Für kleinere Mittelständler aus dem Maschinenbau ist der Weg zur Internationalisierung oft schwieriger als für ihre größeren Kollegen.

Für kleinere Mittelständler aus dem Maschinenbau ist der Weg zur Internationalisierung oft schwieriger als für ihre größeren Kollegen.Serg Nvns – Fotolia.com

Prof. Dr. Olaf Passenheim hat knapp 200 mittelständische Maschinenbauer und Experten aus Verbänden sowie der Industrie zu deren Erwartungen für den deutschen Maschinenbau befragte. „Afrika als Absatzmarkt spielt für mittelständische Unternehmen im Gegensatz zu den Global Playern kaum eine Rolle. Vor allem Osteuropa und zu einem geringeren Teil Südamerika, Indien und China sind für die Mittelständler die Auslandsmärkte mit dem größten Potenzial“, fasst er seine Erkenntnisse zusammen. Und weiter: „Für mittelständische Maschinenbauunternehmen verliert Deutschland, als einer der wichtigsten Absatzmärkte, in den kommenden Jahren damit weiterhin an Bedeutung. Für den Gewinn jedoch hat Deutschland aufgrund der attraktiven Margen weiterhin hohe Priorität.“

Die ‚Trendstudie – Maschinenbau in kleinen und mittelständischen Unternehmen‘ untersuchte die Bereiche Business Development, Forschung & Entwicklung, Einkauf, Marketing & Vertrieb, Personal und Nachfolgeregelung. Dazu wurden über 200 Unternehmen und Experten befragt. Durchgeführt wurde die Studie durch die Hochschule Emden/Leer in Kooperation mit den Beratungsunternehmen Catadia Consulting und Prospecting Partners.

Fehlende Internationalisierung als Wachstumsbremse

Für viele mittelständische Unternehmen ist nicht nur der Sprung auf einen anderen Kontinent schwierig, bereits der Vertrieb und die Vermarktung von Produkten in den europäischen Nachbarländern stellen viele Unternehmen vor große Schwierigkeiten. 50 % der mittelständischen Unternehmen mit weniger als 25 Millionen Euro Jahresumsatz haben keine oder nur eine sehr geringe Erfahrung mit dem Geschäften im Ausland. Über 85 % aller Investitionsprojekte im Ausland scheitern an Sprach- und Kommunikationsbarrieren, wie die Unternehmen offen zugeben. Oft sind es aber nicht nur sprachliche oder kulturelle Probleme, sondern auch die Geschäftsgewohnheiten im Ausland. „Die Unternehmen berichten übereinstimmend, dass es nur Sinn macht, mit großvolumigen Stückzahlen ins Ausland zu gehen. Ist man nicht der umsatzstärkste Kunde des Lieferanten, so produziert dieser nicht mit der geforderten Qualität oder der einzige deutschsprechende Ansprechpartner im ausländischen Unternehmen ist auf einmal nicht mehr zu erreichen“, so Passenheim. Gleich die ganze Produktion ins Ausland zu verlagern kommt nur für große Unternehmen in Frage, die bereits im Zielland Erfahrung haben oder als gleich starker Partner eine Kooperation eingehen können. Diesen Weg gehen über 40 % der befragten Unternehmen.

In den wichtigsten Absatzmärkten bauen Mittelständler meist eigene Produktionen auf.

In den wichtigsten Absatzmärkten bauen Mittelständler meist eigene Produktionen auf.Hochschule Emden/Leer

Nachhaltiges Handeln zahlt sich nicht aus

Als Lippenbekenntnis unabhängig von der Unternehmensgröße kann das Thema Nachhaltigkeit angesehen werden: Die Aussage ‚Wir beschäftigen uns ausführlich mit Nachhaltigkeit‘ ist für 30 % der befragten Unternehmen nicht relevant. Einzig die Nutzung von alternativen Energien wird wohlwollender betrachtet, wobei die Befragten durchaus zugaben, dass dies eher auf ökonomische denn ökologische Gründe zurückzuführen ist. Energiekosten sind und bleiben daher eine großes Problem in Deutschland. Maschinenbauer gehören zwar selbst nicht zu den großen Energieverbrauchern, allerdings viele ihrer Kunden. Oft folgen Sie in ihrer Zulieferfunktion den Kunden und verlagern dann die Produktion ebenfalls ins Ausland.

Innovative Umsetzer sind Gewinner

Innovative Umsetzer im Mittelstand werden sich durchsetzen. Kleinere Firmen haben erkannt, dass sie zukünftig rationeller herstellen, aber auch eine kooperative F&E betreiben müssen – mit dem Kunden zusammen. Die Wertschöpfungskette wächst hier zusammen. In diesen Kooperationen spielt auch das Image ‚Made in Germany‘ weiterhin eine wichtige Rolle (90 % Zustimmung bei den befragten Unternehmen). Kleine Firmen wollen bei der Beschaffung zukünftig auf mehr Unterstützung bei Produktentwicklung und ein umfangreicheres Sortiment achten.

Mittelgroße Firmen mit 5 bis 25 Millionen Euro Umsatz erwarten einen Wettbewerbsvorteil für sich, wenn sie Normungen als Differenzierung umsetzen. Aber besonders für kleinere Firmen lauern hier auch Risiken: Das Voranbringen der Normierung von Produkten zum Standard sollte nur in Ausnahmefällen oder in extremen Nischen verfolgt werden – das Investment in Zeit und Kapital ist immer hoch. Große Firmen mit einem Umsatz über 50 Millionen Euro, die eher global agieren, erwarten bessere eingehaltene Serviceversprechen und wählen die Lieferanten nach politischer und vertraglicher Sicherheit sowie Wechselkursstabilität aus.

Fachkräftemangel ist schuld an verlorenen Aufträgen

Das drängende Thema des Fachkräftemangels bestätigt die Studie: „Das ist für knapp die Hälfte der Unternehmen immer noch von höchster Relevanz“, so Prof. Dr. Passenheim. Betroffen sind in diesem Bereich vor allem die mittelständischen Unternehmen mit einem Jahresumsatz bis 25 Millionen Euro; über 50 % der befragten Unternehmen gaben an, direkt vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. „Jedoch ist der Fachkräftemangel sektorial und regional stark spezifiziert und muss längerfristig betrachtet werden“, so Passenheim. Bei den größeren Unternehmen ist die Sorge um die Mitarbeiter nicht ganz so groß. Die Folgen sind jedoch vor allem für kleinere Unternehmen beträchtlich: Während fast zwei Drittel der Unternehmen nicht auf Investitionen verzichten wollen, begegnen sie dem Fachkräftemangel mit einer Verringerung der Auftragsannahme. Passenheim schließt daraus: „Es fehlt schlichtweg das Fachpersonal. Also konzentriert man sich auf Osteuropa, das schneller zu erreichen ist und bereits gut ausgebildetes eigenes Personal bietet.“

(mf)

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