Elektronikindustrie

(Bild: Petwalk)

Die Elektro- und Elektronikindustrie bleibt eine zentrale Säule der österreichischen Wirtschaft. Mit rund 300 Unternehmen und 62.058 Beschäftigten stellte sie laut Erhebungen des Branchenorgans Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) auch im Jahr 2016 den zweitgrößten Industriezweig der Alpenrepublik (abschließende Zahlen für 2017 liegen noch nicht vor). Mit 15,3 Milliarden Euro erreichte der abgesetzte Produktionswert der Branche den bisher höchsten Wert. Auch beim Umsatz legten österreichische Elektro- und Elektronikunternehmen deutlich auf 18,9 Milliarden Euro zu – ein Plus von 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Industriezweig ist traditionell sehr exportorientiert, so überrascht es kaum, dass auch 2016 80 Prozent der Waren in das Ausland abgesetzt wurden. In absoluten Zahlen war die Exportleistung angesichts einer schwächelnden Konjunktur und verhaltener Investitionen im EU-Raum dabei jedoch leicht rückläufig.

Ein Produktionsplus wurde in fast allen Sparten erzielt. Auffällig ist vor allem die ausgeprägte Steigerung im Bereich der elektronischen Bauelemente, die um 16,1 Prozent wuchsen. Nicht nur machen diese den größten Teil des Gesamtproduktion aus, sie gelten auch als Frühindikator für die Entwicklung der gesamten Branche. Den größten Zuwachs innerhalb der Segmente erzielten mit 23,2 Prozent die Hersteller von Komponenten für die Automobilindustrie. Einen leichten Rückgang verzeichneten lediglich die Hersteller von Mess-, Kontroll- und Prüftechnik. „Die Elektro- und Elektronikindustrie erwies sich einmal mehr als Hochleistungsbranche“, bilanzierte FEEI-Präsidentin den Status Quo der Branche anlässlich der Präsentation der Jahresdaten.

Das Jahr 2017 wies in den ersten Monaten einen deutlichen Aufwärtstrend auf. Sowohl Produktionswert, Auftragseingang als auch das Exportvolumen der österreichischen Elektro- und Elektronikindustrie zogen gegenüber dem Vorjahr deutlich an. Dabei profitierte die Branche von einem schwachen Euro-Kurs, moderaten Rohstoffpreisen und einer deutlich verbesserten Gesamtkonjunktur in der Alpenrepublik. Wie sich die angekündigten Strafzölle der US-Administration sowie die Umsetzung des Brexit langfristig auf die exportorientierte Branche auswirken werden, wird sich zeigen.

Gewinnsprung durch Gesichtserkennung

Elektronikindustrie

AMS machte seinen Umsatz zuletzt mit optischen Sensoren, die in Smartphones zur Anwendung kommen. AMS

Auf ein erfreuliches 2017 blickt Sensorikspezialist AMS zurück. Der Konzern, dessen Hauptsitz in der Nähe von Graz liegt, setzte seine langfristige Fokussierungsstrategie auf optische und bildgebende Sensorik, Umwelt- und Audiosensorik fort. So veräußerte das Unternehmen etwa LED-Technologien, die bei der Ausleuchtung von Displays zum Einsatz kommen an Dialog Semiconductors. Im großen Stil investierte AMS hingegen in seine Produktionskapazitäten in Singapur, wo unter anderem optische Sensoren gefertigt werden, die in der Gesichtserkennungsfunktion von Apples iPhones zum Einsatz kommen. Auch 2018 soll in Singapur investiert werden.

Dass Microchips von AMS mehr und mehr in Smartphones von Apple sowie anderen Herstellern Verwendung finden, erklärt auch den Gewinnsprung, den AMS zum Jahresende verkündete: Im vierten Quartal verdiente das Unternehmen 141,1 Millionen Euro – im Vorjahr waren es 13,7 Millionen gewesen. Nach Expertenschätzungen könnten allein 40 Prozent des Konzernumsatzes auf Aufträge von Apples zurückgehen.

Komplexe Embedded-Lösung für tierische Kunden

Ginzinger Electronic Systems aus Weng im Innkreis entwickelt und produziert seit über 20 Jahren Embedded-Linux-Systeme und kundenspezifische Anwendungen in Hard- und Software. Das Unternehmen sieht sich dabei gleichermaßen als EDMS- als auch reinner EMS-Dienstleister. Das Leistungsspektrum erstreckt sich entsprechend von der Entwicklung über die Integration und Industrialisierung hin zur Produktion im firmeneigenen Maschinenpark. Dieser wurde kürzlich um das größte Einzelinvestment der Firmengeschichte erweitert und umfasst nun eine neue SMT-Bestückungslinie.

2017 präsentierte das Unternehmen eine tierische Umsetzung seines Claims „Einfache Lösungen für komplexe Herausforderungen“: Für den Auftraggeber Petwalk entwickelte Ginzinger eine elektronische Tierklappe für Passivhäuser. Nur Katzen oder Hunde, die sich über einen implantierten RFID-Chip „ausweisen“ können, erhalten Zugang zum Haus. Hinter der auf den ersten Blick überschaubaren Lösung verbirgt sich eine ausgeklügelte Embedded-Softwarelösung für den verwendeten 32-bit-Mikrocontroller und ein umfangreiches Energieversorgungsmanagement für den Fall eines Stromausfalls.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche österreichischen Unternehmen sich auf den Design-In-Bereich fokussieren und 90 Prozent Umsatz aus den Ausland machen.

Fokus auf Design-In-Bereich

Elektronikindustrie

Codico-CEO Sven Krumpel setzt auf eine nicht konkurrierende Linecard. Codico

Der Distributor Codico – kurz für the COmponent Design-In COmpany – hat sich auf passive und aktive Bauelemente sowie Verbindungstechnik spezialisiert.  Das Unternehmen mit Hauptsitz in Perchtoldsdorf im Süden Wiens und Niederlassungen in München, Treviso und Stockholm setzt seinen Fokus auf den Design-In-Bereich. Man rechnet mit einer zunehmenden Bedeutung des technischen Supports von der Entwicklungsphase bis zum Endprodukt. „Der Kunde verlangt immer tieferes technisches Verständnis, schnellstmögliche Lieferung und Informationen zum Produkt“, sagt Codico-CEO Sven Krumpel. Eine der Spezialitäten des Unternehmens sei eine frühzeitige Trenderkennung.

„Wir stehen für eine enge Beziehung zum Hersteller und bieten eine nicht konkurrierende Linecard – pro Technologie arbeiten wir nur mit einem Hersteller zusammen“, erläutert Krumpel. Bei der Connectivity und dem Internet der Dinge sind das etwa Qualcomm und Intel. „Im Power-Management-Bereich konnten wir unsere Linecard um neue innovative Linien wie zum Beispiel Recom erweitern.“ Ergänzt wurde das Portfolio auch um Relais.

90 Prozent Umsatz aus dem Ausland

Elektronikindustrie

Melecs ist der größte Elektronikfertiger Österreichs. Melecs

Die Siemens-Ausgründung Melecs ist der größte Elektronikfertiger Österreichs. Das Unternehmen bietet seinen Kunden ein breites Portfolio, das von der Entwicklung, Validierung und Industrialisierung über die Produktion bis hin zur Logistik reicht. In der hoch automatisierten Fertigung der Elektronikwerke im burgenländischen Siegendorf und im ungarischen Györ entstehen elektronische Baugruppen und Geräte in mittleren und hohen Stückzahlen. Für Low-Volume/High-Mix Anforderungen verfügt der Fertiger mit dem Werk in Lenzing (Österreich) über ein Kompetenzzentrum für Industrieanwendungen. Ein Elektronik-Entwicklungszentrum befindet sich in Wien, ein Testlabor im ungarischen Györ ermöglicht die Prüfung von Produkten in der Entwicklungsphase sowie eine kontinuierliche Validierung in der Massenproduktion.

Über 90 Prozent des Gesamtumsatzes werden im Ausland erzielt. Entsprechend international stellt sich das Unternehmen auf. Seit 2016 beliefert eine eigene Produktion im chinesischen Wuxi den asiatischen Markt in den Bereichen Automotive, Weiße Ware, Lighting, Kommunikation und Industrie. Etwa 200 Mitarbeiter sollen bis Ende des Geschäftsjahres 2017/2018 für den asiatischen Markt einen Umsatz in der Höhe von 70 Millionen Euro generieren. Für 2018 visiert das Unternehmen den US-amerikanischen Markt an und plant die Eröffnung eines Salesbüros in Auburn Hills (Michigan).

Auf der nächsten Seite geht es um Japan als Zielmarkt.

Japan als Zielmarkt

Im März 2016 wollte Recom mit der Eröffnung seiner neuen Firmenzentrale im oberösterreichischen Gmunden ein „architektonisches Statement“ setzen. Der Stromversorgungsspezialist verfügt über ein umfangreiches Portfolio von Wandlern: DC/DC und AC/DC in allen Leistungsklassen bis 240 Watt, dazu Schaltregler und LED-Treiber. Das einst mittelständische Unternehmen hat mittlerweile mehrere internationale Tochterunternehmen.

Elektronikindustrie

Recom nimmt von seinem Stammsitz in Gmunden aus den japanischen Markt in den Fokus. Screenshot

Von Gmunden am Traunsee aus nahm Recom zuletzt verstärkt die japanische Halbinsel in den Fokus: So schloss der Konzern Distributionsvereinbarungen mit den auf diesem Markt spezialisierten Distributoren Sistec und Nexty, die das Recom-Portfolio über ihre Kanäle vertreiben sollen. „Das breite Produktangebot von Recom in Kombination mit den kompetenten Vertriebsteams von Nexty und deren Kenntnis des japanischen Marktes, sind die perfekten Voraussetzungen um unseren Umsatz in Japan auf ein neues Niveau zu heben“, sagte Jordi Torrebadell, Representative Director von Japan im Dezember 2017. Die Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen sei ein „Meilenstein“ für Recoms langfristige Ziele in Japan. Hinzu kommt ein Abkommen mit dem international aufgestellten Halbleiter-Distributor Symmetry Electronics.

Vernetzung gefragt

Elektronikindustrie

System Industrie Elektronik sucht den Austausch – mit Kunden und innerhalb von Technikclustern. S.I.E.

„Den technologischen Fortschritt bedienbar machen“ – diesen Anspruch hat sich das auf HMI-Lösungen und Embedded Computing spezialisierte Unternehmen System Industrie Elektronik auf die Fahne geschrieben. Es ist eine Tochtergesellschaft des international operierenden S.I.E. Holding. Auf Basis der selbst entwickelten Embedded-Computing- und HMI-Plattformen, die Hard- und Softwaremodule umfasst, werden im Stammsitz Lustenau Lösungen für Auftraggeber aus der Medizintechnik oder auch die Industrie konzipiert und umgesetzt. Das Produkt- und Serviceportfolio erstreckt sich dabei von elektronischen Baugruppen, Display- und Touchlösungen, Medical Computing Units, Medical Monitors bis hin zum Industriedesign.

Das Vorarlberger Unternehmen setzt auf den Austausch über technologische Entwicklungen und pflegt zu diesem Zweck Mitgliedschaft in vielfältigen Technik-Clustern und Spezialistenverbänden. Neben klassischen Unternehmensverbänden und Medizintechnikclustern kooperiert es auch mit Hochschulen wie der FH Vorarlberg und der Hochschule Landshut. Mehrfach wurde S.I.E. ausgezeichnet – etwa als Lehrbetrieb oder bester Arbeitgeber Vorarlbergs.

Therese Meitinger

Redakteurin bei elektronik industrie

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