Die EU hat ihre Wasserstoffstrategie angekündigt. Insbesondere im Nutzverkehr sieht sie Chancen für den Energieträger.

Die EU hat ihre Wasserstoffstrategie angekündigt. Insbesondere im Nutzverkehr sieht sie Chancen für den Energieträger. (Bild: Adobe Stock 324407848)

Die EU will mit einer neuen Wasserstoffstrategie die Wasserstofferzeugung dekarbonisieren. Wasserstoff sei eine wichtige Lösung zur Verringerung der Treibhausgasemissionen in schwer zu dekarbonisierenden Sektoren, in denen eine Elektrifizierung schwierig oder nicht möglich ist. Dies gelte beispielsweise für den Schwerlastverkehr. Als CO2-freier Energieträger könnte Wasserstoff auch den Transport erneuerbarer Energie über große Entfernungen und die Speicherung großer Energiemengen ermöglichen.

Im Verkehrssektor ist Wasserstoff laut EU eine vielversprechende Option für Fälle, in denen die Elektrifizierung schwieriger ist, z. B. für Busse im öffentlichen Nahverkehr, für gewerbliche Flotten oder bestimmte Teile des Schienennetzes. Auch schwere Nutzfahrzeuge, einschließlich Reisebussen, Spezialfahrzeugen und Fahrzeugen für den Straßengüterfernverkehr, könnten durch die Verwendung von Wasserstoff als Kraftstoff dekarbonisiert werden. Es sei möglich, den Einsatz von Wasserstoff-Brennstoffzellenzügen auszuweiten und Wasserstoff als Kraftstoff in der Binnenschifffahrt und im Kurzstreckenseeverkehr zu nutzen.

Langfristig könne Wasserstoff als Ausgangsstoff für die Herstellung von flüssigem synthetischem Kerosin und anderen synthetischen Kraftstoffen auch zu einer Option für die Dekarbonisierung des Luft- und Seeverkehrs werden.

In einer ersten Phase der Strategie (2020 – 24) will die EU die für einige Verwendungszwecke, z. B. in der chemischen Industrie, bereits bestehende Wasserstofferzeugung dekarbonisieren und die Nutzung von Wasserstoff für neue Anwendungen fördern. In dieser Phase sollen in der EU bis 2024 für die Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff bestimmte Elektrolyseure mit einer Elektrolyseleistung von mindestens 6 GW installiert und bis zu 1 Mio. Tonnen erneuerbarer Wasserstoff erzeugt werden. Derzeit sind in der EU Elektrolyseure mit einer Elektrolyseleistung von etwa 1 GW installiert.

Ab 2024 soll Wasserstoff in Lkw genutzt werden

In einer zweiten Phase (2024 bis 2030) soll Wasserstoff zu einem wesentlichen Bestandteil eines integrierten Energiesystems werden, wobei das Ziel verfolgt wird, in der EU bis 2030 für die Erzeugung von erneuerbaren Wasserstoff bestimmte Elektrolyseure mit einer Elektrolyseleistung von mindestens 40 GW zu installieren und bis zu 10 Mio. Tonnen erneuerbaren Wasserstoff zu erzeugen. Die Nutzung von Wasserstoff soll allmählich auf neue Sektoren wie die Stahlerzeugung, Lastkraftwagen, den Schienenverkehr und einige Anwendungen im Seeverkehr ausgeweitet werden. Erzeugt werden soll der Wasserstoff in dieser Phase weiterhin hauptsächlich in lokalen Ökosystemen in der Nähe der Nutzer oder in der Nähe erneuerbarer Energiequellen.

In einer dritten Phase, von 2030 bis 2050, sollten die Technologien für erneuerbaren Wasserstoff ausgereift sein und in großem Maßstab eingesetzt werden, sodass auch alle Sektoren erreicht werden können, in denen die Dekarbonisierung schwierig ist und alternative Lösungen möglicherweise nicht umsetzbar sind oder höhere Kosten verursachen.

Die kumulierten Investitionen in erneuerbaren Wasserstoff könnten sich laut EU in Europa bis 2050 auf bis zu 180 bis 470 Mrd. Euro belaufen und für CO2-armen fossilen Wasserstoff in der Größenordnung von 3 bis 18 Mrd. Euro bewegen. Die Entstehung einer Wasserstoffwertschöpfungskette für eine Vielzahl von Industriezweigen und andere Endverwendungen könnte in Verbindung mit einer Führungsrolle der EU bei den Technologien im Bereich erneuerbare Energien direkt und indirekt zu Arbeitsplätzen für bis zu 1 Mio. Menschen führen. Schätzungen von Analysten zufolge könnten 24 % der weltweiten Energienachfrage bis 2050 mit sauberem Wasserstoff gedeckt werden, was einem Jahresumsatz von etwa 630 Mrd. Euro entspricht.

 

 

(gk)

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