Saisonbedingte Preisschwankungen im Speichermarkt sind nicht neu. Doch die Entwicklungen der letzten 12 bis 18 Monate haben die normalen Zyklen durcheinander gewirbelt. Von Mai letzten Jahres bis Januar 2007 stiegen die Preise für DDR2-Speicher kontinuierlich, da die Hersteller die große Nachfrage nicht bedienen konnten. Obwohl viele Hersteller im Herbst 2006 auf kleinere Fertigungsprozesse umgestellt hatten und so 30 bis 40% mehr DRAMs bei geringeren Herstellungskosten produzieren konnten, stiegen die Preise trotzdem weiter.

Als dann im Januar die produzierten Mengen den Bedarf an Speichern überschritten, setzte ein Preisverfall bis weit unter die Produktionskosten ein. Diese Talfahrt scheint nun vorbei zu sein. Seit Ende Mai diesen Jahres hat der Preis für 512-MBit-DDR2-Speicher um mehr als 30% zugelegt – Tendenz steigend. Neben dem in der Branche üblichen „Schweinezyklus“ wird der Preisanstieg durch die Einführung neuer Produkte wie des iPhone beeinflusst. Außerdem wirkt sich die zunehmende Akzeptanz von Windows Vista bei den Endverbrauchern auf die DRAM-Preise aus.

Der Einfluss des iPhone auf die Speicherpreise scheint auf den ersten Blick verblüffend – schließlich ist das Smartphone nicht mit DRAM- sondern mit NAND-ICs bestückt. „Einige Hersteller ziehen ihre Produktionskapazitäten von den DRAM-Speichern ab und konzentrieren sich auf die Produktion von NAND-Speichern. Dadurch kommt es inzwischen bei einigen namenhaften Speicher-Herstellern zu Lieferengpässen im DRAM-Bereich, die sich auf die Preise auswirken“, so Thorsten Wronski, Vorstand des Spezialdistributors Memphis Electronic. Angesichts der schlechten Lieferbedingungen kommen einige Kunden nicht nur wegen der sommerlichen Temperaturen ins Schwitzen. Dabei gibt es Alternativen: kleinere Anbieter, die baugleiche Chips herstellen und in Sachen Produktionskontinuität wesentlich zuverlässiger sind. „Der Chiphersteller Elpida beispielsweise konzentriert sich ausschließlich auf die Produktion von DRAM-Speichern. Und durch eine kürzliche Umstellung der Produktion von 90- auf einen 70-nm-Fertigungsprozess wird es bei Elpida in absehbarer Zeit keine Lieferengpässe geben“, weist Wronski auf eine Alternative zu den großen Anbietern hin.

Ein weiter Grund für steigende DRAM-Preise ist aus Thorsten Wronskis Sicht die zunehmende Etablierung von Windows Vista auf dem Markt. Dabei war das neue Betriebssystem anfangs mit verantwortlich für den rasanten Absturz der DRAM-Preise. „Die Speicher-Hersteller hatten im vergangenen Jahr überzogene Erwartungen an die Bedeutung von Vista für das Weihnachtsgeschäft – und blieben auf vollen Lagern sitzen“, blickt Wronski zurück. Gleichzeitig nahm die gesamte Speichermenge durch die verkleinerten Fertigungsprozesse in der Produktion zu. Die Folge: Die DRAM-Preise sanken seit Januar über 65%, bis weit unter die Gewinnschwelle. Die Prognose des vergangenen Jahres wird sich wohl in diesem Jahr erfüllen. „Windows Vista setzt sich allmählich durch und wird im Weihnachtsgeschäft 2007 eine wichtige Rolle spielen“, prognostiziert Wronski. Die aktuell steigenden Preise für DRAMs sind erste Anzeichen für ein Ende der Preisspirale nach unten. Für das verbleibende Jahr 2007 kann mit einem deutlichen Preisanstieg der DRAM-Speicher gerechnet werden. (jj)

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