In seiner Abschiedsrede an die Mitarbeiter versicherte der scheidende Gesellschafter und Geschäftsführer der BuS Holding, Dr. Werner J. Maiwald, dass „es vorerst keine wesentlichen Veränderungen im Geschäftsbetrieb gibt, außer dass ich persönlich nach 23 Jahren nicht mehr der BuS angehöre und somit kein Geschäftsführer mehr bin“. Aus Altersgründen übergab Haupteigentümer Dr. Werner Maiwald das Familienunternehmen mit Hauptsitz in Riesa an den neuen Inhaber. Allerdings wird er Neways Electronics International noch 18 Monate als „Senior Advisor to the Board“ zur Verfügung stehen.
Der Elektronikfertigungs-Dienstleister ist der größte private Arbeitgeber in Riesa und beschäftigt derzeit etwa 1.000 Mitarbeiter, darunter 50 Entwickler. Das Unternehmen rechnet damit, im Jahr 2014 einen Umsatz von etwa 118 Mio. Euro bei einer EBIT-Marge von rund 6 Prozent zu realisieren. Im ersten Halbjahr 2014 haben die Ergebnisse der BuS-Gruppe die Erwartungen übertroffen. „In den 8552 Tagen seit 1991 hat sich das Bayerisch-Sächsische Unternehmen BuS Elektronik in Riesa von anfänglich sechs Mitarbeitern zu einer außerordentlichen Erfolgsgeschichte entwickelt, für die wir als Firma und ich als Unternehmer mehrfach ausgezeichnet worden sind.“
Top-5 der EMS-Akteure
Durch die Gründung von BuS Decin in der Tschechischen Republik und den Zukauf der Software und Systeme Erfurt wurden die Voraussetzungen geschaffen, die für die weitere Entwicklung des Unternehmens richtungsweisend seien, betont Maiwald: „Ich bin sehr stolz darauf, dass ich das Unternehmen zu einem Zeitpunkt übergeben kann, zu dem es sich auf dem bisherigen Höhepunkt seiner Entwicklung befindet.“ Die wirtschaftliche Situation sei sehr stabil, die Geschäftsaussichten nachhaltig positiv, weshalb er ankündigt: „Der Umsatz wird in diesem Jahr erstmalig die 120-Millionen-Euro-Marke reißen. Das Ergebnis des ersten Halbjahres beträgt 3,5 Mio. Euro, also mehr als der gesamte Gewinn von 2013.“
Neways erwartet von dieser Übernahme wesentliche Synergievorteile. Davon ist Huub van der Vrande, CEO von Neways, überzeugt: „Die Strategien beider Unternehmen harmonieren sehr gut miteinander, und Kundenstamm, Marktsegmente und Aktivitäten ergänzen einander.“ Das börsennotierte Unternehmen erhöht seinen Umsatz durch den Kauf auf rund 370 Mio. Euro (2013) während gleichzeitig die Mitarbeiterzahl auf etwa 2.900 steigt. Damit klettert Neways unter die Top-5 der EMS-Anbieter in Europa. Das Übernahmeangebot von Neways Electronics hat die von Dr. Maiwald angestrebten Verkaufsbedingungen – den Fortbestand der einzelnen Unternehmenstöchter und die Fortführung der bisherigen Geschäftstätigkeit – bestens erfüllt. Die BuS-Gruppe wird rückwirkend zum 1. Juli 2014 konsolidiert und trägt ab diesem Datum zum Gewinn je Aktie bei.
Strategische Ausrichtung
Neben einer erweiterten Entwicklungskompetenz entstehen auch im Einkauf durch ein größeres Einkaufsvolumen ganz neue Möglichkeiten. Prozesse, wie beispielsweise im Supply-Chain-Management, lassen sich innerhalb der neu formierten Gruppe noch effizienter gestalten. „Für die strategische Ausrichtung unseres Geschäfts in Richtung China ist es sehr vorteilhaft, dass Neways bereits eine seit über zehn Jahren bestehende Fabrik in China erworben hat“, kommentiert Dr. Maiwald die künftige Marschrichtung. Das börsennotierte Unternehmen ist international mit elf Tochtergesellschaften in den Niederlanden, Deutschland, Osteuropa und China tätig. Bei Neways gab es schon seit längerem Pläne, die Aktivitäten in Deutschland auszuweiten und damit seine Präsenz am wichtigen deutschen EMS-Markt zu stärken, weshalb Huub van der Vrande anmerkt: „Wachstum ist Sauerstoff für ein Unternehmen. Wachstum führt zu vitaler Begeisterung, Innovation und Investition – alles wesentliche Bestandteile des gesamten Betriebsprozesses und des Arbeitsklimas.“
Dr. Werner J. Maiwald bedankte sich am Ende seiner Rede bei allen Mitarbeitern, die mit „hoher Einsatzbereitschaft und Motivation zu diesem Erfolg beigetragen haben. Insbesondere nach dem Aus des Treuhandbetriebes Elektronik Riesa habe ich eine außergewöhnliche Leistungsbereitschaft und eine angenehme Resonanz für meine westlichen marktwirtschaftlichen Ideen gefunden“. Damit überreichte er symbolisch den Schlüssel des Hauses an die neuen Eigentümer: „Bringen Sie die BuS-Gruppe weiter voran und nutzen Sie das Potenzial, das in Riesa, Decin und Erfurt vorhanden ist.“
Kompetenzbündelung
Die Elektronikfertigungs-Dienstleister Neways und BuS Elektronik werden künftig gemeinsame Wege gehen. Für die Kunden bedeutet diese Übernahme die komplette Dienstleistung aus einer Hand und für die Region eine Stärkung der Elektronikbranche und eine entsprechende Sicherung von Arbeitsplätzen. Am 1. Mai 2016 wird BuS Elektronik dann seit 25 Jahren bestehen.
Fünf Fragen an Dr. Werner J. Maiwald, ehemaliger Gesellschafter und Geschäftsführer der BuS Holding
Gekauft, filetiert, verhökert oder plattgemacht – Übernahmen haben einen schlechten Beigeschmack. Das muss nicht immer so sein, erklärt Dr. Werner J. Maiwald im Exklusiv-Interview mit Productronic.
Der EMS-Markt ist derzeit verhalten. Nach einer Zeit der Unsicherheit im Jahr 2013 wird nun für 2014 ein leichter Umsatzrückgang prognostiziert. Ist der Zeitpunkt zum Verkauf wirklich günstig?
Ginge es nur um den Gewinn, der sich mit einem Firmenverkauf erzielen ließe, dann hätte ich mich besser vor zwei Jahren dazu entschließen müssen. Tatsächlich geht es aber vor allem um die Standortsicherung. Neways hat an zwei deutschen Standorten im hessischen Kassel mit etwa 100 und im saarländischen Neunkirchen mit etwa 130 Mitarbeitern produziert. Der Großbrand am Standort Kassel im November 2013 hatte solch verheerende Auswirkungen, dass die Entscheidung fiel, das Werk nicht mehr aufzubauen. Daraufhin hat sich Neways auf die Suche nach einer sinnvollen Alternative in Deutschland umgesehen, mit dem Ziel, die hiesigen Geschäfte weiterführen zu können. Von daher ist die Übernahme der beste Zeitpunkt für Neways.
Die Beschäftigten von BuS sahen das anfangs ganz anders. Die Angst war groß vor Betriebsteilschließungen. Was war Ihr überzeugendes Argument?
Auf den Punkt gebracht, die Weiterführung unseres Unternehmens zu sichern. Sehen Sie, die BuS-Gruppe ist ein erfolgreiches Familienunternehmen, wobei meine Familie den größten Anteil hält. Allerdings war es nicht möglich, aus meiner Familie einen Nachfolger für mich zu finden. Daher habe ich mich entschlossen, den nunmehr für alle Beteiligten zurzeit besten Weg zu suchen und die Unternehmensgruppe als Ganzes zu verkaufen. Ich habe nicht in erster Linie auf das Geld, sondern darauf geachtet, dass die Weiterführung unseres Unternehmens gesichert ist.
Die Standortsicherung bestätigt auch Neways. Dennoch bleibt es nicht aus, dass es mit Akquisitionen auch zu Strukturierungsmaßnahmen kommen wird.
Für die Standorte und die Mitarbeiter wird sich durch die Übernahme nicht viel ändern. Alle Verträge und Verpflichtungen werden übernommen, insbesondere die Darlehensverträge der Mitarbeiter. So wird auch die komplette Immobilie in Riesa übernommen und damit die Weiterführung des Geschäftsbetriebs gesichert. Sonst hätte ich weder die Absichtserklärung noch den Vertrag unterschrieben. Auch gehe ich davon aus, dass der Standort in Riesa noch weiter ausgebaut wird. Neways braucht einen starken Standort, um sich in Deutschland etablieren zu können – vor allem nach den Großbrand in Kassel. Zusammen mit Neunkirchen ergeben sich gute Synergieeffekte, da sich beide Standorte bestens ergänzen.
Neben den Standorten in den Niederlanden und Deutschland ist Neways auch in Osteuropa und China tätig. Inwiefern könnten Osteuropa, aber vor allem China den hiesigen Standorten den Rang ablaufen?
Hier in Riesa und mit unserem Firmenverbund in Sachsen und Tschechien steht den Kunden heute von der Entwicklung elektronischer Baugruppen und Systeme bis zum After-Sales-Service ein lückenloses Leistungsspektrum zur Verfügung. Unsere Kunden zählen auf unsere Beratungskompetenzen und vertrauen unseren qualifizierten und erfahrenen Ingenieursleistungen. Allerdings müssen auch wir Mittelständler uns an die sich verändernden Kundenanforderungen anpassen und unsere Kunden nach China begleiten. Und so standen wir bereits vor einem Jahr vor der Frage, nach China zu expandieren oder nicht. Diese Entscheidung wurde uns nun insofern abgenommen, da Neways bereits in China tätig ist.
Aktuell sind in der BuS Gruppe ca. 1.000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 50 in der Entwicklung. Der Umsatz betrug 2013 etwa 106 Mio. Euro. Sie müssen ganz schön stolz auf Ihr Werk sein. Tut es da nicht weh, sein Lebenswerk zu verkaufen?
Der Name BuS wird noch eine gewisse Zeit beibehalten, weil BuS auf dem hiesigen deutschen Markt eine sehr bekannte Größe ist. Doch ist es sinnvoll, dass es am Ende nur einen Namen – Neways – geben wird. Und das ist gut so.
Das Gespräch führte Marisa Robles Consée.
(mrc)