„Die gegenwärtigen Unwägbarkeiten lassen keine genaue Prognose für das laufende Jahr zu“, sagte Wilfried Eberhardt, Vorsitzender des VDMA-Fachverbandes Robotik + Automation. „Besser als zunächst angenommen verlief allerdings der Branchenumsatz vor dem Pandemieausbruch, wie die Jahresstatistiken für das Jahr 2019 zeigen. Die Robotik und Automation aus Deutschland verzeichnete 2019 den bisher zweithöchsten Jahresumsatz von 14,7 Milliarden Euro mit einem leichten Rückgang zum Vorjahr von 2 Prozent. Ursprünglich war ein Minus von 5 Prozent prognostiziert.“
Die drei Teilbranchen der Robotik und Automation entwickelten sich 2019 unterschiedlich: Integrated Assembly Solutions verzeichnete einen Umsatzrückgang von 4 % auf 8 Milliarden Euro. Der Umsatz der Robotik verringerte sich nur geringfügig um 2 % auf 4 Milliarden Euro. Die Industrielle Bildverarbeitung hingegen konnte leicht zulegen: Der Branchenumsatz stieg um 1 % auf 2,8 Milliarden Euro.
Neue Herausforderungen für die Robotik und Automation
Als Folge der Corona-Pandemie musste die Robotik und Automation neue Herausforderungen meistern: Sehr flexibel wurden Produktionslinien zur Massenproduktion von Atemschutzmasken und Laborprodukten erstellt. Die zunehmende Automation von Laborprozessen beschleunigt die Impfstoffentwicklung und Massentests. Desinfektionsroboter werden in Krankenhäusern eingesetzt. Selbst Kommunikationsroboter leisten ihren Beitrag, indem sie Familienbesuch virtuell in die mit Besuchsverboten belegte Pflegeheime bringen. (Lesen Sie hierzu: Welche Initiativen die Industrie im Kampf gegen Corona startet) Neue Regeln zum Infektionsschutz – Mindestabstände zwischen Menschen – forcieren den Einsatz von Robotern oder automatisierten Prozessschritten in der Produktion. Vor allem kollaborative Roboter (Cobots) können hier ihre Stärken ausspielen.
Digitalisierungsschub durch die Pandemie
Die Corona-Pandemie wird sich laut VDMA als Digitalisierungsbeschleuniger erweisen. Wie im Büroumfeld, so müssen auch in der Produktion rasch neue Technologien eingeführt werden – zum Beispiel zur Fernwartung und zur virtuellen Inbetriebnahme von komplexen Anlagen. „Digitale Dienstleistungen, die schon vor der Corona-Krise zur Verfügung standen, waren schlagartig unverzichtbar und brachten Anwender und Anbieter in eine steile Lernkurve“, sagte Eberhardt. „Das bringt die Smart Factory voran und verleiht der Robotik und Automation auch langfristig wichtige Wachstumsimpulse.“
Neue Potenziale nach Covid-19
Die Corona-Krise hat verdeutlicht, wie verwundbar die industrielle Produktion in globalen Wertschöpfungsketten ist. Die Erkenntnis, dass mehr Resilienz gefordert ist, eröffnet der Robotik und Automation neue Potenziale. Lieferketten werden überdacht. In der Folge werden kritische Teile und Produkte wieder lokaler – und mit höherer Fertigungstiefe – hergestellt. Zudem fordert der Schutz der Umwelt nachhaltigere und klimafreundlichere Produktionstechniken. Hinzu kommen noch beträchtliche Nachholeffekte aus zuvor verschobenen Investitionen. All dies wird die Nachfrage von Robotik und Automation in der Zeit nach Corona befeuern und bietet damit der Branche eine ausgezeichnete Zukunftsperspektive, schreibt der Fachverband.
Messe automatica im Dezember
Die Robotik und Automation freut sich insbesondere auf die Leitmesse automatica, die vom 8. bis 11. Dezember 2020 in München stattfinden wird. „Nach dem Beschluss des Bayerischen Wirtschaftsministeriums, die Durchführung von Messen ab dem 1. September 2020 wieder zu erlauben, schaut die Branche mit Optimismus auf die automatica. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wir erwarten einen deutlichen Wachstumsimpuls von unserer Leitmesse“, sagte Eberhardt.
Lesen Sie hierzu: Falk Senger, Geschäftsführer Messe München im Interview: Bis Herbst wird sich die Situation normalisiert haben.
(dw)
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