Industrie 4.0

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Es begann auf der Hannover Messe Industrie im Jahr 2011; dort erlangte der Begriff „Industrie 4.0“ erstmals die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, und schon zwei Jahre später lag der Regierung Deutschlands zur Hannover Messe ein Abschlussbericht mit dem Titel „Umsetzungsempfehlungen für das Zukunftsprojekt Industrie 4.0“ vor. Im Prinzip geht es bei Industrie 4.0 um die Digitalisierung in drei Schwerpunktbereichen der deutschen Industrie: der Fertigung, dem Maschinenbau und in der Automatisierung.

Die vierte industrielle Revolution

Industrie 4.0 ist quasi die vierte industrielle Revolution: Nach der Mechanisierung kam die Elektrifizierung (Einführung der Fließbänder) sowie die Einführung der Computer, und jetzt hält im Rahmen von 4.0 das Internet Einzug in den Fabriken. Bei Industrie 4.0 geht es um Cyber-Physical Systems (CPS) – das sind physische Systeme, die mechanisch, elektromechanisch oder wie auch immer arbeiten, und zusätzlich mithilfe des Internets neue Potenziale nutzen.

Fernwartung

Ein sehr klassisches Anwendungsgebiet von Industrie 4.0 ist die Fernwartung, mit der es beispielsweise möglich ist, von Deutschland aus eine riesige Druckmaschine in Australien zu warten. In Kombination mit Augmented Reality wird das Thema dann noch konkreter. Hierfür setzt ein Monteur vor Ort eine spezielle Brille (zum Beispiel Google Glas) auf, in der ihm das System per Einspiegelung in die Brille genau die Schrauben markiert, die er in der angegebenen Reihenfolge öffnen muss, um die Maschine zu reparieren.

Bis Losgröße 1

Letzten Endes besteht das Ziel von Industrie 4.0 darin, durch die Einbindung von Internet und CPS die Fertigung effizienter und flexibler zu machen, um so auch eine Losgröße 1 zu erschwinglichen Preisen zu ermöglichen. So wie ein Verbraucher sich heute sein individuell gemischtes Müsli über das Internet bestellen kann, wird dann auch die individuelle Fertigung von Maschinen möglich.

Kosteneinsparung

Hinzu kommen immense Kosteneinsparungen, weil nicht für jede Kleinigkeit ein Experte eine langwierige Interkontinentalreise unternehmen muss. Wenn eine zum Beispiel von Deutschland nach Neuseeland gelieferte Maschine sich selbst überwacht und feststellt, dass beispielsweise innerhalb der nächsten drei Monate ein bestimmtes Element ausfallen könnte, dann besteht die Möglichkeit, das entsprechende Ersatzteil auf dem kostengünstigen Seeweg zu verschicken, um so die vor allem bei schweren Maschinenteilen immens hohen Luftfrachtkosten zu sparen.

Vernetzte Lieferprozesse

Im Rahmen von Industrie 4.0 sind neben der Wartung und der Fertigung auch die Lieferprozesse über das Internet miteinander verzahnt, sodass der Fertiger mit seinen Lieferanten und dessen Lieferanten transparent kommuniziert. Wenn dann die zuvor erwähnte Maschine in Neuseeland einen mittelfristig bevorstehenden Ausfall signalisiert, kann der Hersteller automatisch bei seinem (Sub-)Lieferanten das entsprechende Bauteil bestellen beziehungsweise in Auftrag geben.

Höhere Qualität

Durch die Vielzahl der Sensordaten, die im Rahmen einer Fernüberwachung/Fernwartung zur Verfügung stehen, sind die Hersteller auch in der Lage, diese über viele gleichartige Maschinen hinweg ermittelten Daten systematisch auszuwerten, um so Rückschlüsse auf die Ursachen von eventuellen Ausfällen oder Betriebsunterbrechungen zu ziehen. Nach eingehender Analyse können sie dann über konstruktive Maßnahmen die Qualität und Langlebigkeit zukünftiger Produkte verbessern.

Plattform Industrie 4.0

Die Regierung der Bundesrepublik Deutschland hat sogar eine Plattform Industrie 4.0 eingerichtet, der unter anderem der VDMA und der VDE sowie Industrieunternehmen angehören. Diese Plattform beschäftigt sich primär mit Standardisierungsthemen.

Arbeitsplätze

Immer wieder gibt es Behauptungen, dass Industrie 4.0 angeblich zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führt. Exakt das Gegenteil ist der Fall, denn ohne Industrie 4.0 besteht die höchst konkrete Gefahr, dass Europas Industrie den Anschluss verliert, weil ohne Industrie 4.0 neue Player aus Asien oder Amerika die heutigen Kernmärkte der deutschen beziehungsweise der europäischen Industrie übernehmen könnten. Es kommt allerdings zu Verschiebungen bei der Qualität der Arbeitsplätze, denn Industrie 4.0 benötigt mehr hoch- und höchstqualifiziertes Personal aber weniger Un- und Angelernte.

In den Bereichen Consumer-Elektronik und Telekommunikation musste Europa es jeweils bereits schmerzlich erfahren, welche Konsequenzen die Abwanderung einer ganzen Branche hat. Daher ist es besonders wichtig, dass Europas Industrie jetzt die Chancen aktiv ergreift, die sich bieten – und EBV Elektronik unterstützt seine Kunden dabei, ihre Produkte im Rahmen von Industrie 4.0 auf den Weg zu bringen, damit die (hoch)qualifizierten Arbeitsplätze erhalten und erweitert werden können.

Aktivitäten weltweit

Nicht nur in Deutschland gibt es Aktivitäten auf dem Gebiet Industrie 4.0, sondern weltweit. Zu derartigen Initiativen gehören unter anderem Smart Factory (Niederlande), Usine du Futur (Frankreich), High Value Manufacturing Catapult (Großbritannien), Fabbrica del Futuro (Italien), Made in China 2025 (China), Basque Industry 4.0 ( Spanien), Smart Manufacturing Leadership Coalition (USA) und Industrial Internet Consortium (USA).

Erich Brockard

Application Director Zentraleuropa bei EBV Elektronik

(av)

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