Der bayerische Ministerpräsident hat mit dem ersten Homeoffice-Gipfel eine mögliche Marschrichtung aufgezeigt: Ein Anspruch auf Homeoffice für Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst, wenn es möglich ist. Die gewerbliche Wirtschaft bleibt davon jedoch ausgenommen. Bayerische Staatsregierung

Der bayerische Ministerpräsident hat mit dem ersten Homeoffice-Gipfel eine mögliche Marschrichtung aufgezeigt: Ein Anspruch auf Homeoffice für Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst, wenn es möglich ist. Die gewerbliche Wirtschaft bleibt davon jedoch ausgenommen.
(Bild: Bayerische Staatsregierung)

In der Debatte um Homeoffice während der Corona-Pandemie fordern die Grünen, die Arbeitgeber müssten verpflichtet werden, Homeoffice zu erlauben, wo es möglich ist. Wer von zuhause aus arbeiten könne und wolle, müsse das sofort tun können. Die Bundesregierung will jedoch weiterhin auf Freiwilligkeit setzen – ohne Zwang.

VDMA nennt Homeoffice-Zwang absurd

Der Maschinenbauverband VDMA positioniert sich entschieden gegen Zwänge: „Homeoffice-Zwang wäre absurd!“ Die Arbeitsorganisation jedes einzelnen Betriebes sei unterschiedlich und lasse sich nicht per Behördenverordnung von außen regeln. Zudem sorgten die Maschinenbauer dafür, den Mitarbeitern, deren Arbeitslätze nicht direkt an die Produktion gebunden sind, Homeoffice zu ermöglichen, sagte der VDMA-Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. Insgesamt liegt der Home-Office-Anteil im Maschinen- und Anlagenbau bei 30 % aller Beschäftigten; die Betriebe halten eine weitere Steigerung auf 34 % für möglich.

Die SPD und mit ihnen die Gewerkschaften fordern schon lange ein Recht auf Homeoffice. Trotz des Neins dazu vom Koalitionspartner CDU/CSU zu einem entsprechenden Gesetz, drängt der Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) weiter auf ein Recht der Arbeitnehmer auf Homeoffice. Mit erneuten Gesprächen will er die Bereitschaft dafür auf der Arbeitgeberseite erhöhen. „Der dringende Aufruf ist es, wo immer es geht, das jetzt zu ermöglichen“, sagte Heil in einem Interview mit dem NDR. Teils sei das betrieblich nicht möglich, aber wo es möglich sei, müsse es gemacht werden.

Söders Konzept als Modell für den Bund?

Der erste Homeoffice-Gipfel, der letzte Woche in Bayern stattfand, zeigt nun auf, wie es in der Homeoffice-Debatte bundesweit weitergehen könnte: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder will in Bayern für Arbeitnehmer im öffentlichen Sektor einen Anspruch auf Homeoffice gewähren, wo es möglich ist. In der gewerblichen Wirtschaft will Söder dagegen keinen Anspruch auf Homeoffice schaffen – da ist er sich mit der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VbW) einig. Aber es soll auch in der Wirtschaft mehr Homeoffice geben als bisher, wo immer es geht. Da sind sich die Wirtschaft, Gewerkschaften und Regierung in Bayern einig. Damit die gewerblichen Unternehmen noch mehr Arbeitsplätze im Homeoffice schaffen, will Söder sie mit finanziellen Anreize locken. Er denkt dabei an „steuerliche Erlösmöglichkeiten“ wie zum Beispiel Sofort-Abschreibungen, wenn ein Unternehmen weitere Homeoffice-Arbeitsplätze ermöglicht. Diese Steuervorteile sind allerdings nur über das Bundesrecht umsetzbar, räumte Söder ein.

Homeoffice statt Büro: Jeder Fünfte Arbeitnehmer würde umziehen

Ein Haus im Grünen, kürzere Wege zu den Verwandten oder mehr Platz für weniger Geld: Das sind für 21 % der Berufstätigen die wichtigsten Gründe für einen Wohnungsumzug, wenn sie in Zukunft größtenteils im Homeoffice arbeiten könnten. Dies ergab eine repräsentative Befragung von 1.503 Erwerbstätigen in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Am größten ist der Wunsch zum Umziehen bei den jüngeren Berufstätigen.

„In der Corona-Krise hat flexibles Arbeiten einen kräftigen Schub erfahren und wird auch nach der Pandemie die neue Normalität in der Arbeitswelt prägen“, kommentierte der Bitkom-Präsident Achim Berg. Durch den „dauerhaften Trend zum Homeoffice“ seien viele Berufstätige weniger stark auf einen Wohnort in der Nähe des Arbeitgebers angewiesen.

Wer Homeoffice machen darf und dann umzuziehen will, möchte damit vor allem seine Wohnsituation verbessern. 39 % wollen lieber im Grünen wohnen, 23 % in einer attraktiveren Stadt und 28 % näher bei Freunden oder der Familie sein. Finanzielle Überlegungen spielen ebenfalls eine Rolle: 20 % möchten Miete sparen, 19 % mehr Wohnraum für weniger Geld haben. Nur 1 % würde umziehen, um ein eigenes Arbeitszimmer einrichten zu können.

(dw)

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