Gregor Rodehüser, Pressesprecher Infineon

Gregor Rodehüser, Pressesprecher Markets & Business Development bei Infineon: „Wir haben in dieser Krise gelernt, wie hilfreich die Digitalisierung ist. Digitale Systeme sind anfällig gegen IT-Viren, aber robust gegen Covid-19.“ (Bild: Infineon)

all-electronics hat eine Umfrage bei einer Reihe von Elektronik-Unternehmen zum Thema Umgang mit der Corona-Krise gestartet. Die Unternehmen berichten, welche Maßnahmen sie ergriffen haben, wie sie sich auf das Hochfahren der Geschäftstätigkeit vorbereiten und was sie von der Politik erwarten. Die wichtigsten Aussagen haben wir in diesem Übersichtsbeitrag zusammengefasst.

Wie haben Sie sich bzw. Ihr Unternehmen mit den Corona-Einschränkungen arrangiert? Welche Maßnahmen wurden getroffen, um mit der Situation zurecht zu kommen?

Gregor Rodehüser, Infineon: Im Umgang mit der Corona-Krise verfolgen wir mehrere Ziele, die für uns gleichermaßen wichtig sind: Mitarbeiter und Geschäftspartner schützen, eine stabile Produktion gewährleisten, unsere Supply-Chain absichern und die finanzielle Gesundheit des Unternehmens. Für jeden dieser Aspekte verfolgen wir in den jeweiligen Bereichen eine Reihe geeigneter Maßnahmen.

So produzieren derzeit alle größeren Fertigungsstätten von Infineon weltweit weiter, einige bei reduzierter Auslastung. In der Fertigung sowie allen anderen Standorten hat das Management weitreichende Maßnahmen umgesetzt, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Dabei kommen gleichermaßen Vorgaben von Gesundheits- und Regierungsbehörden wie Business-Continuity-Anforderungen zum Tragen. Physische Kontakte von Mitarbeitern wurden auf ein Minimum reduziert und erfolgen unter Sozial-Distancing-Aspekten sowie gemäß höchster Hygienestandards.

Wie sieht die Exitstrategie aus, um zu einem ansatzweise „normalen“ Arbeitsalltag zurück zu kehren, und welchen Zeitraum planen Sie dafür ein?

Gregor Rodehüser: Wir bereiten uns derzeit vor auf eine schrittweise Rückkehr zu einer neuen Normalität. Dies wollen wir zwar zügig umsetzen, aber doch behutsam und unter Rücksicht auf eine Vielzahl von Faktoren. Nach wie vor ist die Situation hier sehr dynamisch, was sich auch in einem flexiblen Zeitplan niederschlagen muss.

Werden die Corona-bedingten Einschränkungen Ihren Arbeitsalltag und-organisation auch nach Ende der Epidemie nachhaltig verändern? Inwiefern?

Gregor Rodehüser: In dieser Zeit beschreiben die meisten Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wege, die zuvor kaum für möglich gehalten wurden. Wir erwarten nicht, dass mit Aufhebung der Einschränkungen unmittelbar eine Rückkehr zur Normalität einhergeht, sondern dies nur schrittweise und zeitlich versetzt geschieht. Eine Routine wird voraussichtlich erst wieder mit der Einführung eines Impfstoffes möglich. Die Wirtschaft erlebt eine steile Lernkurve, was flexibles Arbeiten angeht. Es ist nur folgerichtig, wenn möglichst viele Erfolgsmodelle der Corona-Zeit Einzug in den Arbeitsalltag halten.  Genauso braucht es aber auch die Zeit zu sortieren, was sich bewährt hat und was nicht.

In der Vergangenheit haben sich viele Angestellte mehr Flexibilität in Arbeitszeit und -Ort gewünscht. Beides ist jetzt unvermittelt und notgedrungen zur Realität geworden. Im Blick auf die starke Ausweitung der Homeoffice-Tätigkeit muss aber auch genau geschaut werden, was neben Entlastungen an neuen Belastungen entsteht. Objektive Faktoren spielen da genauso eine Rolle wie personenspezifische Unterschiede.

Welche Unterstützung seitens der Politik würden Sie sich dabei wünschen, und welche Maßnahmen sind nötig, um wieder einen normalen Arbeitsalltag zu gewährleisten?

Gregor Rodehüser: Wir haben in dieser Krise gelernt, wie hilfreich die Digitalisierung ist. Digitale Systeme sind anfällig gegen IT-Viren, aber robust gegen Covid-19. Wir wünschen uns den weiteren entschiedenen Ausbau digitaler Infrastrukturen und digitaler Dienstleistungen, auch und gerade durch die öffentliche Hand.

Der zweite Aspekt ist anders gelagert. Trotz zurückgehender Primärenergiekosten steigen die Strompreise. Das hat mit der EEG-Umlage zu tun, die wegen sinkender Stromnachfrage überproportional steigt. Damit wird der wirtschaftliche Aufschwung deutlich behindert. Die EEG-Umlage sollte generell abgeschafft werden.

Wie trifft die Situation ganz speziell Start-ups? Werden sie es schwerer haben, ihre Vorhaben umzusetzen?

Gregor Rodehüser: Die Gründerszene ist sehr breit gefächert und lässt sich nicht über einen Kamm scheren. Chancen ergeben sich sicherlich für Unternehmen, die Lösungen aus der Krise bieten. Infineon arbeitet hier beispielsweise verstärkt mit Start-ups in den Bereichen e-Health und Medizintechnik zusammen. Technologisch orientierte Start-ups sind robust aufgestellt und haben in der Regel derzeit kaum wirtschaftliche Probleme. Innovationen mit Relevanz werden immer nachgefragt. Aber Krisenzeiten bringen auch Konsolidierungen mit sich. Investitionen werden neu überdacht. Das Wegfallen von aufwändigen Events setzt wiederum Zeit frei, die beispielsweise von Partnern genutzt wird, um sich intensiver zu Zukunftsthemen auszutauschen. Matching und Mentoring verlagern sich in die Online-Welt. Gerade in der weltweiten Vernetzung gibt es für Start-ups sicher noch viel unentdecktes Potential.

Die aktuelle Krise bestätigt unsere langfristige Start-up Strategie bei Infineon, die wir agil und effizient umsetzen. Unser Fokus liegt auf Innovationen mit Impact. Die Zusammenarbeit mit Start-ups hat für uns einen hohen Stellenwert.  Auch sind wir weiterhin aktiv auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern, um gemeinsam innovative Lösungen für unsere Kunden über alle Geschäftsfelder hinweg zu treiben.

(prm)

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