Werfen Sie einen Blick 20 Jahre zurück. Was ist Ihrer Meinung nach die größte Veränderung bei der IPC-Technik, auf dem IPC-Markt und bei den IPC-Anwendern?

In den letzten 20 Jahren gab es einige Veränderungen. Die Produkte wurden immer kompakter und kleiner. In den ersten Jahren nach unserer Gründung haben wir zum Beispiel überwiegend 19“-Komplettrechner verkauft, die zum Teil einfach nur groß und sperrig waren. Heute sind solche Rechner fast undenkbar. Immer schnellere Prozessoren, lüfterlose Geräte, neue Schnittstellen – das sind Veränderungen, die auf den Markt einwirken und die Anforderungen der Kunden prägen. Die Anwendungsbereiche der IPC-Technik sind schon immer unterschiedlich gewesen, wobei heutzutage eine deutliche Erweiterung der Einsatzgebiete ersichtlich ist. Die technischen Veränderungen auf dem IPC-Markt ermöglichen folglich neue Applikationen, worauf sich die Anbieter einstellen müssen. In diesem Kontext haben sich – unserer Meinung nach – zwei Anbietergruppen abgezeichnet: die Spezialisten, die sich entweder nur auf Soft- oder Hardwarelösungen konzentrieren, und die Komplettanbieter, die getreu dem Motto ‚Alles aus einer Hand‘ agieren. Ganz egal, ob Spezialist oder Komplettanbieter, ob neuester Prozessor oder erweiterter Temperaturbereich – eines ist für den größten Teil der Anwender immer noch unverändert geblieben: die Anforderungen an die Beständigkeit und Langzeitverfügbarkeit der IPCs.

Und wie sieht es in zehn oder 20 Jahren aus? Was wird den Markt wohl dann bewegen?

Wir gehen davon aus, dass sich die Halbwertzeiten in der Rechner-Technologie noch rasanter verkürzen werden als vergleichsweise in den letzten 20 Jahren. Die Systeme werden noch kompakter und höher integriert sein. Wo in der Vergangenheit der IPC als reiner Rechner seine Position behauptete, wird zukünftig auch das Design im Vordergrund stehen. Darüber hinaus wird der IPC verstärkt auch audiovisuelle Funktionen übernehmen. Weiterhin werden die Anforderungen an das komfortable Bedienen von IPCs zunehmen, nicht zuletzt ausgelöst durch die weltweite Tablet-PC-Welle. Grundsätzlich sehen wir einen verstärken Zuwachs für den mobilen Einsatz von IPCs. Die Zukunft ist mobil – auch im Medizinbereich. Mobilität im Rettungs- und Gesundheitswesen wird eine immer wichtigere Rolle spielen, zum Beispiel in Form von mobilen Klinik-Assistenten oder der mobilen Datenübertragung zwischen Rettungsleitstelle und Krankenhaus. Daher erwarten wir den weiteren Ausbau der bestehenden Märkte, insbesondere in den Bereichen Medizin und Pflege sowie der Zukunftsmärkte Mobile Computing und Mobile Infotainment. Daneben darf man auch das enorme Marktpotenzial im Bereich Smart Home nicht unerwähnt lassen.

Die Halbwertzeit bei der Computertechnik war schon immer kurz. Auch bei Industrie-PCs wird sie immer kürzer. Aber gerade im Maschinen- und Anlagenbau ist die lange Verfügbarkeit von Austauschgeräten und Ersatzteilen wichtig. Wie lässt sich das vereinbaren?

Die Langzeitverfügbarkeit von Austauschgeräten und Ersatzteilen und die verkürzten Halbwertzeiten stellen sicherlich eine Herausforderung dar, nicht nur für den Maschinen- und Anlagenbau. Um diese zwei wichtigen Kriterien stärker zu berücksichtigen, ist ein genereller Anpassungsprozess der Unternehmen in den Bereichen Produktion und Beratung erforderlich. Eine Entwicklung, die von Unternehmen und Mitarbeitern eine immer anspruchsvollere Flexibilität abverlangt. Natürlich kommt es dabei auch auf eine zukunftsgerichtete Beratung an. Unsere Vertriebsingenieure treffen für den Kunden eine Vorauswahl der Produkte oder Komponenten – je nach Anforderung – auch im Hinblick auf die Langzeitverfügbarkeit. Wir wollen unseren Kunden langfristige Lösungen bieten, wobei jeder Kunde unter Langzeitverfügbarkeit etwas anderes versteht. Deshalb sind die Beratungsgespräche so wichtig und legen den Grundbaustein für jegliche Lösungsfindung.

In zehn, 15 Jahren sucht ein Endanwender nach Ersatz für seinen PC. Über den Maschinenbauer landet er bei Ihnen. Wie gehen Sie jetzt mit solch einer Anfrage um, und wie werden Sie dies zukünftig tun?

Bis dahin werden sich nicht nur Standards und Schnittstellen geändert haben. Wir verfügen über ein starkes, weltweites Partnernetz, was uns die Auswahl unterschiedlicher Komponenten und Produkte erlaubt. Zudem entwickeln unsere Ingenieure im Bedarfsfall auch kundenspezifische Produktlösungen. Dann spielen geänderte Standards und Schnittstellen keine eklatante Rolle mehr. Bei der Auswahl der Ersatzkomponenten für den Kunden wird dabei die Langlebigkeit und Zukunftssicherheit der Produkte auf jeden Fall als Entscheidungskriterium einbezogen. Dadurch helfen wir unseren Kunden, ihre strategischen Produktplanungen zu erleichtern und ihre Folgekosten für Ersatzanschaffungen zu senken.

Was verkaufen Sie mehr? Kundenspezifische Lösungen oder Lösungen von der Stange? Wie sehen Sie dort die Entwicklung?

Wir haben bisher verschiedene Trends im Nachfrageverhalten unserer Kunden beobachtet. In den ersten Jahren nach unserer Gründung haben wir überwiegend 19“-Komplett-Rechner und sogenannte Shoe Boxen – kleine Komplettsysteme – verkauft. Später verlangten die Kunden vermehrt Einzelkomponenten, wie Motherboards, Rechnerboards, Festplatten, Laufwerke und Speicher. Nun bewegt sich der Trend wieder in Richtung Komplettsysteme und Komplettlösungen mit definierter Anwendungssoftware.

Wie wichtig ist dabei der Bereich Beratung?

Der Bereich Beratung ist außerordentlich wichtig, zumal unser Geschäftsmodell auf technischer Beratung basiert. Unsere Ingenieure beraten unsere Kunden sowohl technisch als auch wirtschaftlich. Wir bieten keine Lösungen von der Stange an, sondern setzen uns vielmehr mit den Anforderungen der Kunden auseinander. Nach deren Analyse werden in enger Zusammenarbeit mit dem Kunden die relevanten Eckdaten definiert und eine Spezifikation erstellt. Und genau diese Spezifikation stellt die Entscheidungsbasis für den Einsatz eines Standardproduktes oder für den Startschuss einer kundenspezifischen Lösung dar. Unsere Kunden profitieren somit von unserer Erfahrung in vielen Anwendungsbereichen, Technologien und Branchen. Das Beratungsgespräch ist daher enorm wichtig, um den Bedarf der Kunden exakt zu ermitteln und zu definieren.

Wie sehen Sie die Entwicklung im After-Sales-Bereich, bei Wartung und Instandhaltung? Fragen Anwender verstärkt nach solchen Dienstleistungen?

Der Kunde möchte nicht mehr selbst Ursachenforschung bei einem möglichen Gerätefehler betreiben, sondern erwartet dies von seinem Lieferanten. Diese Erwartung unserer Kunden erfüllen wir. Unsere Beratungsleistung wird durch unseren After-Sales-Service komplettiert. Unsere Kunden werden zudem regelmäßig über CPU- und Software-Upgrades, Revisionsänderungen und Produktneuheiten informiert.

Eine momentane große Herausforderung für IPC-Anbieter sind längere Lieferzeiten durch die Lage in Japan. Inwiefern sind Sie davon betroffen?

Auch wir sind von der Situation in Japan nicht unberührt geblieben. Einige unserer taiwanesischen Partner arbeiten zum Teil mit japanischen Unterlieferanten für elektronische Bauteile. Jedoch stellt sich die Lage für uns in den meisten Fällen recht unproblematisch dar, weil wir mit mehreren taiwanesischen Partnern zusammenarbeiten und in der Regel zwei Partner für eine Produktlinie haben. Nach Bekanntwerden der Lage in Japan haben wir unsere Kunden auf mögliche Produktionsengpässe hingewiesen und gemeinsam mit ihnen Strategie- und Lieferpläne ausgearbeitet, sodass bisher keine nennenswerten Lieferengpässe aufgetreten sind. Zusätzlich haben wir zur Vermeidung von Lieferproblemen unsere Läger kurz- und mittelfristig stärker aufgefüllt.

Melanie Feldmann

: Redakteurin IEE

(mf)

Sie möchten gerne weiterlesen?

Unternehmen

Industrial Computer Source (Deutschland) GmbH

Marie-Curie-Straße 9
50259 Pulheim-Brauweiler
Germany