Während die technischen Möglichkeiten für den Einstieg in Digitalisierung und Vernetzung in den Unternehmen weitgehend vorhanden sind, bremsen Sicherheitsbedenken die Einführung von Industrie-4.0-Techniken aus. Das ergab die Studie ‚Funktions- und Datensichere Cyberphysische Systeme – FuDaSi CPS‘, die das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA zusammen mit dem Autozulieferer CSI Entwicklungstechnik erstellt hat. Dabei wurden Experten aus mehr als zwei Dutzend Unternehmen befragt.
Wer intelligente Geräte miteinander vernetzt, hat ein Sicherheitsproblem. Fertigungsanlagen könnten von Saboteuren manipuliert werden, Smart-Home-Besitzern droht die Gefahr von Einbrechern und das schlaue Auto könnte von Hackern ferngesteuert werden. Natürlich darf das System auch selbst keinen Schaden anrichten. Ein Roboter darf keinen Mitarbeiter verletzten und die Autobremse muss jederzeit funktionieren. Um die nötige Sicherheit zu gewährleisten, fehlen derzeit überzeugende Werkzeuge. Das gaben die meisten Befragten der Studie an. Für Abhilfe könnte ein Prüfsiegel sorgen, von dem sich die Unternehmen einen erheblichen Nutzen versprechen und an dessen Entwicklung sich die Mehrzahl auch beteiligen wollen. Doch ein solches Vorhaben ist nicht nur aufwendig, sondern auch organisatorisch schwer zu verwirklichen, zumal das Siegel internationale Gültigkeit haben sollte.
Offene Cloud? Nein, danke!
Weitere Ergebnisse der Studie: Aus Sicherheitsaspekten scheuen die meisten Unternehmen davor zurück, ihre Daten in einer offenen Cloud zu parken. Sie bevorzugen eine private Cloud oder fordern ein Zertifikat, das die Sicherheit garantiert. Blockchain ist zwar in aller Munde, doch auch diese Technologie stößt auf wenig Interesse. Sie habe keinen relevanten Stellenwert, heißt es. Ein wichtiger Schritt in Richtung Industrie 4.0 ist die Online-Simulation, die auf einem Steuergerät parallel zum physischen Gerät läuft. Auf diesem Gebiet sind mehr als die Hälfte der Unternehmen bereits aktiv.
Wert von Daten schwer abschätzbar
Die vielen Daten, die mit der Digitalisierung erzeugt werden, bergen nicht nur Gefahren, sondern auch Chancen. »Sie sind Geld wert«, sagt Dr.-Ing. Jürgen Henke, der stellvertretende Leiter des Geschäftsfelds Automotive des Fraunhofer IPA. So lassen sich im Auto der Zukunft möglicherweise Flottensensordaten vermarkten, etwa über Staus oder Außentemperaturen. Allerdings reagieren die Teilnehmer der Studie noch verhalten auf dieses Thema, auch weil sie den Wert der Daten bislang kaum abschätzen können.
Die Cloud erlaubt zudem das Geschäftsmodell Pay-per-Use, bei dem man nur für den Gebrauch eines Produkts bezahlt. Die meisten Befragten zeigen sich dafür aufgeschlossen – auch wenn sie ihre Produkte dann nicht mehr klassisch verkaufen können.
(dw)