Ajit Manocha, Direktor und CEO des Branchenverbandes Semi, heißt Volkswagen als neues Mitglied willkommen.

Ajit Manocha, Direktor und CEO des Branchenverbandes Semi, heißt Volkswagen als neues Mitglied willkommen. (Bild: Marisa Robles)

Smarte Initiativen haben das Leben in den letzten Jahrzehnten drastisch verändert, aber was sich derzeit vor allem auf dem Sektor der Automobil-Elektronik abspiele, sei beispiellos für die letzten 50 Jahre, sagte Ajit Manocha, Präsident und CEO des Branchenverbandes Semi, auf der Pressekonferenz anlässlich der Semicon Europa 2019 in München.

In diesem Jahr fokussierten sich die thematischen Foren der Semi besonders auf die am stärksten wachsenden Marktsegmente, allen voran mit dem Smart Transportation Forum. War es früher so, dass zwischen Automobilhersteller und Halbleiterlieferanten keine wirkliche Beziehung bestand – „Wir lieferten die Chips an die OEMs und gingen dann zum Tagesgeschäft über“, so Manocha – habe sich die Branche in den letzten 15 Jahren drastisch verändert. Heute wollen die Automobilhersteller mit der gesamten Lieferkette reden, vom Materialhersteller über den Equipmentlieferanten, den IC-Herstellern bis zu den Design-Häusern.

Dieses Umdenken beeinflusse nicht nur die Automobilindustrie, sondern hat auch Auswirkungen auf die Halbleiterbranche. Und das sei nicht verwunderlich, denn mehr als zehn Prozent der weltweit produzierten ICs gehen heute an die Automobilindustrie. Tatsächlich sind heute in einigen Fahrzeugen des Premiumbereiches mehr als 10.000 Halbleiter in Form von Chips und Sensoren an Bord. In den nächsten zehn Jahren erwartet Manocha, dass sich diese Zahl noch einmal verzehnfacht. Tatsächlich werde das Auto in 2030 zum Halbleiter auf Rädern.

Global Automotive Advisory Council

Die Semi reagierte auf diesen Trend mit der Gründung des Global Automotive Advisory Councils (GAAC). Der Ursprung dessen liegt in Europa und zu den Mitgliedern gehören Automobilhersteller, Tier 1, Halbleiterhersteller, Forschungseinrichtungen und Chipdesigner. Die Smart-Transportation-Initiative des GAAC will Herausforderungen der Lieferkette zwischen OEM und Halbleiterhersteller synchronisieren und ist inzwischen auch in China, Japan, Taiwan und den USA aktiv. Der Fokus der Initiative liegt derzeit auf der Indentifikation der Anforderungen der OEMs, auf Standardisierung, der Weiterentwicklung der Halbleitertechnologien und darauf, neue disruptive Markttrends zu erkennen. Der Branchenverband sieht die Initiative als vor-wettbewerbliche Kooperationsplattform für seine Mitglieder.

Auf dieser Basis stehe der gesamten Lieferkette ein Ökosystem für die Zusammenarbeit zur Verfügung, auch um zu diskutieren, welche Funktionalitäten das Auto der Zukunft benötigt – und mit Zukunft sei hier 2045 gemeint. Aber es gehe der GAAC nicht nur um Funktionalitäten, sondern auch um Haftungsfragen, denn Elektronik im Fahrzeug kann sich keine Ausfälle erlauben – sofort stehen Menschenleben auf dem Spiel. Nachdem zwei Monate zuvor Audi ein Semi-Mitglied wurde, konnte Manocha nun auch Volkswagen im Branchenverband begrüßen.

Die Wachstumschancen der Halbleiterindustrie sehen derzeit sehr gut aus, ist sich Manocha sicher, und der Grund dafür seien eben diese Disruptionen, wie sie derzeit die Fahrzeugelektronik auslöst. In den letzten 50 Jahren hat es die Halbleiterbranche auf einen Markt im Wert von 500 Milliarden US-Dollar gebracht. In den nächsten 15 Jahren sieht Manocha diesen Wert auf eine Billion US-Dollar ansteigen.

(na)

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