Fachkräftemangel im MINT-Bereich

(Bild: Stockwerk-Fotodesign @ AdobeStock)

Nach einem coronabedingten Rückgang im Jahr 2020 ist die MINT-Lücke in den vergangenen zwei Jahren wieder deutlich angestiegen. Allerdings verkleinerte sich die Lücke aufgrund einer konjunkturellen Abkühlung in den letzten drei Monaten wieder, dennoch bleibt sie auf einem hohen Niveau. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft waren im April 2023 rund 496.500 Stellen im MINT-Bereich unbesetzt, aber zugleich waren auch 190.750 Personen arbeitslos gemeldet, die gerne einem MINT-Beruf nachgehen würden. Unter Berücksichtigung des qualifikatorischen Mismatches resultiert für April 2023 eine, über sämtliche 36 MINT-Berufskategorien aggregierte, Arbeitskräftelücke in Höhe von 308.400 Personen. Mit 141.300 Personen bilden im April 2023 die MINT-Expertenberufe die größte Engpassgruppe.

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Lücke in Energie-/Elektroberufen am größten

Aufgeteilt nach MINT-Bereichen zeigen sich die größten Engpässe in den Energie-/Elektroberufen mit fast 90.000, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik mit 56.600 und in den IT-Berufen mit 50.600 unbesetzten Stellen. Allerdings zeichnete sich hier eine Wende ab, denn während die Lücke bei Energie-/Elektroberufen um 6100 Stellen anstieg, nahm sie etwa in den IT-Berufen um 10.000 ab.

MINT-Fachkräftelücke: Nach dem Corona-bedingten Rückgang ist die Zahl der unbesetzten Stellen im MINT-Bereich wieder stark angestiegen. Vor allem die Nachfrage nach Expertenfachkräfte nahm zu.
MINT-Fachkräftelücke: Nach dem Corona-bedingten Rückgang ist die Zahl der unbesetzten Stellen im MINT-Bereich wieder stark angestiegen. Vor allem die Nachfrage nach Expertenfachkräfte nahm zu. (Bild: Bundesagentur für Arbeit)

Das Institut der deutschen Wirtschaft führt den erhöhten Bedarf an MINT-Fachkräften vor allem auf einen durch Digitalisierung, Dekarbonisierung, Demografie und Deglobalisierung gesteigerten Transformationsdruck zurück.

Digitale Prozesse gewinnen weiter an Bedeutung

Die Digitalisierung hat zu einem starken Anstieg der Beschäftigung in IT-Berufen geführt. Im Vergleich zu MINT-Facharbeiterberufen stieg die Zahl der IT-Fachkräfte um 77,6%, bei IT-Spezialistenberufen sogar um 30,3%. Trotzdem haben viele kleine und mittlere Unternehmen Schwierigkeiten, den Nutzen von datengetriebenen Geschäftsmodellen zu erkennen. 53% der Unternehmen geben fehlende Fachexperten als Hindernis für die Digitalisierung an, während bei größeren Unternehmen sogar 70% fehlende Fachkräfte als größtes Hindernis betrachten. Eine steigende Nachfrage nach IT-Experten und -Anwendern wird in den nächsten fünf Jahren erwartet.

Green Deal sorgt für steigende MINT-Nachfrage

Innovationen sind entscheidend für die Anpassung von Geschäftsmodellen im Zusammenhang mit dem Green Deal. Unternehmen, die als innovativ gelten, erwarten größere Anreize, in klimafreundliche Technologien und Produkte zu investieren. In den nächsten fünf Jahren werden vor allem IT-Experten und (Umwelt)Ingenieure benötigt, um klimafreundliche Technologien zu entwickeln. Etwa 32 Prozent aller Unternehmen erwarten einen steigenden Bedarf an IT-Experten in diesem Bereich, wobei bei innovativen Unternehmen ein noch höherer Bedarf erwartet wird.

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Ersatzbedarf an MINT-Kräften steigt

Jährlich scheiden über 64.700 MINT-Akademiker aufgrund des Alters aus dem Arbeitsmarkt aus. In fünf Jahren wird der demografische Ersatzbedarf um 7400 auf 72.100 ansteigen. Bei MINT-Facharbeitern beträgt der aktuelle Ersatzbedarf rund 274.000 und wird in fünf Jahren auf 291.900 steigen. Insgesamt erhöht sich der demografische Ersatzbedarf an MINT-Kräften in fünf Jahren um 25.300.

Nachwuchsprobleme in MINT-Berufen

Der Anteil der MINT-Studienabsolventen an allen Hochschulabsolventen stieg von 2005 bis 2015 auf 35,1%, fiel jedoch von 2015 bis 2021 auf 31,7%. Obwohl die Gesamtzahl der Studierenden in der Vergangenheit gestiegen ist, wird der steigende Bedarf an MINT-Kräften in den kommenden Jahren voraussichtlich auf sinkende Absolventenzahlen treffen. Die Zahl der MINT-Studierenden sank von 198.000 im Jahr 2016 auf 172.000 im Jahr 2021, stieg jedoch 2022 aufgrund ausländischer Studierender leicht auf 176.300 an. Das Angebot an MINT-Fachkräften aus dem Inland wird langfristig weiter abnehmen, da die mathematischen Kompetenzen bei Schülern gesunken sind und die Bildungsungleichheit zugenommen hat. Dies könnte sich negativ auf das Potenzial an MINT-Studienanfängern auswirken. Die Gesamtzahl der Auszubildenden in MINT-Berufen ist ebenfalls gesunken. Maßnahmen sind erforderlich, um diesen Rückgang zu stoppen.

Obwohl die Zahl der MINT-Studenten abnimmt, ist der Anteil der MINT-Absolventen im internationalen Vergleich sehr hoch.
Obwohl die Zahl der MINT-Studenten abnimmt, ist der Anteil der MINT-Absolventen im internationalen Vergleich sehr hoch. (Bild: OECD)

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