
Das Wissen von der Uni gleich im Betrieb anwenden: Duale Studienangebote erfreuen sind besonders im Maschinenbau großer Beliebtheit. (Bild: Adobe Stock -worradirek)
Duale Studienangebote, die akademische und betriebliche Ausbildung miteinander verbinden, sind besonders im Bereich Maschinenbau stark nachgefragt. Dies zeigt eine aktuelle Auswertung des CHE Centrum für Hochschulentwicklung im Auftrag der IMPULS-Stiftung des VDMA. Erstmals wird hier das duale Studium in den für den Maschinenbau relevanten Fächern umfassend analysiert.
Warum das wichtig ist: Der Fachkräftemangel ist aktuell eines der größten Probleme in Maschinenbau und Automatisierung. Der VDI-Ingenieurmonitor verzeichnete für das 1. Quartal 2023 einen neuen Höchstwert an offenen Stellen.
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Was beim dualen Studium gut ankommt
Laut der CHE-Analyse kommen die dualen Angebote im Maschinenbau aus folgenden Gründen besonders gut an:
- Mit einem Anteil von 7 % an allen Maschinenbaustudierenden rangiert das duale Studium in diesem Fach deutlich über dem Bundesdurchschnitt (4,6 %).
- Insgesamt entfallen auf die Automatisierungs-relevanten Fächer Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Wirtschaftsingenieurwesen 700 duale Studienangebote. Das entspricht einem Anteil von 35,6 % an allen dualen Studienangeboten in Deutschland.
- Das inhaltliche Interesse am Studienprogramm wird von den dual Studierenden im Maschinenbau am häufigsten als "sehr wichtig" für die Studienentscheidung bezeichnet (75,8 %).
- Ähnlich wichtig ist den Studierenden auch, dass Berufserfahrung bereits während des Studiums gesammelt werden kann (74,3 % sehr wichtig) und die Berufsperspektive im Anschluss an das duale Studium (70,1 % sehr wichtig).
- Verglichen mit anderen Branchen stellt sich auch die finanzielle Lage der dual Studierenden im Maschinenbau als relativ gut dar. Rund 90 % der befragten Studierenden geben an, über ein monatliches Einkommen zwischen 600 und 1.200 Euro zu verfügen. Diese Studierenden sind in der Regel nicht auf zusätzliche Finanzierungsquellen wie Studienkredite, BAföG oder weitere berufliche Tätigkeiten angewiesen.
- Zwar berichtet rund die Hälfte der dual Studierenden auch von Studienzweifeln. Dennoch liegen im dualen Maschinenbaustudium insgesamt geringe Studienabbruchquoten vor, die größtenteils unter zehn Prozent liegen und damit deutlich niedriger ausfallen als die Abbruchquoten im ingenieurwissenschaftlichen Studium allgemein. Dort liegen sie je nach Hochschultyp zwischen 32 und 35 %.
Was besser werden könnte
Aus der Analyse ergeben sich aber auch Hinweise für Verbesserungspotenzial:
- Rund zwei Drittel der Studiengangsverantwortlichen in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften sieht einen umfassenden oder teilweisen Verbesserungsbedarf bei der Bereitschaft von Unternehmen, Plätze für dual Studierende zur Verfügung zu stellen (64,4 %).
- Fast ebenso viele (60,5 %) halten in diesem Zusammenhang auch optimierte staatliche Anreize zur Förderung des Engagements von Unternehmen im dualen Studium für notwendig.
- Im Maschinenbau liegt der Frauenanteil der dual Studierenden bei 13,6 Prozent. Ähnliche Werte zeigen sich in der Elektrotechnik (13,9 %) und in der Informatik (12 %). Deutlich höher fällt dagegen die Quote mit 28,2 % im Wirtschaftsingenieurwesen aus. Trotzdem liegen alle vier Fächer insgesamt betrachtet weit unterhalb des Anteils von 45,4 % an weiblichen Studierenden im gesamten dualen Studium in Deutschland.
Was man noch dazu wissen sollte:
- Die meisten dualen Studiengänge im Maschinenbau sind in Bayern (27,3 %) zu finden, gefolgt von Baden-Württemberg (20,5 %), Nordrhein-Westfalen (13,6 %) und Niedersachen (8,3 %). Danach folgen Thüringen und Rheinland-Pfalz (jeweils 5,3 %), Hessen (4,5 %), Schleswig-Holstein (3,8 %), Sachsen (3 %) und Brandenburg (2,3 %). Die wenigsten Studiengänge werden in Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg (jeweils 1,5 %), Sachsen-Anhalt, Bremen, Berlin und dem Saarland (jeweils 0,8 %) angeboten.
- Ein anderes Bild ergibt sich indes, wenn der Anteil des dualen Studienangebots im Fach Maschinenbau am Gesamtstudienangebot in diesem Fach je Bundesland betrachtet wird. In diesem Fall rangiert Schleswig Holstein mit einem Anteil von 41,7 Prozent an erster Stelle, obwohl die Anzahl der dualen Studiengänge (5) eher gering ist. Danach folgen Bayern (40 %/ 36 Angebote), Thüringen und Brandenburg (jeweils 33,3 %/ 7 Angebote), Rheinland-Pfalz (24,1 %/ 7 Angebote), Baden-Württemberg (22,7 %/ 27 Angebote) und Mecklenburg-Vorpommern (20 %/ 2 Angebote).
Bemerkenswert, so Studienautorin Sigrun Nickel, sei die große Homogenität in der Gruppe der Studierenden. "Der typische dual Studierende im Maschinenbau ist männlich, kommt aus Deutschland und hat ein Elternhaus mit hohem Bildungsniveau. Eine zentrale Frage vor diesem Hintergrund ist, wie es mit Hilfe innovativer Rekrutierungsstrategien gelingen kann, neue Zielgruppen für das Fach zu gewinnen und somit für mehr punktgenau qualifizierte Nachwuchskräfte zu sorgen", äußert sich die Leiterin Hochschulforschung beim CHE.
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Das sagt der VDMA dazu
„Studierende finden im Maschinenbau attraktive und spannende Ausbildungs- und Arbeitsumgebungen“, sagte Hartmut Rauen, stellvertretender VDMA-Hauptgeschäftsführer, anlässlich der Veröffentlichung der Studie. „Wir sehen hier ein exzellentes Modell, das wir weiter ausbauen und optimieren sollten, um Nachwuchskräfte praxisnah auszubilden und an das Unternehmen zu binden.“
Auf den Webseiten des CHE steht sowohl eine Kurzversion als auch die Langfassung der Analyse zum Download zur Verfügung.
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Der Autor: Peter Koller

Gelernter Politik-Journalist, heute News-Junkie, Robotik-Afficionado und Nerd-Versteher. Peter Koller liebt den Technik-Journalismus, weil es das einzige Themengebiet ist, wo wirklich ständig neue Dinge passieren. Treibstoff: Milchschaum mit Koffein, der ihn bei seiner neuen Aufgabe als Chefredakteur der IEE unterstützt.