Björn Rosengren, CEO von ABB, sieht keineswegs schwarz: Eigentlich waren „die Margen robust, gestützt auf die laufenden Kostensenkungsmaßnahmen in allen Geschäftsbereichen“, so Rosengren. Ein Verlust aus einem Projekt im Geschäftsbereich Industrieautomation hat die Zahlen dann aber etwas verhagelt.

Björn Rosengren, CEO von ABB, sieht keineswegs schwarz: Eigentlich waren „die Margen robust, gestützt auf die laufenden Kostensenkungsmaßnahmen in allen Geschäftsbereichen“, so Rosengren. Ein Verlust aus einem Projekt im Geschäfts-bereich Industrieautomation hat die Zahlen dann aber etwas verhagelt. (Bild: ABB)

„Die Corona-Pandemie hat auch im dritten Quartal den Umsatz in allen Geschäftsbereichen beeinträchtigt“, sagte Björn Rosengren, CEO des ABB-Konzerns, zu den Geschäftszahlen. Stabilisierend hätten „die kräftige Erholung in China und unsere laufenden Massnahmen zur Kostensenkung beigetragen“. Positiv vermerkte Rosengren, dass die Integration von GE Industrial Solutions (GEIS) und der Turnaround der Division Installation Products im Geschäftsbereich Elektrifizierung „Früchte tragen“. „Auch der Geschäftsbereich Antriebstechnik verzeichnete einen robusten Leistungsausweis. Die Geschäftsbereiche Robotik und Industrieautomation erholen sich dagegen langsamer“, sagte Rosengren. „Wir treiben die Dezentralisierung des Konzerns und die laufende Portfolioprüfung konsequent voran und führen unser Aktienrückkaufprogramm wie geplant durch.“

Weiter heißt es in der Pressemitteilung zum Quartalsbericht: „Die positive Entwicklung im kurzzyklischen Produktgeschäft wurde durch rückläufige Großaufträge und die anhaltenden Einschränkungen im Servicegeschäft aufgehoben. Die operativen Margen des Konzerns wurden durch Belastungen im Nichtkerngeschäft und einen Verlust im Geschäftsbereich Industrieautomation im Zusammenhang mit dem Kusile-Projekt in Südafrika beeinträchtigt. Ohne diese Effekte waren die Margen robust, gestützt auf die laufenden Kostensenkungsmaßnahmen in allen Geschäftsbereichen […]. Der Geschäftsbereich Antriebstechnik konnte seine solide Performance fortsetzen.“

Die Entwicklung in den Absatzmärkten

In der Fertigungsindustrie war der Auftragseingang durchwachsen. Während der Konzern insbesondere von Aufträgen aus dem Automobil- und 3C-Sektor profitierte, war die Nachfrage in der Maschinenbaubranche schwach. Einige Absatzmärkte wie die Nahrungs- und Genussmittelbranche sowie die Logistikindustrie erzielten dagegen kräftige Zuwächse.

In der Prozess- und Energieindustrie schwächten sich die Aktivitäten im Berichtsquartal deutlich ab. Serviceaktivitäten wurden erneut durch Reisebeschränkungen und den kundenseitigen Aufschub von Serviceausgaben gebremst. Auch Investitionsprojekte werden weiter zurückgestellt, da die meisten Kunden sich auf die eingetrübten Nachfrageaussichten einstellen.

Im Verkehrs- und Infrastruktursektor lagen Investitionen in den Segmenten Bahn, Elektromobilität, Windkraft und Rechenzentren auf solidem Niveau. Auch im Segment der Energieverteilerunternehmen war die Auftragslage robust. Im Schifffahrtssektor gingen die Aktivitäten dagegen stark zurück.

Entwicklung der Geschäftsbereiche im 3. Quartal 2020

Im Geschäftsbereich Elektrifizierung betrug der Auftragseingang im 3. Quartal 2,952 Milliarden US-Dollar, auf vergleichbarer Basis 7 % weniger als im Vorjahresquartal. Die kurzzyklischen Aktivitäten zeigten sich insgesamt resilient, mit guter Dynamik in Märkten wie Energieverteilerunternehmen, Rechenzentren, Nahrungs- und Genussmittel, Windenergie, Bahn und Elektromobilität. Dämpfend wirkten sich rückläufige Großaufträge und die schwächere Nachfrage im langzyklischen Geschäft aus. Der Haus- und Gebäudesektor war – abhängig von der Region – durchwachsen. Im Öl- und Gassektor gingen die Aktivitäten deutlich zurück. Auf dem amerikanischen Kontinent und in der AMEA-Region wurde die Nachfrage weiterhin durch Covid-19 beeinträchtigt, was den Effekt der kräftigen Erholung in China aufhob. Dem robusten Umsatz im kurzzyklischen Geschäft stand das herausfordernde Projektgeschäft entgegen, hauptsächlich in den USA.

Wesentliche Geschäftszahlen des ABB-Konzerns im 3. Quartal

Wesentliche Geschäftszahlen des ABB-Konzerns im 3. Quartal. ABB

Im Geschäftsbereich Industrieautomation lag der Auftragseingang im 3. Quartal bei 1,164 Milliarden US-Dollar, auf vergleichbarer Basis 9 % weniger als im Vorjahresquartal. Das Ergebnis des Geschäftsbereichs wurde durch den vorgeschlagenen Vergleich mit Eskom im Zusammenhang mit dem Kusile-Projekt in Südafrika belastet, was zu einer weiteren Neubewertung des Projekts führte. Dies schmälerte sowohl den Auftragseingang als auch den Umsatz um 3 % und minderte die operative Ebita-Marge. Darüber hinaus litt der Auftragseingang unter dem anhaltenden Abschwung in der Energie- und Schifffahrtsindustrie, wenngleich der Geschäftsbereich von einigen Großaufträgen und der robusten Entwicklung in der Prozessindustrie profitierte. Die Aufträge verringerten sich in allen Regionen und gaben insbesondere auf dem amerikanischen Kontinent massiv nach. Nach Abschluss des Quartals erhielt der Geschäftsbereich allerdings einen Schifffahrtsauftrag im Wert von über 300 Millionen US-Dollar.

Der Geschäftsbereich Antriebstechnik erzielte im 3. Quartal einen Auftragseingang von 1,535 Milliarden US-Dollar, auf vergleichbarer Basis 1 % weniger als im Vorjahresquartal. Dabei hoben die schwachen Projekt- und Serviceaktivitäten infolge des anhaltenden Abschwungs von Sektoren wie der Öl- und Gasindustrie das moderate Wachstum bei kurzzyklischen Produkten und die lebhafte Nachfrage im Bahnsektor wieder auf. Auf dem amerikanischen Kontinent legten die Aufträge zu, während sie in der AMEA-Region und in Europa nachgaben. Die Margen behaupteten sich gegenüber einem starken Vergleichsquartal, unterstützt durch den vorteilhaften Mix und Kostensenkungsmaßnahmen.

Der Geschäftsbereich Robotik & Fertigungsautomation erreichte im Berichtsquartal einen Auftragseingang von 720 Millionen US-Dollar, 14 % weniger als im Vorjahresquartal. Der Auftragseingang blieb gegenüber einem moderaten Vergleichsquartal stabil, gestützt auf selektiven Robotik-Investitionen im 3C- und Automobilsektor, vor allem in China. Die Maschinenbaubranche verzeichnete dagegen schwache Aktivitäten. In Europa und auf dem amerikanischen Kontinent gingen die Aufträge deutlich zurück, was durch den kräftigen Zuwachs in der AMEA-Region abgefedert werden konnte.

Gewinn aus dem Verkauf von Power Grid-Anteilen wird ausgeschüttet

Durch den Verkauf von 80,1 % der Anteile des Geschäftsbereichs Power Grids an Hitachi (am 1. Juli 2020) verzeichnete das Unternehmen im Berichtsquartal einen Buchgewinn von 5,3 Milliarden US-Dollar, der im Gewinn aus nichtfortgeführten Aktivitäten ausgewiesen wurde. Wie bereits bekannt gegeben, beabsichtigt ABB Nettobarerlöse in Höhe von 7,6 bis 7,8 Milliarden US-Dollar aus dem Verkauf an die Aktionäre auszuschütten. Am 23. Juli hat das Unternehmen auf einer zweiten Handelslinie ein Rückkaufprogramm für 10 % seines Aktienkapitals lanciert. Zusätzlich zum laufenden Aktienrückkaufprogramm plant ABB in den nächsten zwölf Monaten 30 bis 35 Millionen eigene Aktien zu erwerben, die hauptsächlich für Aktienpläne für die Mitarbeiter genutzt werden sollen.

Kurzfristiger Ausblick

Die Entwicklung der Weltwirtschaft wird 2020 voraussichtlich rückläufig sein, nachdem sich der Ausblick infolge der Covid-19-Pandemie rasant verschlechtert hat. Trotz der einsetzenden Erholung in China und der anschließenden Konjunkturbelebung in weiteren großen Teilen der globalen Wirtschaft herrscht weiterhin beträchtliche Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Aufschwungs. Viele Länder sind im Zusammenhang mit Covid-19 mit anhaltenden oder erneuten Beschränkungen konfrontiert, die den Aufschwung bremsen können – voraussichtlich mit langfristigen Folgen für die Wirtschaft.

Die Auswirkungen von COVID-19 belasten weiterhin den kurzfristigen Ausblick in vielen Absatzmärkten, insbesondere in der Öl- und Gasindustrie, der konventionellen Stromerzeugung, der Automobil- und Schifffahrtsindustrie sowie dem Haus- und Gebäudesektor. Einige Absatzmärkte wie Energieverteilerunternehmen, der Verkehrssektor, Rechenzentren, die Verbraucherelektronik und die Nahrungs- und Genussmittelbranche zeigen sich bisher relativ widerstandsfähig.

Vor diesem Hintergrund rechnet ABB für das 4. Quartal 2020 damit, dass die Auftrags- und Umsatzwachstumsraten gegenüber der Vorjahresperiode schwierig bleiben und dass die Umsatzwachstumsrate sequentiell abnimmt. Die operativen Margen werden gegenüber der Vorjahresperiode voraussichtlich wachsen, unter anderem aufgrund geringerer Belastungen aus Einmalpositionen. Gegenüber dem Vorquartal dürften die Margen infolge saisonaler Einflüsse jedoch nachgeben. ABB erwartet für das Gesamtjahr einen robusten Cashflow.

(dw)

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