Bild 1: Das künftige Mobilfunknetz 5G birgt auch großes Potenzial für C-V2X – Feldversuche in China bestätigen die ganzheitliche Vernetzung.

Bild 1: Das künftige Mobilfunknetz 5G birgt auch großes Potenzial für C-V2X – Feldversuche in China bestätigen das. (Bild: Continental)

Warum ist ganzheitliche Vernetzung so wichtig? Nüchtern betrachtet ist das Auto ja ein Werkzeug, das der Mensch benutzt, um zwei Grundbedürfnisse zu erfüllen: Freiheit und Mobilität. Im Rückblick kann man verfolgen, wie sich dieses Werkzeug stets verbessert hat. Dieser Prozess hat mit der Digitalisierung einen Punkt erreicht, an dem ein früher nicht vorstellbarer Qualitätssprung stattfindet: Ein Fahrzeug als Knoten im Internet of Everything (IoE) wird zum Digital Companion, einem dienstbaren Geist, dessen wesentlich erweiterte Fähigkeiten ein fester Bestandteil der Lebensqualität von morgen sein werden.

Als Voraussetzung dafür muss das Fahrzeug ganzheitlich vernetzt sein – intern und durch Anbindung an seine ebenfalls digitalisierte Umwelt. Continental treibt diesen Prozess der ganzheitlichen Vernetzung konsequent voran. Bei der Roadmap-Digitalisierung geht es nicht mehr darum, ob man Vernetzung als optionales Ausstattungsmerkmal wählen möchte; die Vernetzung bildet vielmehr eine Grundlage für alles, was die weltweite Automobilindustrie derzeit entwickelt, nämlich Elektrifizierung, Automatisierung, Shared Vehicles und eine neue Vielfalt an intelligenten Mobilitätslösungen und -diensten. Das automobile Device von morgen ist bidirektional mit der Cloud verbunden, und es nutzt Telematiklösungen, die den Fahrer auf einem Aktualitäts- und Informationsgrad unterstützen, der um Welten über das bisherige „Fahren auf Sicht“ hinausgeht.

Ganzheitliche Vernetzung von Fahrzeug und Umwelt

Um das zu ermöglichen, baut Continental zum Beispiel sein langjähriges Telematik-Know-how gemeinsam mit dem japanischen Telekommunikationsunternehmen NTT Docomo weiter aus und arbeitet mit an der Definition, Entwicklung und Erprobung des Mobilfunkstandards 5G, weil seine kurzen Latenzzeiten und seine hohe Bandbreite die physikalische Basis für eine Vernetzung nahezu in Echtzeit schaffen. 5G wird hier die Voraussetzung für die schnelle Netzanbindung einer hohen Fahrzeugzahl schaffen. Durch die kurzen Latenzzeiten werden auch sicherheitsrelevante Anbindungen mit einem Backend-Anteil realisierbar. (Bild 1)

Bild 1: Das künftige Mobilfunknetz 5G birgt auch großes Potenzial für C-V2X – Feldversuche in China bestätigen die ganzheitliche Vernetzung.

Bild 1: Das künftige Mobilfunknetz 5G birgt auch großes Potenzial für C-V2X – Feldversuche in China bestätigen das. Continental

Ein wesentlicher Teil der ganzheitlichen Vernetzung wird die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander (V2V) sowie mit der Infrastruktur (V2X) sein. Selbst wenn heute noch nicht absehbar ist, welche physikalische Basis dafür in welchen Regionen vorrangig genutzt werden wird (WLAN-basierte Lösungen stehen hier neben der Entwicklung von V2X auf der Grundlage von Mobilfunktechnik, dem C-V2X), ist eine solche Kurzstrecken-Vernetzung ein unverzichtbarer Bestandteil des künftigen Datenflusses.

Die IT-Infrastruktur für die Verarbeitung der von den Fahrzeugen gesendeten Daten sowie die anschließende Verteilung der zu Informationen veredelten Rohdaten in Form von Empfehlungen, Hinweisen und Warnungen stellt die Continental-Cloud. Dort konzentriert das Unternehmen Dienste, welche die individuelle Mobilität sowie den Transport von Gütern und Waren schneller und flüssiger machen. So entsteht ein Rahmen, der sowohl die Vernetzung der Fahrzeuge als auch die entsprechende IT-Infrastruktur für Mobilitätsdienste weiter vorantreibt.

Eckdaten

Ohne Vernetzung und Connectivität ist das Auto von morgen gar nicht mehr denkbar. Conti-Vorstand Helmut Matschi beschreibt, was in diesem Zusammenhang wichtig ist, welche Hürden schon geschafft sind, und was im Rahmen von Vernetzung und Connectivity noch vor uns liegt.

Cyber-Security und OTA

Eine Schlüsselstellung bei der ganzheitlichen Vernetzung kommt der IT-Sicherheit zu: Um die Cyber-Security eines Fahrzeugs auch über Jahre – womöglich Jahrzehnte – aktuell zu halten, werden sichere Over-the-Air-Updates (Software-OTA) unverzichtbarer Bestandteil eines ganzheitlichen Sicherheitskonzeptes sein. Ein digitaler Companion, wie das Auto der Zukunft, ist ja nicht ausschließlich für Komfort, Effizienz und Fahrsicherheit zuständig. Er benötigt vor allem die Fähigkeit zum Selbstschutz. Es ist schwer möglich, diesen Aspekt zu überschätzen. Anders als viele heute ins IoE integrierte Geräte wird das Fahrzeug von Anfang an unterscheiden können, welche Absender, Botschaften und Befehle berechtigt sind und welche nicht.

Continental treibt die IT-Security auf allen Ebenen voran: Durch Embedded-Systemexperten, die Systeme von Experten auch gezielt nach Schwachstellen abprüfen (hacken) und natürlich in der Produktentwicklung, wo die produktnahe Implementierung erfolgt. Durch die Übernahme des israelischen Start-ups Argus Cyber Security Ende 2017 hat Continental seine Aufstellung in diesem Schlüsselfeld gestärkt und bietet nun auch zusammen mit Elektrobit mehrschichtige Ende-zu-Ende-Lösungen für Cyber-Sicherheit von Fahrzeugen.

 

Auf der nächsten Seite ist unter anderem ganzheitliche Vernetzung im Fahrzeug Thema.

Bild 2: Der In-Vehicle-Server bereitet künftige Cockpitlösungen für ganzheitlich vernetzte Fahrzeuge mit ganzheitliche Vernetzung vor.

Bild 2: Der In-Vehicle-Server bereitet künftige Cockpitlösungen für ganzheitlich vernetzte Fahrzeuge vor. Continental

Ganzheitliche Vernetzung – im Fahrzeug

Auch innerhalb eines ganzheitlich vernetzten Fahrzeugs muss es möglich sein, wichtige Daten aus allen relevanten Teilsystemen, beispielsweise für Assistenzfunktionen und die Automatisierung, heranziehen zu können. Außerdem muss es möglich sein, Software-Patches, die das Fahrzeug-OTA erreichen, sicher und kontrolliert zu verteilen und zu installieren. Die gewachsene Steuerungsarchitektur mit zahlreichen heterogenen Embedded-Systemen erweist sich hier zunehmend als Hürde.

Mit einem In-Vehicle-Server gibt es jetzt einen Eckpfeiler moderner E/E-Architekturen. Der hochperformante Rechner ist einerseits Träger von Applikationssoftware für vordefinierte Funktionen, der auch als Plattform für Software und Services von Drittanbietern agiert. Zudem fungiert der In-Vehicle-Server als Netzwerkmanager, und mit seinem intelligenten Antennenmodul dient er als Kommunikationsschnittstelle beziehungsweise zentrales Architekturelement für Software-Updates über die Luftschnittstelle sowie zur Fahrzeugferndiagnose. Zusätzlich ist er ein wesentlicher Baustein für die Cyber-Sicherheit von Fahrzeugen. (Bild 2).

Mensch und Fahrzeug im Dialog

Das automobile Device als intelligentes Werkzeug wird auch neue Anforderungen an seine Bedienerschnittstelle zeigen, denn der Austausch zwischen Mensch und Maschine wird sich über viel mehr Funktionen und Dienste erstrecken. Deshalb gewinnt eine ganzheitliche Vernetzung zwischen Fahrzeug und Mensch enorm an Bedeutung. Das Integrated Cockpit System (Incos) hat gezeigt, wie ein hoch integriertes, volldigitales Cockpit der Zukunft aussehen könnte. Eine solche vernetzte, flexible und personalisierbare Lösung setzt auch in der E/E-Architektur Änderungen voraus, um Ein- und Ausgabe beliebiger Befehle und Inhalte, Kommunikationskanäle sowie deren Gestaltung zu ermöglichen. Als Basistechnologie für Incos dient die Integrated Interior Platform (IIP) als domänenorientierte Steuerungsarchitektur.  (Bild 3)

Bild 3: Das Incos liefert ein Beispiel für ein hoch integriertes volldigitales Cockpit der Zukunft - ganzheitliche Vernetzung inklusive.

Bild 3: Das Incos liefert ein Beispiel für ein hoch integriertes volldigitales Cockpit der Zukunft. Continental

Für die Akzeptanz vieler neuer Funktionen und Dienste wird die Interaktion zwischen Mensch und Maschine entscheidend sein, denn für den Fahrer ist es zwar wichtig zu wissen, dass sein intelligentes Werkzeug sich selbst, ihn und seine Daten wirksam schützt. Aber nur, wenn die Ergonomie dieses Werkzeugs dann noch Spaß macht, wird niemand mehr dem „Fahren auf Sicht“ nachtrauern. Stattdessen wird der Mensch am Steuer die neuen Formen der Mobilität, die dazugehörigen Dienste und Apps immer dann gerne verwenden, wenn sie ihm einen konkreten Vorteil erschließen und sich angenehm nutzen lassen.

Neue Mobilitätsdienste und Fahrzeugtypen

Ein Beispiel für solche Dienste kommt aus dem Flottenmanagement. Durch die Mehrheitsbeteiligung an der in Seattle (USA) ansässigen Firma Zonar (Ende 2016) beispielsweise erfolgte ein weiterer Schritt Richtung intelligentes Cloud-basiertes Flottenmanagement in Nordamerika. Unter dem Motto „Inspect, Track, Know“ stehen in Kombination mit dem Continental-Know-how Produkte und Software-Lösungen zu Verfügung, um private oder öffentliche Fahrzeugflotten optimal nutzen zu können. Künftig werden wohl auch Städte zu den Betreibern von Flotten gehören: Ein Merkmal von Smart-Cities wird es sein, dass sie proaktiv Einfluss auf die Verkehrsflüsse in ihrem Einflussbereich nehmen werden, um die Lebensqualität ihrer Bürger zu erhöhen. Dazu gehören auch neue autonom fahrende Fahrzeuge wie Robo-Taxis, die sich per Smartphone rufen lassen.

 

Thema auf der nächsten Seite: Städte werden neue Anwender – und Asien als Early Adopter.

Städte werden neue Anwender

Flotten von selbstfahrenden Fahrzeugen 24/7 zu betreiben, verspricht gerade in Städten eine höhere Effizienz, als eine weiter wachsende Zahl an Privat-Pkw an 23 von 24 Stunden pro Tag irgendwo zu parken. Weil die Rolle von Mietfahrzeugen aller Art in Zukunft für die urbane Mobilität eine wachsende Rolle spielen wird, wurden hier Grundlagen in Form neuer Mobilitäts-Dienste geschaffen. Im Rahmen des „Key as a Service“-Portfolios sind das die cloud-basierten Lösungen Continental Smart Access (für OEM) und Remote Cloud Key/OTA Keys (für den Aftermarket). Beide Dienste nutzen das Smartphone (oder ein anderes intelligentes Gerät), um ein gemietetes Fahrzeug ohne physikalischen Schlüssel sicher öffnen und benutzen zu können. Im Rahmen einer Partnerschaft mit der Avis-Budget-Group wird diese komfortable Lösung exemplarisch umgesetzt. (Bild 4)

Bild 4: Key as a Service – hier am Beispiel der Lösung für Avis Budget mit ganzheitliche Vernetzung.

Bild 4: Key as a Service – hier am Beispiel der Lösung für Avis Budget. Continental

In dem neuen Feld der urbanen Mobilität hat sich Continental zudem an dem Urban Software Institute (UI) beteiligt. Mit UI Urban Pulse existiert eine der führenden offenen Datenplattformen speziell für Städte und Kommunen. Sie erlaubt es, Daten aus vielen verschiedenen Infrastrukturen einer Stadt zu sammeln und zu aggregieren. Damit werden neue Geschäftsmodelle und neue Dienstleistungen auf Basis standardisierter Schnittstellen für smarte Anwendungen unter anderem für den Verkehrsbereich geschaffen und betrieben.

Eine konkrete Anwendung aus vernetzter Stadt und vernetztem Fahrzeug liegt in der Weiterentwicklung des elektronischen Horizonts (E-Horizon). Mit dem E-Horizon werden Fahrzeuge sowohl zum Empfänger als auch zum Sender anonymer Verkehrsdaten. So können Autofahrer, aber auch die Fahrzeugelektronik, direkt von hochaktuellen Verkehrs- oder Ampeldaten profitieren. Umgekehrt können einzelne Fahrzeuge und vor allem Fahrzeuge im Schwarm auch zu wichtigen Datenlieferanten für die Stadt selbst werden. Allein anonyme Daten wie Position und Durchschnittsgeschwindigkeit können Städten helfen, die Ampelschaltungen in Echtzeit zu optimieren.

Bleibt die Parkplatzsuche als regelmäßiges Ärgernis: Ganz vermeiden wird sich diese Herausforderung auch in Zeiten von Car- und Ride-Sharing nicht lassen. Um sich hier zusätzliches Know-how bei der Gewinnung und Verarbeitung von Informationen im Bereich Smart Parking zu verschaffen, hat Continental Ende 2017 das Münchner Start-Up Parkpocket übernommen. Seine App zeigt freie Parkplätze in Echtzeit an und navigiert die Nutzer direkt dorthin.

Asien als „Early Adopter“: Neue Mobilitätsdienste und V2V/V2X

Bild 5: Gemeinsam mit China Unicom entstanden Mobilitätsdienste auf Basis der Konnektivität von Fahrzeugen miteinander und mit der Verkehrsinfrastruktur.

Bild 5: Gemeinsam mit China Unicom entstanden Mobilitätsdienste auf Basis der Konnektivität von Fahrzeugen miteinander und mit der Verkehrsinfrastruktur. Continental

Anfang 2017 hat Continental einen großen Schritt in den vermutlich innovativsten und sicher größten Markt für neue Mobilitätsdienste gemacht. Durch ein strategisches Joint Venture mit China Unicom Smart Connection (kurz CUSC), einer 100%igen Tochtergesellschaft eines der drei führenden Mobilfunkanbieter in China, China Unicom, ist der Konzern als Anbieter von ITS-Lösungen für die wachsende Marktnachfrage in China präsent. Von Shanghai aus wird die Unicom Continental Intelligent Transportation Technology China Mobilitätsdienste auf Basis der Konnektivität von Fahrzeugen miteinander und mit der Verkehrsinfrastruktur anbieten.

Städtische Verkehrsdaten bilden auch den Schwerpunkt bei der im Juli 2017 erfolgten Übernahme der Firma Quantum Inventions in Singapur. Die Navigationssysteme von Quantum Inventions berücksichtigen stets die neusten Echtzeit-Informationen wie Verkehrsdaten, Unfallmeldungen oder die jeweils geltenden Tarife eines dynamischen Mauttarifsystems. Die entsprechenden Lösungen beruhen auf einer selbst entwickelten, modernen Datentechnologieplattform. Diese bietet eine vernetzte Navigation, Verkehrs- und Transportdaten, Algorithmen für dynamisches Hochgeschwindigkeits-Routing sowie die Verarbeitung und Analyse von Sensordaten in Echtzeit – alles Voraussetzungen für intelligente Transportlösungen.

Helmut Matschi

Mitglied des Vorstands von Continental und Leiter der Division Interior

(av)

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