Mit Brief und Siegel: Die Pumpenleistung wird mittels magnetisch induktiver Durchflussmesser ­testiert.

Mit Brief und Siegel: Die Pumpenleistung wird mittels magnetisch induktiver Durchflussmesser ­testiert.Endress+Hauser

Die auf Seitenkanalpumpen spezialisierte Firma Sero Pump Systems verbesserte am Standort Meckesheim ihren Kalibierprozess mit dem Vor-Ort-Service von Endress+Hauser. Dadurch wurde die Anlagenverfügbarkeit des Pumpenprüfstands erhöht und der Aufwand für Ein- und Ausbau sowie Versand der Messgeräte gespart.

„Bei uns geht keine Pumpe aus dem Haus, die nicht geprüft wurde“, erläutert Bernhard Schnitzler, zuständig für die operative Qualitätssicherung bei Sero. Aufgrund der 100-%-Prüfung weiß er genau, in welchem Toleranzbereich sich die Pumpen befinden, und dass sie die Qualitätsansprüche erfüllen. Generell sieht man bei Sero den Qualitätssicherungsprozess nicht als Selbstzweck, sondern als wichtigen Bestandteil der permanenten Weiterentwicklung. „Jede Pumpe ist eine Einzelanfertigung – alle Produktionsmitarbeiter sind daher Selbstprüfer und für die einwandfreie Funktion der Produkte mitverantwortlich“, betont Bernhard Schnitzler. Die Endkontrolle auf dem Pumpenprüfstand ist daher für jeden Mitarbeiter auch ein Beleg für seine qualifizierte Arbeit. Spätestens hier würden Abweichungen auffallen.

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"Mit der Kalibierung vor Ort erhöhen wir die Verfügbarkeit unseres Prüfstands." Bernhard Schnitzler, operative Qualitätssicherung bei Sero.Endress+Hauser

Nicht zuletzt förderte die Novellierung der Abnahmeregel ISO 9906 ‚Kreiselpumpen – Hydraulische Abnahmeprüfungen‘ die weitere Optimierung der Qualität. Die Norm definiert aus Herstellersicht die Toleranzen für Volumenstrom, Förderhöhe sowie Wirkungsgrad und bildet die Grundlage für die im Kaufvertrag vereinbarten Leistungen. Außerdem schreibt der Standard eine regelmäßige Kalibrierung der Prüfgeräte vor, im Falle von Sero eine jährliche Kalibrierung der Durchflussmess­geräte und der Drucksensoren.

Von der Pflicht zur Kür: kalibrieren vor Ort

Für Sero bedeuten die Kalibriermaßnahmen einen zwingend notwendigen Aufwand. Bislang wurden die Messgeräte im jährlichen Turnus ausgebaut, zum Hersteller als akkreditiertes Kalibrierunternehmen geschickt und nach der Kalibrierung wieder eingebaut. „Neben den anfallenden Kosten für den Aus- und Einbau durch einen externen Dienstleister sowie den Versand, war uns die eingeschränkte Verfügbarkeit des Prüfstands über mehrere Tage ein Dorn im Auge“, erklärt Schnitzler. Nach einer Analyse der Prozessabläufe des Pumpenprüfstandes vor Ort durch Endress+Hauser, wurde eine andere Kalibrierstrategie definiert.

Eine schnelle Umrüstung und Wiederinbetriebnahme ist bei der Vor-Ort-Kalibrierung möglich.

Eine schnelle Umrüstung und Wiederinbetriebnahme ist bei der Vor-Ort-Kalibrierung möglich.Endress+Hauser

Zentraler Bestandteil der Strategie von Sero ist künftig die jährliche Vor-Ort-­Kalibrierung, analog zur Kalibrierung im Werk gemäß der ISO 9906:2013. Die rückführbaren Messungen von Durchfluss, Druck und Temperatur mit dem mobilen Kalibrierwagen sichern die zugesagten Leistungsgarantien der Pumpen. Die Adaption der Kalibrierwagen an die kundenseitigen Pumpen- beziehungsweise Prüfstandanschlüsse erfolgt über entsprechende Flansche und Schläuche. Der zertifizierte Servicetechniker geht vor Ort auf lokale Besonderheiten ein und verringert den Anlagenstillstand auf ein Minimum. Im Gegensatz zur Laborkalibrierung, wo Feldmessgeräte ausgebaut und eingeschickt werden, hat Sero bei der Vor-Ort-Kalibrierung die Möglichkeit, den Prüfstand im Bedarfsfall schnell in Betrieb nehmen.

Die Messwerte werden sofort durch den Servicetechniker in die Datenbank eingepflegt.

Die Messwerte werden sofort durch den Servicetechniker in die Datenbank eingepflegt.Endress+Hauser

Mit den von Endress+Hauser erstellten Kalibrierzertifikaten kann der Pumpenanbieter jederzeit den Leistungsnachweis seiner Messwerte erbringen. Jährlich finden bei Sero rund 100 Abnahmen und Produktaudits durch die verschiedenen Schiffsklassifikations-Gesellschaften sowie Endkunden aus dem Anlagenbau, Chemie, Petrochemie und Raffinerien statt. Bei diesen Abnahmen werden die im Kaufvertrag vereinbarten Pumpenleistungen mit den Messergebnissen auf dem Prüfstand verglichen. „In Summe schauen uns übers Jahr 40 bis 50 Personen auf die Finger. Da sind aktuelle Prüfsiegel auf den Geräten Pflicht – speziell bei Marine­abnahmen“, so Bernhard Schnitzler.

Technik im Detail

…Kontrolle ist besser

Kalibrierung bedeutet nach DIN 31051 das Feststellen und Dokumentieren der Differenz zwischen angezeigtem und als richtig geltendem Wert. Kurz: Man überprüft, ob die Messung wirklich stimmt. Die Kalibrierung wird in Anlehnung an Normen und Regelwerke oder nach Anforderungen der Kunden durchgeführt.

Die Motivation für regelmäßige Kalibrierungen von in der Prozessindustrie eingesetzten Messgeräten ist vielschichtig:

  • Wachsende nationale und internationale Forderung auf Austauschbarkeit von Fertigungsteilen (mit demselben Maß messen)
  • Rechtliche und technische Gründe (Gesetze und Vorschriften), Garantie der Produktqualität, etwa laut GMP (Good Manufacturing Practice). Im Pharmabereich sind diejenigen Instrumente produktkritisch, deren Versagen direkt die Produktqualität beeinträchtigen würden.
  • Nachweispflicht im Rahmen von Qualitätsicherungssystemen (ISO 9000)

Die meisten Unternehmen bevorzugen eine Kalibrierung direkt im Betrieb, denn so erübrigen sich Demontage und Einsenden des Geräts. Gleichzeitig wird so sichergestellt, dass der Sensor am Einbauort und unter den herrschenden Einsatzbedingungen getestet wird. Sollte eine Kalibrierung an Ort und Stelle nicht möglich sein, besteht auch die Möglichkeit, das Gerät auszubauen und an ein Kalibrierlabor einzusenden, wo es auf die benötigte Genauigkeit kalibriert wird.

Endress+Hauser kalibriert nahezu alle in der Prozessindustrie gängigen physikalischen, analytischen und mechanischen Parameter, beispielsweise Durchfluss, Temperatur, Druck, pH, Leitfähigkeit, Zeit und Gewicht. Ein weiterer Vorteil für den Pumpenhersteller: Für sämtliche Messgrößen steht ein einziger Ansprechpartner zur Verfügung. Alle Hauptkalibrier-Einrichtungen des Unternehmens arbeiten rückführbar und zertifiziert gemäß ISO/IEC 17025. Angelehnt an die ISO 9001:2000 definiert diese Norm die Anforderungen an das Management und die technischen Anforderungen an Prüf- und Kalibrierlaboratorien, etwa die Auswahl der Prüfverfahren, Validierung, messtechnische Rückführung und Messunsicherheits-­Betrachtungen.

Patrick Scholl

ist Marketingmanager Services bei der Endress+ Hauser GmbH in Weil am Rhein.

(sk)

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