Bei den Einsatzmöglichkeiten von 5G steht in der Industrie die Vernetzung von Produktionsanlagen sowie die Realisierung von Echtzeitkommunikation zwischen Maschinen (M2M-Kommunikation) im Vordergrund. Auch die Bewertung der Ziele, die mit dem Einsatz von 5G verbunden werden, konzentriert sich auf die Optimierung der direkt wertschöpfenden Prozesse in Produktion und Logistik. MHP Management- und IT-Beratung

Bei den Einsatzmöglichkeiten von 5G steht in der Industrie die Vernetzung von Produktionsanlagen sowie die Realisierung von Echtzeit-Kommunikation zwischen Maschinen im Vordergrund. Auch die Bewertung der Ziele, die mit dem Einsatz von 5G verbunden werden, konzentriert sich auf die Optimierung der direkt wertschöpfenden Prozesse in Produktion und Logistik. (Bild: MHP Management- und IT-Beratung)

Dr. Katharina Hölck, Projektleiterin des Industrie 4.0 Barometers 2020 und Managerin bei der MHP Management- und IT-Beratung, erläuterte die Ergebnisse: „Unternehmen fahren auf Sicht und dieses Vorgehen wird durch die Corona-Pandemie weiter verstärkt. Ziele wie die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und die Erschließung neuer Märkte nehmen verglichen mit den inkrementellen Verbesserungen der Wertschöpfung eine untergeordnete Rolle ein.“ Besonders in der Automobilindustrie bleiben durch die Pandemie „letztlich kaum noch Kapazitäten für Innovationen im Industrie-4.0-Bereich“. So geben 74 % der Teilnehmer aus der Automobilbranche an, dass aufgrund des fordernden Tagesgeschäfts nicht genügend Kapazitäten für Industrie-4.0-Vorhaben vorhanden sind. In anderen Branchen kommen lediglich 60 % zu dieser Einschätzung.

An der Umfrage der MHP Management- und IT-Beratung sowie der Universität München, die im vergangenen Jahr bereits zum dritten Mal durchgeführt wurde, nahmen über 200 Experten, insbesondere Führungskräfte aus IT- und Fachabteilungen, aus Unternehmen unterschiedlicher Industriezweige im DACH-Raum teil. Im Fokus standen diesmal Cloud Services und die 5G-Technologie.

Fokus liegt auf Technologien, nicht auf übergreifenden Strategien

„Aus der Umfrage können wir ablesen, dass die Unternehmen mehr in digitale Technologien investieren“, erläutert Prof. Dr. Johann Kranz, Leiter der Professur für Internet Business and Internet Services an der Universität München. „Die Antworten legen aber auch nahe, dass Industrie 4.0 zu stark von der technischen Seite aus und zu oft lediglich in Silos gedacht wird. Entscheidend für den Erfolg sind aber bereichsübergreifende Strukturen und Strategien.“

Großes Potenzial für die Digitalisierung der industriellen Produktion sehen die Teilnehmer sowohl in Cloud Services als auch in der 5G-Technologie. Beides kann die Basis für bereichsübergreifende Strukturen und Strategien bilden. Allerdings: Der Einsatz dieser beiden Technologien steckt meist noch in den Kinderschuhen – also in der Planungs- und Testphase.

5G in der Industrie noch in der Testphase

Die Umfrageergebnisse zum Thema 5G bestätigen, dass die 5G-Technologie für die Weiterentwicklung der Industrie-4.0-Reife der Unternehmen im Durchschnitt hoch eingeschätzt wird (60 %). Generell wird jedoch sichtbar, dass sich 5G erst bei 14 % der befragten Unternehmen über die Testphase hinaus im Einsatz befindet. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen stehen den großen Betrieben bei der Nutzung von 5G nach (-13 %). Knapp die Hälfte aller KMUs (durchschnittlich 46 %) nutzen 5G noch gar nicht. Dies lässt sich damit begründen, dass sich ein 5G-Ausbau erst in größerem, auch standortübergreifenden Umfang lohnt.

Hinsichtlich der unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten von 5G kristallisiert sich eine Fokussierung auf die Vernetzung von Produktionsanlagen sowie auf die Realisierung von Echtzeit-Kommunikation zwischen Maschinen (M2M-Kommunikation) heraus. Darüber hinaus wird die Technologie auch zur Befähigung autonomer Transportfahrzeuge und -systeme eingesetzt.

Auch die Bewertung der Ziele, die mit dem Einsatz von 5G verbunden werden, konzentriert sich auf die Optimierung der direkt wertschöpfenden Prozesse in Produktion und Logistik. Höhere Übertragungsraten, eine verbesserte Stabilität sowie kürzere Latenzzeiten erscheinen wichtiger als beispielsweise ein reduzierter Energiebedarf oder die Anpassung an internationale Standards. Diese Priorisierung zeigt, dass für den Erfolg der 5G-Technologie die grundlegenden Kennzahlendimensionen Zeit, Kosten und Qualität entscheidend sind. Unterstützenden Faktoren, die nicht direkt zur Leistungserstellung beisteuern, werden von den Teilnehmern dementsprechend eine geringere Bedeutung zugesprochen.

(dw)

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