Ja, es gibt sie noch und man findet sie auch in der relativ jungen Geschichte der Elektronikindustrie – klassische Familienunternehmen, die mit unermüdlichem Einsatz und unternehmerischer Weitsicht eine weltweit agierende Firmengruppe aufgebaut haben.
Als Werner Peters 1956 zusammen mit den beiden anderen Leiterplattenpionieren Fritz Stahl (Ruwel-Werke, Geldern) und Hermann Seul (Isola-Werke) die ersten in Deutschland serienmäßig hergestellten Leiterplatten für die Firma Metz für deren Radioproduktion entwickelte, ahnte er noch nicht, dass er damit den Beginn der Leiterplattenproduktion in Europa einläutete.
Heute, mehr als 50 Jahre später, ist die Peters Gruppe laut eigenen Angaben weltweit der einzige Komplettanbieter von Beschichtungsstoffen für die Elektronikindustrie: Mit Beschichtungen für die Herstellung von Leiterplatten und den Schutz von Baugruppen sowie elektronischen Bauteilen bis hin zu integrierten Lösungen für die Beschichtungstechnologie ist das Un-ternehmen führend im Bereich High-Tech-Be-schichtungen für die Elektronik. Diese werden in der Automobilelektronik, Luft- und Raumfahrt, Industrieelektronik und Medizintechnik sowie bei LED-Applikationen und in weiteren Anwendungsbereichen eingesetzt. Mit seinen internationalen Service- und Vertriebsbüros und mehr als 65 Auslandsvertretungen ist Peters in mehr als 90 Ländern für über 3500 Kunden vor Ort vertreten.
Bereits seit 1995 leiten die Tochter des Firmengründers Brigitte Schwartz und sein Schwiegersohn Ralf Schwartz die Geschicke des Unternehmens und führen das Lebenswerk von Werner Peters weiter, der 2017 verstorben ist. Mit Britta Schwartz und Benjamin Alfes wirkt bereits die 3. Generation im Familienunternehmen Peters mit. Neffe Tim Schwartz hat über 10 Jahre erfolgreiche Aufbauarbeit für Peters in Asien geleistet.
Status Quo der Schutzlackierung
Die Entwicklung einer Vielzahl von Produktneuheiten wie des ersten nicht blutenden Lötstopplacks und die Erfindung der abziehbaren Lötstopplacke stellten Ende der 1970er Jahre Meilensteine in der Elektronikfertigung nicht nur in Europa dar, sondern auch in den damals aufstrebenden asiatischen „Tigerstaaten“, Südkorea, Taiwan, Hongkong und Singapur.
Aufgrund weltweit steigender Anforderungen an Elektronikprodukte steigen auch die Anforderungen an die notwendigen Komponenten zum Aufbau dieser Produkte. Deshalb unterliegen auch Schutzlackierungen einer ständigen Neubeurteilung und Elektronik-Zulieferer sind auf der Suche nach Lösungen, die die hohen Anforderungen von heute, aber auch in der Zukunft erfüllen.
Der derzeitige Markt für Schutzlacke wird von lösemittelhaltigen Lacken dominiert, mit denen momentan fast alle Anforderungen erfüllt werden können.
Aufgrund steigender Anforderungen an die Verarbeitbarkeit vor allem hinsichtlich der Trocknung und steigender Temperaturanforderungen nehmen Silikonlacke und lösemittelfreie UV-härtende Lacksysteme an Bedeutung zu.
Daraus ergeben sich nach dem Stand der Technik die folgenden „Big Five“ der Schutzlacke bei Peters:
- Physikalisch trocknende Schutzlacksysteme, wie die Schutzlacke der Reihen Elpeguard SL 1800 FLZ oder SL 1307 FLZ
- Lösemittelfreie, UV-härtende Schutzlacksysteme, wie die Dickschichtlacke der Reihe Elpeguard Twin-Cure DSL 1600 E-FLZ und der Silikon-Dickschichtlacke Elpeguard Twin-Cure DSL 1707 FLZ
- 2-Komponenten-Schutzlacke der Reihe Elpeguard 9407 FLZ mit hoher Beständigkeit gegen äußere Einflüsse
- Dauerelastischer Synthetic Rubber Elpeguard UTC 1507 FL
- Lösemittelfreie Silikon-Schutzlacksysteme, wie die Silikon-Dickschichtlacke Elpeguard DSL 1705 FLZ und der Reihe Elpeguard DSL 1706 FLZ
Die Kempener Beschichtungsexperten sind allerdings überzeugt, dass die Zu-kunft den sogenannten „Twin-Cure“- Systemen (silikonfrei oder silikonhaltig) gehört, die VOC-frei und UV-härtend sind. Dank günstiger Lösemittelbilanz, geringem Platzbedarf und geringem Energieverbrauch durch schnelle Prozessierung ergeben sich Kosten- und Zeitvorteile, dank derer sich Twin-Cure-Lacke zunehmend gegen die lösemittelhaltigen Lacksysteme durchsetzen werden. VOC-freie Silikon-Schutzlacke erfüllen zudem die steigenden Anforderungen im Bereich der Hochtemperaturanwendungen, in denen andere Polymere an ihre Grenzen kommen.
Umwelt und Gesundheit im Blick – kein SVHC
Die in fotostrukturierbaren Lötstopplacken häufig verwendeten Fotoinitiatoren Typ 907 und 369 sind im Januar 2020 von der Europäischen Chemikalienbehörde ECHA (European Chemical Agency) auf die Kandidatenliste der besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHC, Substances of Very High Concern) gesetzt worden.
Da die Gefahren dieser Substanzen schon seit einigen Jahren bekannt sind, hat Peters frühzeitig Alternativen erprobt, für die heute bereits eine breite Praxiserfahrung vorliegt, und legt nun den Fokus auf den technischen Fortschritt seiner Produkte: Die Elpemer Editionen 733 (für klassische Kontaktbelichtung) und 766 (für feinste Strukturen durch Direktbelichtung) erfüllen die aktuellen anspruchsvollen Automotive-Anforderungen wie hohe Dauertemperatur- und Temperaturschockbeständigkeit bis 175 °C; sie können für temperaturkritische Hochstromanwendungen eingesetzt werden und erreichen eine ausgezeichnete Feuchteisolationsbeständigkeit (SIR) bei 1000 V.
Trends im Blick – 3D Druck
Auch für zukünftige Marktanforderungen sieht sich das Unternehmen gut gerüstet und investiert in additive (3D-Druck) oder digitale Fertigungsverfahren, die zu den noch relativ jungen Technologien in der Elektronikfertigung zählen. Beispielsweise ermöglichen die im Inkjet-Verfahren aufgebrachten Lötstopplacke dank direkter digitaler Umsetzung von Layouts den fein strukturierten und prozesssicheren Auftrag und bieten hohe Flexibilität und Schnelligkeit hinsichtlich Layoutänderungen; selbst Klein- und Kleinstserien können wirtschaftlich umgesetzt werden. Der Wegfall mehrerer Prozessschritte im Vergleich zu vergleichbar hochauflösender, fotostrukturierbarer Lötstopplacke führt bei der Inkjet-Applikation zusätzlich zu enormen Einsparpotenzialen. Die „Elpejet Lötstopplacke“ von Peters befinden sich im abschließenden Finetuning.
Coating Innovation Forum
Das Wissen, das man sich über 50 Jahre aufgebaut hat, will man auch in Kempen teilen. Und so begann man 2015, das Peters Coating Innovation Forum ins Leben zu rufen. Zweimal pro Jahr kommen Teilnehmer aus der Elektronik-, Automobilindustrie und der LED-Branche zu Vorträgen, Workshops und Technikvorführungen zusammen. Die hohe Qualität der 2-tägigen Veranstaltung mit Referenten von Peters und von den Maschinenherstellen führt jedes Jahr dazu, dass man sich sputen muss, um einen Platz zu bekommen, da die Tagung immer weit im Voraus ausgebucht ist. Der Erfahrungsaustausch und der Informationsbedarf zum Thema Schutzlackierung scheint ungebrochen hoch. Und so hätte vom 25.-26. März 2020 das beliebte Forum erstmals in englischer Sprache stattfinden sollen, was durch den Lock-Down allerdings abgesagt werden musste.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben
Die geplante Jubiläumsfeier hätte am Wochenende vom 15.-16. Mai 2020 stattfinden sollen und ist wie so viele andere Veranstaltungen verschoben worden. Aber weil man am Niederrhein nicht so schnell den Kopf in den Sand steckt, wird das Firmenjubiläum voraussichtlich im Mai 2021 mit einer „50 + 1“ Feier nachgeholt.
Das Verlagsteam rund um die Productronic gratuliert ganz herzlich zum 50-jährigem Firmenjubiläum und freut sich auf viele spannende Beschichtungs-Innovationen, die noch aus dem Hause Peters kommen werden.
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