf Händeschütteln, regelmäßiges Händewaschen, wo nicht möglich Desinfektionsmittel benutzen, in Armbeugen husten. Kunden- und Lieferantenbesuche sowie größere interne Besprechungen finden momentan nur in Form von Onlinemeetings statt.

Im Bereich der Materialversorgung haben wir derzeit noch überschaubare Verschiebungen durch die Verlängerung von Lieferzeiten und reduzierte Kapazitäten in den Produktionen. Hinzugekommen ist, dass die Logistik einen Engpass darstellt. Insbesondere bei der Luftfracht sind die Kapazitäten gering und die Kosten enorm angestiegen.

Unser Ziel ist es unsere Kunden auch in Krisenzeiten bestmöglich und reibungslos zu beliefern. Der Krisenstab hält einen engen Kontakt zu allen Lieferanten, um schnell reagieren und entsprechende Maßnahmen einleiten zu können.

Im Moment sehen wir die Situation auf der Lieferseite noch relativ entspannt. Unter anderem durch die OHSAS-Zertifizierung und entsprechende Pandemiepläne sind Mean Well und Artesyn als Hauptlieferanten im Strombereich weiter lieferfähig. Laut unserem Spediteur in China allerdings eher die Ausnahme. Das Riskmanagement scheint (bis jetzt) zu funktionieren.

Wie sieht die Exitstrategie aus, um zu einem ansatzweise „normalen“ Arbeitsalltag zurück zu kehren, und welchen Zeitraum planen Sie dafür ein?

Emtron: Wie immer werden wir unser Handeln laufend an die sich ändernden Vorgaben und Situation anpassen. In Zeiten der Pandemie müssen wir natürlich sind viel genauer und schneller auf Veränderungen reagieren und handeln.

Die für uns größten Veränderungen wie der stark distanzierte Kontakt zu Kunden, Lieferanten und Kunden lässt sich sehr kurzfristig wieder ändern. Hygienevorschriften kann man beibehalten. Im Prinzip arbeiten wird heute fast wie immer, nur an getrennten Arbeitsplätzen/-orten.

Werden das Corona-bedingten Einschränkungen Ihren Arbeitsalltag und -organisation auch nach Ende der Epidemie nachhaltig verändern?

Emtron: Wir sind erst am Anfang der Zeiten mit Corona, also noch sehr früh über die Zeit nach Corona zu sprechen. Im Moment müssen wir uns wohl über eine lange Zeit mit Corona einstellen. Wir sind uns der Gefahren bewusst, werden diese schwierige Zeit als Chance für die Zukunft sehen. Wenn Altbewährtes im Moment nicht funktioniert, werden wir uns neue Möglichkeiten schaffen und uns auf Neues einlassen.

Für die Zeit nach Corona.  So wie auch im Privatleben ändern Situationen mit extremen Auswirkungen wie eine Epidemie auch unsere Zukunft. Die Zeit nach Corona wird eine andere Zeit sein. Nach der Epidemie werden wir unser Riskmanagement gestärkt beibehalten. Bewährte und neu entwickelte Mechanismen aus Krisenzeiten sind auch ein sehr gutes Tool in den „normalen Zeiten“.

Wir werden zu den persönlichen Besuchen und Treffen sicher vermehrt die Videokonferenzen als sehr effektive und schnelle Ergänzung beibehalten. Es wird einige Zeit dauern, bis wir uns wieder die Hände schütteln und dabei ein sicheres Gefühl dabei haben werden. Wie genau unser Leben „danach“ aussehen wird, kann sicher noch niemand sagen.

Wir hoffen, dass sich danach die Staaten in Europa und wieder öffnen können, damit ein gemeinsames Europa und ein globales Miteinander wieder gelebt werden kann.

Welche Unterstützung seitens der Politik würden Sie sich dabei wünschen, bzw. welche Maßnahmen sind nötig, um wieder einen normalen Arbeitsalltag zu gewährleisten?

Emtron: Bei aller Kritik tanzt die Politik gerade auf der Rasierklinge. Ein sehr genaues Abwägen ist bei jeder Entscheidung existenziell und hat immer ein Restrisiko für Wirtschaft oder Gesellschaft. Der größte Teil der Gesellschaft hat das erkannt und daher auch die hohe Akzeptanz.

Wir würden uns noch eine verbesserte Unterstützung für Familien mit kleinen Kindern wünschen. Es wird eine lange Zeit mit Corona geben, niemand kann nebenher Arbeiten und nebenher seine Kinder gleichzeitig betreuen. Ein weiterer Ausbau der finanziellen Unterstützung bei Kurzarbeit ist wichtig, um Folgen für Mitarbeiter abzuschwächen. Wir sind wirtschaftlich noch lange nicht über den Berg. Solche Maßnahmen verringern Existenzängste schon weit vor einer Kurzarbeit und sind wirksam bevor sie überhaupt benötigt werden.

Auch bei der ausreichenden Beschaffung von Hygienematerial wie Masken und Desinfektionsmitteln, sollte die Politik weiter bei Produzenten finanzielle Anreize schaffen. Wir können nur hoffen, dass es der Politik und der Gesellschaft gelingt gemeinsam – und diesmal geht es nur zusammen – eine zweite große Welle zu vermeiden.

 

 

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