Trotz seiner Größe von gerade einmal 3,6 x 1,9 x 1,5 m3 ist der Kleinwagen Oasis aus der Ideenschmiede um den Schweizer Frank Rinderknecht aufgrund seines auffälligen Design nicht zu übersehen. Das agile E-Mobil für die Stadt soll hochautomatisiertes Fahren ermöglichen und verfügt über eine enge Anbindung an soziale Netze.
Die Basis für den Oasis bildet das IRC (Intelligent Rolling Chassis) von ZF. Dabei handelt es sich um eine Plattform für den elektrischen Antrieb, die Lenkung und das Fahrwerk. An der Hinterachse befindet sich der Electric Twist Beam, einer Kombination aus Verbundlenkerachse und zwei radnah integrierten Elektromotoren mit je 40 kW.
Diese ermöglichen eine Beschleunigung auf 100 km/h binnen 9 Sekunden sowie eine Spitzengeschwindigkeit von 130 km/h. Eine weitere Besonderheit ist die elektromechanische Lenkung, ebenfalls von ZF, die den Lenkwinkel auf 75 Grad erhöhen und bereits beim eigenen Smart Car von ZF zum Einsatz kam. Zum Vergleich: Gängige Vorderachsen haben nur rund 50 Grad Lenkungswinkel. Der erhöhte Radeinschlag erlaubt engere Wende- und Einparkmanöver, wodurch sich selbst enge Parklücken meistern lassen. Zudem ist das Fahrwerk des Kleinwagens noch mit der Torque-Vectoring-Technologie von ZF ausgestattet, die das Antriebsmoment je nach Fahrverhalten und -manöver passend auf die vier Räder verteilt und so die Lenkbewegung stabilisiert.
Für die nötige Stromversorgung sorgt ein Lithium-Eisenphosphat-Akku mit einer Kapazität von 12 kWh. Im Vergleich zu Lithium-Ionen-Speichern gelten diese Akkus als sicherer; dafür weisen sie allerdings eine geringere Energiedichte von lediglich 90 Wh/kg auf. Der eingebaute Akku soll eine Reichweite von rund 100 km ermöglichen und sich bei Bedarf mit zwei mobilen Energiespeichern (Powerbanks) erweitern lassen, die im Heckbereich des Fahrzeuges Platz finden.
Simpler, aber moderner Innenraum im Oasis
Der äußerlich so auffällige Oasis ist innen mit einer eine schlichten Mischung aus weißen und grauen Farbtönen deutlich zurückhaltender gestaltet. Zwei durchaus komfortable Sitze bilden das Zentrum des Innenraums. Vor den Insassen spannt sich ein 5k-UHD plus-Display mit einer Auflösung von 5120 x 2880, was etwa 14,7 Millionen Pixeln entspricht. Es lässt sich wahlweise als Infotainment- oder Entertainmentsystem nutzen.
Die Bedienung erfolgt über Gesten, Sprache oder Tastatur. Je nach Fahrmodus – manuell oder automatisch – passt sich die Anzeige des Displays an. Im manuellen Modus zeigt das Display wichtige Informationen wie Navigationshinweise, Geschwindigkeit, Batteriezustand oder Verkehrshinweise, aber auch Inhalte von Social-Media-Plattformen an. Im automatischen Modus kann das Display für Entertainmentanwendungen oder als Arbeitsplatz mit Office Suite zum Einsatz kommen. Passend dazu lässt sich das Lenkrad umklappen und modifizieren: Mit Hilfe eines Einsatzes wird es entweder zur Tastatur oder zu einer Ablagefläche.
Die Windschutzscheibe dient als Projektionsfläch; die Lösung des russischen Unternehmens Wayray projiziert Virtual- und Augmented-Reality-Inhalte mittels holografischer Laser-Projektionen auf die Scheibe. So lassen sich beispielsweise Navigationsanweisungen sowie Verkehrshinweise auf der Windschutzscheibe im Sichtfeld des Fahrers anzeigen.Wayray nutzt hierfür eine spezielle Folie, die in die Windschutzscheibe eingelassen ist. Im Messegeschen konnte die Redaktion zwar die optische Wirkung nicht richtig beurteilen, aber Frank Rinderknecht lobt die Wayside-Lösung sehr.
Der Oasis verfügt über eine Vielzahl von Fahrerassistenzsystemen. NXP liefert dafür eine Reihe von Sensoren sowie die Bluebox. Diese Recheneinheit sammelt die Informationen der Sensoren, verarbeitet diese und gibt die verarbeiteten Daten weiter an das Bordsystem. Die Sensoren ermöglichen eine 360-Grad-Erfassung der Umgebung, die andere Fahrzeuge sowie Fußgänger berücksichtigt. Darüber hinaus erlaubt die integrierte Car-2-Car-Kommunikation quasi einen Blick um Ecken und Hindernisse, etwa in Form von per Funk übertragenen Warnungen vor einem noch nicht erkennbaren Pannenfahrzeug. Mittels Car-2-Infrastructure-Kommunikation werden zudem Verkehrsinformationen abgefragt und an das Fahrzeug weitergegeben. So lässt sich beispielsweise die optimale Geschwindigkeit vorgeben, um die nächste grüne Ampelphase zu erreichen.
Ein Auto für viele
Rinspeed-Gründer Frank Rinderknecht hat den Oasis so konzipiert, dass sowohl eine private als auch eine gemeinschaftliche Nutzung möglich ist. So lässt sich das Konzeptfahrzeug etwa per Twitter oder Facebook von Freunden und Bekannten ausleihen. Wenn der Besitzer das Auto wieder benötigt, kann er den Oasis per App zu sich rufen oder im Voraus das Auto zu einer bestimmten Uhrzeit an einen vereinbarten Ort bestellen. Die App sorgt dafür, dass nur autorisierte Personen die Erlaubnis erhalten, dass Auto zu benutzen. Umgesetzt wurde das Zugangssystem mit einer speziellen Software von Huf, die nach Anfrage und Bestätigung einen digitalen Schlüssel für einen bestimmten Zeitraum vergibt.
Der Oasis ist also mit vielen technischen Raffinessen ausgestattet. Wem das zu viel Technik ist, der kann sich auch einfach mit einem Minigarten hinter der Frontscheibe vergnügen und im Auto als Hobby-Gärtner tätig werden. Im Gespräch mit der Redaktion räumte Frank Rinderknecht jedoch ein, dass dieser Minigarten primär als Blickfang für das Konzeptfahrzeug dient. Ihm liegt nämlich sehr daran, dass eine Diskussion über bei Oasis verwendeten Technologien in Gang kommt.
Aber auch Kurioses findet man auf der CES 2017
Hier die merkwürdigsten Gadgets:
(prm)