„Wir gehen damit davon aus, dass wir die Produktionseinbußen des vergangenen Jahres von minus sechs Prozent bereits im laufenden Jahr wieder einholen können“, sagte Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Das Geschäftsklima in der Branche ist stabil, gleichzeitig bleiben aber Risiken für die angehobene Prognose und die weitere konjunkturelle Entwicklung: „Die größte Herausforderung liegt derzeit in der Materialknappheit und in logistischen Problemen, wie Verzögerungen in der Lieferkette“, so Weber weiter.
Im April dieses Jahres lagen die Auftragseingänge 57 % über dem entsprechenden Vorjahreswert. Gleichzeitig legten Produktion und Umsatz um 27 beziehungsweise 29 % zu. Diese extrem hohen Steigerungsraten gehen natürlich nicht zuletzt auf niedrige Basiseffekte zurück. So verbuchten die Unternehmen im April 2020, dem ersten kompletten Lockdown-Monat der Corona-Pandemie, ein kräftiges Auftragsminus. Die damaligen Rückgänge konnten jetzt allerdings mehr als wettgemacht werden.
Im Gesamtzeitraum von Januar bis einschließlich April dieses Jahres überstiegen die Auftragseingänge ihren Vorjahreswert um 24 %. Die Produktion lag hier 8 % im Plus. Die aggregierten Branchenerlöse kamen in den ersten vier Monaten auf 63,9 Milliarden Euro, womit sie um fast 9 % höher lagen als vor einem Jahr.
Klimapakt richtig, aber Maßnahmen noch unzureichend
Der Verband erkennt erste Ansätze eines ‚Dekarbonisierungsbooms‘, der positive Auswirkungen auf die weitere konjunkturelle Entwicklung der Branche haben kann. Allerdings bremse der hohe Strompreis in Deutschland – wegen der hohen Umlagen und Steuern der höchste in Europa – Investitionen in strombasierte und klimaschonende Lösungen, sagte Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung. Richtigerweise siehe der Klimapakt vor, die EEG-Umlage auf null abzusenken. Aus Sicht des ZVEI sollte dies jedoch nicht erst bis Mitte der 2020er Jahre, sondern schneller erfolgen, um Investitionen in strombasierte Lösungen den nötigen Schub zu verleihen und damit fossile Energieträger zu verdrängen.
Zudem fordert der Verband die Regierung auf, eine umfassende Strategie vorzulegen, mit der neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch der Ausbau und die Digitalisierung der Stromnetze, Speicher und Flexibilität im Energiesystem sowie der Rollout intelligenter Zähler vorangetrieben werden kann. Die im Gebäudesektor geplante Verschärfung der Energiestandards und eine mögliche Solarpflicht bei Neubauten müssen durch entsprechende Investitions-Förderprogramme flankiert werden. Hier müssen auch die Möglichkeiten technischer Gebäudeausrüstung und der Digitalisierung für mehr Energieeffizienz vermehrt zum Tragen kommen. Dabei können auch die Chancen für intelligent gesteuerte Ladepunkte am Arbeitsplatz oder Zuhause genutzt werden.