Die Firma wurde 1961 gegründet und hat nach der Wende teils turbulente Zeiten durchgemacht. Was waren die Milestones seit 1989? Hatte die Umstellung auf den Euro Effekte auf Ihr Business?
„Zunächst galt es, im Zuge der vollständigen Privatisierung die nötigen Voraussetzungen zu schaffen, um sich im internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Hierin lag eine riesige Herausforderung, nicht zuletzt auch was die Unternehmenskultur anging. Strategisch zählen die Konzentration auf die Kernkompetenzen und die Trennung von der Fab zu den Meilensteinen. Die Umstellung auf den Euro war für uns weniger relevant.“

Die Trennung von der Fertigung  hat uns neue Handlungsspielräume ermöglicht, die nicht  zuletzt in einer überdurchschnittlich hohen Investitionsquote  in die Entwicklung neuer Produkte Ausdruck findet.“ Thilo von Selchow  CEO, ZMDI

Die Trennung von der Fertigung hat uns neue Handlungsspielräume ermöglicht, die nicht zuletzt in einer überdurchschnittlich hohen Investitionsquote in die Entwicklung neuer Produkte Ausdruck findet.“ Thilo von Selchow CEO, ZMDIZMDI

2007 haben Sie entschieden fabless zu werden, hat sich dieser Schritt als positiv herausgestellt?
„Ja. Wir haben damit einen wichtigen Branchentrend frühzeitig erkannt. Gleichzeitig hat uns die Trennung von der Fertigung neue Handlungsspielräume ermöglicht, die nicht zuletzt in einer überdurchschnittlich hohen Investitionsquote in die Entwicklung neuer Produkte Ausdruck findet. ZMDI investiert rund 30 Prozent des Umsatzes in F&E.“

Ihr Umsatzzuwachs im ersten Halbjahr 2010 betrug stattliche 65% auf nahezu 30 Mio. Euro. Wie haben sich das 2. Halbjahr und das Jahr 2011 entwickelt?

„ZMDI blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2010 zurück. Konkret stieg der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr 2010 um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf rund 55 Millionen Euro. Das Ergebnis haben wir ebenfalls deutlich gesteigert. Auch wenn nach wie vor gewisse gesamtwirtschaftliche Unsicherheiten bestehen, blicken wir mit viel Zuversicht auf unser Jubiläumsjahr 2011, in dem wir das 50jährige Bestehen des Unternehmens feiern. Das Jahr 2011 hat gut begonnen, insgesamt gehen wir aus heutiger Sicht davon aus, Umsatz und Ergebnis im laufenden Jahr weiter zu verbessern.“

Seit Ende 2010 gibt es eine Partnerschaft mit Fairchild auf dem Gebiet des Energie-Managements für Point Of Load-Anwendungen. Wie hat sich diese Partnerschaft entwickelt?

„Die Zusammenarbeit mit Fairchild auf dem Gebiet des Smart Power Managements findet schon seit nunmehr fast zwei Jahren statt. Die offene Zusammenarbeit mit Fairchild entwickelt sich sehr positiv und wir kommen gut voran. Auf der electronica 2010 haben wir erste technologische Arbeitsergebnisse präsentiert. Im März 2011 waren wir gemeinsam mit Fairchild bei der APEC in Fort Worth, USA, vertreten, um ausgesuchten Leitkunden unsere Point Of Load (POL)-Lösung vorzustellen. Der nächste gemeinsame Auftritt war die PCIM in Nürnberg. Wie schon bei der electronica und der APEC hatten wir wieder erfolgreiche Kundengespräche und positive Resonanz zur ZMDI/Fairchild-Lösung und -Partnerschaft.
Bei der Produktdefinition weiterer POL-Lösungen machen wir ebenfalls gute Fortschritte. Sicherlich haben Sie dafür Verständnis, dass wir in der Produktdefinitionsphase noch keine genaueren Angaben machen können. Nur so viel: Den Kunden erwartet eine Produktfamilie für unterschiedliche Anforderungsprofile für POL-Anwendungen. Diese Entwicklung ist sehr spannend und wir sehen hier gute Wachstumschancen.“

Welche Bedeutung hat die Automobilelektronik für ZMDI?

„Automobilelektronik hat eine hohe Bedeutung für ZMDI. Rund 60 Prozent des Umsatzes kommen aus diesem Bereich. Die Automobilelektronik wird auch künftig ein wesentlicher Wachstums-treiber bei ZMDI sein. Nachhaltige Mobilität zählt zu den Mega-trends der Automobilindustrie. Um den Verbrauch zu senken und die Abgasemissionen zu reduzieren, werden an vielen Stellen neue Systeme entwickelt, die leistungsfähige Sensoren voraussetzen. Das kommt uns entgegen. ZMDI ist heute in der Automobilelektronik mit dem Schwerpunkt Sensorlösungen eine etablierte Größe und steht für höchste Qualität, Performance und Kundenzufriedenheit. Unser Ziel für die kommenden Jahre ist es, im Bereich Automobilelektronik überdurchschnittlich zu wachsen.“

Können Sie uns die Eckpunkte Ihrer Wachstumsstrategie im Bereich Automobilelektronik kurz erläutern?

„Wir wollen im Bereich Automobilelektronik insbesondere mit applikationsspezifischen Produkten überdurchschnittlich wachsen. Hier werden wir unsere Produktpalette von Lösungen für intelligente Sensoren stark ausbauen und komplettieren. Unser Ziel ist, den Kunden ein abgerundetes und breites Produktportfolio anbieten zu können. Dazu haben wir im ersten Quartal fünf neue Produkte auf den Markt gebracht, weitere Produkteinführungen sind für 2011 geplant. Natürlich werden wir auch weiterhin kundenspezifische Lösungen anbieten, wenn der Kunde dies wünscht und es wirtschaftlich Sinn macht.
Ein zweiter Ansatz im Bereich Automobilelektronik ist es, die Internationalisierung von ZMDI weiter voranzutreiben. Neben dem deutschen und dem europäischen Markt haben wir uns in den letzten Jahren auch auf dem amerikanischen Markt etabliert und wollen hier unsere Position ausbauen. Zudem rückt der asiatische Markt noch stärker in den Fokus. Sowohl in Japan als auch in Korea und China sind unsere Produkte und Kompetenzen im Bereich Automobilelektronik schon heute sehr stark gefragt. Um hier voranzukommen, gehen wir jedes Land mit einer eigenen Strategie an. In Japan und China sind wir mit unseren ASSPs schon heute recht erfolgreich, der koreanische Markt legt mehr Wert auf kundenspezifische Lösungen. Insgesamt ist die Expansion in Asien eine große Herausforderung, aber ZMDI ist sehr gut aufgestellt und arbeitet schon heute mit namhaften Kunden in den asiatischen Kernmärkten zusammen.“

Wie setzen Sie Ihre langjährige Erfahrung im Gebiet der Sensorsignalverarbeitung im Automobilbereich ein? Und gibt es spezielle Aktivitäten im Bereich der E-Mobilität?

„Alle unsere Produktlinien, also Sensor-Signal-Konditionierer-ICs speziell für den Bereich Elektronik für Konsumgüter mit geringem Stromverbrauch sowie die LED driver ICs und Smart Power Managment ICs, zeichnen sich besonders durch ihren hohen Grad an Energieeffizienz aus. Auf diesem technologischen Mehrwert für die Kunden basiert auch unser Motto „Enabling Energy Efficient Solutions“. Im Automobilbereich ist der Wunsch der Kunden nach energieeffizienten Produkten besonders stark.
Im Bereich Automobilelektronik sind unsere Sensor-Signal-Konditionierer heute in hohen Stückzahlen in Drucksensoren für Klimaanlagen und Motormanagement beziehungsweise in Positions- und Winkelsensoren für die elektrische Servolenkung, Drosselklappe und Stellmotoren erfolgreich im Einsatz. Die so entstandenen Smart Sensors ermöglichen den bedarfsgerechten Einsatz der jeweiligen Funktion bei gleichzeitiger Reduzierung des Kraftstoffverbrauches und Erhöhung des Fahrkomforts.
Darüber hinaus fokussieren wir uns auf das Thema Batteriemanagement. Hier kommt es auf die exakte Messung von Spannung, Strom und Temperatur an. Alles in allem tragen unsere ICs zu einer effizienteren Nutzung der vorhandenen Energie und gleichzeitig zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei. Insgesamt ergibt sich so eine Einsparung von über 34 Millionen Tonnen CO2 seit 2004. Auf diesen Beitrag für unsere Umwelt sind wir durchaus stolz.“

Im Mittelpunkt des 50jährigen Firmenjubiläums, das ZMDI im Jahr 2011 feiert, steht das Thema „Energieeffizienz“. Wie ist dieses Thema eigentlich von den Mitarbeitern angenommen worden?

„Die Arbeit an den so genannten „grünen Technologien“ ist eine große Motivation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dies ist in den letzten Jahren deutlich spürbar geworden. Arbeit, die nicht nur technologisch am Puls der Zeit ist, sondern auch gesellschaftlich betrachtet Sinn ergibt, macht einfach mehr Spaß. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das gesamte Team unser Motto ‚Pink is the new green‘ verinnerlicht hat und das Thema „Energieeffizienz“ im Unternehmen gelebt wird. Das gesamte Team und speziell die Entwickler sind mit hoher Begeisterung bei der Sache. Bei ZMDI existiert heute eine echte Energieeffizienzkultur – sowohl was die Produkte als auch unsere eigenen Prozesse angeht.“ 

Siegfried W. Best

: ist Chefredakteur der AUTOMOBIL ELEKTRONIK

(sb)

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