Verbindungs-Profi besinnt sich auf sein Stammgeschäft

Kurskorrektur

Weidmüller setzt im Zuge einer Restrukturierung auf bewährte Stärken um auch weiterhin neue Standards in der elektrischen Verbindungstechnik zu generieren.

Bei Weidmüller in Detmold konnte sich kürzlich ein interessiertes Fachpublikum von der Neuorientierung des Herstellers von elektrischen Verbindungstechnologien überzeugen. Beim Fachpressetag sprachen neben Thomas Hagen, dem Vorstand der Weidmüller Holding , auch Experten der verschiedenen Bereiche über die laufenden Veränderungen. Die ELEKTRONIKSCHAU war als einziges österreichisches Medium eingeladen und fasst die wesentlichsten Punkte zusammen.
Konzentration auf das Kerngeschäft
“Wir haben unseren Kurs korrigiert und uns auf unsere Stärken besonnen. Damit haben wir unsere strategische Ausrichtung neu definiert und uns den Anforderungen der Zukunft entsprechend aufgestellt,” eröffnete Hagen und beschrieb den Kurswechsel: “Den Veränderungsprozess haben wir in drei Stufen gegliedert: Die erste Stufe im Jahr 2000 war die Phase der Restrukturierung. Die zweite Stufe, die Phase der Reorganisation, hat in diesem Geschäftsjahr begonnen und wird das kommende mit einschließen. Die dritte Stufe ist die der Erneuerung und umfasst die Geschäftsjahre 2003 und 2004. Wir haben uns wieder ungeteilt auf unser klassisches Stammgeschäft, die elektrische Verbindungstechnik, konzentriert.” Weidmüller hat das risikoreiche E/A-Geschäft verkauft und sich vom Großhandel in England getrennt. Ferner wurde das zum Kerngeschäft gehörende Werkzeuggeschäft integriert. Nun sei der Weg des insgesamt 3.400 Mitarbeiter umfassenden Unternehmens frei für Partnerschaften, die vorher
unzugänglich wa-
ren, weil man zum
Teil auf dem Gebiet
der Mikroelektronik kon-
kurrierte, so Hagen. “Fer-
ner ist die alte Business-Unit-
Struktur einer einfacheren, schlankeren Organisation mit einem zukunftsfähigen Entwicklungsbereich gewichen. Gleichzeitig haben wir unseren Vertrieb neu ausgerichtet und unsere Aktivitäten in den Regionen Asien, Amerika und Europa gebündelt. Auf der Produktentwicklungsseite haben wir eine Innovationsoffensive gestartet, die unser Produktportfolio gezielt ergänzen wird. Es ist uns im ersten Jahr unseres Kurswechsels gelungen, mit 60 Entwicklungsprojekten mehrere 100 Artikel zu entwickeln. Der Anteil dieser Innovationen am Umsatz beträgt ca. 13 Prozent. Weidmüller wird durch konsequente Verfolgung dieses Ansatzes zum umfassenden Komponentenlieferanten mit dem besten Produktprogramm und Service,” bekräftigte Hagen. Durch das Programm “Customer@first” werde zudem die Kundenseite noch weiter in den Mittelpunkt des Handelns integriert, Entscheidungen würden stärker vom Markt getrieben. In der letzten Phase des Kurswechsels werden Akquisitionen angestrebt.
Zahlreiche Produktinnovationen
Die Neufokussierung von Weidmüller manifestiert sich natürlich auch in den Produkten, beispielsweise der IDC-Technik, zu der aktuell eine Hybridklemme mit Zugfeder- und IDC-Schnellanschlusstechnik vorgestellt wurde. Innovationen aus Anwendersicht heißt vor allem Kosten sparen. Die freie Wahl der Anschlusstechnik trägt dazu bei. Das gilt, so die Weidmüller-Experten, vor allem für Reihenklemmen mit IDC-Technik (Insulation Displacement Connection), so dass Anwender Montagekosten um bis zu 60 Prozent senken können. Der intensive Erfahrungsaustausch mit Kunden beispielsweise in der Automobilindustrie zeigt, dass auch diese Branche Innovationen bevorzugt, in denen das Potential zum zukünftigen Industriestandard zu finden ist. Der Trend zu immer geringeren Verbindungspunkten im Schaltschrank reduziert dessen Außenabmessungen. Darüber hinaus unterstützt und fördert die konsequente Miniaturisierung generell kleinere Schaltschränke. Diese benötigen weniger hochwertigen Industrieraum und wirken kostensenkend. “Bei einem aktuellen Preis von ATS 14.000,- bis 17.500,- pro Quadratmeter ist dieser Aspekt nicht zu vernachlässigen. So ist das Bedürfnis nach kompakten Produkten, die innerhalb des Schaltschrankes zum Einsatz kommen, entsprechend hoch,” führt Josef Leitner als Marketing- und Vertriebsverantwortlicher bei Weidmüller Interface aus.
Die komplex verketteten Abläufe innerhalb von Automationsanlagen sind mit entsprechend umfangreicher Sensorik und Aktorik ausgestattet. Diese Anschlüsse werden immer öfter direkt “vor Ort” auf Verbindungspunkten aufgelegt. Dies hat zur Folge, dass im prozessnahen Raum eine stetig steigende Anzahl an Verbindungspunkten entsteht. Folglich muss die Verbindungstechnik auf diese industriellen Einsatzbedingungen hin abgestimmt sein. Exemplarisch nennt Leitner dazu die Produktfamilien der schweren Steckverbinder sowie der Sensor-Aktor-Verteiler.
Auch beim Support hat man sich Neues einfallen lassen. In Form der Software “Raildesigner” steht den Kunden ein Tool zur Verfügung, mit dem sie Klemmleisten am PC designen und das dafür benötigte Material gleich via Internet bestellen können. Von der CD-ROM weg konnte das Programm auch gleich ausführlich getestet und für die Praxis als tauglich befunden werden.
Durchgängige Fertigungsprozesse bei Leiterplatten, die eine rationelle und somit zeit- und kostensparende Arbeitsweise ermöglichen, sind heute von existentieller Bedeutung. Als innovative Lösung in diesem Bereich werden die Leiterplatten-Stiftleisten SL-SMT (Surface Mount Technologie) angeführt. Sie ermöglichen aufgrund ihrer Verpackung ein automatisches Bestücken, das wiederum eine 100-prozentige Durchgängigkeit im SMT-Fertigungsprozess und damit eine 30-prozentige Kostenreduzierung garantiert, so Leitner.
Eines von vielen Beispielen für innovative Designprozesse in Kooperation mit Kunden wurde in Detmold ebenfalls erörtert: Das Ergebnis aus der Zusammenarbeit zwischen Festo/Beck und Weidmüller ist die Sensor-Aktor-Buchsenleiste “BL I/O 3.5. Sie ersetzt erstmalig die komplette E/A-Ebene, die sich zur Zeit noch auf der Tragschiene befindet. Die Kleinsteuerung von Festo/Beck (siehe auch Artikel “Mini ist in!” in ES 4/2001 Seite 26) mit integriertem Feldanschluss und Weidmüller-Verbindungstechnik unterstützt bereits heute die Automatisierer, die der Entwicklung zur dezentralen Steuerung vorgreifen.

Weidmüller
Tel. (02236) 67 08-0
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