Roboterhand stapelt Geld

(Bild: Andrey Popov – Adobe Stock)

Guido Bruch Guido Bruch

„Als Folge von Corona hätte ich eigentlich spezielle Investitionsförderungen erwartet. Diese gibt es aber noch nicht.“ Guido Bruch Guido Bruch

Herr Bruch, welche Voraussetzungen müssen Unternehmen mitbringen, damit sie eine Chance auf Förderung haben?

Guido Bruch: Die meisten Förderungen gelten nur für KMU, also Mittelständler mit weniger als 249 Mitarbeitern und weniger als 50 Mio. Euro Umsatz beziehungsweise mit einer Bilanzsumme unter 43 Millionen Euro. Zudem dürfen es in der Regel keine Unternehmen in Schwierigkeiten sein. Beispielsweise muss ihre letzte Bilanz ein positives Eigenkapital ausweisen.

Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Unternehmen in Deutschland, die ihre Produktion automatisieren möchten.

Guido Bruch: Generell muss man bei den Förderungen zwischen „echten“ Zuschüssen und zinsvergünstigten Darlehen unterscheiden. In Zeiten der niedrigen Zinsen hat die Bedeutung der Zinsvergünstigung natürlich nachgelassen. Die nachfolgenden Ausführungen gelten für echte Zuschüsse.

Auf Bundesebene kommt zum Beispiel das neue Programm „Digital Jetzt“ in Frage, das im September 2020 gestartet ist. Die maximale Förderhöhe beträgt hier 50.000 Euro. Allerdings werden die Gelder des Bundes stark nachgefragt.

Zusätzlich gibt es – häufig sogar interessantere – Programme des jeweiligen Bundeslandes, in dem das Unternehmen sitzt. Diese Förderungen unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Daher kann das gleiche Vorhaben in einem Land großzügig gefördert werden – dafür in einem anderen Bundesland gar nicht oder weniger. In Bayern sind es beispielsweise 50 % der Investitionssumme bis 100.000 Euro. Allerdings läuft diese Förderung Ende des Jahres aus.

Bei dieser Digitalisierungsförderung geht es üblicherweise um kleinere Zuschussbeträge von etwa 20.000 Euro. In dieser Größenklasse gibt es viele Anträge, so dass die kommunizierten Formalien eingehalten werden müssen. Hierbei werden auch selten Gespräche geführt, sondern über die Bewilligung der Förderung wird primär anhand des Antrags entschieden.

Was passiert in Bundesländern, die keine Digitalisierungsförderung anbieten?

Über den Interviewpartner

Guido Bruch ist seit 1991 gelernter Unternehmensberater mit den Schwerpunkten Finanzierung und Technologie. Er steht für Marktrecherchen oder auch einen Gang durch Produktionen zur Verfügung, um so die Machbarkeit eines Robotereinsatzes zu beurteilen. Neben konkreten Tipps hierzu informiert er über Fördermöglichkeiten und hilft bei Bedarf bei der Finanzierung. Zusätzlich ist er Betreiber des MRK-Blogs und hat das Buch „Einführung in die Mensch-Roboter-Kollaboration MRK“ veröffentlicht. Durch die Zertifizierung bei der Bafa, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, wird seine Tätigkeit zu 50 % vom Staat gefördert.

Guido Bruch: Solche Bundesländer unterstützen stattdessen regelmäßig Investitionen in strukturschwächere Gegenden. Außerhalb der Boom-Regionen Deutschlands erhalten Unternehmen häufig zwischen 15 bis 30 % Zuschuss als Regionalförderungen auf ihre Investitionen sofern sie – je nach Standort – über mehrere Jahre einen Wert von 200.000 bis 500.000 Euro übersteigen. Weitere Voraussetzungen sind unter anderem die Schaffung oder zumindest die Sicherung von Dauerarbeitsplätzen, die Teilfinanzierung der Investition mit Eigenkapital und dass mindestens die Hälfte des Umsatzes mit Kunden erzielt wird, die mindestens 50 km entfernt vom Unternehmenssitz ansässig sind.

Bei diesen Regionalförderungen werden schnell sechsstellige Beträge vergeben. Hier spielt das Auftreten der Geschäftsführung im persönlichen Kontakt eine durchaus wichtige Rolle. Ein traditioneller Familien-Unternehmer, der immer brav Gewerbesteuern gezahlt hat und lokal verankert ist, hat erstmal Pluspunkte, wenn das Förderbudget fast ausgeschöpft ist. Wichtig ist, das Vorhaben gut darzustellen und so Herzblut zu wecken. Diese Kriterien dürften wichtiger sein als der Einsatz der neuesten Technologie.

Gibt es auch eine europäische Förderung?

Guido Bruch: Einzelne Mittel können von der EU stammen beziehungsweise die EU hat das Programm erlaubt. Direkt von Brüssel vergebene Mittel gibt es nicht. Von der EU vergeben werden jedoch großvolumige Forschungsgelder, wir sprechen von mehreren Millionen Euro für Gemeinschaftsprojekte von Unternehmen verschiedener Staaten im Rahme des „Horizon 2020“-Programms. Bei diesen Verbundvorhaben haben die Beteiligten die Zielsetzung, gemeinsam etwas zu entwickeln, was sie ohne die Förderung auf Grund des dann zu hohen wirtschaftlichen Risikos nicht tun würden. Gefördert werden hierbei auch Maschinen und Roboter als Hardwarekomponenten. Allerdings nicht für den direkten Einsatz in der Produktion, sondern um diese Hardware zum Forschen und Entwickeln zu nutzen.

Sind die Förderungen an Roboter gekoppelt oder zählen auch die Peripherie beziehungsweise allgemeine Maßnahmen zur Digitalisierung dazu?

Guido Bruch: Die Förderungen betreffen in der Regel immer das breite Feld der Digitalisierung, inklusive Industrie 4.0 mit dem Ziel der Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Ausgeschlossen von der Förderung sind oftmals jedoch Produkte, die „von der Stange“ gekauft gleich eingesetzt werden können. Das heißt, es wird eine unternehmens- und aufgabenspezifische Anpassung erwartet. Bei Robotern ist dies üblicherweise der Fall. Bezuschusst wird bei der Regionalförderung generell fast alles bis auf den Grunderwerb, denn der Grund verschleißt nicht. Gerade für wachsende Unternehmen ist dies eine sehr interessante Möglichkeit. Auch meine Tätigkeit als Berater kann bis zu 50 % bezuschusst werden.

Wo sind die Fallstricke für Unternehmen?

Guido Bruch: Mit der Investition darf in der Regel erst nach Genehmigung begonnen werden. Dies hat wiederum den Vorteil, dass im Vorfeld klar ist, ob eine Förderung einkalkuliert werden kann. Gleichzeitig müssen Unternehmen erstmal in Vorleistung treten, denn das Geld wird oft nachträglich ausbezahlt. Ein Tipp: Nur wegen der Förderung sollte keine Investition getätigt werden. Zu beachten ist auch, dass das selbe Programm häufig nur einmal in Anspruch genommen werden darf. Wenn das eigene Budget begrenzt ist, sollte man sich daher auf die notwendigere Investition konzentrieren.

Bei der Regionalförderung sollen Arbeitsplätze geschaffen werden. Automatisierungs-Investitionen bedingen daher die Erwartung steigender Umsätze, so dass das Unternehmen nach einigen Jahren mehr Arbeitsplätze als zuvor anbieten kann. Bei der Regionalförderung müssen die Unternehmen auch nachweisen, dass sie eigene Mittel einbringen. Ein Finanzierungsmix 80 % Bank und 20 % Staat geht somit nicht. Die Darstellung solcher – häufig komplexerer – Investitionen samt ihrer Finanzierung und der Kapitaldienstfähigkeit gehört zu meinen Aufgaben.

Empfehlen Sie Unternehmen, die Förderung für Cobots zu verwenden?

Guido Bruch: Ich denke, dass so manches KMU zu hohe Erwartungen an Cobots hat im Hinblick auf die Taktzeiten, die dann in der gewünschten Geschwindigkeit doch nicht erlaubt sind. Mein Eindruck ist, dass KMU durch Cobots erstmal merken, dass es nicht nur teure Kuka- oder Fanuc-Industrieroboter gibt. Durch das Kennenlernen des Cobots gibt es aber häufig einen Denk- und Annäherungsprozeß sowohl bei Vorgesetzten, denen bislang ein Roboter als zu unflexibel erschien, wie auch bei Mitarbeitern, die Roboter bisweilen als Arbeitsplatzkonkurrent ansehen statt als Helfer bei unergonomischen Tätigkeiten. Dieser Annäherungsprozess kann zum Kauf von kleineren Industrierobotern oder auch Scara- oder Delta-Roboter führen.

Hat sich durch Corona die Höhe und Häufigkeit der Förderungen geändert?

Guido Bruch: Durch Corona wurde zum Teil die Bearbeitung dieser Förderungen zurückgestellt, da die Soforthilfen Priorität hatten. Die sind nun aber abgearbeitet. Als Folge von Corona hätte ich eigentlich spezielle Investitionsförderungen erwartet. Diese gibt es aber noch nicht.

Das Interview führte Dr. Martin Large, Redakteur IEE

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